Hartz IV und was macht die Karriere?

Hallo Rainer!

Wieso gab es dann im Juni :4,233 Millionen Arbeitslose, :aber nur 0.305 Millionen :offene Stellen?

Arbeitslose sind beim Arbeitsamt gemeldet, offene Stellen aber längst nicht immer.

Außerdem gab es 2002 noch
2,2 Millionen :Sozialhilfeempfänger

Ein Sozialhilfeempfänger steht nicht zwingend dem Arbeitsmarkt zur Verfügung. Viele Empfänger von Hilfe zum Lebensunterhalt sind Kinder, alleinerziehende Elternteile, Nichtsäßhafte, Alkoholiker und andere Drogenabhängige oder aufgrund von Krankheit oder anderen Einschränkungen unvermittelbar. Es ist kontraproduktive Hetzerei, die Sozialhilfeempfänger pauschal zu den Arbeitslosen zu addieren, um imposante Zahlen zu erhalten.

Nach meiner Rechnung kommen :da auf rund 20 Leute ohne :Arbeit eine offene Stelle.

Siehe oben. Solche Zahlenspiele sind schlicht unseriös, wie so viele Dinge, die der Einfachheit halber über einen Kamm geschoren werden. Wer nicht nur agitieren will, sondern für irgend etwas brauchbare Zahlen erhalten möchte, muß sich die Mühe genauer Untersuchung einzelner Schichten der Betroffenen machen. Andernfalls kommt man nicht nur zu unbrauchbaren Ergebnissen, sondern auch zu ungeeigneten Rezepten.

Ich bin jetzt zu faul, Zahlen zu suchen. Soll jeder Interessierte selbst ausgoogeln. Wenn Du weißt, wieviele der Arbeitslosen dem Arbeitsmarkt gesund und uneingeschränkt zur Verfügung stehen, wieviele über irgendeinen Schulabschluß verfügen, wieviele über eine Berufsqualifikation verfügen, die über Führerschein und Gabelstaplerschein hinaus geht, wirst Du gewiß nicht mehr von 6 Mio und auch nicht mehr von 4 Mio reden wollen.

Wer je versuchte, über das Arbeitsamt eine Stelle zu besetzen, hat ganz sicher diese Erfahrung gemacht: Nur ein kleiner Bruchteil aller Bewerber ist überhaupt für eine Anstellung gleich welcher Art geeignet. Der überwiegende Teil aller Leute, die einem letztlich nur die Zeit stehlen, riecht nach Alkohol, will ganz offen nur einen Stempel für das stattgefundene Bewerbungsgespräch haben, kommt schon zum Vorstellungsgespräch zu spät oder überhaupt nicht, ist verfettet, kurzatmig und mit zig Zipperlein behaftet, hat gerade Urlaub gebucht und kann deshalb nicht arbeiten oder steht überhaupt nur manchmal zu bestimmten Tageszeiten zur Verfügung.

Den überwiegenden Teil aller Arbeitslosen würde kein Mensch bei klarem Verstand einstellen. Damit wir uns richtig verstehen: Das ist keine pauschale Verurteilung der Arbeitslosen, aber eine Feststellung, die für sehr viele gilt.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

Wer je versuchte, über das Arbeitsamt eine Stelle zu besetzen,
hat ganz sicher diese Erfahrung gemacht: Nur ein kleiner
Bruchteil aller Bewerber ist überhaupt für eine Anstellung
gleich welcher Art geeignet. Der überwiegende Teil aller
Leute, die einem letztlich nur die Zeit stehlen, riecht nach
Alkohol, will ganz offen nur einen Stempel für das
stattgefundene Bewerbungsgespräch haben, kommt schon zum
Vorstellungsgespräch zu spät oder überhaupt nicht, ist
verfettet, kurzatmig und mit zig Zipperlein behaftet, hat
gerade Urlaub gebucht und kann deshalb nicht arbeiten oder
steht überhaupt nur manchmal zu bestimmten Tageszeiten zur
Verfügung.

… oder ist schon über 40. :wink:

Und Du wolltest mir Polemik vorwerfen? Gut, daß ich das nicht ernst genommen habe.

Gruß, Rainer

Hallo Rainer,

Das einzige, was sich ändert, daß die Anreize, sich
zügig etwas neues zu suchen, etwas erhöht werden. Wenn
das beunruhigend wirkt, sind wir auf dem richtigen Weg, denn
daraus folgt intensiveres Bemühen um einen neuen Arbeitsplatz.

Das klingt wieder als müßten die Leute nur wollen und schon
hätten sie einen Job.

hab ich nie behauptet.

Wieso gab es dann im Juni 4,233 Millionen Arbeitslose, aber
nur 0.305 Millionen offene Stellen?

Wie Wolfgang schon sagte: Längst nicht jede Stelle wird dem Arbeitsamt gemeldet. Auf dem weg zur Arbeit komme ich morgens an drei Läden vorbei, an deren Fenster ein Schildchen pappt mit der Aufschrift „Aushilfe gesucht“. Glaubst Du, unsere ausländischen Freunde, die diese Läden betreiben, ärgern sich mit dem Arbeitsamt und anschließend mit den von dort geschickten Gestalten herum?

Auch von meiner Branche weiß ich, daß rd. 50% 90% der offenen Stellen nicht mehr per Arbeitsamt oder Anzeige besetzt werden und das wird m.E. in anderen Branchen nicht anders sein.

Nach meiner Rechnung kommet da auf rund 20 Leute ohne Arbeit
eine offene Stelle. Und da meinst Du, es nützt etwas, die
Leute zu drängen?

Als ich noch jung war, bin ich gelegentlich über das örtliche Einkaufszentrum getigert und habe dort in jedem Laden gefragt, ob die was anzubieten hatten. Viele hatten nicht, einige hatten. Wenn das ein Schüler machen kann (und ich war aus meiner Stufe nicht der einzige), wieso kann das kein Erwachsener, der Geld von der Gemeinschaft bezieht?

Sicher gibt es auch Leute, die gar nicht
arbeiten wollen. Aber so lange auch nicht ansatzweise genug
Stellen für die da sind, die den Job nehmen würden, wenn sie
ihn nur bekommen könnten, wird man die Einen von den anderen
nicht unterscheiden können. Die Ursache liegt im Jobangebot,
nicht bei den Leuten.

Und wenn nur ein paar durch die „neuen“ Maßnahmen dazu gebracht werden, sich auch nur einen Monat eher was neues zu suchen, hat es schon was gebracht.

Die Opfer zu schikanieren ist eindeutig
der falsche Weg!

Jemanden, der Geld für Nichtstun von der Gemeinschaft erhält, dazu zu drängen, sich schleunigst selbst um Arbeit zu bemühen, nennst Du schikanieren? Ehrlich gesagt fühle ich mich schikaniert, daß mir lockere 50% des Geldes, für das ich arbeite, gar nicht zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosigkeit ist sicherlich nicht der einzige Grund dafür, daß das so ist, aber ein nicht unwesentlicher.

Gruß,
Christian

Hallo Rainer!

… oder ist schon über 40. :wink:

Das ist wohl eine oft anzutreffende Einstellung. Ich halte das für unsinnig. Ein Mitarbeiter mit 40 oder 50 im qualifizierten Beruf hat i. d. R. einen weiteren Erfahrungshintergrund als ein Jungspund, hat mehr gesehen, kann mehr einbringen. Natürlich ist für so einen Menschen kein Anfängergehalt angemessen, aber einen reinen Altersbonus gibts eben auch nicht. Genau an der Stelle scheiden sich manchmal die Geister, wenn jemand nach Jahrzehnten Betriebszugehörigkeit in eine hohe Gehaltsklasse gelangte. Der ehemalige AG existiert nicht mehr, jetzt steht eine neue Aufgabe in einem anderen Betrieb an und dabei kann es aus vielerlei Gründen zur Gehaltseinbuße kommen. Der neue Betrieb hat eine eigene Struktur, auch eine eigene Gehaltsstruktur und der Bewerber muß sich anpassen. Anders geht es nicht.

Und Du wolltest mir Polemik :vorwerfen? Gut, daß ich das :nicht ernst genommen habe.

Rainer, das verstehe ich jetzt nicht. Zweifelst Du an meiner Darstellung, was das Arbeitsamt so alles vorbei schickt, wenn man z. B. einen Feinmechaniker sucht? Dann kann ich Dir auch nicht helfen, außer zu versichern, es war kein bißchen Übertreibung dabei. Tatsächlich ist es sogar noch viel schlimmer. Hat man nämlich erst einmal die Bewerberliste um die schrägen Vögel bereinigt, stellt sich oft genug heraus, daß die angegebenen Qualifikationen eher einem Wunschdenken entsprechen.

Suche eine Putzfrau: Etliche wollen nur schwarz arbeiten. Das müßte der AG aus seiner Privatkasse zahlen und geht dabei auch noch ein erhebliches Risiko ein, ist also nicht akzeptabel. Andere wollen nur ein „Schlüsselrevier“ (um unbemerkt Freunde und Verwandte putzen zu lassen) und wieder andere haben idiotische Lohnvorstellungen, die niemand zu zahlen bereit ist oder sie wollen keine festen Arbeitszeiten und lieber putzen, wenn es gerade in den Kram paßt. Am Ende sind Leute mit deutschem Ausweis dafür kaum zu finden, also nimmt man einen Flüchtling aus Ex-Jugoslawien oder wen auch immer. Dann stellt sich das Arbeitsamt quer und sagt „Nix Arbeitsgenehmigung!“ Mensch, ich hab das doch nicht alles geträumt!

Wer das Spiel seit Jahrzehnten kennt, wird nur mitleidsvoll nicken. Andere halten alles für Polemik, ohne die Situation je selbst erlebt zu haben.

Gruß
Wolfgang

Hallo Wolfgang,

Wie Wolfgang schon sagte: Längst nicht jede Stelle wird dem
Arbeitsamt gemeldet. Auf dem weg zur Arbeit komme ich morgens
an drei Läden vorbei, an deren Fenster ein Schildchen pappt
mit der Aufschrift „Aushilfe gesucht“. Glaubst Du, unsere
ausländischen Freunde, die diese Läden betreiben, ärgern sich
mit dem Arbeitsamt und anschließend mit den von dort
geschickten Gestalten
herum?

(Ich hab’ mal die Polemik fett gemacht, OK?)
So viele kenne ich ja nicht persönlich, aber die brauchen am Telefon nur ihr Alter zu erwähnen und schon ist das das Gespräch zu Ende. Gehen sie persönlich fragen, ist die Stelle plötzlich besetzt, das Schild bleibt aber hängen. …

Auch von meiner Branche weiß ich, daß rd. 50% 90% der offenen
Stellen nicht mehr per Arbeitsamt oder Anzeige besetzt werden
und das wird m.E. in anderen Branchen nicht anders sein.

Stimmt, hier in der Firma läuft auch wenig über das Arbeitsamt, die Kollegen bringen alle ihre Familie mit. :wink: Familienangehörige von Mitarbeitern werden bovorzugt eingestellt. Allerdings gilt eine Schallmauer von 35! Wer älter ist, braucht schon gute Kontakte in die Chefetagen.

Als ich noch jung war, bin ich gelegentlich über das örtliche
Einkaufszentrum getigert und habe dort in jedem Laden gefragt,
ob die was anzubieten hatten. Viele hatten nicht, einige
hatten. Wenn das ein Schüler machen kann (und ich war aus
meiner Stufe nicht der einzige), wieso kann das kein
Erwachsener, der Geld von der Gemeinschaft bezieht?

Klar, einen Job für ein paar Cent bekommt man immer, nur leben kann man nicht davon. Wenn jemand diese Jobs macht, mußt Du ihn weiterhin mit Deinen Steuern am Leben erhalten. Hältst Du es für Sinnvoll einen Job zu machen, für den man nicht ordentlich bezahlt wird und wir finanzieren dem AG die billige Arbeitskraft, indem wir den AN mit unseren steuern am Leben erhalten?

Und wenn nur ein paar durch die „neuen“ Maßnahmen dazu
gebracht werden, sich auch nur einen Monat eher was neues zu
suchen, hat es schon was gebracht.

Ja, aber was? … (Den Text hier habe ich wieder gelöscht)

Jemanden, der Geld für Nichtstun von der Gemeinschaft erhält,
dazu zu drängen, sich schleunigst selbst um Arbeit zu bemühen,
nennst Du schikanieren? Ehrlich gesagt fühle ich mich
schikaniert, daß mir lockere 50% des Geldes, für das ich
arbeite, gar nicht zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosigkeit
ist sicherlich nicht der einzige Grund dafür, daß das so ist,
aber ein nicht unwesentlicher.

Wenn der Arbeislose dann für einen AG Geld verdient und weiterhin von Sozialhilfe lebt, hilft Dir das nicht. Den Gewinn hat jemand anders.
Jobs, von denen man nicht leben kann, erfüllen den Zweck nicht.

Gerade hatte ich eine Zeitschrift von der ‚Arbeitskammer‘ in der Hand, da wird beklagt, daß viele Stellen zur Steuerersparnis in 400-Euro-Jobs zerlegt wurden. Die Zahl der Stellen ist dadurch gestiegen. Ist das das Ziel?

Gruß, Rainer

Hallo Wolfgang,

Andere halten alles für Polemik, ohne die Situation je
selbst erlebt zu haben.

bei der letzten Einschätzung muß ich Dir zustimmen, das habe ich selbst nicht erlebt. Weder war ich bisher jemals Arbeitslos, noch in der Situation, selbst jemanden einzustellen.

An der Stelle muß mal wieder mein Freund herhalten.
Dipl. Betriebswirt, inzwischen ist er wohl 55, genau weiß ich das nicht mehr, da komme ich immer durcheinander. Zuletzt hat er vor über zehn Jahren bei einem Steuerberater gearbeitet, bis der die ‚Firma‘ geschlossen hat.
Seit der Zeit versucht er einen neuen Job zu finden und lebt von seinen Ersparnissen. Im eigenen Haus mit wenig Ansprüchen geht das einige Zeit. Im Herbst werden die ersparnisse aufgebraucht sein, dann muß er nach der aktuellen Gesetzeslage seine Lebensversicherung, die als Altersvorsorge gedacht war, mit Verlust auflösen und eine Weile davon leben. Danach wird er Sozialhilfeempfänger.

Meinst Du nicht, er hätte lieber seine Ersparnisse auf dem Konto gelassen, wenn das möglich gewesen wäre?
Er hätte auch eine Stelle als sachbearbeiter zu einem Bruchteil des letzten Gehalts angenommen, wenn er nur eine bekommen hätte. Leider war in den Zehn Jahren kein AG bereit, ihn einzustellen. Zu alt! Vor zehn Jahren, mit 45 auch schon. Die ersten Jahre hat er auch sein Auto behalten, um seine Chancen nicht zu verschlechtern, aber nach einiger Zeit hat er eingesehen, daß das auch nichts bringt und die Kosten gesenkt.

Aber ich habe noch andere Beispiele.
Mein Schwager in Berlin hat keinen Beruf, der ist seit 14 Jahren Arbeitslos. Der ist 46.

Ein Freund war bis vor drei Jahren Admin in einer Druckerei, bis die Pleite gegangen ist. (Hat mal Bürokaufmann gelernt) Der sieht recht schlecht, hat einen Blindenausweis. Daran, daß er zehn Jahre als Admin gearbeitet hat, sieht man aber, daß er trotzdem Arbeitsfähig ist.
Zuletzt hat er einen Fehlversuch mit einer Ich-AG gestartet. Der würde jeden Job nehmen, den er mit seinen Augen machen kann. Er ist etwa 40, keine Chance.

Mein Schwager trinkt schon ganz gern mal einen, die anderen beiden sind ‚Nichttrinker‘. Das hilft ihnen aber auch nicht.

Die Jobs, in die die Leute gedrängt werden sollen sind einfach nicht da, das ist alles. Davon, daß die Bezüge gekürzt werden, werden die Stellen auch nicht mehr.

Gruß, Rainer

Bei deinen Ausführungen kann einem schon fast das kotzen kommen, soviel Arroganz steckt darin. Ich wünsche mir, dass du mal die Erfahrung machst, wie es sich von 345 Euro im Monat lebt. Am besten mindestens ein Jahr lang.

Hallo Rainer!

Dipl. Betriebswirt, :inzwischen ist er wohl 55, :Zuletzt hat er vor über zehn :Jahren bei einem :Steuerberater gearbeitet,
bis der die ‚Firma‘ :geschlossen hat.
Seit der Zeit versucht er :einen neuen Job zu finden…

Und dieser Mann ist in geschlagenen 10 Jahren noch nicht auf die Idee gekommen, selbst die Steuerberaterprüfung abzulegen, um dann auf eigene Rechnung zu arbeiten? Ein BWL-Studium und 2 oder 3 Jahre (müßte ich nachsehen) Berufserfahrung z. B. in einem Steuerbüro sind die Voraussetzungen für die Zulassung zur Steuerberaterprüfung. Arbeitslose Steuerberater wiederum sind mir noch nicht untergekommen. Die Maßnahme käme auch für Deinen Bekannten mit 55 Jahren noch nicht zu spät. Als Steuerberater kann er bis 70 arbeiten, wenn er Lust hat und bis dahin noch ein Vermögen anhäufen. Die Steuerberaterprüfung ist allerdings nicht von Pappe, er muß sich schon auf den Hosenboden setzen. Daneben fallen mir für einen Betriebswirt leicht noch weitere Möglichkeiten ein, sofern er bereit ist, Leben zu zeigen.

…dann muß er nach der :aktuellen Gesetzeslage
seine Lebensversicherung, die :als Altersvorsorge gedacht :war, mit Verlust auflösen und :eine Weile davon leben. :smiley:anach wird er :Sozialhilfeempfänger.

Wenn er weiterhin nur angestrengt auf einen Job wartet, wird das wohl so kommen. Und das ist auch richtig so! Machbare Alternative siehe oben.

Aber ich habe noch andere :Beispiele. Mein Schwager in :Berlin hat keinen Beruf, der :ist seit 14 Jahren :Arbeitslos. Der ist 46.

Ohne qualifizierten Berufsabschluß geht nichts. Es sei denn, er hat die (Fach-)Hochschulreife. Dann könnte er sich ohne weiteres z. B. für ein (Fern-)Studium einschreiben. Fehlt es am Schulabschluß, hätte der Mann in 14 Jahren alle Zeit der Welt gehabt, jeden beliebigen Abschluß an einer der Bildungsstätten für Erwachsene nachzuholen. Mit gerade mal 46 Jahren ist der Mann zu jung, um so weiterzumachen.

Ein Freund war bis vor drei :Jahren Admin…
Der sieht recht schlecht, hat :einen Blindenausweis …

Bitte Rainer, gehe mal in Dich: Stell Dir vor, Du bist Betriebsinhaber und haftest für jeden Scheiß in Deinem Betrieb persönlich mit Deiner eigenen wirtschaftlichen Existenz: Stellst Du den fast Blinden als Admin oder Bürokaufmann ein? Baust Du dafür den Arbeitsplatz und letztlich den ganzen Betrieb behindertengerecht um? Ob Du wohl auf den Kündigungsschutz so eines Beschäftigten scharf wärst? Ob Du es Dir unabhängig von möglichen Lohnkostenzuschüssen überhaupt leisten könntest, einen Menschen mit eingeschränkter Einsatzfähigkeit im Betrieb zu haben?

Ein Bewerber mit Blindenausweis ist mir noch nicht begegnet. Die beiden anderen Fälle halte ich für durchaus typisch: Nötigenfalls ein Jahrzehnt oder länger zuwarten ohne entscheidende Aktivität. Dahinter steckt eine für mich nicht nachvollziehbare Passivität und Versorgungsmentalität. Empfindest Du es als unzumutbar, wenn die Betroffenen umdenken sollen?

Gruß
Wolfgang

Flexibilität

Hallo Wolfgang,

Äh…

Wie Wolfgang schon sagte: Längst nicht jede Stelle wird dem
Arbeitsamt gemeldet. Auf dem weg zur Arbeit komme ich morgens
an drei Läden vorbei, an deren Fenster ein Schildchen pappt
mit der Aufschrift „Aushilfe gesucht“. Glaubst Du, unsere
ausländischen Freunde, die diese Läden betreiben, ärgern sich
mit dem Arbeitsamt und anschließend mit den von dort
geschickten Gestalten
herum?

(Ich hab’ mal die Polemik fett gemacht, OK?)

Polemik die, scharfe Auseinandersetzung (oft mit persönlichen Angriffen). http://www.brockhaus.de/

Hm.

Arbeitsamt, die Kollegen bringen alle ihre Familie mit. :wink:
Familienangehörige von Mitarbeitern werden bovorzugt
eingestellt. Allerdings gilt eine Schallmauer von 35! Wer
älter ist, braucht schon gute Kontakte in die Chefetagen.

Kann ich nicht beurteilen. Die Kollegen, die wir in den letzten 5 Jahren eingestellt haben, waren sämtlichst über 30 (abgesehen von mir und unserer „Praktikantin“), zur Hälfte über 40 und immerhin 2 von 12 Leuten waren über 50.

Klar, einen Job für ein paar Cent bekommt man immer, nur leben
kann man nicht davon. Wenn jemand diese Jobs macht, mußt Du
ihn weiterhin mit Deinen Steuern am Leben erhalten. Hältst Du
es für Sinnvoll einen Job zu machen, für den man nicht
ordentlich bezahlt wird und wir finanzieren dem AG die billige
Arbeitskraft, indem wir den AN mit unseren steuern am Leben
erhalten?

Soll für Lager- und Sortierarbeiten ein Gehalt von 50 Euro je Stunde gezahlt werden? Wenig wertschöpfende Arbeit wird auch geringer bezahlt, das ist doch nichts neues. Und nun, wenn es um die Alternative Arbeit gegen Geld oder Nichtarbeit gegen Geld geht, geht der Menschenverstand flöten?

Weiterhin: Ist es schlechter, wenn ein Mensch arbeitet und zusätzlich Geld bekommt als wenn er nicht arbeitet und alles Geld vom Staat bekommt?

Und wenn nur ein paar durch die „neuen“ Maßnahmen dazu
gebracht werden, sich auch nur einen Monat eher was neues zu
suchen, hat es schon was gebracht.

Ja, aber was? …

Ein Mensch macht nicht nichts, sondern etwas und die Kassen, die wir beide mit unseren Steuern speisen, werden entlastet.

(Den Text hier habe ich wieder gelöscht)

Warum?

Jemanden, der Geld für Nichtstun von der Gemeinschaft erhält,
dazu zu drängen, sich schleunigst selbst um Arbeit zu bemühen,
nennst Du schikanieren? Ehrlich gesagt fühle ich mich
schikaniert, daß mir lockere 50% des Geldes, für das ich
arbeite, gar nicht zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosigkeit
ist sicherlich nicht der einzige Grund dafür, daß das so ist,
aber ein nicht unwesentlicher.

Wenn der Arbeislose dann für einen AG Geld verdient und
weiterhin von Sozialhilfe lebt, hilft Dir das nicht.

Er lebt von weniger Sozialhilfe und von mehr eigenem Einkommen, um mal nur den finanziellen Aspekt zu betrachten.

Den
Gewinn hat jemand anders.

Wer? Der Unternehmer? Dem isses egal, ob der Arbeitnehmer in der Freizeit seine Porsche zählt oder sonst von der Stütze leben würde.

Jobs, von denen man nicht leben kann, erfüllen den Zweck
nicht.

Sag das mal den ganzen Teilzeitarbeitnehmern in Deutschland. Der Zweck von Arbeit ist (neben Spaß, den manche Menschen bei der Arbeit ja haben sollen), einen Beitrag zum Lebensunterhalt zu leisten. Wenn das Geld von der Arbeit nicht reicht, hilft der Staat aus. „Alles oder nichts“ zu fordern, kostet Dein und mein Geld.

Gerade hatte ich eine Zeitschrift von der ‚Arbeitskammer‘ in
der Hand, da wird beklagt, daß viele Stellen zur
Steuerersparnis in 400-Euro-Jobs zerlegt wurden. Die Zahl der
Stellen ist dadurch gestiegen. Ist das das Ziel?

Nein, aber es ist ein Aspekt. Du willst im Sommer Dein Bier im Biergarten trinken und nicht das ganze Jahr über. Du willst samstags einkaufen und nicht montags morgens. Du willst morgens und abends öffentliche Verkehrsmittel benutzen und nicht rund um die Uhr (und wenn nicht Du, dann doch viele andere). Das menschliche Leben verläuft nicht 365 Tage, 7 Tage und 24 Stunden absolut gleichmäßig. Wenn erhöhte Nachfrage vorliegt, muß Leistung vorgehalten werden und nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt. Dadurch kommt es zwangsläufig zu flexibleren Arbeitszeiten und einer Aufspaltung von Vollzeit- in Teilzeitstellen.

Diese Klammerei an eingefahrene Strukturen macht mich eh irre. Warum darf ich nicht sonntags oder samstags arbeiten? Warum ausgerechnet von montags bis freitags, so daß ich frei habe, wenn die meisten anderen auch frei haben und mir im Geschäft und in Freizeiteinrichtungen auf die Nerven gehen? Nein, die Gewerkschaften als Interessenvertrer verweigern sich der Samstagsarbeit ohne mich, als denjenigen, den sie angeblich vertreten, jemals gefragt zu haben.

Was ich damit sagen will: Wenn Arbeitgeber Arbeitnehmer dann einsetzen könnten, wenn sie sie brauchen, stiege die Auslastung, damit die Produktivität je Arbeitnehmer und damit auch das verteilbare Einkommen. Genauer: 2 Arbeitsplätze je 20 Stunden können durchaus auch mehr bringen, als 1 Arbeitsplatz mit 40 Stunden. Solange aber Teilzeitarbeit als etwas minderwertiges klassifiziert wird, ist das allerdings nicht unbedingt so.

Gruß,
Christian

Hallo Christian,

Hallo Wolfgang,

Entschuldigung, ich hatte schon wieder die Arbeit im Kopf. :wink:

Soll für Lager- und Sortierarbeiten ein Gehalt von 50 Euro je
Stunde gezahlt werden?

Du übertreibst! Das andere Extrem sind Jobs für unter 3 Euro / Stunde, die gibt’s auch. (Einen Lagerarbeiter mit 50 Euoro wohl nicht)

Wenig wertschöpfende Arbeit wird auch
geringer bezahlt, das ist doch nichts neues.

Natürlich nicht, dagegen ist ja auch nichts zu sagen. Es ist auch nichts dagegen zu sagen, wenn sich ein Schüler sein Taschengeld aufbessert, indem er Werbezettel verteilt. Aber leben kann man davon nicht.

Weiterhin: Ist es schlechter, wenn ein Mensch arbeitet und
zusätzlich Geld bekommt als wenn er nicht arbeitet und
alles Geld vom Staat bekommt?

Nein, natürlich nicht. Wenn er aber eine 40-Stunden-Woche hat, muß das Geld ausreichen, um auf staatliche Hilfe verzichten zu können. Andernfalls ist das nur eine Umverteilung von unten nach oben.

Den Gewinn hat jemand anders.

Wer? Der Unternehmer? Dem isses egal, ob der Arbeitnehmer in
der Freizeit seine Porsche zählt oder sonst von der Stütze
leben würde.

Ja, hauptsache der Gewinn sitimmt. Lebt der AN von Stütze zahlst Du den Gewinn des AG.

Dadurch kommt es
zwangsläufig zu flexibleren Arbeitszeiten und einer
Aufspaltung von Vollzeit- in Teilzeitstellen.

Wenn das der Grund ist, ist’s OK. Seit ein paar Jahren läuft der trend in eine andere Richtung. Geringfügig Beschäftigte sind billiger, deshalb werden Vollzeitjobs in mehrere kleine zerlegt, um so den Gewinn zu maximieren.

Warum darf ich nicht sonntags oder samstags arbeiten? Warum
ausgerechnet von montags bis freitags, so daß ich frei habe,
wenn die meisten anderen auch frei haben und mir im Geschäft
und in Freizeiteinrichtungen auf die Nerven gehen?

Mir wäre es anders auch lieber.

Nein, die
Gewerkschaften als Interessenvertrer verweigern sich der
Samstagsarbeit ohne mich, als denjenigen, den sie angeblich
vertreten, jemals gefragt zu haben.

Das ist falsch. Was die AG wollen ist die sechs-Tage-Woche. Hier wird jeden Samstag gearbeitet. (Überstunden allerdings. :wink:)

Was ich damit sagen will: Wenn Arbeitgeber Arbeitnehmer dann
einsetzen könnten, wenn sie sie brauchen, stiege die
Auslastung, damit die Produktivität je Arbeitnehmer und damit
auch das verteilbare Einkommen.

Beim Sonntag bekommst Du wohl eher mit der Kirche Probleme.

Genauer: 2 Arbeitsplätze je 20
Stunden können durchaus auch mehr bringen, als 1 Arbeitsplatz
mit 40 Stunden. Solange aber Teilzeitarbeit als etwas
minderwertiges klassifiziert wird, ist das allerdings nicht
unbedingt so.

Nein, nicht minderwertig, nur schlechter bezahlt. Warum bekommen geringfügig Beschäftigte nur den halben Stundenlohn oder weniger als Vollzeitkräfte? Weil sie sich nicht wehren, keine Gewerkschaft haben.
Dann hat der AG seine zweite Million viel schneller, als die Erste.

Gruß, Rainer

Hallo Wolfgang,

Wenn er weiterhin nur angestrengt auf einen Job wartet, wird
das wohl so kommen. Und das ist auch richtig so! Machbare
Alternative siehe oben.

OK, das muß ich so akzeptieren. Das könnte mein Freund höchstens selbst kommentieren.

Aber ich habe noch andere :Beispiele. Mein Schwager in :Berlin hat keinen Beruf, der :ist seit 14 Jahren :Arbeitslos. Der ist 46.

Ohne qualifizierten Berufsabschluß geht nichts. Es sei denn,
er hat die (Fach-)Hochschulreife. Dann könnte er sich ohne
weiteres z. B. für ein (Fern-)Studium einschreiben. Fehlt es
am Schulabschluß, hätte der Mann in 14 Jahren alle Zeit der
Welt gehabt, jeden beliebigen Abschluß an einer der
Bildungsstätten für Erwachsene nachzuholen. Mit gerade mal 46
Jahren ist der Mann zu jung, um so weiterzumachen.

Da muß ich heftigst widersprechen. Mein Schwager hat nur einen Hauptschulabschluß, weil er mehr nicht schafft. Nicht jeder ist fähig, einen höheren Bildungsabschluß zu erreichen. Menschen sind verschieden, jeder hat eine andere Leistungsgrenze. Ich bin auch nicht zum Chirurgen geboren.

Ein Freund war bis vor drei :Jahren Admin…
Der sieht recht schlecht, hat :einen Blindenausweis …

Bitte Rainer, gehe mal in Dich: Stell Dir vor, Du bist
Betriebsinhaber und haftest für jeden Scheiß in Deinem Betrieb
persönlich mit Deiner eigenen wirtschaftlichen Existenz:
Stellst Du den fast Blinden als Admin oder Bürokaufmann ein?
Baust Du dafür den Arbeitsplatz und letztlich den ganzen
Betrieb behindertengerecht um?

Umbauen? Ich dachte, ich hätte geschrieben, daß er den Job Jahrelang gemacht hat!

Ob Du wohl auf den
Kündigungsschutz so eines Beschäftigten scharf wärst? Ob Du es
Dir unabhängig von möglichen Lohnkostenzuschüssen überhaupt
leisten könntest, einen Menschen mit eingeschränkter
Einsatzfähigkeit im Betrieb zu haben?

Wenn er seinen Job so gut macht, wie sein nicht behinderter Kollege auch und ich das aus den Zeugnissen entnehmen kann, warum nicht?

Ein Bewerber mit Blindenausweis ist mir noch nicht begegnet.
Die beiden anderen Fälle halte ich für durchaus typisch:
Nötigenfalls ein Jahrzehnt oder länger zuwarten ohne
entscheidende Aktivität. Dahinter steckt eine für mich nicht
nachvollziehbare Passivität und Versorgungsmentalität.

Versorgungsmentalität. Du hast aber gelesen, daß er in den zehn Jahren von seinen Ersparnissen gelebt hat. Das ist Versorgungsmentalität?

Empfindest Du es als unzumutbar, wenn die Betroffenen umdenken
sollen?

Nein, nur wenn den Leuten vorgeworfen wird, daß sie Jobs nicht annehmen, die nicht da sind, oder jeder Arbeitslose gefragt wird, warum er nicht Selbständig arbeitet und mal 'ne schöne Pleite hinlegt, finde ich das unzumutbar. Warum muß jeder etwas tun, das er nicht kann?

Gruß, Rainer

Hallo,

Soll für Lager- und Sortierarbeiten ein Gehalt von 50 Euro je
Stunde gezahlt werden?

Du übertreibst! Das andere Extrem sind Jobs für unter 3 Euro /
Stunde, die gibt’s auch. (Einen Lagerarbeiter mit 50 Euoro
wohl nicht)

natürlich nicht, aber Du hast dies angeführt:

Hältst Du
es für Sinnvoll einen Job zu machen, für den man nicht
ordentlich bezahlt wird und wir finanzieren dem AG die billige
Arbeitskraft, indem wir den AN mit unseren steuern am Leben
erhalten?

Das ist schlicht unsachlich. Arbeit wird nach Leistung und wertschöpfung bezahlt und nicht danach, ob der Arbeitnehmer sonst Sozialhilfeempfänger oder Porschesammler wäre.

Wenig wertschöpfende Arbeit wird auch
geringer bezahlt, das ist doch nichts neues.

Natürlich nicht, dagegen ist ja auch nichts zu sagen. Es ist
auch nichts dagegen zu sagen, wenn sich ein Schüler sein
Taschengeld aufbessert, indem er Werbezettel verteilt. Aber
leben kann man davon nicht.

Wir verstehen uns miß. Ich habe damals u.a. für DM 12 je Stunde Getränke im Supermarkt gestapelt und sortiert, außerdem – und daran denke ich nur ungern zurück – ähnliches mit Batterien, Mäusespeck und Sagrotan.

Weiterhin: Ist es schlechter, wenn ein Mensch arbeitet und
zusätzlich Geld bekommt als wenn er nicht arbeitet und
alles Geld vom Staat bekommt?

Nein, natürlich nicht. Wenn er aber eine 40-Stunden-Woche hat,
muß das Geld ausreichen, um auf staatliche Hilfe verzichten zu
können. Andernfalls ist das nur eine Umverteilung von unten
nach oben.

Wir haben schon seit längerem nicht über 40 Stunden-Wochen gesprochen, dachte ich und selbst wenn: Alles ist für die Gesellschaft (die das Geld abdrückt) besser, als daß der Betreffende das volle Geld für lau bekommt.

Den Gewinn hat jemand anders.

Wer? Der Unternehmer? Dem isses egal, ob der Arbeitnehmer in
der Freizeit seine Porsche zählt oder sonst von der Stütze
leben würde.

Ja, hauptsache der Gewinn sitimmt. Lebt der AN von Stütze
zahlst Du den Gewinn des AG.

Wie um Himmels Willen kommst Du darauf? Wie ich schrieb: Ob der Arbeitnehmer in seiner Freizeit Luxusautos sammelt oder am Hungertuch nagt, ist dem Arbeitgeber völlig egal und auch, ob der Arbeitnehmer den Rest seines Lebensunterhaltes aus Kapitalerträgen oder vom Sozialamt bezieht.

Dadurch kommt es
zwangsläufig zu flexibleren Arbeitszeiten und einer
Aufspaltung von Vollzeit- in Teilzeitstellen.

Wenn das der Grund ist, ist’s OK. Seit ein paar Jahren läuft
der trend in eine andere Richtung. Geringfügig Beschäftigte
sind billiger, deshalb werden Vollzeitjobs in mehrere kleine
zerlegt, um so den Gewinn zu maximieren.

Ich höre an dieser Stelle auf. Das ständige Gerede vom Unternehmer als Inkarnation des Bösen strengt mich zu sehr an.

Ciao.

Christian