Handyortung

Hallo,
ich schreibe an einem Kriminalroman und möchte mich über die Zusammenhänge bei der Handyortung besser informieren. Ich weiß, dass man sich bei einigen Mobilfunkanbietern für den Dienst „Handyortung“ registrieren lassen kann, und ich weiß auch, dass die Genauigkeit bis zu 50 m betragen kann, z.B. in Städten, wo die Antennendichte hoch ist. Auch ist mir klar, dass die Polizei eine Handyortung kraft richterlicher Genehmigung durchführen darf.
Meine Fragen:

  1. Die macht das ja sicherlich ohne vorherige Registrierung durch den Nutzer. Wie geht das denn technisch gesehen, wenn dieser den Ortungsdienst abgeschaltet hat? Arbeitet sie da mit dem Betreiber zusammen, der ihr die Positionsdaten übermittelt oder läuft das über eigenständige Programme? Wenn ja: wie? Durch „Anzapfen“ der Masten? Oder durch direkte Verfolgung des Handys oder wie muss ich mir das vorstellen?
  2. Ich nehme an, man sieht dann zeitnah die vage Position auf einer Map. Wie ist es aber, wenn man die Route, die ein Handybesitzer durchfahren hat, nachträglich nachweisen will? Die Positionsdaten werden ja wohl ein halbes Jahr vom Betreiber gespeichert, oder? Ein zwielichtiger Privatdetektiv, der keine richterliche Genehmigung hat, kann dann ja wohl nur die aktuelle Position, nicht die vergangene Route rekonstruieren (es sei denn, er hat sich in das System des Betreibers hineingehackt), oder?
    Bin auf konstruktive Antworten gespannt,
    lynndinn

Hallo,
ich schreibe an einem Kriminalroman und möchte mich über die
Zusammenhänge bei der Handyortung besser informieren. Ich
weiß, dass man sich bei einigen Mobilfunkanbietern für den
Dienst „Handyortung“ registrieren lassen kann, und ich weiß
auch, dass die Genauigkeit bis zu 50 m betragen kann, z.B. in
Städten, wo die Antennendichte hoch ist. Auch ist mir klar,
dass die Polizei eine Handyortung kraft richterlicher
Genehmigung durchführen darf.
Meine Fragen:

  1. Die macht das ja sicherlich ohne vorherige Registrierung
    durch den Nutzer. Wie geht das denn technisch gesehen, wenn
    dieser den Ortungsdienst abgeschaltet hat? Arbeitet sie da mit
    dem Betreiber zusammen, der ihr die Positionsdaten übermittelt
    oder läuft das über eigenständige Programme? Wenn ja: wie?
    Durch „Anzapfen“ der Masten? Oder durch direkte Verfolgung des
    Handys oder wie muss ich mir das vorstellen?

Eigentlich recht simpel. Jedes Handy meldet sich mit seiner eigenen Kennung am Mobilfunknetz an. Somit ist jedes Handy nun mal auch Ortbar. Über Eckdaten wie z.B. Sendeleistung und Dreieckspeilung ist der Standort ziemlich genau „normal“ feststellbar.
Darüberhinaus hat heute fast jedes handy ein GPS Modul und darüber geht das eben NOCH genauer.

  1. Ich nehme an, man sieht dann zeitnah die vage Position auf
    einer Map. Wie ist es aber, wenn man die Route, die ein
    Handybesitzer durchfahren hat, nachträglich nachweisen will?

Stichwort Vorratsdatenspeicherung.

Die Positionsdaten werden ja wohl ein halbes Jahr vom
Betreiber gespeichert, oder? Ein zwielichtiger Privatdetektiv,
der keine richterliche Genehmigung hat, kann dann ja wohl nur
die aktuelle Position, nicht die vergangene Route
rekonstruieren (es sei denn, er hat sich in das System des
Betreibers hineingehackt), oder?

Ein Zwielichtiger Privatdetektiv wird auch aktuell ohne EInwilligung des Handybesitzer diesen nicht orten können. Ein zwielichtiger Privatschnüffler wird sich eher schlecht in das System einhacken können da würde schon so richtig Ahnung und noch mehr Kohle benötigt :wink:
WENN irgendwer in das System eihacken WÜRDE wäre es nochmal notwendig Abermillionen von Datensätzen nach EINEM bestimmten zu durchsuchen und diese einzelnen Datensätzeund Pakete dann über einen längeren Zeitraum Live mi zu protokollieren. ABER spätestens nach ein paar Sekunden würde derjenie wieder aus dem System geschmissen und die strafrechtliche Verfolgung eingeleitet.

Also WENN DU das WIRKLICH für einen Roman brauchen würdest, dann und Du WIRKLCH SO GENAU sein willst kann ich Dir nur raten ein anderes Thema zu wählen, denn jeder Computerspezialist würde die Stelle auseinandernehmen und drüber lachen oder Du lässt die wohlbekannte Unreinheit der Kreativität freien Lauf (wie z.B. Bruce Willis, der von Maschinengewehren bei einem Abstand von ca. 10m kein einziges Mal getroffen wird, seine Gegnger mit ner aus dem Dreck aufgehobenen Pistole Zielgenau erschiesst) und schreibst einfach nicht GANZ so Detailversessen :wink:

Gruß
h.

Hi lynndinn,

ich weiss jetzt nicht, ob dir das großartig weiterhilft, aber seinerzeit im Finale von Liza Marklunds „Olympischen Feuer“, das ich jetzt nicht spoilern möchte an dieser Stelle (ist übrigens auch nett verfilmt worden), spielt die Handyortung eine ganz wesentlich ausschlaggebende Rolle. Ist schon ein Weilchen her und seither hat sich die Technik wohl einigermassen weiterentwickelt, zudem habe ich keine Ahnung, ob Frau Marklund genauso sorgfältig recherchiert hat wie du gerade (was ich übrigens ganz genauso praktiziere, zu Tode würde ich mich schämen, würde man mich so schnöde bei einem derartig groben Schnitzer ertappen), aber vielleicht taugt diese Passage immerhin zu der einen und auch der anderen Anregung bezüglich deiner Arbeit.

Die Schwarte habe ich grad im Moment nicht greifbar, sorry, sonst würd ich mir die selber nochmal zu Gemüte führen, ist schon ziemlich lange her.

Beste Grüße

Annie

Hallo Little H.,
danke für deine Hinweise. Kreativität ist nie unrein und hat auch nichts mit genauer Recherche zu tun. Du meinst wohl „dichterische Freiheit“, und die muss sich in meinen Augen sehr wohl gelegentlich über die Logik der Realität hinwegsetzen. Was aber nicht heißt, die Tatsachen so krumm zu biegen, dass es eine Farce wird. Nun kann ein Schriftsteller nicht immer in allen Dingen, die in seinen Romanen vorkommen, ein perfekter Fachmann sein. Wohl aber möchte ich so genau wie möglich vorm Schreiben recherchieren, welche technischen Möglichkeiten zeitbezogen vorliegen und welche Aspekte so unmöglich sind, dass sie allenfalls für eine Science Fiction genügen. Und genau deshalb habe ich mich ja auch an ein Expertenforum gewandt, und genau deine Antwort hat mir sofort die Grenzen meiner Gedankenspiele gezeigt. Wofür ich dir sehr danke.
Aber zwei Frage habe ich noch: Im Internet werden ja haufenweise seriöse und unseriöse Handyortungsprogramme angeboten. Wenn ich dich richtig verstehe, funzen die nur dann, wenn das Handy im Ortungsmodus geschaltet ist, oder?
Und wie steht es eigentlich um die Ortung über Bluetooth? Könnte man eine Person „verfolgen“, indem man über Bluetooth am Ball bleibt, statt ihr im klassischen Sinne auf direktem Sichtkontakt hinterherzulaufen?
Gruß,
lynndinn

Hallo awful annie,
ja, du hast völlig recht. Es gibt nichts peinlicheres als über Dinge zu labern, von denen man keine Ahnung hat. Gerade im Krimibereich kenne ich einige traurige Beispiele. Nun können wir als Schriftsteller nicht bei jedem Thema, das in unseren Romanen angesprochen wird, absolute Experten sein. Wohl aber sollte man im Detail so nah wie möglich dran sein. Ich berate mich regelmäßig mit Experten über Themen, in denen ich Laie bin (und das sind leider unheimlich viele), sei es z.B. die Jagd, das Schachspiel, die Blindenschrift oder die forensische Entomologie.
Auf keinen Fall orientiere ich mich an Büchern von Kollegen, und von daher wäre ich Liza Marklunds „Olympisches Feuer“ sehr skeptisch gegenüber, zumal es bereits (was die Kommunikationstechnik angeht) recht alt ist. Interessant wären da nicht die technischen Details sondern die Zusammenhänge in der Argumentationskette. Ich werd mir das Buch mal besorgen und nachlesen.
Vielen Dank also für den Hinweis,
lynndinn

Hi,

schau dir mal folgende links an:
http://www.zeit.de/datenschutz/malte-spitz-data-rete…

&

http://www.netzwelt.de/news/86122-link-wink-visualis…

Grüße,
erdbrink

Hallo erdbrink,
danke für den Link. Beeindruckend.
Gruß,
lynndinn