Thema verfehlt
Hallo Branden,
Da Buddhas Körper und Seele
‚Seele‘ ist ein metaphysisches Konzept, das wenig geeignet ist, buddhistische Auffassungen zu deuten. Der Buddhismus bestreitet nämlich, dass es so etwas wie eine ‚Seele‘ gibt.
Möglicherweise kannst Du als psychosomatischer Mediziner mit einem metaphysischen Konzept wie Seele erfolgreich arbeiten. So, wie ein Akupunkteur (oder sonst ein Praktizierender traditioneller chinesischer Medizin) mit dem Konzept von Qi und den Körpermeridianen durchaus erfolgreich arbeiten kann. Das heisst nicht, dass ‚Seele‘ oder das System der Qi-Meridiane etwas tatsächlich Existentes sind.
Deine Aussage
Da Buddhas Körper und Seele
grundsätzlich so funktionierten
wie die aller Menschen,
beruht auf einer unbeweisbaren metaphysischen Voraussetzung - sie kommt wissenschaftlich daher, ist es aber nicht. Der common sense, den Du da in Anspruch nimmst, ist nichts als ein kulturell geprägtes, wissenschaftlich nicht belegbares Vorurteil.
Wenn man nun ‚Seele‘ durch ‚Bewusstsein‘ ersetzt, so ist die Annahme, dass Körper und insbesondere Bewusstsein eines Erwachten (Buddha)
grundsätzlich so funktionierten
wie die aller Menschen,
zunächst einmal nur das - eine Annahme. Über diese - empirisch nicht klärbare Annahme - hinaus ist es auch durchaus nicht ausgemacht, ob die „grundsätzlichen“ Funktionen eines Bewusstseins auch das Träumen umfassen.
Leute wie Buddha, LaoTse, Sokrates, Jesus mögen sich ja
spezieller mit dem Sein und den Möglichkeiten des Menschen
befasst haben, trotzdem haben sie sicherlich Wünsche, Ängste
und Sehnsüchte gehabt.
Lassen wir die Anderen mal beiseite und beschränken wir uns auf Buddha, nach dem ja gefragt war. Buddha hat sich nicht nur
spezieller mit dem Sein und den Möglichkeiten des Menschen
befasst
sondern er hat sich darüber hinaus einer tiefgreifenden mentalen Schulung unterzogen. Und zwar eben mit dem erklärten Ziel
Wünsche, Ängste
und Sehnsüchte
für immer zu überwinden. Tausende von Menschen sind dem von ihm beschriebenen Weg gefolgt und haben bestätigt, dass dieser Weg zu eben diesem Ergebnis führt: zur Überwindung von Wünschen, Ängsten und Sehnsüchten.
Das muss niemand unbesehen glauben - was auch Buddha selbst lehrte: Folgt nicht, […] als geoffenbart geltenden Lehren, altehrwürdigen Überlieferungen, der Autorität heiliger Schriften, dem Hörensagen oder der jeweils landläufigen Meinung, reinen Vernunftgründen, Schlüssen aus bloßer Theorie und Logik, einem betörenden ,Charisma’ oder der vorgetragenen Größe eines Meisters! Aber wenn ihr selbst in euch versteht: ‚Diese Dinge sind heilsam, förderlich, von den Weisen gepriesen, und, wenn akzeptiert und unternommen, bringen sie allseits Nutzen und Glück‘, dann, […] möget ihr auch demgemäß handeln.
(Kalamer-Sutta, A III.66).
Es ist Sache buddhistischer Praxis - bestehend aus strikter Einhaltung eines ethischen Verhaltenskodexes, aus Schulung des Intellekts und aus intensiver meditativer Schulung des Geistes - zu untersuchen, ob das Gelehrte annehmbar ist, ob es richtig ist.
Deine Aussage jedoch beruht weder auf der praktischen Überprüfung buddhistischer Lehren noch auf einer theoretischen Kenntnis des buddhistischen Lehrsystems noch auf naturwissenschaftlichen Erkenntnissen / Beweisen. Nichts als eine (nicht sonderlich qualifizierte) persönliche Meinungsäußerung.
Freundliche Grüße,
Ralf