Hallo Schweizer!

Hi!

Mal eine Frage an alle Schweizer oder Schweizkenner:

Gibt es in der Schweiz verbotene Parteien, die zur extremen linken oder extremen rechten politischen Szene gehören (vgl. z.B. in Deutschland mit der NSDAP / FAP / KPD)?

Ist die öffentliche Zurschaustellung von Symbolen verbotener Organisationen in der Schweiz unter Strafe gestellt (vgl. z.B. in Deutschland das Verbot des Hakenkreuzes als Symbol der NSDAP)?

Existiert in der Schweiz ein nach innen arbeitender Geheimdienst, dessen Aufgabe es ist, die demokratische Verfassung der Schweiz zu schützen (vgl. den deutschen Verfassungsschutz)?

[Schon erstaunlich, wie wenig man über seine Nachbarstaaten weiß]

Grüße
Heinrich

Kleiner Exkurs
Hallo Heinrich

Gibt es in der Schweiz verbotene Parteien, die zur extremen
linken oder extremen rechten politischen Szene gehören (vgl.
z.B. in Deutschland mit der NSDAP / FAP / KPD)?

Rechtsparteien: keine verbotenen
Rechts von der Mitte: SVP (Schweizerische Volkspartei)mit massiven Wahlgewinnen durch Zulauf von Zukurzgekommenen.
Bei meiner subjektiven Wertung allenfalls mit der CSU zu vergleichen, aber keinen konfessionellen Hintergrund.
Hauptthemen: Weniger Steuern, Asylanten, Ausländer, Neutralität, gegen UNO- und EU-Beitritt. Ausgesprochene Nein-Sager-Partei ohne konstruktive Vorschläge.
Sehr rechts von der Mitte: Schweizer Demokraten ( noch 1 Mandat im Nationalrat (Bundestag) und einige sehr kleine Splittergruppen, die sich aber politisch selbst erschossen haben.
Dazu noch die üblichen rechtsextremen Spinner, bzw. Nachahmungsidioten, dh. Glatze etc… Mit Deutschland nicht zu vergleichen, was die Menge (proportional!) anbelangt. Der IQ und die Leberwerte dürften vergleichbar sein…

Linksparteien: Die KP der Schweiz wurde schon vor dem 2. Weltkrieg verboten, existiert aber heute noch als PdA (Partei der Arbeit).Vor allem in der französichen Schweiz aktiv. M.W. noch drei Mandante im Nationalrat.Die erinnern nur noch sehr ferne an Kommunisten, eher linke SP. Haben absolut nichts zu bestellen.

Ist die öffentliche Zurschaustellung von Symbolen verbotener
Organisationen in der Schweiz unter Strafe gestellt (vgl. z.B.
in Deutschland das Verbot des Hakenkreuzes als Symbol der
NSDAP)?

Mir ist kein Verbot bekannt. Diese Spinner haben wohl den deutschen Gruss übernommen, aber Hakenkreuze? Zumindest mir noch nie aufgefallen.

Existiert in der Schweiz ein nach innen arbeitender
Geheimdienst, dessen Aufgabe es ist, die demokratische
Verfassung der Schweiz zu schützen (vgl. den deutschen
Verfassungsschutz)?

Dieser existiert in (hoffentlich noch) bescheidenem Rahmen. Ihm wurde durch einen Riesenskandal vor ca.15-20 Jahren die Flügel arg gestutzt.(Parlamentarische Untersuchungskommission)
Ich glaube, weiss es aber nicht genauer, dass mit dem VS kein Vergleich anzustellen ist.
Falls nötig, kannst du auf konkrete Fragen weiter Auskünfte erhalten.
Gruss + schönes WE
Mäni

hallo Mäni,
kann nicht ganz stimmen.
Ich weiß von einem Schweizer Tierschützer, der zugleich rechts-rechts ist, dass er überhäuft wird mit Prozessen. Dass die Gesetzgebung ebenfalls die Volksverhetzungsparagrafen hat.
Dass nationalsozialistische Äußerungen verboten sind. Dass das Anzweifeln der 6 Mio Toten und die Behauptung, es habe keine Vertgasungen in Auschwitz, Bergenbelsen… usw. gegeben, gerichtlich verfolgt wird.
Also ganz so rosig ist es in der Schweiz auch wieder nicht. Und es häufen sich die Einschränkungen ganz massiv.
Grüße
Raimund

Kleiner Tipp
Hallo Heinrich,

ich kann Dir empfehlen, ein wenig im Archiv der Sonntagszeitung zu stöbern. Für einen Blick hinter die Kulissen eignet sich auch Jean Zieglers „Die Schweiz wäscht weisser“, auch wenn es sich, wie der Titel schon sagt, hauptsächlich mit der Geldwäsche in der Schweiz beschäftigt. Jean Ziegler ist seit zwanzig Jahren im Nationalrat tätig.

Hallo Raimund

Ich weiß von einem Schweizer Tierschützer, der zugleich
rechts-rechts ist, dass er überhäuft wird mit Prozessen.

Du meinst bestimmt den militanten Tierschützer namens Kessler.
Der hat und hatte unzälige Prozesse (auch Sachbeschädigung) am Hals und gehört zur unbelehrbaren Sorte der Auschwitz-Lügner. Wie es im Kopf von solchen Leuten aussieht…?

Dass die Gesetzgebung ebenfalls die Volksverhetzungsparagrafen hat.

Hier meinst du das Antirassismus-Gesetz. Dieses wurde unter dem Eindruck der Erpressungen des Jüdischen Weltkongresses (Wortwahl des damaligen Bundespräsidenten) verabschiedet und hat genau das Gegenteil dessen bewirkt, was beabsichtigt war - der (verdeckte) Antisemitismus hat nicht abgenommen. Einen Volksverhetzungsparagrafen kennen und brauchen wir nicht.

Dass nationalsozialistische Äußerungen verboten sind. Dass das
Anzweifeln der 6 Mio Toten und die Behauptung, es habe keine
Vertgasungen in Auschwitz, Bergenbelsen… usw. gegeben,
gerichtlich verfolgt wird.

Mir fallen im Moment drei Holocaust-Lügner ein und die wurden auf Grund des Antirassismus-Gesetzes verurteilt. Nationalsozialistische Aeusserungen und die Sieg-Heil-Brüllerei sind nicht verboten, nur geächtet. Meinungsfreiheit! Auch ist unsere Geschichte etwas anders abgelaufen.

Und es häufen sich die Einschränkungen ganz massiv.

Mir ist trotz eines feinen Sensoriums bisher nichts aufgefallen.

Gruss
Mäni

Hallo Marco

Jean Ziegler ist seit zwanzig Jahren im Nationalrat tätig.

Jean Ziegler w a r Nationalrat für SP und ist heute Mitglied einer UNO-Unter-Kommission. Bei den letzten Wahlen ist er durchgefallen.

Ich kenne viele seiner Bücher, die sehr süffig geschrieben sind und ihm im In- Ausland etliche Ehrverletzungsprozesse eingetragen haben und die er meistens verloren hat. W.M. wird oder wurde ihm das Ruhegehalt, das er als Ex-Soziologie-Professor der Uni Genf bezieht, für Genugtuungszahlengen bis auf das Existenzminimum gepfändet.

„Die Schweiz wäscht weisser“ ist 1990 erstmals erschienen und heute in vielen Belangen überholt.

Ich finde es schade, dass seine Bücher sehr tendenziös geschrieben sind, legt er den Finger doch auf verschiedene wunde Punkte. Uebertriebene Polemik ist einem Anliegen selten dienlich.

Gruss
Mäni

Hallo Mäni!

Jean Ziegler w a r Nationalrat für SP und ist heute Mitglied
einer UNO-Unter-Kommission. Bei den letzten Wahlen ist er
durchgefallen.

Ja, ich habe es eben gelesen. Er hat nun ein UNO-Mandat als Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.

Ich kenne viele seiner Bücher, die sehr süffig geschrieben
sind und ihm im In- Ausland etliche Ehrverletzungsprozesse
eingetragen haben und die er meistens verloren hat. W.M. wird
oder wurde ihm das Ruhegehalt, das er als
Ex-Soziologie-Professor der Uni Genf bezieht, für
Genugtuungszahlengen bis auf das Existenzminimum gepfändet.

Gut, er hat Prozesse verloren (bzw. es sind noch welche im Gange), aber wir wissen ja, dass es einen Unterschied zwischen Recht haben und Recht bekommen gibt. Man kann mit Mutmassungen richtig liegen und trotzdem Prozesse verlieren. Im Grunde müsste „unsere“ BILD-Zeitung eigentlich etliche Prozesse wegen Vorverurteilung am Hals haben, aber im Einheitsbrei geht alles unter, und sie ist eben „ein bisschen“ mächtiger als ein Jean Ziegler. Deshalb sei ihm ebenso die Polemik gestattet, wenn er damit wenigstens wunde Punkte benennt, statt gleichgeschaltet darüber zu schweigen. - Ist zumindest meine Ansicht.

Hi!

Einen
Volksverhetzungsparagrafen kennen und brauchen wir nicht.

[…]

Mir fallen im Moment drei Holocaust-Lügner ein und die wurden
auf Grund des Antirassismus-Gesetzes verurteilt.
Nationalsozialistische Aeusserungen und die
Sieg-Heil-Brüllerei sind nicht verboten, nur geächtet.

Heißt das, in der Schweiz darf z.B. Hitlers „Mein Kampf“ oder Rosenbergs „Mythos des 20.Jahrhunderts“ vertrieben und verkauft werden? Sind solche Bücher in den Buchläden Basels und Zürich etwa legitim zu erwerben? Wenn es einen Volksverhetzungsparagrafen nicht gibt, müßte das doch so sein. Oder?

Meinungsfreiheit! Auch ist unsere Geschichte etwas anders
abgelaufen.

Es wäre also theoretisch folgendes in der Schweiz möglich, ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen:
a) Gründung einer politischen Partei, deren Parteiprogramm größtenteils auf dem Schriftwerk von Hitler und Rosenberg basiert
b) öffentliche Aufmärsche und Kundgebungen der neu gegründeten Partei unter Nutzung von Hakenkreuzflaggen und SS-Runen
c) Aufforderung an die Öffentlichkeit, die bestehende verfassungsrechtliche Ordnung zu beseitigen, indem die deutschsprachige Schweiz sich aus der Eidgenossenschaft löst, wobei „deutschsprachig“ alle Gebiete umfaßt, in denen mindestens 50% deutschsprachige Schweizer wohnen; fremdsprachliche Schweizer hätten die deutschsprachige Schweiz sofort zu verlassen (inkl. der Möglichkeit der Enteignung, Landesverweisung usw.)

Es geht nicht um eine solche praktische Möglichkeit, sondern ob eine Gruppierung in der Schweiz solche Aktionen (Kundgebungen, Wahlkampf, etc.) straffrei durchführen könnte, ohne vom Gesetzgeber belangt zu werden (in D wäre das unmöglich, weil spätestens der Punkt c als verfassungsfeindlich eingestuft würde)

Ich habe deine Äußerungen bisher so verstanden, daß das möglich wäre. Richtig?

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich

Heißt das, in der Schweiz darf z.B. Hitlers „Mein Kampf“ oder
Rosenbergs „Mythos des 20.Jahrhunderts“ vertrieben und
verkauft werden? Sind solche Bücher in den Buchläden Basels
und Zürich etwa legitim zu erwerben? Wenn es einen
Volksverhetzungsparagrafen nicht gibt, müßte das doch so sein.
Oder?

Ist so. „Mein Kampf“ habe ich vor einigen Jahren für ein paar Franken antiquarisch erstanden. Dieses Machwerk habe ich von A-Z gelesen, so quasi als Hintergrundinformation. Im Buchhandel habe ich Machwerke des 3. Reiches noch nie angetroffen. Wohl mangels Nachfrage. In grossen Bibliotheken kann man diese Ergüsse finden. Wer, ausser Historikern, liest heute noch diesen Schrott!

Es wäre also theoretisch folgendes in der Schweiz möglich,
ohne rechtliche Konsequenzen befürchten zu müssen:
a) Gründung einer politischen Partei, deren Parteiprogramm
größtenteils auf dem Schriftwerk von Hitler und Rosenberg
basiert

Theoretisch möglich, da Vereinsfreiheit. Ob dies auf Dauer möglich wäre, da habe ich meine Zweifel.
Die Punkte b) und c) sind demassen hypothetisch, dass man sich darüber noch nie, nicht einmal ansatzweise, den Kopf zerbrochen hat

Im Gegensatz zu Deutschland bestimmt bei uns das Volk und nicht die Regierung, was in der Verfassung zu stehen hat. Auch Aenderungen der Verfassung müssen dem Volk zur Gutheissung vorgelegt werden. Deshalb haben wir auch kein Verfassungsgericht.

Nicht chauvinistisch gemeint: Ich bin froh, in einem Land zu leben, in dem mir weder meine Vereinszugehörigkeit noch die Lektüre vorgeschrieben wird. Wie weit diese Toleranz geht, zeigt, dass die PKK immer noch nicht verboten ist. Und das als üble Organisation, die nicht auf unserm Mist gewachsen ist.

Zum besseren Verständnis der schweiz. Eigenheiten wäre ein längerer Exkurs in unsere Geschichte notwendig. Konkrete Fragen beantworte ich dir gerne.

Gruss
Mäni

Hi!

Wer, ausser Historikern, liest
heute noch diesen Schrott!

Nur als Background-Info:
In einer privat geführten Diskussion ging es um die Frage, ob rassistische, volksverhetztende oder verfassungsfeindliche Schriften veröffentlicht, verteilt oder jedermann zugänglich gemacht werden dürfen (evtl. unter Benutzung eindeutig vorbelasteter Symbole, etwa die Swastika). Hier in D ist das entsprechend gesetzliche geregelt.

Ein Diskussionsteilnehmer sagte dann, in der Schweiz gäbe es solche Einschränkungen nicht. Scheint wohl zu stimmen.

Im Gegensatz zu Deutschland bestimmt bei uns das Volk und
nicht die Regierung, was in der Verfassung zu stehen hat. Auch
Aenderungen der Verfassung müssen dem Volk zur Gutheissung
vorgelegt werden. Deshalb haben wir auch kein
Verfassungsgericht.

Das bedeutet doch, daß Bundesgesetze erlassen werden können, die der Verfassung widersprechen.

Hier in D gibt es z.Zt. ein sehr heftige Diskussion um das Thema „Stammzellengewinnung aus Embryonen“. Da das Leben laut Verfassung unantastbar ist, muß eine Definition getroffen werden, wann menschliches Leben beginnt. Kann das Parlament sich nicht einigen und ein Gesetzt wird per Mehrheit durchgepaukt, zieht die Opposition damit vor das Verfassungsgericht, um das Gesetz überprüfen zu lassen.

In der Schweiz geht das nicht (richtig?). Was macht ihr in so einer Lage? Das Gesetz akzeptieren? Jedes Mal eine Volksabstimmung?

Zwei Themen führten m.W. zu Streitigkeiten in der Schweiz: die Lockerung des Abtreibungsparagraphen (Stichwort: CVP-Schutzmodell), und das Problem des Ausbildungsanspruches auf umstrittene Praktiken bei Tendenzbetrieben (Hebammen müssen eine Ausbildung in Abtreibungspraktikem erhalten, auch wenn ihre Ausbildungsstätten - oder sie selbst - nach Glaubens- und Gewissensfreiheit dagegen sind; Interpellation des Abgeordneten Dünki im Nationalrat). In beiden Fällen geht es um verfassungsrechtliche Fragen - ohne prüfendes Verfassungsgericht. In Verfassungsfragen gibt es in der Schweiz also keine Dreiteilung der Macht. Wird das Volk wirklich wegen jeder Verfassungsfrage zur Urne gebeten?

Grüße
Heinrich

Nicht chauvinistisch gemeint: Ich bin froh, in einem Land zu
leben, in dem mir weder meine Vereinszugehörigkeit noch die
Lektüre vorgeschrieben wird. Wie weit diese Toleranz geht,
zeigt, dass die PKK immer noch nicht verboten ist. Und das als
üble Organisation, die nicht auf unserm Mist gewachsen ist.

Zum besseren Verständnis der schweiz. Eigenheiten wäre ein
längerer Exkurs in unsere Geschichte notwendig. Konkrete
Fragen beantworte ich dir gerne.

Gruss
Mäni

Zugabe
Hallo Heinrich

Das bedeutet doch, daß Bundesgesetze erlassen werden können,
die der Verfassung widersprechen.

Nein. Volksintiativen werden auf die Verfassungsmässigkeit geprüft. Gesetztesvorlagen im Parlament sowieso.

In der Schweiz geht das nicht (richtig?). Was macht ihr in so
einer Lage? Das Gesetz akzeptieren? Jedes Mal eine
Volksabstimmung?

Bei uns funktioniert die Gesetzgebung ganz anders. Wenn das Parlament ein Gesetz beschliesst, das irgendeiner Gruppierung nicht passt, kann das Referundum ergriffen und beim Zusammenkommen von 50’000 Unterschriften von Stimmbürgern eine Abstimmung erzwungen werden. (M.W. sind in Bayern in dieser Hinsicht Bestrebungen im Gang - die Regirung sieht’s scheinbar nicht gerne.)
Ein neues Gesetz kann durch die Unterschrift von 100’OOO Stimmbürgern ebenfalls beantragt werden und kommt, nach Prüfung auf die Verfassungsmässigkeit, vor das Volk.

Zwei Themen führten m.W. zu Streitigkeiten in der Schweiz: die
Lockerung des Abtreibungsparagraphen (Stichwort:
CVP-Schutzmodell)

Diese Abstimmung darüber findet demnächst statt und wird mit grosser Wahrscheinlichkeit durchkommen.

, und das Problem des Ausbildungsanspruches

auf umstrittene Praktiken bei Tendenzbetrieben (Hebammen
müssen eine Ausbildung in Abtreibungspraktikem erhalten, auch
wenn ihre Ausbildungsstätten - oder sie selbst - nach
Glaubens- und Gewissensfreiheit dagegen sind; Interpellation
des Abgeordneten Dünki im Nationalrat).

Dünki ist als Mitglied der Evangelischen Volksprartei (sehr kleine Splittergruppe) seiner Ueberzeugung verpflichtet, sein Antrag ist aber untergegangen.

Wirklich wegen jeder Verfassungsfrage zur Urne gebeten?

Ja.

Bei Gesetzen gibt es das fakultative und obligatorische Referendum. Beim Fakultativen sind die 50’000 Unterschriften notwendig.

Zugabe: Unsere Regierung (Bundesrat) besteht aus Mitgliedern aller grösseren Parteien (2 FDP, 2 SP, 2 CVP, 1 SVP). Diese Zusammensetzung trägt den Namen Zauberformel und existiert schon lange Jahre.
Eine Opposition, wie sie Deutschland kennt, ist bei uns unbekannt. Es ist pratisch immer so, dass, wenn neue Gesetze beschlossen werden auch die Partei von einem oder mehreren Bundesratmitgliedern dagegen ist. Dann wird zum Referendum gegriffen. Die als oppositionelle Handlung…
Die Mitglieder des Bundesrates haben offiziell immer eine Meinung. Dies läuft unter dem Namen Kollegialbehörde.

In so kurzer Form ist sehr schwer, die Politik in der Schweiz zu beschreiben - auch sie ein Sonderfall. Vielleicht begreifst du, weshalb unsere Lust, der EU beizutreten, gering ist. Vor allem, solange Wirtschaftskriminelle, Neofaschisten und andere unappetitliche Gestalten in EU-Ländern in Amt und Würden sind.

Gruss
Mäni, der sich schon wieder von der Arbeit hat ablenken lassen

hallo Mäni,
ich glaube, mit einem Antirassismusparagrafen erreicht man genau das gleiche wie mit dem Volksverhetzungsparagraf. Nur hat das Kind einen anderen Namen.
Grüße
Raimund

Hallo Raimund

M.E. ist dieses Gesetz völligst kontraproduktiv.(Ueber die Entstehungsgeschichte habe ich in diesem Tread bereits geschrieben.) Wenn ich über Deutsche lästern s o l l t e, wird das kommentarlos hingenommen. Lästere ich aber in der Oeffentlichkeit über die Juden… Das Resultat ist ganz eindeutig vermehrt verdeckter Antisemitisismus. Hintergründig ist, ich wette, auch der wahrscheinliche Abschuss der üppigen Solidaritäts-Stiftung eine Folge davon.

Gruss + schönen Abend
Mäni

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo!

Jean Ziegler w a r Nationalrat für SP

Er hat nun ein UNO-Mandat als
Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung.

… für den der Spiegel in seiner Ausgabe 4/2002 (S. 58ff) eine (wie ich finde) sehr gut geschriebene Homage abgedruckt hat.

Lesenswert!

Gruß,
Stefan :smile:

… für den der Spiegel in seiner Ausgabe 4/2002 (S. 58ff)
eine (wie ich finde) sehr gut geschriebene Homage abgedruckt
hat.

Lesenswert!

Danke, Stefan, ich habe sie online (http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,179113,00.html) gefunden… und begann doch gleich wieder, die Stirn zu runzeln. Das fing schon bei dem Begriff „Globalisierungsgegner“ an. Diese Kritiker sind keine Gegner der Globalisierung; sie kommen aus aller Welt und verständigen sich übers Internet - und sollen „Globalisierungsgegner“ sein? Wirtschaftssystemkritiker wäre passender, aber das wäre ja kein zündendes Schlagwort. Wie würde man wohl Menschen nennen, die das System in der BRD kritisieren: Deutschlandgegner, Nationalgegner?
   Das Lesen des Artikels über/mit Jean Ziegler habe ich nach dem dritten Teil erst einmal eingestellt. Ich schaue zwar bisweilen in den Online-Spiegel zwecks Recherchen, aber dieser Boulevardstil widert mich an. Zum Beispiel solch eine Passage:

**Ziegler, schnelle Augen, gerät ins Wippen, sein Stuhl ist alt und ächzt.

„Folgendes: 100 000 Menschen sterben täglich am Hunger und seinen unmittelbaren Folgen. 100 000. Im Jahr 2000 verhungerten auf diesem Planeten 36 Millionen, und so weiter, und so weiter. Alle sieben Sekunden stirbt ein Kind. 826 Millionen von 6,2 Milliarden Menschen sind permanent schwerstens unterernährt. Alle sechs Minuten erblindet jemand, weil er zu wenig Vitamin A hat. Und so weiter. Das, das sind die Zahlen des Horrors. Ein Völkermord geschieht. Mehr als eine Milliarde Menschen haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, vier Millionen Kinder sterben jährlich an Diarrhö. Erzähl das deinen Leuten. Die Katastrophen passieren nicht nur in New York. Die Erde aber könnte doppelt so viele Menschen ernähren, wie wir heute sind. Problemlos. 2700 Kalorien pro Mensch pro Tag. Der Genozid, mein Lieber, ist menschengemacht. Ist keine Fatalität. Erzähl das deinen Leuten.“

Der Stuhl ächzt immer lauter, immer schneller.**

Was interessiert mich dieser blöde Stuhl? Da spricht Ziegler von Hungerstoten, und Redakteur Erwin Koch scheint nichts besseres zu tun zu haben, als von der Beschaffenheit irgendeines verdammten Bürostuhls zu schreiben.
   Bist Du Dir sicher, dass es sich um eine Hommage handelt? ;o) Oder muss man heute schon froh sein, wenn Kritiker wie Ziegler überhaupt Erwähnung finden, ganz gleich in welchem Kontext?

Hallo!

begann doch gleich wieder, die Stirn zu
runzeln. Das fing schon bei dem Begriff
„Globalisierungsgegner“ an. Diese Kritiker sind keine Gegner
der Globalisierung; sie kommen aus aller Welt und verständigen
sich übers Internet - und sollen „Globalisierungsgegner“ sein?

Na ja, das dürfte nicht die einzige ungenaue Bezeichnung für eine politische Gruppe sein, oder? (Wie war das noch gleich mit der Partei mit dem „C“ im Namen?) Und sie setzen sich zumindest gegen die momentan stattfindende Form der Globalisierung ein…

Wirtschaftssystemkritiker wäre passender

Etwas zu allgemein, aber „Globalwirtschaftssystemkritiker“ würde ich durchgehen lassen - klingt auch ziemlich beeindruckend, oder?

dieser
Boulevardstil widert mich an:

**Ziegler, schnelle Augen, gerät ins Wippen, sein Stuhl ist
alt und ächzt.

„Folgendes: 100 000 Menschen sterben täglich am Hunger und
seinen unmittelbaren Folgen […] Der Genozid, mein Lieber, ist
menschengemacht. Ist keine Fatalität. Erzähl das deinen
Leuten.“

Der Stuhl ächzt immer lauter, immer schneller.**

Was interessiert mich dieser blöde Stuhl? Da spricht Ziegler
von Hungerstoten, und Redakteur Erwin Koch scheint nichts
besseres zu tun zu haben, als von der Beschaffenheit
irgendeines verdammten Bürostuhls zu schreiben.

… der für Ziegler zur ganz normalen Büroeinrichtung gehört. Das zeigt doch, wie sehr Ziegler in diesen Zahlen lebt, wie selbstverständlich für ihn die Erkenntnis der globalen Probleme und Gegensätze geworden ist - trotzdem regt es ihn immer noch auf. Das Ächzen des Stuhls hat doch schon fast was gebetsmühlenartiges. Das Bild, was ich da herausgelesen habe, war so eine Mischung zwischen Don Quichote und Sysiphus - aber vielleicht auch mehr…

Ich fand diesen Artikel deshalb so gut, weil es darin wirklich um den Menschen Ziegler geht, um sein Leben und seiner Arbeitsweise. Aus solch einem Artikel ist wesentlich mehr herauszulesen (finde ich), als z.B. aus einem sachlichen Artikel über Hungerprobleme und die Arbeit der UN. Da siehst du die Zahlen und kannst (oder willst?) sie dir gar nicht erst vorstellen. Hier ist das anders - du erfährst, dass dieser Mann die Zahlen „persönlich kennt“ - und nicht nur die Zahlen…

Bist Du Dir sicher, dass es sich um eine Hommage handelt? ;o)

Ganz sicher. Der Autor hat sich ziemlich bemüht, die Person Zieglers in den Vordergrund zu stellen, ohne dessen Aussagen direkt zu kommentieren oder zu werten. Das finde ich das besondere an dem Artikel.

Lies ihn nochmal, du wirst merken, die Grundhaltung des Autors gegenüber Ziegler ist sehr positiv…

Gruß,
Stefan :smile:

Hallo Stefan!

Na ja, das dürfte nicht die einzige ungenaue Bezeichnung für
eine politische Gruppe sein, oder? (Wie war das noch gleich
mit der Partei mit dem „C“ im Namen?)

Ja, das ist wirklich merkwürdig! Das gibt es auch noch ein schönes Spruch von Tucholsky über die SPD. Ungefähr sagte er: „Hiesse sie reformistische Partei oder Hier-können-Familien-Kaffee-kochen, so aber verkauft der Laden seine schlechten Sachen unter einem ehemals guten Namen.“ (Das war in den zwanziger Jahren!) Zu hören auch in dem Stück „Schlafen Sie gut, Herr Tucholsky“ von und mit Werner Schneyder und Dieter Hildebrandt.

Etwas zu allgemein, aber „Globalwirtschaftssystemkritiker“
würde ich durchgehen lassen - klingt auch ziemlich
beeindruckend, oder?

(o; In der Tat! Ein Horror für jeden Nachrichtensprecher.

Das zeigt doch, wie sehr Ziegler in diesen Zahlen lebt, wie
selbstverständlich für ihn die Erkenntnis der globalen
Probleme und Gegensätze geworden ist - trotzdem regt es ihn
immer noch auf. Das Ächzen des Stuhls hat doch schon fast was
gebetsmühlenartiges. Das Bild, was ich da herausgelesen habe,
war so eine Mischung zwischen Don Quichote und Sysiphus - aber
vielleicht auch mehr…

Diese Zahlen, sie sind ja auch einfach schrecklich. Du schreibst: „Trotzdem regt es ihn immer noch auf.“ Ein Problem wird ja nicht geringer, nur wenn man es oft erwähnt. Ich meine das im Hinblick darauf - was ich auch in diesen Brettern beobachten konnte - dass die Menschen auf gewisse Nachrichten nach einiger Zeit gelangweilt reagieren, über die sie sich vorher den Kopf heissgeredet haben. Als ich gestern nach dem exakten „Monitor“-Link schaute, betrachtete ich auch ein wenig die Nachrichtenthemen eines Jahres. So vieles, was noch immer im Argen liegt; so vieles, was Unmut erzeugt.

Aus solch einem Artikel ist wesentlich mehr
herauszulesen (finde ich), als z.B. aus einem sachlichen
Artikel über Hungerprobleme und die Arbeit der UN. Da siehst
du die Zahlen und kannst (oder willst?) sie dir gar nicht erst
vorstellen. Hier ist das anders - du erfährst, dass dieser
Mann die Zahlen „persönlich kennt“ - und nicht nur die
Zahlen…

Gut, dazu müssen wir auch vermuten, dass das alles stimmt, was der Autor zum Besten gibt. Was das Hungerproblem anbetrifft, hatte ich hier im vergangenen Jahr mehrere Links gepostet, u.a. Zieglers Interview mit dem Hamburger Abendblatt. (http://www.abendblatt.de/bin/ha/set_frame/set_frame…) Auch ohne die Ausschmückungen sind die Zahlen äusserst erschreckend. Erschreckend für mich vor allem deshalb, weil sich die Produktivität der Landwirtschaft durch neue Technologien immer wieder erhöht, der Welthunger jedoch nach wie vor besteht. (Und wir auch noch stattdessen Lebensmittel vernichten.)

Lies ihn nochmal, du wirst merken, die Grundhaltung des Autors
gegenüber Ziegler ist sehr positiv…

Ich werde mich bemühen. „Gebookmarkt“ habe ich jedenfalls diesen Artikel.

Guten Morgen…

Hi!

Mal eine Frage an alle Schweizer oder Schweizkenner:

Gibt es in der Schweiz verbotene Parteien, die zur extremen
linken oder extremen rechten politischen Szene gehören (vgl.
z.B. in Deutschland mit der NSDAP / FAP / KPD)?

So weit es mir bekannt ist, NEIN.

Ist die öffentliche Zurschaustellung von Symbolen verbotener
Organisationen in der Schweiz unter Strafe gestellt (vgl. z.B.
in Deutschland das Verbot des Hakenkreuzes als Symbol der
NSDAP)?

Äh, jain. Das „Problem“ haben wir in diesem Sinne nicht, da die entsprechenden Gruppierungen andere Symbole benutzen

Existiert in der Schweiz ein nach innen arbeitender
Geheimdienst, dessen Aufgabe es ist, die demokratische
Verfassung der Schweiz zu schützen (vgl. den deutschen
Verfassungsschutz)?

Ja, es nennt sich bei uns Bundespolizei. Sie ist aber nicht unbedingt dazu da, die Bevölkerung auszuspionieren sondern verfolgt und ermittelt in Bundessache. Sie kann auch keine Verhaftungen in eigener Regie ausüben, sondern muss die über die Kantonspolizei ausführen. Es ist jetzt jedoch im Gespräch die Bundespolizei mit zivilen Beamten auszubauen, die Überkantonale Vergehen verfolgen (ähnlich der Europapolizei, sollte es die geben). Es ist bis jetzt so, dass jeder Kanton eine eigene Polizei unterhält. Diese arbeitet in der Regel mit den anderen Kantonen zusammen. Auch gilt ein ausgestellter Haftbefehl in der ganzen Schweiz (daran arbeitet die EU noch) und in Fandungssachen wird intensiv zusammen gearbeitet.

[Schon erstaunlich, wie wenig man über seine Nachbarstaaten
weiß]

Ich weiss auch nicht alles über Deutschland. Wie dem auch sei. Noch ein Hinweis. Parteien sind in der Schweiz im rechtlichen Sinne „nur“ Vereine.

Gruss HaegarCH

PROTEST !!!

Dünki ist als Mitglied der Evangelischen Volksprartei (sehr
kleine Splittergruppe) seiner Ueberzeugung verpflichtet, sein
Antrag ist aber untergegangen.

Heeee, die EVP ist keine „Splittergruppe“ sondern eine eigenständige Partei!! Und immerhin haben wir im Nationalrat 3 Sitze. Des weiteren wurde an der letzen schweizerischen Delegiertenversammlung von NR du Nord (SVP) festgehalten, dass die EVP eine Partei ist, die schon vieles innerhalb des Nationalrates in eine andere Richtung brachte, als es zu erwarten war. Sie ist so das berühmte „Zünglein an der Waage“.

Gruss
HaegarCH

EVP-Delegierter, Gemeinderatskandidat, Aktuar einer Ortspartei der EVP (in der wir 3 Gemeinderatssitze haben (von 40) und schon seit Jahren den Stadtpräsidenten stellen)

Klarstellung
Hallo Andreas

Heeee, die EVP ist keine „Splittergruppe“ sondern eine
eigenständige Partei!! Und immerhin haben wir im Nationalrat 3
Sitze.

Und ob das ein Splittergruppe ist, bei ganzen 1,25 % der Nationalratssitze. Du kannst froh sein, kennen wir keine 5%-Klausel. M.W. stammen 2 dieser Sitze aus dem Kanton Bern. Hier sind die „Stündeler“ bekanntermassen stark vertreten…
Der Sitz aus dem Kanton Zürich wird sich höchstwahrscheinlich bei den nächsten Wahlen erledigen, hoffentlich.

Des weiteren wurde an der letzen schweizerischen
Delegiertenversammlung von NR du Nord (SVP) festgehalten, dass

Ich nehme an, für das berühmte Protokoll, das bei der nächsten Versammlung mit Beifall verdankt wird - lesen tuts eh keiner und den übrigen 98,5 % der Oeffentlichkeit ist es schnurzegal.

die EVP eine Partei ist, die schon vieles innerhalb des
Nationalrates in eine andere Richtung brachte, als es zu
erwarten war. Sie ist so das berühmte „Zünglein an der Waage“.

Beispiel gefragt!! Die nicken höchstens, wie die CVP auch. Dies nach dem Motto „Opportunisten vereinigt euch“.

Das „Zünglein an der Waage“, da bekomme ich doch glatt einen Lachkrampf. Mit der CVP zusammen dauernd auf die Schnauze fallen, ist keine Referenz…

Gruss
Mäni, auch CH

EVP-Delegierter, Gemeinderatskandidat, Aktuar einer Ortspartei

Parteilos, denkt eigenständig.