Flexibilität
Hallo Wolfgang,
Äh…
Wie Wolfgang schon sagte: Längst nicht jede Stelle wird dem
Arbeitsamt gemeldet. Auf dem weg zur Arbeit komme ich morgens
an drei Läden vorbei, an deren Fenster ein Schildchen pappt
mit der Aufschrift „Aushilfe gesucht“. Glaubst Du, unsere
ausländischen Freunde, die diese Läden betreiben, ärgern sich
mit dem Arbeitsamt und anschließend mit den von dort
geschickten Gestalten herum?
(Ich hab’ mal die Polemik fett gemacht, OK?)
Polemik die, scharfe Auseinandersetzung (oft mit persönlichen Angriffen). http://www.brockhaus.de/
Hm.
Arbeitsamt, die Kollegen bringen alle ihre Familie mit. 
Familienangehörige von Mitarbeitern werden bovorzugt
eingestellt. Allerdings gilt eine Schallmauer von 35! Wer
älter ist, braucht schon gute Kontakte in die Chefetagen.
Kann ich nicht beurteilen. Die Kollegen, die wir in den letzten 5 Jahren eingestellt haben, waren sämtlichst über 30 (abgesehen von mir und unserer „Praktikantin“), zur Hälfte über 40 und immerhin 2 von 12 Leuten waren über 50.
Klar, einen Job für ein paar Cent bekommt man immer, nur leben
kann man nicht davon. Wenn jemand diese Jobs macht, mußt Du
ihn weiterhin mit Deinen Steuern am Leben erhalten. Hältst Du
es für Sinnvoll einen Job zu machen, für den man nicht
ordentlich bezahlt wird und wir finanzieren dem AG die billige
Arbeitskraft, indem wir den AN mit unseren steuern am Leben
erhalten?
Soll für Lager- und Sortierarbeiten ein Gehalt von 50 Euro je Stunde gezahlt werden? Wenig wertschöpfende Arbeit wird auch geringer bezahlt, das ist doch nichts neues. Und nun, wenn es um die Alternative Arbeit gegen Geld oder Nichtarbeit gegen Geld geht, geht der Menschenverstand flöten?
Weiterhin: Ist es schlechter, wenn ein Mensch arbeitet und zusätzlich Geld bekommt als wenn er nicht arbeitet und alles Geld vom Staat bekommt?
Und wenn nur ein paar durch die „neuen“ Maßnahmen dazu
gebracht werden, sich auch nur einen Monat eher was neues zu
suchen, hat es schon was gebracht.
Ja, aber was? …
Ein Mensch macht nicht nichts, sondern etwas und die Kassen, die wir beide mit unseren Steuern speisen, werden entlastet.
(Den Text hier habe ich wieder gelöscht)
Warum?
Jemanden, der Geld für Nichtstun von der Gemeinschaft erhält,
dazu zu drängen, sich schleunigst selbst um Arbeit zu bemühen,
nennst Du schikanieren? Ehrlich gesagt fühle ich mich
schikaniert, daß mir lockere 50% des Geldes, für das ich
arbeite, gar nicht zur Verfügung stehen. Die Arbeitslosigkeit
ist sicherlich nicht der einzige Grund dafür, daß das so ist,
aber ein nicht unwesentlicher.
Wenn der Arbeislose dann für einen AG Geld verdient und
weiterhin von Sozialhilfe lebt, hilft Dir das nicht.
Er lebt von weniger Sozialhilfe und von mehr eigenem Einkommen, um mal nur den finanziellen Aspekt zu betrachten.
Den
Gewinn hat jemand anders.
Wer? Der Unternehmer? Dem isses egal, ob der Arbeitnehmer in der Freizeit seine Porsche zählt oder sonst von der Stütze leben würde.
Jobs, von denen man nicht leben kann, erfüllen den Zweck
nicht.
Sag das mal den ganzen Teilzeitarbeitnehmern in Deutschland. Der Zweck von Arbeit ist (neben Spaß, den manche Menschen bei der Arbeit ja haben sollen), einen Beitrag zum Lebensunterhalt zu leisten. Wenn das Geld von der Arbeit nicht reicht, hilft der Staat aus. „Alles oder nichts“ zu fordern, kostet Dein und mein Geld.
Gerade hatte ich eine Zeitschrift von der ‚Arbeitskammer‘ in
der Hand, da wird beklagt, daß viele Stellen zur
Steuerersparnis in 400-Euro-Jobs zerlegt wurden. Die Zahl der
Stellen ist dadurch gestiegen. Ist das das Ziel?
Nein, aber es ist ein Aspekt. Du willst im Sommer Dein Bier im Biergarten trinken und nicht das ganze Jahr über. Du willst samstags einkaufen und nicht montags morgens. Du willst morgens und abends öffentliche Verkehrsmittel benutzen und nicht rund um die Uhr (und wenn nicht Du, dann doch viele andere). Das menschliche Leben verläuft nicht 365 Tage, 7 Tage und 24 Stunden absolut gleichmäßig. Wenn erhöhte Nachfrage vorliegt, muß Leistung vorgehalten werden und nicht gleichmäßig über das Jahr verteilt. Dadurch kommt es zwangsläufig zu flexibleren Arbeitszeiten und einer Aufspaltung von Vollzeit- in Teilzeitstellen.
Diese Klammerei an eingefahrene Strukturen macht mich eh irre. Warum darf ich nicht sonntags oder samstags arbeiten? Warum ausgerechnet von montags bis freitags, so daß ich frei habe, wenn die meisten anderen auch frei haben und mir im Geschäft und in Freizeiteinrichtungen auf die Nerven gehen? Nein, die Gewerkschaften als Interessenvertrer verweigern sich der Samstagsarbeit ohne mich, als denjenigen, den sie angeblich vertreten, jemals gefragt zu haben.
Was ich damit sagen will: Wenn Arbeitgeber Arbeitnehmer dann einsetzen könnten, wenn sie sie brauchen, stiege die Auslastung, damit die Produktivität je Arbeitnehmer und damit auch das verteilbare Einkommen. Genauer: 2 Arbeitsplätze je 20 Stunden können durchaus auch mehr bringen, als 1 Arbeitsplatz mit 40 Stunden. Solange aber Teilzeitarbeit als etwas minderwertiges klassifiziert wird, ist das allerdings nicht unbedingt so.
Gruß,
Christian