es kommt das Gerücht auf, dass die Banken den mittelständigesn Unternehmen keinen Kreditrahmen mehr offenlassen, also keinen Überziehungskredit mehr einräumen.
Wenn das stimmt, dann bricht unsere Wirtschaft zusammen!
Dann sind 4 Mio Arbeitslose eine goldene Erinnerung.
Dann werden wohl etwas 20 % der AN auf der Straße sitzen. Denn der Mittelstand ist das Rückrat Deutschlands.
Wer weiß nächeres?
Grüße
Raimund
hallo Gerüchte
Hallo Raimund.
Woher kommt denn so ein „Gerücht“? Du weißt doch selber, wie das mit den Gerüchten ist. „Bei allen PKV steigen die Beiträge um 10 % oder mehr.“ War doch heute in den Nachrichten.
Jede Bank hat ihre Geschäftspolitik. Manche wollen den Mittelstand, manche eben nicht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, daß die Konkurrenz in dem Segment durchaus da ist. Ich arbeite gerade selber an ca. 10 Neukrediten, allesamt Mittelständler zwischen 20 und 400 Mio. Euro Umsatz. Bei praktisch allen Fällen stehen wir in Konkurrenz mit anderen Banken was zeitliche und andere Vorgaben angeht.
Nein, dem Mittelstand geht das Geld nicht aus. Dumm ist nur dran, wer in den guten Zeiten die Banken mit nicht ausgenutzten Kreditlinien darstehen ließ, ohne für weiteres Geschäft zu sorgen. Wenn es sich nicht lohnt, wird die Linie halt gestrichen oder anders organisiert. Wer dann in schwierigen Zeiten auf einmal mit einem Kreditwunsch kommt, muß sich nicht wundern, wenn die Bank dankend abwinkt.
Gruß
Christian
Basel 2 und andere Stories
Hiho,
das Gespenst der Basel 2 - Bewertung geht halt um. Dabei bin ich persönlich eher froh darüber dass jetzt mal nach festen Richtlinien bewertet wird und nicht nach dem Motto: Deine Nase gefällt mir nicht.
Aber was Anderes Christian: Meine Bank versucht mir die ganze Zeit einen Kontokorrentkredit unterzujubeln
Ich brauch keinen und trotzdem melden die jedes Jahr dass ich einen bewilligt bekomme („wie besprochen“). Dass das Teil was kostet ist klar und somit rufe ich Gebetsmühlenhaft dort an und bitte um Streichung.
Was aber wenn ich jetzt mal einen brauchen würde?
bye
Rolf
Guten Morgen Rolf,
das Gespenst der Basel 2 - Bewertung geht halt um.
daß B2 immer noch als Gefahr gesehen wird, ist eigentlich der schlechten Pressearbeit zuzuschreiben, die bei den Unternehmern Ängste weckt, die in den meisten Fällen unbegründet sind. Auch bisher war es bei einem Kreditwunsch hilfreich, wenn die Eigenkapitalquote jenseits des einstelligen Prozentbereiches war. Auch bisher war es hilfreich, wenn man einen Hauch mehr verdiente als die reinen Material- und Personalkosten usw. Der Vorteil für den Kunden ist auch, so paradox das auch klingen mag, daß die Banken und Sparkassen in Zukunft ähnlich kalkulieren werden. Auf der Suche nach den günstigsten Zinssätzen wird der Kunde dann zukünftig nicht mehr bei der örtlichen Sparkasse hängen bleiben, sondern „muß“ unter allen Banken weählen. Da besteht die Chance, daß er auch mal Produkte kennenlern, die er bei der örtlichen Sparkasse so vielleicht nicht hätte bekommen können. Und diese können ihm u.U. mehr Geld sparen, als es die bisherigen Kampfkonditionen fernab jeglicher vernünftiger Kalkulation taten.
Aber was Anderes Christian: Meine Bank versucht mir die ganze
Zeit einen Kontokorrentkredit unterzujubeln
Tja, die Vertriebsleute
Ich brauch keinen und trotzdem melden die jedes Jahr dass ich
einen bewilligt bekomme („wie besprochen“). Dass das Teil was
kostet ist klar
Wieso soll der was kosten, wenn Du ihn nicht in Anspruch nimmst? Eine nackte Linie sollte eigentlich kostenlos sein. Wie heißt denn die Gebühr? Bereitstellungsprovision gibt es heute eigentlich eher selten, höchstens für Leute, die eben nicht anrufen und um Streichung eines ungenutzten Kredites bitten, wobei es mir doch neulich tatsächlich gelungen ist, einem internationalen Konzern für eine Kreditlinie von 45 Mio. Euro eine Bereitstellungsprovision von 0,2% p.a. abzuluchsen Raubritter eben.
Was aber wenn ich jetzt mal einen brauchen würde?
Also aus Kreditsicht ist es eigentlich ganz einfach: Er hat den Kredit nie gewollt, jetzt will er ihn, d.h. er braucht Geld, Gefahr Gefahr! = Kein Kredit.
Daher, wenn es nicht gar so teuer ist, wobei ich immer noch auf dem Standpunkt stehe, daß eine ungenutzte Kreditlinie eigentlich nichts kosten sollte, würde ich den Kredit einmal monatlich, vielleicht um den Ultimo (von wegen Gehälterzahlung) in Anspruch nehmen, damit das im Ernstfall „normaler“ aussieht.
So ganz von der Hand zu weisen ist der Spruch, daß man keinen Kredit bekommt, wenn man ihn braucht, nämlich nicht. Besser gefällt mir aber die Variante, daß er ihn schlichtweg zurückzahlen können muß.
Gruß
Christian
Hallo, Christian,
wenn ich Deinen Erklärungen folge, so ergibt sich für mich daraus als Fazit: Nur wer eigentlich keinen Kredit braucht bekommt einen, derjenige, der ihn eigentlich braucht, ist ein zu schlechtes Risiko.
Ja wofür, zum Teufel, brauche ich dann eine Bank? Ich war immer davon ausgegangen, dass ein Unternehmer sich zusammen mit seiner Bank in das Risiko einer neuen Unternehmung begibt. So wie es sich hier liest, ist die Bank nicht bereit, einen Teil des Risikos zu übernehmen.
Oder habe ich da etwas nicht richtig verstanden?
Gruß
Eckard - der immer noch weder Kredikarte noch Schecks verwendet und alles in Cash bezahlt.
Hallo Eckard,
wenn ich Deinen Erklärungen folge, so ergibt sich für mich
daraus als Fazit: Nur wer eigentlich keinen Kredit braucht
bekommt einen, derjenige, der ihn eigentlich braucht, ist ein
zu schlechtes Risiko.
ich scheine mich unklar ausgedrückt zu haben. Ich versuche es nochmal.
- Der Kunde darf einen Kredit brauchen, aber er muß ihn auch zurückzahlen können.
- Nicht genutzte Kreditlinie kosten auch Geld, und zwar die Bank als ganzes (Eigenkapitalkosten) und die kundenbetreuende Stelle (Risikokosten). Eine nicht ausgenutzte Linie wird irgendwann aus Kostengründen gestrichen, auch wenn Unternehmen sich gerne mit diesen Luftlinien schmücken. Wenn der Kunde irgendwann nach der Streichung (nach vielleicht 10 Jahren nicht genutzter Kreditlinie) kommt, und einen Kredit wünscht, ist man logischerweise doppelt mißtrauisch.
Jetzt klarer?
Gruß
Christian
…arbeite gerade selber an ca. 10 Neukrediten, allesamt
Mittelständler zwischen 20 und 400 Mio. Euro Umsatz.
Hallo Christian,
besonders glücklich und repräsentativ sind die genannten Umsatz-Größenordnungen im Zusammenhang mit Finanzierungsschwierigkeiten nicht. 20 Mio Umsatz - weißt Du, wie viele Handwerksunternehmen solchen Umsatz bringen? Falls nicht: Ein zu vernachlässigender Prozentsatz! Das entspricht nämlich einem 50-Mann-Laden. Von den 400 Mio € Umsatz rede ich überhaupt nicht. Um solche Zahl griffiger machen: Das entspricht einem Unternehmen, das zu DM-Zeiten an der Milliarden-Umsatzgrenze kratzte.
Der weitaus größte Teil unserer Wirtschaft hat keine 50 Mitarbeiter. Praktisch das gesamte Handwerk ist deutlich kleiner. Viele Betriebe des produzierenden Gewerbes vom Maschinenbauer, dem CNC-Fertiger, Galvanikbetrieb, die ganze Bandbreite von Hochtechnologie, Medizintechnik, Planungsunternehmen, Ingenieurbüros, sind durchweg kleiner.
Das Gros der Wirtschaft im Bereich des produzierenden Gewerbes (Handel ist vollkommen anders zu bewerten) spielt sich im Bereich einer oder weniger Mio Umsatz ab. Für viele dieser Betriebe wäre ein Wachstum in eine andere Größenordnung gefährliches Gift. Für viele Betriebe ist die sichere technologische Basis und stabile Verankerung im Markt viel wichtiger als schiere Größe. Diese Unternehmen sind das Rückgrat unserer Volkswirtschaft. Sie sind i. d. R. auf dauerhaften Bestand angelegt.
Diese Firmen brauchen niemals die zig Millionen Kredit. Sie brauchen aber einige hunderttausend €, z. B. für Investitionen. Diese Kredite sind nur noch unter großen Problemen und zu akzeptablen Bedingungen überhaupt nicht mehr zu bekommen. Natürlich ist es vernünftig, auf eine der Betriebsgröße, Umsatzentwicklung und Vorhabensdimension angepaßte Eigenkapitalausstattung Wert zu legen. Aber selbst dann sind solche Engagements sogar der örtlichen Kartoffelbank meist zu klein. Die Banker müßten sich dann nämlich mit dem Geschäft des Kunden beschäftigen und das scheint sich nicht zu rechnen oder man ist dazu i. d. R. sachlich/fachlich nicht in der Lage.
Woran es auch immer liegt, das Argument „Basel 2“ ist langsam abgegriffen. Vorschriften sind kein Selbstzweck und sie fallen auch nicht vom Himmel. Wenn nämlich dem großen Teil der Wirtschaft ein wesentlicher Produktionsfaktor fehlt, eben das Kapital, gehen davon über kurz oder lang höchst unschöne Einflüsse auf den Arbeitsmarkt und auf den Rest der Wirtschaft (dazu gehören auch die Banken) aus.
Gruß
Wolfgang
Kleinunternehmen vs. Mittelständler
Hallo,
besonders glücklich und repräsentativ sind die genannten
Umsatz-Größenordnungen im Zusammenhang mit
Finanzierungsschwierigkeiten nicht.
nun, drunter machen wir leider nix. Aber letzten Endes ist es eigentlich genau das, was man m.W. landläufig unter Mittelstand versteht.
Das Gros der Wirtschaft im Bereich des produzierenden Gewerbes
(Handel ist vollkommen anders zu bewerten) spielt sich im
Bereich einer oder weniger Mio Umsatz ab.
Sie
brauchen aber einige hunderttausend €, z. B. für
Investitionen. Diese Kredite sind nur noch unter großen
Problemen und zu akzeptablen Bedingungen überhaupt nicht mehr
zu bekommen.
Unternehmen dieser Größenordnung fallen dann aber eher in die Kategorie Kleinunternehmen, dies nur nebenbei bemerkt und damit man auch vom gleichen Schlachtfeld spricht.
Gerade von den von Dir genannten Investitionen der kleineren Unternehmen leben etliche unsere Konzernunternehmen, insbesondere die Leasinggesellschaften.
Meine Freundin betreibt ein Unternehmen der von Dir genannten Größenordnung (2 Gesellschafter als einzige Mitarbeiter) und wird (als Unternehmerin, nicht als Privatperson) ständig von den örtlichen Bankfritzen belästigt, ob man denn nicht einen Kredit brauche.
Ich kann also aus meinen Erfahrungen und denen meines Umfeldes die von Dir gemachten Erfahrungen bzw. Eindrücke nicht bestätigen. Was nichts heißen muß, zumal es hier in Düsseldorf auch wirtschaftlich recht gut läuft.
Die Banker müßten sich dann nämlich mit dem
Geschäft des Kunden beschäftigen und das scheint sich nicht zu
rechnen oder man ist dazu i. d. R. sachlich/fachlich nicht in
der Lage.
Also zumindest bei den von Dir genannten Investitionen kann m.W. (und ich habe gerade mit einem Bekannten telephoniert, der bei einer Sparkasse so tut, als würde er arbeiten) von einer Kreditprüfung m.E. nicht die Rede sein. Da läuft ein standardisiertes Verfahren ab, was die Sicherungsübereignung des Objektes der Begierde umfaßt, und gut ist.
Woran es auch immer liegt, das Argument „Basel 2“ ist langsam
abgegriffen. Vorschriften sind kein Selbstzweck und sie fallen
auch nicht vom Himmel.
Nun, Basel II wird an der Tatsache, ob ein Kredit vergeben wird, nicht viel ändern. Die Frage ist nur, was der dann kosten wird. Den Krediten, die teurer werden werden, stehen jene gegenüber, die billiger werden. Das ganze wird eben gerechter.
Der Zinssatz richtet sich zukünftig nach der Bonität, wie bisher auch. Während das aber jede Bank bisher so handhaben konnte, wie sie wollte, wird es zukünftig und dann wohl auch noch international vereinheitlicht, zumindest indirekt über die Eigenkapitalunterlegung. Das ganze dient, entgegen den Einschätzungen, die gelegentlich im TV verbreitet werden, nicht der Schädigung der Kreditnehmer. Vielmehr steht im Vordergrund die Bankenaufsicht zu vereinheitlichen und gleichzeitig Mechanismen zu installieren, die dazu führen sollen, daß es zukünftig weniger Banken zerlegt. Damit ist der Welt nämlich auch nicht gedient.
Und noch eins zum Zinssatz: Darin enthalten ist auch eine Risikoprämie, wie bei einer Versicherung. Und ein Unternehmen, bei dem eine Pleite mit einer Wahrscheinlichkeit von über 1% ins Haus steht, zahlt logischerweise ebenso eine erhöhte Prämie, wie derjenige, der sich unbedingt ein Haus am Ufer der Mosel bauen muß.
Gruß
Christian