selig ist, wer seine Grenzen weiss…
Lieber Heinrich,
über deine Qualifikation, den Koran auszulegen möchte ich erst gar nicht fragen. Ich werde auch - da ich selbst kein Gelehrter bin - nur Fragen stellen, um auf eines aufmerksam zu machen: „was soll das?“ !! Das mache ich vor allem, um den Status des „Wissensforums“ aufrechtzuerhalten. Seine Meinung äussern, ist schön und gut, aber so zu tun, als würde man „Wissen“ weitergeben, wenn man selbst kein Wissen über das Thema besitzt, ist schlichtweg Blödsinn.
Es tut mir auch leid, dass meine Antwort so lang ausfallen musste (keiner mag sie jetzt lesen), aber man kann meiner Meinung nach nicht in zwei Sätzen auf solche Fragen (?) oder Anschuldigungen antworten. Ich bitte auch Heinrich darum, mir zu verzeihen, sollte ich ihn in irgendeiner Weise misverstanden haben.
Also:
„Und wenn sie sich abwenden, dann greift sie und tötet sie, wo
immer ihr sie findet, und nehmt euch niemand von ihnen zum
Freund oder Helfer!“ (4,89).
Es stellt sich die Frage, was mit dem „abwenden“ gemeint ist. Dazu empfiehlt sich das Lesen der Verse vor und nach dem von dir (teilweise) zitierten Vers:
„87. Allah, es gibt keinen Gott außer Ihm. Wahrlich, Er wird euch zum Tag der Auferstehung versammeln; kein Zweifel ist daran. Und wessen Wort ist zuverlässiger als Allahs?
88. Weshalb seid ihr über die Heuchler in zwei Parteien gespalten, wo Allah sie doch wegen ihres Verhaltens verworfen hat? Wollt ihr rechtleiten, wen Allah irregehen läßt? Wen Allah irregehen läßt, für den findest du keinen Weg.“ (4,87-88)
Wir stellen fest: „Ihr Muslime könnt andere nicht zwingen, Muslime zu werden!“ Also eigentlich das genaue Gegenteil dessen, was du mit dem zitierten Vers aussagst!
„89. Sie wünschen, daß ihr ungläubig werdet, wie sie ungläubig sind, und daß ihr (ihnen) gleich seid. Nehmt aber keinen von ihnen zum Freund, ehe sie sich nicht auf Allahs Weg begeben. Und wenn sie (in offener Feindschaft) den Rücken kehren, ergreift und tötet sie, wo immer ihr sie findet. Und nehmt keinen von ihnen zum Freund oder Helfer,“
Ohoh, da haben wir schon wieder das „nehmt keinen von ihnen zum Freund“. Selbes Problem wie die andere (sooft zitierte Stelle), aber das soll uns erst einmal nicht kümmern, denn wir wissen nicht, um wen es hier geht. Dann kommt der von dir zitierte Teil mit dem Töten. Hier wird das Abwenden deutlicher (durch Feindschaft). Deiner Interpretation nach ist das „Abwenden“ die Abkehr vom Islam…
„90. Außer denen, die sich zu einem Volke begeben, mit dem ihr ein Bündnis habt, oder zu euch kommen, das Herz darüber beklommen, daß sie gegen euch oder ihr eigenes Volk kämpfen sollten. Wenn Allah wollte, hätte Er ihnen Macht über euch gegeben, und sicherlich hätten sie dann gegen euch gekämpft. Wenn sie sich jedoch von euch fernhalten, ohne euch zu bekämpfen, und euch Frieden anbieten, gibt euch Allah keine Erlaubnis, gegen sie vorzugehen.“
oops. Was soll denn das? Gehen wir das mal durch: Das erste könnte sogar fast verständlich sein („wenn sie vom Islam abfallen (nach deiner Interpretation), sich aber bei einem Verbündeten niederlassen, dann gilt die Regel aus 89 nicht mehr“), aber beim zweiten wird es schon „komisch“, um es gelinde auszudrücken: „oder zu euch kommen, das Herz darüber beklommen, daß sie gegen euch oder ihr eigenes Volk kämpfen sollten“ Welches Volk ist denn hier gemeint? Im Islam wird klar unterschieden zwischen familiärer Bindung und religiöser Bindung. Aber angenommen hier wäre die neue religiöse Gemeinschaft desjenigen gemeint, dann ist widerum fraglich, warum der vorherige Vers als Tötungsgebot angesehen werden soll. Ich überlasse dir am besten die Erklärung.
Der letzte Teil müsste aber deine Interpretation vollends verwerfen - immer einen Verstand vorausgesetzt! ('tschuldigung) - denn da heisst es plötzlich, dass diese Kovertiten (vom Islam, wie deine Deutung geht), könnten Muslimen „Frieden anbieten“ - und in dem Fall dürfen sie nicht mehr bekämpft werden! hmm, das kommt der Regelung für den Abfall vom Glauben sogar recht nahe. Deine These, dass dieser Vers als Tötungsgebot für ‚vom Glauben abgefallene‘ Muslime sein soll, kannst du nicht mehr aufrechterhalten.
Übrigens, die Übersetzung habe ich von der eigenen Seite islaminhannover.de, die Übersetzung habe ich aber nicht geschrieben. Gerne kannst du sie vergleichen mit anderen Übersetzungen. Empfehlenswert (aber englisch) ist die usc-Sammlung:
http://www.usc.edu/dept/MSA/quran/004.qmt.html#004.087
Der Koran spricht auch von „Gottes Zorn“ und einer „gewaltigen
Strafe“, die ein vom Glauben Abgefallener zu erwarten hat (16,
106).
Die Sure 2,217 warnt ausdrücklich davor, Muslime zum
Glaubensabfall zu verführen, da dies schlimmer sei als Töten.
Allah wird den Abgefallenen unter gar keinen Umständen
vergeben (Sure 4,137), denn sie sind Ungläubige und Insassen
des Höllenfeuers (was die Gnadenfähigkeit Allahs in ein
anderes Licht rückt).
Dass Ungläubige bestraft werden am Tag des jüngsten Gerichts ist nichts neues. Was hat das mit der Thematik hier zu tun?? Der Vers (nicht Sure) 2,217 sagt, dass das Volk von dem die Rede ist (Mekkaner), nicht aufhören werden, Muslime zu bekämpfen, bis diese ihre Religion aufgeben (Religionsfreiheit irgendwer??) und warnt Muslime, dass ihre guten Taten durch eine Abkehr vom Islam verwirkt wären.
Der Vers 4,137 auf der anderen Seite beweist, dass der Islam eine Abkehr vom Glauben nicht mit dem Tod bestraft, denn dort heisst es:
„137. Siehe, diejenigen, welche glauben und danach ungläubig werden, dann wieder glauben und dann an Unglauben noch zunehmen, denen verzeiht Allah nicht, und Er leitet sie nicht des Weges.“ (4,137)
Wenn aber ‚Abgefallene‘ getötet werden, wie können sie dann wieder Muslime werden, um wieder zu konvertieren oder zumindest nicht mehr Muslime sein?? Tatsächlich (um nicht immer nur Fragen zu stellen, ich stelle fest, dass du überfragt sein wirst
) ging es um feindliche Menschen, die durch Muslimwerden und sich wieder Abwenden vom Islam (in kurzen Abständen) Muslime animieren wollten, auch Nichtmuslime zu werden (durch Vorbildcharakter).
Als Abfall vom wahren Glauben fällt im Islam nicht nur die
bewusste Abwendung vom islamischen Bekenntnis, sondern auch
die Beschädigung eines Koranexemplars, die Verunglimpfung der
99 schönsten Namen Allahs, die Verweigerung der
Glaubenspflichten, die Anbetung von Bildern und Gegenständen,
der Glaube an die Seelenwanderung usw. Es gibt Islamgelehrte,
die bereits das Betreten einer Kirche als Glaubensabfall
ansehen (Abdal Rahman al Djaziri).
Who’s that?? Und - oops, ich bin kein Muslim mehr. Ich werde nicht auf die Details eingehen, da ich glaube, dass das meiste nur irgendwo abkopiert ist.
Gruss, Omar Abo-Namous