Haltbarkeit von Paradoxa

(was ist Plurar von Paradoxon??)

Hallo Leute,
bin gerade bei Wikipedia über den Artikel „Paradoxon“ gestolpert
http://de.wikipedia.org/wiki/Paradoxon

und da über einen stillstehenden Pfeil
http://de.wikipedia.org/wiki/Zenon_von_Elea

Entgegen dem, was dort steht, sehe ich das Paradoxon gelöst, durch die Einführung des Begriffs „Impuls“
Eine Momentaufnahme eines Pfeils bewegt sich nicht, klar. Aber dieser (stillstehende) Pfeil hat Eigenschaften, wie z.B. Farbe, Masse, Länge und IMPULS. Dieser sorgt dafür, dass -sobald Zeit verstreicht- Bewegung vorhanden ist.
In Wikipedia jedoch wird irgendwas von Unschärferelation gefaselt, dass mir nicht ganz einleuchtet.

Hier im Brett bin ich allerdings gelandet, da mir jetzt die Frage hochkam, was ein Paradoxon ausmacht, wenn doch die Definition eines neuen Begriffs „Impuls“ ausreicht, es zunichte zu machen.
Genauso wie Achilles’ Schildkröte, die erst seit „Erfindung“ der Differentialrechnung und unendlichen Reihen ins Ziel kommen darf.

Wieso kann man ein Paradoxon durch Definition neuer Begriffe (die durchaus berechtigt und wohlbegründet sind) aushebeln?

Gruß
jartUl

Hallo erstmal.

(was ist Plurar von Paradoxon??)

Paradoxi, da lateinisch

Hallo Leute,
bin gerade bei Wikipedia über den Artikel „Paradoxon“
gestolpert
http://de.wikipedia.org/wiki/Paradoxon

und da über einen stillstehenden Pfeil
http://de.wikipedia.org/wiki/Zenon_von_Elea

Entgegen dem, was dort steht, sehe ich das Paradoxon gelöst,
durch die Einführung des Begriffs „Impuls“
Eine Momentaufnahme eines Pfeils bewegt sich nicht, klar. Aber
dieser (stillstehende) Pfeil hat Eigenschaften, wie z.B.
Farbe, Masse, Länge und IMPULS. Dieser sorgt dafür, dass
-sobald Zeit verstreicht- Bewegung vorhanden ist.
In Wikipedia jedoch wird irgendwas von Unschärferelation
gefaselt, dass mir nicht ganz einleuchtet.

Ein Pfeil fliegt durch die Luft und wird an verschiedenen Zeitpunkten
fotografiert. Auf den Bildern steht er. Wie kann er sich also bewegen, wenn
er doch stillstehen soll ? Hier könnte man eine stetige Bewegung als Folge (fast) unendlich vieler diskreter Zustände auffassen.

Hier im Brett bin ich allerdings gelandet, da mir jetzt die
Frage hochkam, was ein Paradoxon ausmacht, wenn doch die
Definition eines neuen Begriffs „Impuls“ ausreicht, es
zunichte zu machen.
Genauso wie Achilles’ Schildkröte, die erst seit „Erfindung“
der Differentialrechnung und unendlichen Reihen ins Ziel
kommen darf.

Wieso kann man ein Paradoxon durch Definition neuer Begriffe
(die durchaus berechtigt und wohlbegründet sind) aushebeln?

Naiv erklärt: weil die Voraussetzung für das Paradoxon falsch waren.

HTH
mfg M.L.

(was ist Plurar von Paradoxon??)

Paradoxi, da lateinisch

Ohnein! Paradoxa - wie in der Titelzeile! -, da griechisch!
Wie Kommata, Paradigmata, Lemmata und Dilemmata …

Gruß Fritz

2 Like

Auflösung von Paradoxien
Hi Jartul

als „gelöst“ kann man das Pfeilparadoxon betrachten nicht durch den Begriff Impuls (oder überhaupt durch Einführung eines Begriffes). Es ist vielmehr so, daß manche Paradoxa in einem Begriffsfeld ebensolche sind, und in einem anderen aber nicht.

Anders gesagt: Wenn bestimmte Begriffssysteme oder Konzepte zur Verfügung stehen, kann man manchmal Paradoxa „auflösen“ (nein, nicht „aushebeln“). Und so ist es mit dem „Fliegenden Pfeil“-Paradoxon:

In der Physik hat man bei der Beschreibung kinematischer Prozesse die Möglichekit, das Koordinatensystem zu wählen, in dem man die Bewegungen beschreibt. Zwischen diesen Koordinatensystemen gibt es dann Koordinaten-Transformationen - in diesem Fall braucht man nur die sogenannte Galilei-Tranformation. Der Pfeil ruht tatsächlich im sog. „mitbewegten System“. In diesem ist aber die gesamte Umgebung des Pfeiles in einem Bewegungszustand, und DAS wird in der Darstellung des Zenon unterschlagen - vermutlich absichtlich, aber zu dieser Zeit waren Begriffe von Koordinatensystemen noch unbekannt.

Im mitbewegten System hat der Pfeil übrigens auch keinen Impuls, dafür aber die Umgebung.

Im sog. „Laborsystem“ ruht der Pfeil jedoch nicht. Und in diesem System hat der Pfeil in jedem Punkt eine

„Momentan-Geschwindigkeit“ dv = ds/dt 0

die man aber erst nach Einführung der Differentialrechnung formulieren konnte. Man kann also sagen, daß das Szenario im Konzept der Newtonschen Physik kein Paradoxon ist, und das ist gleichbedeutend mit der Formulierung, in der Newtonschen Physik sei das Paradoxon „aufgelöst“. Mit dieser Kenntnis kann man ratrospektiv also sagen, daß Zenon unterschlagen hat, daß das System, in dem man die Bewegung beschreibt, galilei-transformierbar ist.

Auch das Paradoxon „Dieser Satz ist falsch“ gilt als aufgelöst, wenn man die sprachphilosophische Unterscheidung von Objektsprache und Metasprache zur Verfügung hat. Dann kann man diesen Satz „Dieser Satz ist falsch“ vom Subjekt „dieser Satz“ des Satzes „Dieser Satz ist falsch“ unterscheiden …

Man unterscheidet ferner auch zwischen logischen und pragmatischen Paradoxa:
„Alle Kreter lügen“, sagt ein Kreter ist ein logisches Paradoxon,
Ein Barbier soll ausschließlich alle Männer rasieren, die sich nicht selbst rasiern ist ein pragmatisches Paradoxon.

In Wikipedia jedoch wird irgendwas von Unschärferelation
gefaselt, dass mir nicht ganz einleuchtet.

Der Quanten-Zeno-Effekt ist keineswegs „Gefasel“, aber er ist für deine Fragestellung nicht relevant.

Gruß

Metapher

Etymothologie ist ja schön…
… und ich weiß jetzt warum der Plural von Paradoxon Paradoxa ist, aber könnte man vielleicht mal versuchen auf die Frage einzugehen? Oder ist das ein Prinzip in der Philosophie, dass man aneinander vorbeiredet?
Oder ist diese Frage einfach zu banal, d.h. unter Eurer Würde?? Wenn ja, wäre ich Euch sehr dankbar mich aufzuklären; ich habe wirklich ein Problem damit, dass Paradoxa durch Einführung/Definition neuer Begriffe aufgehoben werden können.
Das würde nämlich bedeuten, dass es keine Paradoxa gibt! Nur welche, die heute gelten, morgen könnten sie aus der Welt geschafft sein.

Und das führt mich zu einem logischen Paradoxon:
„Dieser Satz ist falsch“
Wenn es nur eines passenden Begriffs bedarf, ist es eine Frage der Zeit, bis es ausgehebelt wird. Das glaube ich aber nie und nimmer! Logik ist inhärent gegenüber Definitionen/Anschauungen, oder??

gruß
jartUl

Hallo Jartul,

Oder ist diese Frage einfach zu banal,

ja

d.h. unter Eurer
Würde??

Hat damit nichts zu tun

ich habe wirklich ein Problem damit, dass Paradoxa durch
Einführung/Definition neuer Begriffe aufgehoben werden können.
Das würde nämlich bedeuten, dass es keine Paradoxa gibt!

Stimme ich Dir zu: solche Paradoxa wie Zenons Pfeil besitzen in der Tat keine Realität jenseits der Begrifflichkeit in der sie formuliert sind; deshalb lassen sie sie durch Veränderung von Begriffen auch auflösen.
Die Formulierung von Paradoxien hat aus meiner Sicht die Funktion, Begrifflichkeiten als solche eingehend zu reflektieren, nicht aber eine Beschreibung der Welt zu sein.

Ein nettes, günstiges, leicht verständliches Büchlein voll klassischer Paradoxa:
Sainsbury, Paradoxien
http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3150181356/302…

Und das führt mich zu einem logischen Paradoxon:
„Dieser Satz ist falsch“

worin besteht hier die Paradoxie?

Viele Grüße
franz

Hallo Franz,
dachte gar nicht, dass es banale Fragen in Philosophie geben kann, aber man lernt nie aus :wink:

Stimme ich Dir zu: solche Paradoxa wie Zenons Pfeil besitzen
in der Tat keine Realität jenseits der Begrifflichkeit in der
sie formuliert sind; deshalb lassen sie sie durch Veränderung
von Begriffen auch auflösen.
Die Formulierung von Paradoxien hat aus meiner Sicht die
Funktion, Begrifflichkeiten als solche eingehend zu
reflektieren, nicht aber eine Beschreibung der Welt zu sein.

Wunderbar! Damit kann ich leben: Paradoxa geben die Mängel der Sprache/Begriffe wider, nicht der Realität!

Und das führt mich zu einem logischen Paradoxon:
„Dieser Satz ist falsch“

worin besteht hier die Paradoxie?

Annahme: Dieser Satz ist unwahr; Folge --> Aussage ist „Wahrheit“
Annahme: Dieser Satz ist wahr: Folge --> Aussage ist „Unwahr“
Egal welchen Lösungsansatz man versucht, man kommt zu einem Widerspruch, das ist für mich ein Paradoxon, oder nicht?

Ich habe Dein empfohlenes Buch noch nicht gelesen, aber ich bin sicher man findet auch das Beispiel da drin:
„Kann ein allmächtiges Wesen einen Stein erschaffen, den es nicht hochheben kann?“

Diese Paradoxa können doch nur gelöst werden, indem man „mangelhafte“ Sprache unterstellt, oder?

gruß
jartUl

Hallo Jartul,

Und das führt mich zu einem logischen Paradoxon:
„Dieser Satz ist falsch“

worin besteht hier die Paradoxie?

Annahme: Dieser Satz ist unwahr; Folge --> Aussage ist
„Wahrheit“
Annahme: Dieser Satz ist wahr: Folge --> Aussage ist
„Unwahr“
Egal welchen Lösungsansatz man versucht, man kommt zu einem
Widerspruch, das ist für mich ein Paradoxon, oder nicht?

Jetzt verstehe ich natürlich worauf Du hinauswillst!
Das Problem ist hier, dass sich der Satz auf sich selbst bezieht, also wahr ist, wenn er falsch ist und falsch ist wenn er wahr ist
-> Paradoxon

Und eben einen solchen Satz kann man durch begriffliche Veränderungen ent-paradoxieren, etwa dann, wenn man das Deiktum „dieser“ mit Informationsgehalt belegt, etwa so:
„Ein Tag hat 27 Stunden“. Dieser Satz ist falsch.
-> kein Paradoxon

Ich habe Dein empfohlenes Buch noch nicht gelesen, aber ich
bin sicher man findet auch das Beispiel da drin:
„Kann ein allmächtiges Wesen einen Stein erschaffen, den es
nicht hochheben kann?“

  1. Das allmächtige Wesen kann einen Stein erschaffen, den es nicht hochheben kann, weil es allmächtig ist.

  2. Das allmächtige Wesen kann dies nicht, weil es grundsätzlich jeden Stein hochheben kann; bzw. es kann jeden Stein hochheben, weshalb es einen solchen Stein nicht erschaffen kann.
    -> Paradoxon

mögliche Auflösung: das allmächtige Wesen kann aber, da es per definitionem alles kann , zugleich einen solchen Stein erschaffen und einen solchen Stein nicht erschaffen;

hier könnte man dann andere Weisen der Auflösung eruieren;
man kann auch die von mir eben vorgeschlagene Auflösung kritisieren, und man kommt so vielleicht zu der Frage, ob denn ein allmächtiges Wesen, also Gott, an die Logik gebunden sei, ob Gott tatsächlich allmächtig ist, ob man überhaupt ein allmächtiges Wesen denken kann, ob man Gott allmächtig denken sollte, etc.

Eben das, eine Diskussion über Begrifflichkeiten und Annahmen anzuregen, betrachte ich als die Funktion von Paradoxa.

Übrigens habe ich im letzten Posting ein wenig leichtfertig behauptet, Paradoxa hätten nichts mit der Realität zu tun; sie haben mit Begrifflichkeiten, also mit der Beschreibung der Realität zu tun; nun halte ich die Beschreibung der Realität aber selbst für Realität. Aber das nur by the way.

Viele Grüße
franz

Hallo Jartul!

Ok, dann laß uns das ein wenig beleuchten:

Dein Problem ist keinesfalls banal, sondern hat in
der Geschichte der Philosphie schon zu viel Kopfzerbrechen
geführt! Du mußt ersteinmal mindestens zwischen 2,
nämlich dem dialektischen und dem logischen Widerspruch
differenzieren und darfst diese nicht vermischen, wie du
das hier tust! Zum besseren Verständnis:
Die Dialektiker wenden sich gegen den Versuch, die
Wirklichkeit als statisches System mit unveränderlichen
Größen aufzufassen und plädieren dafür sie als
dialektische Totalität, als eine sich dynamisch
entwickelnde Ganzheit anzusehen. Der Begriff Widerspruch
wird von ihnen teils rein deskriptiv im Sinne
von Wechselwirkung verwandt. D.h. ihr denken ist ist ein
Verfahren, dessen Ziel es ist durch den Wechsel von
Argument und Gegenargument die Begrenztheit
der jeweiligen Theorie zu erkennen und zu überwinden.
Die berühmte Triade: These, Antithese, Synthese.

Während hingegen der logische Widerspruch auf einen
Fehler in einem deduktiven Argumentationszusammenhang
hinweist, der entweder schon in den Prämissen
enthalten ist oder in den Konklusionen als Argumentationsfehler entstanden ist.
Den logischen, kontradiktorischen Widerspruch nennt man Antinomie.
Symbolisch stellt man das so dar:

A   A (@Tychi, wieso übernimmt das System die Zeichen nicht?)
Das System will nicht so wie ich will, die Symbole stimmen
natürlich so nicht, vielleicht kann das jemand korrigieren?

Eine Antinomie bezeichnet also einen Widerspruch, der
im Gegensatz zum Scheinwiderspruch einer Paradoxie,
mit allgemein anerkannten Beweismitteln hergeleitet ist.
Ein bekanntes Beispiel ist die „Antinomie der Mengenlehre“,
welche die Mathematik in eine Grundlagenkrise stürzen ließ!
Russell und Whitehead haben diese und ähnliche Antinomien
durch ihre Typentheorie, in den „Principa mathematica“
ausgeschlossen, allerdings nur durch ad hoc Verbote,
also extra für diesen Zweck geschaffene!

„Dieser Satz ist falsch“ etc. sind eher Sophistereien!

Dein Link ist ja schon umfangreich genug, als dass ich noch weiter
ausholen müßte! Du kannst aber gern noch weiter differenzieren:
semantische P., religiöse P. wie beispielsweise Kierkegaard,
der ein P. in der Offenbarung des ewigen Gottes in den zeitlich
begrenzten Erfahrungen der Menschen sieht etc.

Gruß
HC

Hi,

A   A (@Tychi, wieso übernimmt das System die
Zeichen nicht?)

Logische Antinomie:
A Λ ¬ A

Gruss,

Herb

Hi,

danke! :smile:

Übernimmt das System denn ganz schlicht von word
eingefügte Zeichen nicht?
Hast du das von Hand eingegeben oder gibt es einen Kniff?

Gruß
HC

Hi ho,

bitte, gern geschehen. Ich hab das aus dem Wikipedia Artikel zur Antimonie kopiert. Word hat so seine Probleme, wenn man da was rauskopieren will.

Grüsse,

Herb

Sonderzeichen
Hallo HC

A ? ? A (@Tychi, wieso übernimmt das System die
Zeichen nicht?)
Das System will nicht so wie ich will, die Symbole stimmen
natürlich so nicht, vielleicht kann das jemand korrigieren?

Da kann ich dir auch nicht helfen. Im Fremdsprachenbrett habe ich
auch schon gefragt, warum ich griechische Schrift nicht einfuegen
kann, aber es muss irgendwie an den Browsern liegen, die man benutzt.

Gruss, Tychi