Hartz IV und was macht die Karriere?

Ich frage mich gerade, wie sich Hartz IV grundsätzlich auf die persönliche Entwicklung von Berufstätigen auswirken könnte.

Werden wir uns angesichts der existentiellen Folgen langer Arbeitslosigkeit überhaupt noch trauen, den Job zu wechseln? Neue Herausforderungen anzunehmen und auch mal ein Risiko einzugehen?

Oder wird der drohende Abgrund dazu führen, nie wieder einen Jobwechsel zu wagen? Also fachlich auf der Stelle treten, nie mehr etwas dazulernen oder die eigenen Grenzen austesten? Unmotiviert seinen Job weitermachen, damit man bloß nicht durchs soziale Netz fällt. Eine tolle Perspektive für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Mir wird bei diesem Szenario angst und bange

Marie

Hi!

Werden wir uns angesichts der existentiellen Folgen langer
Arbeitslosigkeit überhaupt noch trauen, den Job zu wechseln?
Neue Herausforderungen anzunehmen und auch mal ein Risiko
einzugehen?

Oder wird der drohende Abgrund dazu führen, nie wieder einen
Jobwechsel zu wagen? Also fachlich auf der Stelle treten, nie
mehr etwas dazulernen oder die eigenen Grenzen austesten?
Unmotiviert seinen Job weitermachen, damit man bloß nicht
durchs soziale Netz fällt. Eine tolle Perspektive für den
Wirtschaftsstandort Deutschland.

Hartz IV ist nur ein Beweis mehr, wie hilflos die Verantwortlichen (Politker, Unternehmer, Gewerkschaften) beim Problem Arbeitslosigkeit sind. Man denkt sich was aus, verziert es mit einem schönen Namen und wundert sich anschließend, warum es nicht funktioniert.

Hartz IV wird die Arbeitslosigkeit nicht beseitigen. Im Gegenteil, die Zusammenlegung von Sozial- und Arbeitslosenhilfe wird so manche Kommune in den finanziellen Untegang treiben.

Ähnlich unausgegoren die Forderung nach Einsatz von Langzeitarbeitslosen für besondere Aufgaben. Man mag dafür sein („Endlich tun die mal was“) oder dagegen („menschenunwürdig“). Nachgedacht - und vor allem gelernt - hat keiner. Wenn nun also Langzeitarbeitslose eingesetzt werden, um Bushaltestellen sauber zu scheuern oder zwangsgeräumte Wohnungen zu reinigen - was sagen eigentlich die Unternehmen dazu, die sich auf solche Aufgaben spezialisiert haben? Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden im Osten Langzeitarbeitslose für Aufgaben wie „unser Dorf soll schöner werden“ herangezogen und haben Blumen gepflanzt, Rasen gemäht und Büsche gestutzt. Dummerweise konnten dadurch die örtlichen Gärtnereien ihren Laden zumachen.

Und zum leidigen Thema „Mehr arbeiten, damit’s billiger wird“ kommt ausgerechnet aus Dänemark, ein uns immer als Vorbild hingestelltes Land, ein Kommentar, den man sich an den Badezimmerspiegel pappen sollte:

"Der Däne Erik Jensen kann über die Debatte um längere Arbeitszeiten in Deutschland nach seinen Erfahrungen vor Ort nur lachen. «Bei den Deutschen wagt schon jetzt aus Angst vorm Chef und den Kollegen keiner, vor halb sieben nach Hause zu gehen, auch wenn nichts zu tun ist,» sagt der Computerexperte.

Jensen hat längere Zeit für ein dänisches Unternehmen in Süddeutschland gearbeitet. Daheim in Kopenhagen hat der Vater von vier Kindern keine Hemmungen, den Heimweg auch um halb vier anzutreten, wenn die Arbeit getan ist.
[…]
Dass die Auslagerung von Arbeitsplätzen durch die Rückkehr zu längeren Arbeitszeiten vergangener Jahrzehnte verhindert werden könne, sei auch aus Sicht der Arbeitgeber eine «sehr, sehr altmodische Auffassung von Konkurrenzfähigkeit»
[…]
Fast schon mitleidig kommentierte die linksliberale Zeitung «Information» die deutsche Debatte: «Das Schlimmste ist, dass das Ganze keinen Deut hilft.» Weil die Arbeit bei längeren Arbeitszeiten zwangsläufig auf weniger Arbeitnehmer verteilt werde, müsse die Arbeitslosigkeit steigen und damit die Kaufkraft der Verbraucher sinken. Das nütze den Unternehmen wenig: «Auch Arbeitgeber brauchen gut bezahlte Angestellte mit genug Freizeit zum Einkaufen, zum Anbau eines Wintergartens, für Wochenendferien, Kinobesuche und die Lektüre von Büchern.»"

Quelle: http://de.news.yahoo.com/040708/3/43w8y.html

Interessant ist auch die Aussage einer Studie der OECD, dass längere Arbeitszeiten negativ für die Produktivität im Unternehmen sind. Die Mitarbeiter glauben ständig, man hätte ja ausreichend Zeit. Wo kürzer gearbeitet wird, ist der Druck zu höherer Produktivität ungleich stärker. Sagt die OECD.

Quelle: http://de.news.yahoo.com/040708/3/43w5h.html

Auf eine Woche Urlaub verzichten, würde angeblich 0,3 bis 0,4 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum bringen und so 100.000 Arbeitsplätze schaffen. Klingt gut. Greift aber nicht. Denn ein Wirtschaftswachstum von 1,5 bis 2 Prozent wird allein durch Steigerung der Effektivität im Unternehmen erzeugt. Durch Rationalisierungen. Also durch Arbeitsplatzabbau.

Nicht längere Arbeitszeiten sind gefordert, sondern höhere Effizienz am Arbeitsplatz. Aber diese Forderung habe ich bisher von keinem Arbeitgeberverband gehört. Vermutlich, weil das Rückschlüsse auf das eigene Unternehmen zulassen würde. Dann lieber zu Mitteln greifen aus dem 19.Jahrhundert.

Grüße
Heinrich

Hallo Heinrich!

Vor gar nicht allzu langer :Zeit wurden im Osten :Langzeitarbeitslose für :Aufgaben wie „unser Dorf soll
schöner werden“ herangezogen :und haben Blumen gepflanzt, :Rasen gemäht und Büsche :gestutzt. Dummerweise konnten :dadurch die örtlichen :Gärtnereien ihren Laden :zumachen.

Weil Du vom Osten sprichst: Kennst Du den Haushaltsplan auch nur einer einzigen Gemeinde in den neuen Ländern?
Falls nein, kann ich Dir gerne helfen. Hinterher weißt Du, daß überhaupt nur noch absolut unverzichtbare Arbeiten vergeben werden. Der Rest bleibt liegen, wird schlicht nicht gemacht. Wenn jemand eine Bushaltestelle reinigt, entgeht damit dem örtlichen Gewerbe kein Cent. Ebenso bei der Pflege einer Grünanlage. Dort passiert etwas, wenn der Gemeindearbeiter mal gerade Zeit hat. Sogar bei dringend fälligen Arbeiten ist nur selten an Auftragsvergabe zu denken. Die Gemeindevertreter fassen zusammen mit wenigen interessierten Bürgern eigenhändig an, während etliche arbeitsfähige Sozialhilfeempfänger täglich auf dem Platz der Tankstelle lungern und Bier trinken. Laß bitte Ideologie und Klassenkampf stecken und mache die Augen auf.

Die Verfechter von Dauerstütze werden bald Glatzen bekommen, weil sie ständig irgendwelches Zeug an den Haaren herbei ziehen.

Gruß
Wolfgang

OECD-Studie
Hallo,

Interessant ist auch die Aussage einer Studie der OECD, dass
längere Arbeitszeiten negativ für die Produktivität im
Unternehmen sind. Die Mitarbeiter glauben ständig, man hätte
ja ausreichend Zeit. Wo kürzer gearbeitet wird, ist der Druck
zu höherer Produktivität ungleich stärker. Sagt die OECD.

Quelle: http://de.news.yahoo.com/040708/3/43w5h.html

ich bin ja immer für das Original zu haben. In derartigen Meldungen steht doch oft was anderes als im Original.

Über die Studie und ein paar Schlußfolgerungen (englisch): http://www.oecd.org/document/60/0,2340,en_2649_20118…

Die Studie:
http://www.oecd.org/document/62/0,2340,en_2649_20118…

Speziell über den deutschen Arbeitsmarkt (deutsch):
http://www.oecd.org/dataoecd/41/14/32504431.pdf

Gruß,
Christian

Ich kann Dir nur zustimmen. Regelmäßig ernte ich mitleidige Blicke, weil ich mir Getränke liefern lasse, wobei mich das pro Lieferung (alle 2-3 Wochen) ca. 5 Euro kostet. Dafür spare ich mir ca. 1 Stunde Zeit, viermaliges Anlassen des Fahrzeugs (Parkplatz–>Haustür–>Getränkemarkt–>Haustür–&gt:stuck_out_tongue_winking_eye:arkplatz), sowie die Rumärgerei mit den anderen Kunden, die ihren Wagen quer im Gang parken oder 6 Getränkekisten mit Restaurantgutscheinen bezahlen wollen.

Ähnlich bei den heimischen Handwerksgeschichten. Bevor ich stundenlang durch den Baumarkt renne, mir die Installationen ruiniere, die Bude unter Wasser setze, um dann anschließend einen Handwerker zu rufen, der die Trümmer beseitigt, lasse ich den Handwerker direkt dran. Snobismus? Eigentlich mehr eine realistische Einschätzung meiner handwerklichen Fähigkeiten und ständiger Zeitmangel.

Aber der Verzicht auf Dienstleistung ist natürlich nur eine der vielen Ursachen für die Arbeitslosigkeit. Hinzu kommt u.a. auch, daß Dienstleistung aufgrund der Lohnkosten einfach so teuer geworden ist, daß Schwarzarbeit inkl. Risiko einer Bestrafung immer noch biller ist als reguläre Arbeit.

Gruß,
Christian

_Gezwungenermaßen vergleiche ich es gerne mit Japan. Lassen wir mal die sowieso längeren Arbeitszeiten bei 11 tagen Urlaub mal weg und betrachten die zusätzlichen Jobs. Schon mal in Japan an einer Tankstelle vorgefahren? Gewöhnlich springen drei Mann aus der Tankstelle, putzen dein Auto, befüllen es und kassieren ab.

Das war auch in D. mal so. Bis jemand auf den dämlichen Spruch kam, den ich in Erlangen im Kaufland gesehen habe. „Es bedient Sie keiner besser als Sie selbst“ Dieser Spruch beweist doch die absolute Unfähigkeit der Deutschen, effektiv Dienstleistungen zu verkaufen.

Heute fahren wir zur Tankstelle, steigen aus, machen uns beim Befüllen die Finger schmutzig, traben dumm zur Kasse, stellen uns an und warten, bis wir das Geld abgeben dürfen. Schon mal gesehen, was für ein Akt das ist, ein Auto mit Flüssiggas zu befüllen? Wo bleibt hier der Service?

Das ist nur ein kleines Beispiel. Deutschland ist bekannt für die Servicewüste. Statt den Service durch Mannkapazität zu verbessern, wird mit stumpfsinnigen Parolen propagiert, wie gut es für den Kunden ist, an kassiererlosen Kassen mittels RFID-Technologie künftig einkaufen zu gehen. Würde hier ein Teil der Preiserhöhungen auf die Einstellung neuer Kassiererinnen verwendet, wäre alles in bester Ordnung. So sieht man eben zu Stoßzeiten im Supermarkt mit 30 Kassen nur ca. 10 besetzt, an denen 20m lange Schlangen hängen und Globus z.B. vergütete damals die lange Wartezeit mit 5DM, was offensichtlich günstiger war, als neue Kassiererinen einzustellen.

Aber solange Deutsche 10 km weit fahren, weil dort Benzin 1 cent billiger ist, solange Deutsche bei IKEA einkaufen, 2 h mit dem Aufbau verschwenden anstatt für 50 Euro das Ding aufbauen zu lassen, solnage wird es in D. nicht voran gehen. Wer ist schon bereit für Dienstleistungen zu zaheln, wenn er es auch selber machen kann. Dies fällt gezwungenermaßen weg, wenn die Arbeitszeiten steigen._

wer kann das bezahlen, wenn die Löhne immer geringer ausfallen und das Angstsparen zunimmt???

Hallo Steven,

Ich tue mein Teil dafür. Ich gehe nicht zum Geiz-istGeil oder :Blödelmarkt. Ich kaufe z.B. meine PC-Teile entweder beim reichelt oder :stuck_out_tongue:C-Spezialisten. Soweit machbar, greife ich stets auf deutsche Produkte :zurück. Denn das hilft Arbeitsplätze sicherm und nicht weniger Arbeit :bei mehr Lohn.

Das habe ich mir auch gedacht, als ich meinen VW Touareg bestellt habe:
Die > 60.000 €uronen bleiben in der BRD! hüstel

Diese Kiste wird für einen Bruchteil der deutschen Lohnkosten komplett in Bratislava (Slowakei) produziert aber hier für teures Geld auf den Markt geschmissen!

Wenn die Firmen wenigstens die Preise entsprechend angleichen würden, so sie denn schon für´n Appel und ´n Ei im osteuropäischen Ausland zusammenschrauben lassen …

gruss
moritzbock

Ich frage mich gerade, wie sich Hartz IV grundsätzlich auf die
persönliche Entwicklung von Berufstätigen auswirken könnte.

Ich habe irgendwie das Gefühl, daß manche Menschen glauben, daß die Welt gerade neu erfunden wird. Auch bisher gab es Arbeitslosengeld nur einen begrenzten Zeitraum und danach gings an die ALH und dann Sozialhilfe. Das ändert sich nur marginal. Das einzige, was sich ändert, daß die Anreize, sich zügig etwas neues zu suchen, etwas erhöht werden. Wenn das beunruhigend wirkt, sind wir auf dem richtigen Weg, denn daraus folgt intensiveres Bemühen um einen neuen Arbeitsplatz.

Werden wir uns angesichts der existentiellen Folgen langer
Arbeitslosigkeit überhaupt noch trauen, den Job zu wechseln?
Neue Herausforderungen anzunehmen und auch mal ein Risiko
einzugehen?

Auch bisher bedeutete ein Arbeitsplatzwechsel oft ein Risiko. Man verliert für den Fall der Sozialauswahl bei Kündigungen den Schutz aufgrund der Betriebszugehörigkeit, in der Probezeit wurde man auch bisher u.U. schnell wieder vor die Tür gesetzt usw.

Im Bankgewerbe geht es seit einigen Jahren rund. Wie schon Mitte der 90er erwartet und nur durch den Börsenboom aufgehalten, geht hier die Konzentrations- und Kostensekungswelle um. Inzwischen dürften an die 70.000 Bankmitarbeiter ihren Arbeitsplatz verloren haben und das begrenzt auf wenige Regionen, d.h. vor allem Frankfurt, Düsseldorf, Hamburg, München. Einen Arbeitsplatz mit gleicher Qualität und gleichem Inhalt zu finden, wird dadurch nicht einfacher.

Dennoch gibt es immer wieder Kündigungen aus den unterschiedlichsten Motiven. Mal ist es eine Verkürzung des Anfahrtsweges, mal ist es das Verlassen des sinkenden Schiffes, mal eine tolle Karriere möglichkeit. Einige Leute werden es auch in Zukunft bevorzugen, 35 Berufsjahre beim gleichen Arbeitgeber zu verbringen und andere werden sich in der Hoffnung auf was auch immer alle paar Jahre was neues suchen.

Entgegen einer weiterhin um sich greifenden Auffassung, sind die Menschen nicht gleich und werden es auch zukünftig nicht sein.

Gruß,
Christian

Hallo Narie,

wenn du mal von der verharmlosender Propaganda der Auswirkungen vin einzelnen absiehst, ist das zumindestens im Osten dramatisch.
Eine eigenständige Wirtschaft existiert hier nur im Ansatz. Schätzungsweise 10% der Lohnsklaven arbeiten in privatwirtschaftlichen Unternehmen. Der Großteil ist Verwaltung und öffentliche Unternehmen sowie Stadtwirtschaft u.ä. Den Großteil der Bevölkerung stellen Rentner und Arbeitslose, in einigen Gegenden 30 - 50% AL.
Von 331 Euro kannst du kein Fahrzeug unterhalten --> eine Möglichkeit weniger, im Westen mal einen Job zu finden. --> sinkende Kaufkraft, dadurch auch weniger Jobs im Westen… Eine Abwärtspirale halt.
Wie sich Hartz daraus einen Aufschwung verspricht, ist mir schleierhaft. Denkt der ernstlich, dass sixch diese Leute jetzt mit der irre vielen Kohle alle auf nagelneue VWs für 35.000 Euro stürzen, damit sein Unternehmen wieder hoch kommt?
Nein, das ist nix anderes als die Verwaltung überflüssiger Sklaven. Mehr Jobs wird es definitiv nie wieder geben, mehr Arbeitslose mit Sicherheit.

Gruß
Frank

Hallo Frank!

Hartz IV wird in Ostdeutschland ziemlich sicher am Arbeitsmarkt wenig bis nichts bewegen. Eine Arbeitsplätze bietende Wirtschaftsstruktur ist zu dünn und existiert in weiten Landesteilen praktisch nicht.

Sicher ist, daß ab 2005 mehr Menschen in die Sozialhilfe fallen und weniger Geld zur Verfügung haben werden. Unabhängig von den bitteren Folgen für die Betroffenen: Die Zahlungen an die Langzeitarbeitslosen sind zum großen Teil kreditfinanziert. Geringere Zahlungen haben weniger Kreditbedarf der öffentlichen Haushalte zur Folge. Das halte ich für dringend nötig.

Sofern es die Gemeinden schaffen, sinnvolle Arbeit für Zahlungsempfänger zu organisieren, entstünde ein Nutzen für die Gemeinden. Dabei geht es keineswegs um die Beseitigung von Hundeköteln; hier gibts wahrhaftig andere Sorgen. Manches Gemeindegrundstück ist in fürchterlichem Zustand und ein langzeitarbeitsloser Philologe kann sich ohne weiteres in der Gemeindebiblothek betätigen. Das nützt allen, sogar dem Beschäftigungslosen. Wir brauchen dringend eine andere Sichtweise und dürfen Arbeit gleich welcher Art nicht als diskriminierend oder unter der Würde ansehen.

Die Berliner Regierung - egal welche das nach 2006 sein wird - kann für den ersten Arbeitsmarkt nur durch Verschlankung der Verwaltung, Abgabensenkung Steuervereinfachung und F+E-Förderung etwas tun. Unter verbesserten Rahmenbedingungen kann sich Wirtschaft im Osten bilden - exportorientierte Wirtschaft, denn die Kaufkraft gibt in Ostdeutschland nicht viel her. Wer eine Vorstellung hat, wie lange ein Kleinbetrieb braucht, um sicheren Boden unter die Füße zu bekommen, ahnt, daß man in Ostdeutschland in der Größenordnung einer Generation oder länger denken muß. Im Klartext heißt das: Die heute Langzeitarbeitslosen kommen hier voraussichtlich nicht mehr in den ersten Arbeitsmarkt. Die heutigen Pampersträger müssen zukünftig sehr gut ausgebildet werden, damit sie eine Chance erhalten. Das muß technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung sein, mit Inhalten und Anreizen zur Existenzgründung. Nicht vorwiegend Dönerbuden, Sonnenstudios und Ich-AGs mit Ebay-Handel, sondern kleine, feine Hersteller innovativer Produkte. Hier muß eine Kultur der Selbständigkeit entstehen.
Für Produkte, die nicht auf die regionale Kaufkraft angewiesen sind, ist Ostdeutschland eine gute Adresse.

Andernfalls sehe ich große Teile Ostdeutschlands zum sich entvölkernden Altenheim verkommen.

Gruß
Wolfgang

Hallo,

solange ein Anteiz fehlt, in den Osten zu invstieren, solange werden da keine Firmen entstehen. Ein Anfang wäre z.B. ein sehr viel geringerer Lohn.

du kannst ja mal versuchen, in solch einer Region, wo wolfgang z.B. wohnt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbet zu fahren, die vielleicht 70km weit weg liegt. Gescheige denn in Bayern…

Ein Auto ist ein Gebrauchsgegenstand. Es redet keiner davon, dass jeder Sozialhilfeempfänger anspruch auf nen Porsche hat.

Gruß

Hallo Steven!

solange ein Anteiz fehlt, in :den Osten zu invstieren, :solange werden da keine :Firmen entstehen. Ein Anfang :wäre z.B. ein
sehr viel geringerer Lohn.

Zu hohes Lohnniveau kann sehr hemmend wirken, aber ich halte den einfachen Umkehrschluß für gefährlich, wonach das Lohnniveau nur niedrig genug sein muß. Schließlich ist das Lohnniveau in Ostdeutschland bereits niedriger als im Rest der Republik.

Ich halte es für wenig sinnvoll, auf Umsiedlungen der Industrie von West nach Ost zu setzen, denn damit entstehen anderweitig Löcher. Außerdem wird ein verlagerungswilliger und -fähiger lohnintensiver Betrieb in entferntere Regionen außerhalb der Landesgrenzen diesbezüglich noch günstigere Bedingungen vorfinden. Beim Wettbewerb um niedrige Löhne können wir in diesem Land nicht gewinnen.

Die Lösung für Ostdeutschland kann eher nicht bei bereits bestehenden Industrien mit bereits bekannten Produkten liegen. Also nicht das alte Zeug verlagern, kein Wettbewerb mit Massenprodukten und Niedriglohn, statt dessen neue Produkte. Das aber ist nicht in erster Linie die Domäne großer, träger Unternehmen, sondern das typische Betätigungsfeld von KMU. Auch da wieder: Keine Verlagerungen, sondern Neugründungen für neue Produkte. An dieser Stelle wäre es eine wichtige Aufgabe der Bundesländer, keine Verlagerungen durch Subventionen zu fördern.
Am Rande: Einen Mangel an technisch realisierbaren und kaufmännisch sinnvollen Produktideen gibt es nicht. Es gibt aber einen Mangel an geeigneten Unternehmensgründern.

Gruß
Wolfgang

Hallo Christian,

Das einzige, was sich ändert, daß die Anreize, sich
zügig etwas neues zu suchen, etwas erhöht werden. Wenn
das beunruhigend wirkt, sind wir auf dem richtigen Weg, denn
daraus folgt intensiveres Bemühen um einen neuen Arbeitsplatz.

Das klingt wieder als müßten die Leute nur wollen und schon hätten sie einen Job.
Wieso gab es dann im Juni 4,233 Millionen Arbeitslose, aber nur 0.305 Millionen offene Stellen? Außerdem gab es 2002 noch 2,2 Millionen Sozialhilfeempfänger, (Zahlen: Statistisches Bundesamt) die Zahl wird sicher auch nicht zurückgegangen sein.
Nach meiner Rechnung kommet da auf rund 20 Leute ohne Arbeit eine offene Stelle. Und da meinst Du, es nützt etwas, die Leute zu drängen? Sicher gibt es auch Leute, die gar nicht arbeiten wollen. Aber so lange auch nicht ansatzweise genug Stellen für die da sind, die den Job nehmen würden, wenn sie ihn nur bekommen könnten, wird man die Einen von den anderen nicht unterscheiden können. Die Ursache liegt im Jobangebot, nicht bei den Leuten. Die Opfer zu schikanieren ist eindeutig der falsche Weg!

Gruß, Rainer