Hallo aqua-alta,
Kannst du das mal näher erläutern?
Aber gerne doch 
In der Welpenschule mit meinem Hund wurde mir erzählt, dass gerade Welpen ihr Herrchen/Frauchen besonders im Auge behalten
Richtig.
und man jedes freiwillige Herankommen (etwa nach plötzlichem Richtungswechsel, Verstecken) mit Leckerli belohnen solle.
Hier fängt’s schon an mit den Schwierigkeiten. Richtig ist, dass man unbedingt JEDE vom Hund ausgehende Kontaktaufnahme - auch einen simplen Blickkontakt - positiv verstärken sollte. Futter ist am Anfang prima, begleitet von Lob, bei dem man aber vermeiden sollte, in den höchsten Stimmlagen rumzuquietschen (eine schlechte Angewohnheit vieler Hundetrainer).
Richtig ist ebenfalls, dass man durchaus öfter mal die Richtung wechseln kann. Schlecht ist, Versteckspielchen zu machen. Grund: Der Hund erkennt das nach kurzer Zeit genau als das: Ein Spiel. Ganz nebenbei lernt er, dass er er nicht aufpassen muss, was sein Mensch macht (was ja der Hintergedanke bei diesem Spiel ist), sondern einfach nur seine Nase einsetzen muss, um ihn wiederzufinden. Man erreicht nach einigen Wiederholungen also genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich beabsichtigt hat. Es gibt Hunde, die sich angewöhnen absichtlich „wegzuschauen“, damit sich Frauchen versteckt. In den meisten Fällen wird den Hunden das Spiel aber irgendwann langweilig, weil sie gelernt haben, dass der Mensch schon irgendwann wieder auftaucht. Und während sich Frauchen versteckt, gehen sie mal derweil anderen Interessen nach. Meist ruft Frauchen dann irgendwann sowieso
.
Aber auch Üben des Abrufens wurde uns von Anfang an nahegelegt.
Das ist grundsätzlich okay. In Sachen Schleppleinentraining ist es dennoch kontraproduktiv. Wenn das Ziel ist, dass der Hund selbstständig dafür sorgt, dass der Chef nicht verloren geht, funktioniert es nicht, wenn der immer wieder von sich aus Laut gibt. Damit bringt er dem Hund bei, dass er machen kann, was er will und es völlig reicht, wenn er auf den Ruf reagiert.
Damit könnte man nun auch zufrieden sein - das Problem ist aber, dass meist recht schnell der Punkt erreicht ist, an dem der Hund beginnt, das Rufen zu ignorieren. Die meisten Besitzer halten das anfangs für Zufall - was es nicht ist - und rufen mehrmals oder beginnen dieses blöde Spiel, sich zum Affen zu machen, damit der Hund reagiert. Das funktioniert dann wieder ein Weilchen - bis der Hund sich daran gewöhnt hat und auch das ignoriert.
Das Ergebnis ist meist ein Hund, der nichts weniger als sicher abrufbar ist.
Im vorliegenden Fall haben wir zudem keinen Welpen, sondern einen Hund, dem seine neue Besitzerin derzeit noch ziemlich schnuppe ist. Wenn der nicht lernt, dass er sich um sie zu kümmern hat, wird er draußen machen, was er will. In einem solchen Fall sind aber noch ganz andere Maßnahmen fällig, um Bindung herzustellen - deswegen die Empfehlung Baumann.
Mein Welpe hat mich damals voll und ganz vergessen, wenn irgendwo ein anderer Hund, ein Jogger oder Fahrradfahrer auftauchte (ganz schlimm waren Traktoren, hinter denen er her rannte).
Er hat dich nicht „vergessen“. Damit redet man sich Ungehorsam nur schön
. Er hat dich ignoriert. Er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits gelernt, dass du schon dafür sorgen wirst, dass er nicht verloren geht.
Das sichere Abrufen war und ist bei meinem Hund auch oft Gefahrenabwehr für ihn!
Keine Frage. Gehorsam macht frei. Nach meiner Erfahrung funktioniert SICHERES Abrufen aber dauerhaft nur, wenn der Hund für den Fall des Nichtgehorchens auch Strafe erfährt.
Schöne Grüße,
Jule