Hall-Effekt bei Germanium

Hallo liebe www-ler!

Heute nachmittag habe ich ein paar festkörperphysikalische Versuche gemacht. Dabei ging es u.a. um den temperaturabhängigen Hall-Effekt bei einem Germaniumkristall.

Dabei konnte ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass die Hall-Spannung mit der steigenden Temperatur nicht nur absinkt, sondern bei ca. 80°C sogar umkehrt!!!

Ich habe nun keine Ahnung, wie man das begründen kann. Hat von euch vielleicht jemand eine Idee und kann mir weiterhelfen?

Danke schon mal im Voraus!
Grüße
Tomm

Hallo Tomm!

Heute nachmittag habe ich ein paar festkörperphysikalische
Versuche gemacht. Dabei ging es u.a. um den
temperaturabhängigen Hall-Effekt bei einem Germaniumkristall.

Dabei konnte ich zu meinem Erstaunen feststellen, dass die
Hall-Spannung mit der steigenden Temperatur nicht nur absinkt,
sondern bei ca. 80°C sogar umkehrt!!!

Ich habe nun keine Ahnung, wie man das begründen kann. Hat von
euch vielleicht jemand eine Idee und kann mir weiterhelfen?

Ich bin zwar kein Experte in Festkörperphysik, aber ich denke, dass das mit der Ladungsträgermajorität zu tun hat.
Bei der Temperatur, bei der die Hall-Spannung 0 wird, sind offenbar Elektronen und Löcher zu gleichen Teilen am Ladungstransport beteiligt. Erwärmst Du weiter, gewinnt die andere Sorte die Mehrheit und bestimmt die Polarität der Hall-Spannung.
Vielleicht hift Dir diese Idee schon weiter.
Warum teperaturabhängig mehr Löcher oder mehr Elektronen frei sind, kann Dir vielleicht jemand anders erklären.

Gruß
Arndt

Hallo Tom,

Ich habe nun keine Ahnung, wie man das begründen kann. Hat von
euch vielleicht jemand eine Idee und kann mir weiterhelfen?

ich könnte ein paar Ideen anbieten.

Allerdings war mir ein Punkt in deiner Frage nicht ganz klar. Ändert sich die Steigung der Kurve (gibt es also ein Maximum oder Minimum) oder ändert die Hallkonstante R_H ihr Vorzeichen?

Ich vermute - und Arndt hat es auch so verstanden - daß sich das Vorzeichen der Hallkonstante ändert. Ich könnte mir gut vorstellen, daß so ein Effekt bei Germanium bei 80°C auftreten könnte.
Es wäre gut zu wisse, um welche Art Germanium es sich handelt? p-Typ, n-Typ oder selbstleitend? Meine Vermutung ist, daß du mit p-leitendem Ge gearbeitet hast. Dann ist es gut möglich, daß sich das Vorzeichen der Hallkonstante bei einer bestimmten Temperatur umkehrt. Bei ausreichender hoher Temperature (die bei Ge wegen der kleinen Bandlücke von 0.6 eV nicht hoch sein muß, 80°C z.B.) wird auch p-Material intrinsisch, also eigenleitend. Auch wenn dann die Konzentrationen von Elektronen und Löchern annähernd gleich sind, ist die Hallkonstante dennoch nicht null, da auch die (Hall-)Beweglichkeiten von Elektronen und Löchern mit in die Hallkonstante eingehen. Die Beweglichkeit von Elektronen ist viel größer als die von Löchern, daher hat die Hallkonstante das gleiche Vorzeichen wie bei einem n-Typ-Halbleiter. Wenn man also p-Material erhitzt, wird man also einen Vorzeichenwechsel in der Hallkonstante feststellen.
Beachte bitte, daß bei gleicher Anzahl von Elektronen und Löchern die Hallkonstante nicht 0 wird!

(Die Formel lautet:

R_hall = -1/e * (r_e * b²*n - r_h*p) / (b*n + p)²

wobei
e = Elementarladung
r_e, r_h = Streufaktoren für Elektronen und Löcher, ca. 1 - 1.5
n,p = Elektron-/Loch-Konzentration
b = µ_e / µ_h = Verhältnis der Elektron- und Loch-Hall-Beweglichkeiten
)

Für den Fall, daß du fragst, warum deine Hallkonstante für eine bestimmte Temperatur ein Maximum hat… die Streufaktoren in der Hallkonstanten sind temperaturabhängig. Im wesentlichen gibt es zwei wichtige Streumechanismen im Halbleiter (die natürlichen den Ladungsträgertranport beeinflussen!!). Bei tiefen Temperaturen werden Ladungsträger vor allem an (geladenen) Störstellen gestreut, durch Coloumb-Streuung. Bei hohen Temperaturen werden Ladungsträger vor allem an Phonen - Gitterschwingungen - gestreut. Die Temperaturabhängigkeit der beiden Mechanimen beträgt T^(3/2) und T^(-3/2) und für eine bestimmte Temperatur gibt es ein Extremum in der Streurate und damit ein Extremum in der Hallkonstante…

Wirf doch mal einen Blick auf

http://lapserver1.physik.uni-erlangen.de/fp/8.zip
(Teil einer Vorbereitung zu eine Praktikumsversuch in Erlangen, temp.abhängiger Halleffekt).

Gruß,

Markus