Hallo Christa!
Es ist möglich, dass man als Gering-Qualifizierter leichter
arbeitslos wird.
Das ist sogar zwingend so.
Aber ich kenne VIELE :Hochqualifizierte, die
arbeitslos sind. Und nicht :eingestellt werden, weil sie :„zu teuer“ sind.
Dann wird entweder auf der zu besetzenden Stelle die Qualifikation des Bewerbers nicht gebraucht oder dessen Gehaltsvorstellungen sind nicht marktgerecht. Wer einen Krankenpfleger braucht, wird keinen Chirurgen einstellen, wer einen RA-Gehilfin braucht, nimmt dafür keinen Juristen mit der Befähigung zum Richteramt und wer einen Löter sucht, wird den Ingenieur nicht haben wollen. Aber notfalls können der Ing. als Löter, der Arzt als Pfleger und der Jurist als RA-Gehilfe arbeiten. Nur umgekehrt gehts nimmer.
Daraus folgt unmittelbar: Der beste Schutz vor Arbeitslosigkeit heißt Qualifikation.
Dazu müsste wirklich mal eine :Studie erstellt werden, WAS
genau Zukunft hat. In den :letzten Jahren wurden alle :möglichen Leute zu :Büro-Fachleuten aus- und :weitergebildet. In meinem
Kurs waren 22 Frauen. Genau 2 :davon haben eine Stelle in :einem Büro bekommen.
Auf Stellenangebote im :Bürobereich bewerben sich oft :100 und mehr BewerberInnen.
Da hast Du den Effekt von solchen Prognosen, von mir aus auch Studien: Ganze Heere stürzen sich dann auf diese Tätigkeitsfelder, mit der Folge, daß nur ein Bruchteil davon eine Anstellung bekommt.
Umgekehrt ist es ebenso unsinnig, also den Leuten zu sagen, werdet nicht Schneider, Schuster oder Hufschmied. Immerhin können ein paar Leute, die solche angeblich toten Berufe mit Lust, Geschick und Gespür für den Markt ausüben, verdammt gut davon leben. Letztlich muß jeder selbst wissen, was er tut und darf das Geschwätz anderer Leute bestenfalls als Anregung, aber nicht als Handlungsanweisung begreifen.
Ich hab auf Deiner Homepage gestöbert. Du bist Bürokauffrau und berichtest, daß nur wenige Absolventen eine Anstellung fanden. Daraus kann man nicht den Schluß ziehen, in diesem Beruf gäbe es generell schlechte Anstellungschancen. Fremdsprachenkenntnisse, sicheres Auftreten, Geschick im Umgang mit Menschen, vielleicht noch spezielle Kenntnisse einer Branche und schon kann das Bild ganz anders aussehen.
Es gibt keine allgemeingültigen Aussagen zur Berufswahl, außer: Jungen Menschen dürfen die Wege nicht verbaut werden. Wenn es irgend geht, Abitur machen. Bei der Berufswahl nicht nur das Dutzend Standardsachen ins Auge fassen, es gibt hunderte Ausbildungsberufe. Mit dem Abi als Basis kann man sich sofort und/oder ein ganzes Berufsleben lang nötigenfalls per Fernstudium beliebig orientieren. Kein Kursus des Arbeitsamtes oder der Berufsförderungswerke kann Vergleichbares auch nur ansatzweise leisten.
Ich glaube an keine kurzfristige Lösung des Arbeitslosenproblems. In weiten Kreisen der Bevölkerung muß mehr Bildungsbewußtsein entstehen, muß Bildung als Wert vor Auto und Urlaub rangieren. Dann klappts auch mit der Arbeit.
Gruß
Wolfgang