Hartz IV

Liebe Deutsche,

als Österreicherin beschäftige ich mich nicht mit deutscher Politik (und lese auch dieses Brett nicht).

Jetzt hat aber ein Deutscher hier im Forum „Hartz IV“ in seiner Antwort an mich erwähnt - und ich habe KEINE Ahnung, worum es bei (in???) Hartz IV geht. Allenfalls kann ich erahnen, dass es sich um ein Gesetzpaket handeln könnte.

Wer kann mir in Kürze(!) sagen, was in etwa Hartz IV ist?
Gewiss, ich könnte auch googlen, aber so richtig einarbeiten in das Thema will ich mich nicht …

Zwei, drei Sätze genügen (hoffentlich), damit ich etwas Bescheid weiß!

Hanna

Auch hallo :smile:.

Hartz 4 ist kurzgesagt eine längst überfällige Reform mit dem Ziel die Arbeitslosen- und Sozialversicherung zu vereinen (mieses Deutsch…). Dem einzelnen Bedürftigen wird zwar nach wie vor Geld vom Staat gegeben, aber es gibt auch die Option auf die sogenannten 1-Euro-Jobs, deren Einkommen der Bedürftige ohne Nachteil behalten darf.
Oder platt gesagt:

  • die Verwaltung soll entrümpelt werden
  • Bedürftige sollen für sich selbst sorgen dürfen
  • die Grenzen der „Bedürftigkeit“ werden höher angesetzt

M.E. wird Hartz 4 nur dann Erfolg haben, WENN die Leute ihr Geld auch wieder in Nachfrage investieren (können…). Ansonsten behalten die Leute, die den Staat als Leistungserbringer ansehen, Recht.
Allerdings sollte man bei diesem Thema auch auf andere Meinungen warten :wink:

In diesem Sinne von einem „Deutschen“
mfg M.L.

Hallo Markus!

Ich hätt Dir gern ein Sternchen gegeben, aber das ist in diesem Brett leider nicht möglich.

Hanna

*Verdammt*
…und ich schreib mir da 'nen Wolf in der Hoffnung auf Beiträge mit Schlagwörtern wie „…Sozialabbau…Rezession…asozial…stimmt nicht…“

Aber trotzdem danke :wink:
mfg M.L.

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

1000 Fragen eine Antwort

Auch hallo :smile:.

Hartz 4 ist kurzgesagt eine

aus Sicht der betuchten Minderheit

längst überfällige Reform

die jetzt solange diskutiert, daß der Nebenstehende meint dahinter steckte eine Mehrheit.
Letztere insbesondere die Mittel und unmittelbar Betroffene geht auf die Strasse und demonstriert dagegen.
(Das letzte mal, als man gegen etwas demonstrierte war das der Irak-krieg und davor die DDR, damit Du ein Gespür entwickeln kannst, wie dabei der Volkeswille einzustufen ist. Es empfindet Hartz IV als größten Eingriff seit bestehen Deines nördlichen Nachbarn ins soziale Gefüge. Zudem wird es der größte staatliche Stoß Richtung „gläserner Mensch“ für die Antragsteller werden.
Die Geschichte zeigt, daß diese Montagsdemonstrationen an gleicher Stelle das Ende der damaligen Gesellschaftsordnung und das Ende der Zuständigkeit der damaligen Regierenden einteiteten - die Latte der Erwartungshaltung liegt also entsprechend hoch)

(… der Vollständigkeit halber solltes Du beide Sichtweisen dazu kennen)

Gruß Torsten
PS
Ich persönlich sehe auch eine winzige Parallelität zu diesen Ereignissen (http://www.tageblatt.com.ar/archivo/2001/12/15-12-01…)
Auch dort sollten Reformen, die die Zahlungsfähigkeit des Staates wieder herstellen sollten umgesetzt werden. Krisenmanager seinerzeit wie heute: Horst Köhler. Vor drei Jahren noch in seiner echten IWF- Funktion heute als Bundespräsident verkleidet.

Das bis heute erreichte staatliche Nachgeben der „Hartz-Reform“ wird mit 2,4 Mrd. Euro weniger in der Kasse für Finanzminister Eichel bekannt gegeben.

[zur Erklärung: das Geld hat jetzt nicht der Staat, sondern es verbleibt bei der Schicht, die durch den Staat unterstützt wird, die es aber in der Regel zu 100% in regionale Kaufkraft umwandelt]

Diese regionale Kaufkraft wollte Herr Eichel zu Schuldentiglung abziehen. Es ist jedoch der kleinere Betrag. Der weitaus Größere wird mit dem greifen der „Reform“ auf dem deutschen Binnenmarkt als Kaufkraft nicht mehr zur Verfügung stehen. Jedenfalls nicht in den Händen derjenigen, die dieses Geld im Handumdrehen (weil minderbemittelt) wieder in den Wirtschaftskreislauf reinvestiert hätten. Statt dessen dümpelt es fortan auf irgendwelchen Mrd. Konten eines der Gläubiger Deutschlands herum und wird der regionalen Tauschwirtschaft auf immer entschwunden sein.
Der Entzug der Kaufkraft der Minderbemittelten setzt eine logische Abwärtsspirale in Gang, denen sich keiner der drüber folgenden Schichten entziehen kann! Wenn das Tier am Anfang der Nahrungskette verschwindet, verschwindet die ganze Kette! (dem Einzelhändler fehlen die Kunden er muß schliessen, wird selbst zum Sozialfall. Dem folgt der Lieferant dieses Händlers, dem folgt der Hersteller der keine Distributoren (im gewohnten Maß) mehr hat=> Personalabbau oder Schliessung, Personal zieht weg=> Praxisschliessungen=>Schulschliessungen=> Behörden Wohnbaugesellschaften ) Und das alles nur, weil 4,5 Mio einen Umstellungsprozess vom kaufenden Kunden zum Selbstversorger durchlaufen müssen, ohne Geld, kann man nun mal nichts mehr kaufen!

Würde sich Deutschland allerdings nicht um die Tilgung seiner Zins-Schulden bemühen (s. rund um http://www.tageblatt.com.ar/archivo/2001/12/15-12-01…), zögen sich Kreditgeber aus dem Land zurück, da sie um die Bedienung ihrer Kredite bangen müßten - Währungskrise.
Daß aber zur Bedienung der Alten sowieso stetig neue Kredite aufgenommen werden…(vgl. den über die Jahre zu verzeichnenden Schuldenanstieg)
Und da schließt sich, wie von Geisterhand betätigt, der Kreis wieder.
Ohne Zins, gäb es keine staatliche Zinsschuld, dieser bräuchte keine Hartzreform (vgl. auch die Argentinischen Reformen) durchführen, und das wäre die kleinste Errungenschaft! Die Lösung ist eigentlich ganz einfach, man muß nur zulassen, den eigenen Gedanken neue Räume zu geben!

asozialer Sozialabbau

*Verdammt*
…und ich schreib mir da 'nen Wolf in der Hoffnung auf
Beiträge mit Schlagwörtern wie
„…Sozialabbau…Rezession…asozial…stimmt nicht…“

Überlass ich den anderen, hab ich gerade kein Lust zu.

Wird mal Zeit das die Studenten bisschen sparen müssen, die bekommen eh zuviel und lungern nur faul den ganzen Tag rum. Wer später gut verdient, sollte auch die Kosten für sein Studium zurückzahlen. AStA und co. gehören verboten, kann doch nicht sein das die sich auf die Kosten der anderen durchschlagen und dann noch die Frechheit besitzen Forderungen zu stellen!

Gruss Jan

Vorsicht: Dieser Artikel enthält möglicherweise Ironie!

Hallo Markus,

*Verdammt*
…und ich schreib mir da 'nen Wolf in der Hoffnung auf
Beiträge mit Schlagwörtern wie
„…Sozialabbau…Rezession…asozial…stimmt nicht…“

pech gehabt. :smile: Eventuell haben die meisten hier inzwischen mal im SGB II geblättert und dabei bemerkt, daß die Veränderungen gar nicht so dramatisch sind, wie das in der Presse oft dargestellt wird.

Gruß, Rainer

Hallo Markus,

*Verdammt*
…und ich schreib mir da 'nen Wolf in der Hoffnung auf
Beiträge mit Schlagwörtern wie
„…Sozialabbau…Rezession…asozial…stimmt nicht…“

pech gehabt. :smile: Eventuell haben die meisten hier inzwischen
mal im SGB II geblättert und dabei bemerkt, daß die
Veränderungen gar nicht so dramatisch sind, wie das in der
Presse oft dargestellt wird.

Das denkst du! Auf die Details kommt es an. Und das „schöne“ ist dabei, dass Leute, denen es heute noch richtig gut geht, in einem Jahr vor den Ruinen ihres Lebens stehen können.
Es ist ja nicht nur der Sozialabbau. Es ist auch die immer weiter zunehmende Arbeitslosigkeit. Wenn du noch die betrachtest, die im Monat für weniger als 1000 Euro arbeiten (das sind sicher nicht wenige), kommen wir auf über 10 Mio Leute, die für die Binnenkonjunktur nichts wesentliches beitragen. Unter solchen, wie hier im Osten, kannst du dich auch mit einem Dienstleistungsbetrieb nicht selbständig machen. Das bleibt alles auf dem Niveau und sackt weiter ein.
Die restriktive Kreditvergabe der Banken, die zwischen Inflation und Deflation ausjonglieren müssen, tut den Rest dazu - Geld fehlt im Umlauf.

Gruß
Frank

Hallo Frank,

pech gehabt. :smile: Eventuell haben die meisten hier inzwischen
mal im SGB II geblättert und dabei bemerkt, daß die
Veränderungen gar nicht so dramatisch sind, wie das in der
Presse oft dargestellt wird.

Das denkst du! Auf die Details kommt es an. Und das „schöne“
ist dabei, dass Leute, denen es heute noch richtig gut geht,
in einem Jahr vor den Ruinen ihres Lebens stehen können.
Es ist ja nicht nur der Sozialabbau. Es ist auch die immer
weiter zunehmende Arbeitslosigkeit. Wenn du noch die
betrachtest, die im Monat für weniger als 1000 Euro arbeiten
(das sind sicher nicht wenige), kommen wir auf über 10 Mio
Leute, die für die Binnenkonjunktur nichts wesentliches
beitragen. Unter solchen, wie hier im Osten, kannst du dich
auch mit einem Dienstleistungsbetrieb nicht selbständig
machen. Das bleibt alles auf dem Niveau und sackt weiter ein.
Die restriktive Kreditvergabe der Banken, die zwischen
Inflation und Deflation ausjonglieren müssen, tut den Rest
dazu - Geld fehlt im Umlauf.

Du bist neben dem Thema. Es ging nicht darum, was in Deutschland wünschenswert wäre oder falsch läuft, da würde meine Liste vermutlich wieder anders aussehen, als Deine. Das war aber gar nicht das Thema.

Was verändert Hartz IV gegenüber dem Istzustand? Das war die Frage.
Zu wenig Arbeitsplätze gibt es jetzt, vor Hartz IV auch. Das ist nichts, was mir Hartz IV neu eingeführt wird.
Ich kann bis auf wenige Punkte nur Kosmetik erkennen. Wesentliche Veränderungen gibt es durch Hartz IV nicht. Das wesentlichste Neue ist, daß darüber geredet wird. :wink:

Gruß, Rainer

Das denkst du! Auf die Details kommt es an. Und das „schöne“
ist dabei, dass Leute, denen es heute noch richtig gut geht,
in einem Jahr vor den Ruinen ihres Lebens stehen können.
Es ist ja nicht nur der Sozialabbau. Es ist auch die immer
weiter zunehmende Arbeitslosigkeit. Wenn du noch die

Könnte, hätte, wäre, sollte…

Wenn es keinen Wind gibt, rudere.. Ein altes lateinisches Sprichwort.

Das heißt, wenn es nicht vorwärts geht, dann sitz nicht fett auf deinem Arsch, sondern nimm dein Leben selber in die Hand und beschaff dir Arbeit. Schon vergessen: Die DDR war gestern.

Und die beste Vorsorge gegen dieses könnte, hätte, wäre, sollte ist Qualifikation.

Hi,

Was verändert Hartz IV gegenüber dem Istzustand?

Ganz einfach: die Kosten werden definitiv gesenkt bei weiterer Zunahme Bedürftiger an ALG II. Dass es dann niemand schlechter gehen kann, muß ein Witz sein, wenn gleichzeitig 6-8 Mrd Euro gespart werden. Zudem kostet die Umsetzung noch einiges.

Gruß
Frank

Hallo Frank,

Ganz einfach: die Kosten werden definitiv gesenkt bei weiterer
Zunahme Bedürftiger an ALG II. Dass es dann niemand schlechter
gehen kann, muß ein Witz sein,

DAS hat niemand behauptet. Das ALG ist ja abhängig vom vorherigen Einkommen, ALH bisher auch. ALG II ist das nicht mehr. Die Bezieher von ALH, die früher ein hohes Einkommen hatten, verlieren. Einige, die sämtliche Tricks kannten, um vom soziaöamt alles abzufassen, was möglich war, werden evtl. auch verlieren. Einige, deren Partner oder Eltern (sofern sie noch bei den Eltern wohnen) ein gutes Einkomemn haben, verlieren ebenfalls.
Die Masse der Sozialhilfeempfänger, die bisher mit der blanken Stütze plus Miete ausgekommen sind, gewinnt.

wenn gleichzeitig 6-8 Mrd Euro gespart werden.

Das ist eine Schätzung. Wie weit die stimmt werden wir erst noch sehen. Die verschätzen sich ja gern mal.

Zudem kostet die Umsetzung noch einiges.

Die hat wohl noch niemand berücksichtigt. Wie das die Empfänger berühren soll ist mir unklar.

Gruß, Rainer

falls du dein Gehirm wiedergefunden hast, lass es uns bitte wissen…

falls du dein Gehirm wiedergefunden hast, lass es uns bitte
wissen…

meinst Du wirklich, daß er eine Chance hat???

Ich habe von ihm schon mehrere Beiträge gelesen (habe viel gelacht) und denke, daß man ihn nicht so ernst nehmen darf. Ich hoffe für ihn, daß er ein Zyniker ist und den Quatsch (*) nicht auch noch glaubt, den er immer mal wieder so von sich gibt.

*)
seine bisher gesammelten Pauschalurteile:

  • DDR = Teufel (war alles Schei…)
  • Ossis sind faul, jammern nur rum und sind träge („sitz nicht fett auf deinem Arsch…“)
    [wieso habe ich als Ossi bloß seit Jahren einen Job]
  • „die verwöhnte Jugend“ (Ost und West? - war beim 1EUR-Beitrag leider nicht zu ermitteln)

Hallo Thomas,

*)
seine bisher gesammelten Pauschalurteile:

  • DDR = Teufel (war alles Schei…)
  • Ossis sind faul, jammern nur rum und sind träge („sitz nicht
    fett auf deinem Arsch…“)
    [wieso habe ich als Ossi bloß seit Jahren einen Job]
  • „die verwöhnte Jugend“ (Ost und West? - war beim
    1EUR-Beitrag leider nicht zu ermitteln)

Du hast noch die Millionen fauler Arbeitslose vergessen und die meinung, ‚wenn es einigen besser geht, dürfen ruhig auch ein paar Schwache auf der Strecke bleiben‘.

Doch, ich denke, er meint das so und glaubt es auch.
Ich halte das für gefährlich.
… Dabei fällt mir die heutige Landtagswahl hier im Saarland ein. Hast Du die 4% NPD bemerkt? …

Gruß, Rainer

… Dabei fällt mir die heutige Landtagswahl hier im Saarland
ein. Hast Du die 4% NPD bemerkt? …

Gruß, Rainer

Hallo Rainer,
ich denke, daß dies erst der Anfang ist.
Ich sehe das eher sehr pessimistisch und habe großes Vertrauen in die Dummheit der Deutschen:
Wenn es (in ganz Deutschland) wirtschaftlich nicht bald besser wird, dann geht das erst wieder so richtig los. Ich glaube, daß dann wieder die Ausländer, Juden und Kommunisten schuld sind usw.
Dann kann und will sich niemand mehr daran erinnern, daß deutsche Wirtschaftsbosse und deutsche Politiker das alles angerichtet haben.

Tschau,
Thomas

Hallo Thomas,

ich denke, daß dies erst der Anfang ist.
Ich sehe das eher sehr pessimistisch und habe großes Vertrauen
in die Dummheit der Deutschen:
Wenn es (in ganz Deutschland) wirtschaftlich nicht bald besser
wird, dann geht das erst wieder so richtig los. Ich glaube,
daß dann wieder die Ausländer, Juden und Kommunisten schuld
sind usw.
Dann kann und will sich niemand mehr daran erinnern, daß
deutsche Wirtschaftsbosse und deutsche Politiker das alles
angerichtet haben.

ganz so pessimistisch sehe ich das nicht.
Zumindest in den alten Bundesländern ist das Potential recht konstant, die unterschiedlichen Wahlergebnisse kommen vor allem durch ‚Nichtwähler‘ zustande. Sobald für die Stammwähler der SPD wieder eine Partei das Vertrauen genießt, steigt die Wahlbeteiligung wieder über 65% und extreme Parteien verlieren an Bedeutung.

In den neuen Bundesländern sehe ich das allerdings auch als Problem.

Gruß, Rainer

Hartz macht Minijobs kaputt!
und verbannt qualifizierte Arbeitskräfte aus Minijobs in unqualifizierte Hilfsjobs!

Jeden Tag was Neues aber diesmal vor allem solide recherchierte Informationen. Siehe:
http://www.mdr.de/exakt/archiv/1578271.html
im Westen glaubt man statt dessen weiterhin was Merkel/Schröder und Co. von sich geben.
Hier wird also offensichtlich, daß sich bei den Schwächsten bedient wird. Die haben halt keine Lobby…
Interessant fand ich die Einleitung:" Wenn sich herausstellt das sich Probleme einstellen, wird selbstverständlich nachgebessert (so der Jargon der Hartz-Verantwortlichen)…z.B. Autoverkäufern, die so ihr neustes Produkt anpriesen, räumte man im Allgemeinen keine Perspektive in ihrem Metier ein!
Gruß Torsten