Hallo zusammen, wer kennt sich mit der sog. Heizlast von Gebäuden aus ?

Welche Leistung eines elektrischen Heizkörpers ist nötig, um eine Raumtemperatur von ca. 21 Grad aufrecht zu erhalten ? Laut Definition beträgt bei einer Außentemperatur von -15 Grad, einem U-Wert von 0.5 bzw. einem Gebäudewärmewert von 65 W/qm und einer Raumgröße von 60 qm die Heizlast ca. 4 KW, was einem täglichen Wärmebedarf von 96 KWh entspricht.
Das erscheint mir sehr wenig und stellt m.E. nur einen theoretischen Wert dar. In der Praxis ist die Heizleistung doch viel höher. Wie ist Eure Meinung ?

Hallo!

Dazu kann man nur wenig sagen.

Im Grunde verliert ein Raum über die Außenwände Wärme, das hängt von der Isolierung (U-Wert), dem Temperaturunterschied drinnen/draußen, und von der Fläche ab. Dazu rechnet man auch noch ein, daß regelmäßig gelüftet wird, und danach natürlich wieder hoch geheizt werden muß.

Ein Einfamilienhaus hat vier Außenwände und ein Dach, über die die Wärme der Wohnung abgegeben wird, daher muß man da mehr heizen. Die meisten Wohnungen in einem Wohnhochhaus haben dagegen nur eine einzige Außenwand, daher ist der Heizbedarf geringer.

Dein Gebäudewärmewert ist nicht besonders hoch. Ob er realistisch ist, kann man ohne genaue Kenntnis des Gebäudes nicht sagen.

Grundsätzlich geht die Rechnung von einem extrem kalten Tag aus, und gibt daher eher den Maximalwert an. In der Realität ist das aber selten, und man muß eigentlich weniger heizen.

Allerdings ist das Heizverhalten ja auch sehr subjektiv. Es gibt Leute, die brauchen rund um die Uhr 23°C, andere fühlen sich auch bei 19°C wohl.
Von daher ist der Wärmebedarf eher eine theoretische Größe, mit der sich unterschiedliche Gebäude vergleichen lassen, ja.

Das empfohlene stündliche Stoßlüften zur Verminderung der Feinstaubbelastung zumindest kann da nicht eingerechnet sein.

Moin,

Bei älteren Gebäuden spielt die Lüftung eine untergeordnete Rolle, da sie luftdicht wie ein kleines Zelt sind. Bei moderneren ist das anders, aber Feinstaub ist nicht das Problem. Es ist der Eintrag von Feuchtigkeit (primär die des Menschen) und die benötigte Menge an Frischluft, die man so zum Leben benötigt.
Heutzutage gilt: es ist keine Empfehlung, es ist ein zwingendes Muss, so man denn keine biologischen Experimente mit Schimmel im Haus veranstalten möchte.
Ulrich

Moin,

Es gibt zunächst den Energiebedarf nach der EnEV, der das sagt, dass bei einer Normtemperatur (die hängt vom Standort ab) eine bestimmte Leistung benötigt wird, um das Haus auf typisch 20 Grad zu halten.
Dann gibt es noch die Heizlastberechnung nach DIN EN 12831 (siehe http://www.bosy-online.de/Heizlastberechnung_nach_DIN_EN_12831.htm ).

Aus obigem Link zum Thema Normtemperatur:

Norm-Außentemperatur
Die Norm-Außentemperatur gibt die Lufttemperatur für Regionen
in Deutschland an, in denen das tiefste Zweitagesmittel,
das 10-mal in 20 Jahren erreicht oder
unterschritten wurde und ist in der Tabelle 1 nationalen Anhang NA der
DIN EN 12831 für Städte mit mehr als 20.000
Einwohnern aufgelistet. Orte, die dort nicht enthalten sind,
werden mit dem Wert des nächstgelegenen in der Tabelle aufgeführten
Ortes ähnlicher klimatischer Lage angesetzt.

Bei gut gedämmten Häusern kommen dann noch die inneren Wärmequellen wie elektrische Geräte und auch der Mensch dazu. Pro Person kommen dann noch 100 bis 120 Watt hinzu. Dazu gibt es evtl. noch die kontrollierte Wohnraumlüftung mit Wärmerückgewinnung, zwingend bei gut bis extrem gut gedämmten Häusern.

Kann höher sein. Wer seine liebgewordenen Angewohnheiten „Ich schlafe seit 50 Jahren mit ganzjährig geöffnetem Schlafzimmerfenster!“ nicht ändert, darf sich dann über einen Mehrverbrauch nicht wundern.

Die Rechnungen bilden die Theorie ab. Wenn man deren Inhalte gut umsetzen kann, dann passt das.

Ulrich

Moin,

in der Praxis blicke ich von meinem Schreibtisch auf ein vor vier Jahren erbautes Einfamilienhaus des Nachbarn mit 120m² Wohnfläche plus Vollkeller, welches mit einer Wärmepumpe beheizt wird, die überhaupt nur 8kW Heizleistung hat.

Den elektrischen Heizstab (Zusatzheizung, Notbetrieb) hat mein Nachbar deaktiviert (den habe ich damals über einen eigenen Sicherungsautomat geführt), der wird nicht benötigt.

Klappt also!

(Er hat natürlich eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung.)

Da braucht man keine „Meinung“ sondern nur rechnen.
Der Wert ist plausibel für ein älteres Objekt.

Gut gedämmte Häuser kommen heute leicht mit 3 KW für 200m² auf 2 Geschossen aus.