Handhabung Schleppleine

Hallo liebe wwwler,

ich habe seit ein paar Wochen einen 3jährigen Franzbully, die es nicht wirklich gelernt hat a) lange zu laufen und b) ohne Leine zu laufen. Bei unseren täglichen Spaziergängen lasse ich sie nur auf wenigen Metern von der Leine (auf einen Stück unseres Moorweges, das nach allen Seiten seeehr weit einsehbar ist).
Mein Boxermix läuft die meiste Zeit frei und ist gut abrufbar, aber dem sturen Bully kann ich da nicht wirklich trauen. Ich habe nun das Immer-mal-wieder-zu-mir-Rufen mit Leckerli-Verstärkung probiert und das klappt auch schon ganz gut.

Da ich ihr aber auch „kontrolliert“ auf den anderen Strecken etwas mehr Bewegungsfreiheit gewähren möchte, dachte ich nun an die Anschaffung einer Schleppleine.
Ist das sinnvoll?

Und wie handhabt man die? Ist man dann da ständig am Einsammeln und Ausrollen oder lässt man die einfach auf dem Boden schleifen und greift nur nach Bedarf zu um sie zu kürzen?
Bin da etwas unbedarft, weil unser erster Hund da sehr pflegeleicht war/ist :wink:

Danke für Tipps (und alle anderen Hinweise, wei man einem nahezu ausgewachsenem Hund „Leinelaufen“ beibringt),

viele Grüße
finnie

(PS. Wer sich noch erinnert: mit dem Kater läuft es besser, sie lieben sich zwar nicht, aber zerfleischen tun sie sich auch nicht :wink:

Hallo,

Ich habe nun das Immer-mal-wieder-zu-mir-Rufen mit Leckerli-Verstärkung probiert und das klappt auch schon ganz gut.

Dieser Weg ist der falsche. Egal, ob mit oder ohne Schleppleine: Der Hund soll lernen, von sich aus auf seinen Menschen zu achten, ihn nicht aus den Augen zu lassen und sozialen Kontakt aufzunehmen. Durch häufiges Rufen verdirbt man sich das grundlegend.

dachte ich nun an die Anschaffung einer Schleppleine. Ist das sinnvoll?

Eine Schleppleine ist in meinen Augen das einzig sinnvolle Mittel, um soziale Distanz und Nähe zu regeln.

Und wie handhabt man die? Ist man dann da ständig am Einsammeln und Ausrollen oder lässt man die einfach auf dem Boden schleifen und greift nur nach Bedarf zu um sie zu kürzen?

Sowohl als auch. Wenn du eine Aktion vorhast - z.B. einen Richtungswechsel - nimmst du das Schleppenende in die Hand und gibst OHNE vorher den Hund anzusprechen, ein Leinensignal. Ansonsten kannst du sie schleifen lassen.

Wichtig: Wähle eine Leine, die keine Brandwunden in der Hand verursacht und die sich nicht voll Wasser saugt. Lass dir nicht erzählen, die Leine müsse einen Knoten haben.

Ich kann dir in diesem Zusammenhang - der ein sehr komplexer ist - Thomas Baumann ans Herz legen:
Am besten in einem Seminar, für den Einstieg aber auch hier:
http://www.dogspot.de/hunde-kolumnen/thomas_baumann/…

Schöne Grüße,
Jule

Hallo Jule, danke für den Link, werd ich mir mal in Ruhe anschauen.

Ich habe nun das Immer-mal-wieder-zu-mir-Rufen mit Leckerli-Verstärkung probiert und das klappt auch schon ganz gut.

Dieser Weg ist der falsche. Egal, ob mit oder ohne
Schleppleine: Der Hund soll lernen, von sich aus auf seinen
Menschen zu achten, ihn nicht aus den Augen zu lassen und
sozialen Kontakt aufzunehmen. Durch häufiges Rufen verdirbt
man sich das grundlegend.

Okay, dann soll ich sie laufen lassen bis ihr „Freigang“ beendet ist oder soll ich sie gar nicht frei laufen lassen?

Danke nochmal,
finnie

Hallo zusammen!

Keine gezielte Werbung - aber sowohl aus jagdlicher Rüdemann- wie auch Hundeausbildungs-Erfahrung:

Mit zu den am besten zu brauchenden Erzeugnissen in diesem Markt gehören die „Schweißriemen“ von Niggeloh (2 Breiten im Angebot, sehr geringes Gewicht, keine Wasseraufnahme des Riemens, außer der Riemenverschnallung kein Metall am Gerät).

Herzliche Grüße

Helmut

Wichtig: Wähle eine Leine, die keine Brandwunden in der Hand
verursacht und die sich nicht voll Wasser saugt. Lass dir
nicht erzählen, die Leine müsse einen Knoten haben.

Schöne Grüße,
Jule

Danke :wink: owT
nüscht

Hallo Jule,

Ich habe nun das Immer-mal-wieder-zu-mir-Rufen mit Leckerli-Verstärkung probiert und das klappt auch schon ganz gut.

Dieser Weg ist der falsche. Egal, ob mit oder ohne
Schleppleine: Der Hund soll lernen, von sich aus auf seinen
Menschen zu achten, ihn nicht aus den Augen zu lassen und
sozialen Kontakt aufzunehmen. Durch häufiges Rufen verdirbt
man sich das grundlegend.

Kannst du das mal näher erläutern?

In der Welpenschule mit meinem Hund wurde mir erzählt, dass gerade Welpen ihr Herrchen/Frauchen besonders im Auge behalten und man jedes freiwillige Herankommen (etwa nach plötzlichem Richtungswechsel, Verstecken) mit Leckerli belohnen solle.
Aber auch Üben des Abrufens wurde uns von Anfang an nahegelegt. Mein Welpe hat mich damals voll und ganz vergessen, wenn irgendwo ein anderer Hund, ein Jogger oder Fahrradfahrer auftauchte (ganz schlimm waren Traktoren, hinter denen er her rannte).
Das sichere Abrufen war und ist bei meinem Hund auch oft Gefahrenabwehr für ihn!

Herzliche Grüße

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Hallo,

wir haben jetzt den dritten Tierheimhund und alle haben das Problem anfangs gehabt. Wir haben das nicht mit Lekkerlies gelöst, die gab es nur, wenn ein Kommando belohnt wurde, sondern ganz konsequent mit Richtungswechsel. Das muss man natürlich am Anfang in einer Umgebung machen, wo nichts passieren kann.

Wenn der Hund nicht reagiert, dann ist man weg und versteckt sich irgendwo. Wenn er gesucht hat, kann man, falls er komplett in die andere Richtung rast, sich bemerkbar machen. Grundsätzlich sollte man aber ruhig aushalten können, dass das dauert, bis der Verlust bemerkt wird. Bei uns haben 2, 3 solcher für den Hund Extremerfahrungen gereicht, dass zumindest eine Grundaufmerksamkeit da war.

Ab dann ging das ganz konsequent: Immer, wenn eine bestimmte Distanz, die je nach Charakter der Hunde bei 10-15 m lag, überschritten wurde und der Hund vor- oder seitwärts zu weit weg gelaufen ist, Richtungswechsel in die entgegengesetzte Richtung. Ohne ein Wort!

Das hat selbst bei unserem aktuellen Rabauken funktioniert, der zwar etwas länger gebraucht hat und auch jetzt noch hin und wieder eine Erinnerung braucht, aber nach weniger als 2 Monaten war der Grund auch bei ihm gelegt. Die Grenze hat er so verinnerlicht, dass er sich spätestens dann rumdreht, guckt und ggf. wartet.

Bei zwei Hunden würde ich das am Anfang vielleicht auch mal alleine trainieren, wenn es nicht sofort klappt.

Viele Grüße Marina

Hallo aqua-alta,

Kannst du das mal näher erläutern?

Aber gerne doch :smile:

In der Welpenschule mit meinem Hund wurde mir erzählt, dass gerade Welpen ihr Herrchen/Frauchen besonders im Auge behalten

Richtig.

und man jedes freiwillige Herankommen (etwa nach plötzlichem Richtungswechsel, Verstecken) mit Leckerli belohnen solle.

Hier fängt’s schon an mit den Schwierigkeiten. Richtig ist, dass man unbedingt JEDE vom Hund ausgehende Kontaktaufnahme - auch einen simplen Blickkontakt - positiv verstärken sollte. Futter ist am Anfang prima, begleitet von Lob, bei dem man aber vermeiden sollte, in den höchsten Stimmlagen rumzuquietschen (eine schlechte Angewohnheit vieler Hundetrainer).

Richtig ist ebenfalls, dass man durchaus öfter mal die Richtung wechseln kann. Schlecht ist, Versteckspielchen zu machen. Grund: Der Hund erkennt das nach kurzer Zeit genau als das: Ein Spiel. Ganz nebenbei lernt er, dass er er nicht aufpassen muss, was sein Mensch macht (was ja der Hintergedanke bei diesem Spiel ist), sondern einfach nur seine Nase einsetzen muss, um ihn wiederzufinden. Man erreicht nach einigen Wiederholungen also genau das Gegenteil von dem, was man eigentlich beabsichtigt hat. Es gibt Hunde, die sich angewöhnen absichtlich „wegzuschauen“, damit sich Frauchen versteckt. In den meisten Fällen wird den Hunden das Spiel aber irgendwann langweilig, weil sie gelernt haben, dass der Mensch schon irgendwann wieder auftaucht. Und während sich Frauchen versteckt, gehen sie mal derweil anderen Interessen nach. Meist ruft Frauchen dann irgendwann sowieso :smile:.

Aber auch Üben des Abrufens wurde uns von Anfang an nahegelegt.

Das ist grundsätzlich okay. In Sachen Schleppleinentraining ist es dennoch kontraproduktiv. Wenn das Ziel ist, dass der Hund selbstständig dafür sorgt, dass der Chef nicht verloren geht, funktioniert es nicht, wenn der immer wieder von sich aus Laut gibt. Damit bringt er dem Hund bei, dass er machen kann, was er will und es völlig reicht, wenn er auf den Ruf reagiert.

Damit könnte man nun auch zufrieden sein - das Problem ist aber, dass meist recht schnell der Punkt erreicht ist, an dem der Hund beginnt, das Rufen zu ignorieren. Die meisten Besitzer halten das anfangs für Zufall - was es nicht ist - und rufen mehrmals oder beginnen dieses blöde Spiel, sich zum Affen zu machen, damit der Hund reagiert. Das funktioniert dann wieder ein Weilchen - bis der Hund sich daran gewöhnt hat und auch das ignoriert.

Das Ergebnis ist meist ein Hund, der nichts weniger als sicher abrufbar ist.

Im vorliegenden Fall haben wir zudem keinen Welpen, sondern einen Hund, dem seine neue Besitzerin derzeit noch ziemlich schnuppe ist. Wenn der nicht lernt, dass er sich um sie zu kümmern hat, wird er draußen machen, was er will. In einem solchen Fall sind aber noch ganz andere Maßnahmen fällig, um Bindung herzustellen - deswegen die Empfehlung Baumann.

Mein Welpe hat mich damals voll und ganz vergessen, wenn irgendwo ein anderer Hund, ein Jogger oder Fahrradfahrer auftauchte (ganz schlimm waren Traktoren, hinter denen er her rannte).

Er hat dich nicht „vergessen“. Damit redet man sich Ungehorsam nur schön :smile:. Er hat dich ignoriert. Er hatte zu diesem Zeitpunkt bereits gelernt, dass du schon dafür sorgen wirst, dass er nicht verloren geht.

Das sichere Abrufen war und ist bei meinem Hund auch oft Gefahrenabwehr für ihn!

Keine Frage. Gehorsam macht frei. Nach meiner Erfahrung funktioniert SICHERES Abrufen aber dauerhaft nur, wenn der Hund für den Fall des Nichtgehorchens auch Strafe erfährt.

Schöne Grüße,
Jule

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Hallo finnie,

Okay, dann soll ich sie laufen lassen bis ihr „Freigang“ beendet ist oder soll ich sie gar nicht frei laufen

lassen?
Das ist ein wenig komplizierter, deswegen auch mein Verweis auf Baumann. Du wirst noch einige andere Maßnahmen brauchen, um dir ihre Aufmerksamkeit zu sichern. Wenn du Nägel mit Köpfen machen willst, würde ich dir wirklich ans Herz legen, das Ganze von Grund auf anzugehen. In Sachen Schleppleinentraining gibt es wesentlich mehr Leute (auch Trainer), die es falsch machen, als solche, die es können.

Mein Tipp wäre, die Schleppleine nicht zu „verschleißen“, bevor du richtig dran gehst und sie lieber angeleint zu lassen. Gute Leinenführigkeit ist ebenfalls ein wichtiges Etappenziel in Sachen Unterordnung.

Schöne Grüße,
Jule

Herzlichen Dank für deine erweiterten Ausführungen, Jule.

Ich möchte mich nicht zu weit vom UP entfernen.

Mein einer Tierheimhund hat vom Tag der Abholung über 13 Jahre nur nach mir geschaut, da musste ich gar nichts „beibringen“ *freu*.
Jetziger Hund, damaliger Welpe, hat auch das Vertrauen gefunden. Er weiß, wo er hingehört :smile:

Vertrauen findet nicht nur „draußen“ statt.
Mit Spielen zuhause kann man auch Regeln üben.
So blöd wie ich und insbesondere meine Umwelt Klickern zunächst empfunden haben: Es ist eine wunderbare Bestätigung, die Hund durchaus schnell versteht.

Eins noch:

wenn der Hund für den Fall des Nichtgehorchens auch Strafe erfährt.

Hm, wie soll das gehen?
Hund hat Hasen gejagt, Frauchen hat vergeblich gerufen, Hund hat aufgegeben und kommt zurück. Was soll ich denn jetzt sagen?

lieben Dank und herzliche Grüße

Hallo aqua-alta,

Mit Spielen zuhause kann man auch Regeln üben.
So blöd wie ich und insbesondere meine Umwelt Klickern
zunächst empfunden haben: Es ist eine wunderbare Bestätigung,
die Hund durchaus schnell versteht.

Volle Zustimmung.

wenn der Hund für den Fall des Nichtgehorchens auch Strafe erfährt.

Hm, wie soll das gehen?
Hund hat Hasen gejagt, Frauchen hat vergeblich gerufen, Hund
hat aufgegeben und kommt zurück. Was soll ich denn jetzt
sagen?

Zunächst mal sollte es überhaupt nicht so weit kommen, dass der Hund unkontrolliert abhaut. Solche Situationen konstruiert man besser. Je nach Hund kann man mit unterschiedlichen Strafreizen arbeiten. Sprühhalsband etwa oder eine Schreckschusspistole oder - abhängig von der Situation - ein Jogger oder Radfahrer, der den Hund anbrüllt oder ihm einen Eimer Wasser drüberkippt, wenn er auf ihn zurennt. Und nein: Das lässt den Hund nicht aggressiv gegen Jogger oder Radfahrer werden, wenn man’s richtig macht. Aggressiv war er bereits vorher, als er drauflos gerannt ist. Am größten ist eine Generalisierungsgefahr bei Knallgeräuschen - allerdings kann man davon ausgehen, dass ein Hund, der sich davon einschüchtern lässt, ohnehin früher oder später geräuschempfindlich reagieren wird.

Für den Fall, dass er abgehauen ist, habe ich gute Erfahrungen mit Ausschluss gemacht. Wenn der Hund ankommt, wird er verjagt. Er darf sich nicht mehr nähern. Das ist umso wirksamer, je jünger der Hund ist und je mehr Hunde man (dabei) hat, die dicht bei einem sind. Die werden dann gefüttert, während jeder Versuch des Ausreißers, näherzukommen mit Wegjagen beantwortet wird.

Wenn der Hund im respektvollen Abstand bleibt, wird er ignoriert und darf sich „ranarbeiten“. Bei einem funktionierenden Rudel wird er u.U. dann noch von diesem verdroschen, was man als Mensch selbstverständlich unterlässt.

Für den Hund wird der Mensch dadurch wieder zum Objekt des Interesses. Indem der Hund sich bemühen muss, wieder Anschluss zu finden, steigt der Wert dieser Ressource. In der Folge bemühen sich viele Hunde, den Menschen möglichst nicht mehr aus den Augen zu lassen. Bei „echten“ Jägern funktioniert diese Methode selten, beim Durchschnitts-Familienhund aber erstaunlich gut. Vorausgesetzt, man hat genügend Mut und Konsequenz, sie auch umzusetzen.

Schöne Grüße,
Jule

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Huii, Jule :smile:

das passt jetzt zwar nicht mehr zu meinem Hund, aber es kann anderen eine Anregung sein.

Nein, mein Hund hat das Nachrennen von Joggern usw. nach deutlichem „Zusammenscheissen“ (sic!) bald nach dem Welpenalter eingestellt.

Das Problem ist doch: Der Hund ist neu da, hat noch keine Sicherheit in der neuen Familie. Die ist froh, wenn der Hund von seinen Ausflügen wieder da ist. Und das kann ich mir bei der UP vorstellen: hat Angst, dass der Hund einfach weg ist…

Den Zwiespalt verstehe ich auch: Brülle ich den jetzt an oder versuche ich es auf die sanfte Tour, hier erst mal das Gefühl des sicheren Zuhause zu geben?

Eine Mixtur wird es wohl sein müssen.

Herzliche Grüße

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