Handwerker Verkaufspreise - gibt es da Obergrenzen?

Hallo,

Handwerker verkaufen die verbauten Teile ja immer mit ordentlichem Aufschlag. Gib es da Obergrenzen (wie z.B. 200% Aufschlag) oder darf der Handwerker schlicht nehmen, was er möchte?

Und wie verhält es sich bei Leistungen, die nicht direkt im Angebot erwähnt sind, sondern nachträgliche kleine Änderungen oder Erweiterungen ohne vorherige Preisangabe?

Was geht da, was nicht?

Vielen Dank für Tips,
Paran

Hallo,

Mir gefällt nicht, was dieser Satz impliziert. Natürlich ist ein Handwerker auch stets ein Händler. Und natürlich möchte auch er nicht nur Produkte „durchschieben“ sondern daran Erlös erzielen.

Jain. Er darf erst mal einen Verkaufspreis nach seinem Gusto festlegen. Er könnte also eine 5ct-Schraube für 20€ verkaufen. Sollte er allerdings eine Schwächesituation seines Kunden ausnutzen, könnte evtl. der Tatbestand des Wucher erfüllt sein. (Immer wieder durch die Medien gehen die Schlüsseldienste, die im Notfalleinsatz für ihre Zylinder deutlich höhere Preise als marktüblich nehmen.)

Sollte der Handwerker seinen vorausberechneten Preis erheblich übertreffen hat er den Kunden unverzüglich zu informieren. Und da fangen die Probleme an, was ist „unverzüglich“ was ist „erheblich“. Zumindest für den zweite Wert hat die Rechtsprechung Werte zwischen 10 und 20% als zumutbar festgelegt.

Grüße
Pierre

Als Ergänzung zu Pierre’s Erläuterungen:

Hallo,

vielen Dank für die Info, macht schlauer.

Was allerdings den Handwerker als Händler angeht bin ich doch der Meinung: lieber zahle ich für die handwerkliche Arbeit entsprechend mehr als hohen Aufschlag auf das Material.
Einfach weil ich die Arbeit nicht selbst machen kann und sie entsprechend schätze.
Im Baumarkt oder Internet einkaufen kann ich gut selbst.

Handwerker sollten die eigene Arbeit wieder wertschätzen lernen und lieber dafür Geld nehmen, als für den Zwischenhandel.
Wer repariert denn noch was, wenn der Handwerker großenteils vom Handel lebt?

Gruß,
Paran

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Diese Sichtweise halte ich für falsch.

  1. Verbauen Handwerker in der Regel Material, das wesentlich hochwertiger ist als das Zeug aus dem Baumarkt.

  2. Bleiben Tranport, Lagerung, Finanzierung und Garantie am Handwerker hängen und dafür ist ein deutlicher Aufschlag angemessen.

  3. Spart der Handwerker Arbeitszeit (die du bezahlst) wenn er mit seinem vertrauten Material und seinem bewährten Werkzeug arbeitet.

  4. Was zählt steht unterm Strich. Ob der Handwerker seinen ‚gerechten‘ Lohn mit der Anfahrtspauschale oder als Händler oder doch mit seiner Hände Arbeit verdient, kann dem Kunden gleich sein.

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Handwerker wissen ihre eigene Arbeit sehr wohl zu schätzen. Nur sind dann Stundenlöhne von 50 - 70 Euro dem Kunden nur schwer zu vermitteln. Nicht jeder denkt so wie du.

So gut wie niemand, denn das Handwerk lebt vom Material, nicht von den Stundenlöhnen.

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Hallo,

das ist doch Sch…, oder?
Wegwerfen kostet Recourcen wegen Neuanschaffung, produziert unnötig Müll und nervt.
Es ist schon schlimm genug, dass viele Produkte von vornherein nicht reparabel sind und nur kurz halten, aber was man reparieren kann, sollte eine Chance auf einen Handwerker haben, der das macht.

Ich fürchte dabei auch, dass sich die Handwerker selbst den Ast absägen, weil die Anbieter oder Großhändler von Produkten in absehbarer Zeit nur noch angelernte Kräfte brauchen um Standartware zu installieren.
Aber wenn Handwerker auch nichts anderes mehr machen, kann das dem Kunden ja wurscht sein - wird sicher billiger.

Gruß,
Paran

Das unterschreibe ich dir sofort. Ich zumindest versuche meinen Kunden mit Reparatur zu helfen.

Das allerdings sehe ich ein wenig anders. Es geht ja nicht nur um den Wechsel eines Wasserhahns. Bei der Installation in größerem Umfang wird nicht viel mit nur angelernten Kräften gehen.

Nö, glaub ich nicht.

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Nur muss man die Kalkulationen dahinter sehen um es verstehen.
Um mal konkret zu werden: Meine eigene Whirlpoolbadewanne (Listenpreis 8.000 €).

Da hatte mein Instalateur Einnahmen von 8 Stunden a 60 € Stundenlohn und die Handelsspanne der Wanne die ich (als Branchenfremder) auf max 1200 Euro (nach Kosten) schätze.
Wenn er an der Wanne nichts verdienen würde, müßte er also um die 200 Euro Stundenlohn fordern! Da würde ihn jeder für verrückt erklären.

Klar könnte er auch, was mancher Handwerker macht, An-und Anfahrt, Kleinteilepauschale, Werkzeugbenutzungspauschale usw in Rechung stellen. Aber das erscheint ihm zu unseriös :wink:

Das halte ich für eine relativ oberflächliche Betrachtung. Es ist in den meisten Fällen wahnsinnig Resourcen und menschliche Arbeitskraft sparend ein Bauteil in riesigen Stückzahlen industriell herzustellen als es mit einem mehrfachen an Aufwand zu reparieren. Allein schon die Fertigung, Bestellung und Bereitstellung der Ersatzteile verschlingt Unmengen an Material und Energie und ist daher sehr oft verantwortungslos. Und das Grundprodukt reparierbar in Einzelkomponenten zu designen und zu bauen verschling ebenfalls Zeit und Geld!

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Hallo,

im Gegensatz zur landläufigen Meinung kaufen Handwerker übrigens nicht zwangsläufig im Baumarkt ein oder recherchieren stundenlang für jeden Auftrag, wo es denn im stationären Handel oder online wohl den günstigsten Preis für jedes Teil gibt, das sie für den Auftrag brauchen. Bei Standardprodukten kauft natürlich ein Handwerker auch größere Gebinde, aber ansonsten werden die Teile im Fachhandel beschafft. Wenn der Kunde dann später recherchiert, kann der natürlich auf den Gedanken kommen, daß der Handwerker kräftig aufgeschlagen hat, aber in der Regel erklärt sich der vermeintliche übertriebene Preisaufschlag als Differenz zwischen billigstem gefundenem Preis und normalem Fachhandelspreis.

Gruß
C.

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sie verbauen das, was sie bei ihren händlern oder herstellern am günstigsten nach umsatz/kondition aushandeln konnten. im baumarkt wird auch hochwertiges material verkauft.

was meinst du mit angemessen?
15 oder 200%?
garantie und gewährleistung sind zwei unterschiedliche dinge.
privatkunden erhalten von handwerkern niemals eine gewährlsitung von 4 oder jahren.

und wenn der handwerker transport, lagerung, finanzierung nicht kalkulieren kann, dann ist das sein problem.

schon mal was gehört von kunden, die immer und immer wieder vertröstet werden?
mit sprüchen wie „der hersteller hat aktuell lieferprobleme“?

der handwerker: ja.
ansonsten sind alle wesentlichen komponenten genormt.
und wenn man geeignetes werkzeug nicht vorweisen kann, aber ein angebot erstellt, dann ist das die kategorie heimwerker.

wenn argumente fehlen, dann kommt gerecht.

gegenüber privatkunden sind offenlegung der kalkulation oder gar nachweise schlicht unbekannt.

wie du schrubst:
angesichts der not der kunden zockt man sie über großzügige anfahrtspauschalen oder „das ist ein sonderelement und dafür wird spezielles werkzeug benötigt“ häufig ab.

pasquino

Hallo,

z.B. Kühlschrank. Meist ist zuerst das Thermostat defekt.
Dieses Ersatzteil wird nat. auch maschinell gefertigt, nicht vom Handwerker in Heimarbeit, und verschlingt erheblich weniger Recourcen, als ein neuer Kühlschrank.
Mit neuem und gutem Thermostat kann der Alte meist noch etliche Jahre oder Jahrzente arbeiten.
Es gibt zahlreiche vergleichbare Schäden wie defekte Kondensatoren, Platinen etc. so dass sehr viele Reparaturen erheblich Recourcenschohnender sind, als Neukauf.

Die Arbeit verbraucht, abgesehn von An- und Abfahrt, nur Manpower und davon haben wir wohl ausreichend, wächst auch gut nach.

Gruß,
Paran

Hallo,

Aufschläge von mehreren hundert % sind m.E. noch schwerer zu vermitteln - jedenfalls nicht leichter. Die Originalpreise der meisten Teile kann doch heute jeder googlen.

Außerdem könnte der Kunde anhand der Stundenlöhne einschätzen, welche Kosten akzeptabel sind und wo jemand entweder verdächtig preiswert oder überteuert anbietet, während die Aufschläge wegen unterschiedlicher Höhen hier und dort nur mühsam vergleichbar sind.

Obendrein verleitet die Einkauf-Verkauf Differenz den Handwerker ev. dazu, eher preisgünstige Varianten zu verwenden, fällt durchaus nicht immer auf und auch ein z.B. billiges Kupferrohr aus dem Baumarkt hält weit über jede Garantiezeit.

Gruß,
Paran

Hallo,

und beim Standarthandwerk?
Nehmen wir z.B. Einbau einer neuen Duschkabine oder Wanne sammt Anschlüssen oder Fenster, Türen, Heizkörper etc.
Ev. muss hier und da noch ein Elektriker, Maurer oder Klempner ran, aber sehr vieles kann man sicher gut standardisieren, Module in Osteuropa billig herstellen und dann von spezialisiert angelernten Kräften einbauen lassen. Und wer 80 Teile des gleichen Typs pro Monat einbaut, kann das, einen Mangel an Qualität würde ich da nicht befürchten.
Wenn es in 10% der Fälle nicht ganz ohne Handwerker geht, macht das nichts, lohnt sich garantiert immernoch. Schon weil der Handwerker nur besondere Probleme lösen muss.

Warten wirs ab.

Gruß,
Paran

Hallo,

da zahlt dann ein Kunde 200% mehr (was i.d.R. einigen hundert Euro entspricht), weil der Handwerker zu faul ist, mal 15 min im Internet nach günstigen Anbietern zu suchen?

Das dürften dann die teuersten Handwerkerlöhne schlechthin sein.

Gruß,
Paran

Wenn man das in seiner kleinen Welt so sehen möchte, ist das wohl so. Andererseits sollte man überlegen, wie man als Kunde reagieren würde, wenn der Handwerker aufgrund von Lieferschwierigkeiten des ach so billigen online-Händlers einen Termin absagen muß oder weil das im online-Handel bestellte Teil doch nicht so geil ist usw. usf.

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Wenn das bei dir so passiert ist, gebe ich dir recht. Allerdings sind mir solche Zahlen nicht bekannt.

Das ist schlicht falsch. Oftmals ist gerade dieses Produkt im Baumarkt teurer als beim Fachhandel.
Andere Sache: H. Grohe produziert eine Serie speziell für den Baumarkt. Äußerlich nicht von Produkten die dem Fachhandel geliefert werden zu unterscheiden. Preis ist aber fast identisch, nur sind die Teile Schrott.
Dir ist auch bekannt, das im Baumarkt teilweise CU Rohr aus Benelux verkauft wird? Gut ein DIN Prüfzeichen ist drauf, aber nach wenigen Jahren kann es zu massiven Problemen kommen

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Was würdest du davon halten, wenn ein Handwerker auf die Rechnung schreibt: „15 min Internetrecherche, leider nicht von Erfolg gekrönt, 18,90€“?

Hallo,

derzeit kann man bei Handwerkern so oder so auf Termine warten, locker Monate.
Kein Onlinehändler ist so langsam.
Und es ging um Originalware, nicht um baugleiche Billigvarianten.

Gruß,
Paran

Hallo,

fände ich erheblich besser als z.B.: verbaut ist kleinste vorrätige Katzenklappe (30 x 20), 65.- Euro.

So was passiert, leider. Und man ärgert sich Jahre damit rum.
Auch, weil die teure Klappe im Netz für unter 20.- zu haben und von entsprechender Qualität ist.
Loch in der Tür verkleinern ist schwierig.

Da zahle ich erheblich lieber für eine Recherche und passende Ware.

Gruß,
Paran