Ich bin eine chinesiche Germanistikstudentin und ich bin neugirig, ob das grammatische Geschlecht auf die Denkweise der Deutschen Einfluss hat. Z. B, man misst männliche Charakter den Sachen bei, deren grammatische Geschlecht maskulin sind?
Guten Morgen,
ich denke das wir Deutschen dadurch sehr beeinflusst werden.
Folgende Scherzfrage:
Ein Mann verunglückt mit dem Auto. Er ist sofort tot. Sein Sohn, der auf dem Beifahrersitz saß, wird schwerverletzt ins Krankenhaus eingeliefert. Der Chirurg, der die Notoperation durchführen soll, eilt in die Notaufnahme. Doch zur Operation kommt es nicht. Als der Arzt den Patienten sieht ruft er aus: „Diesen Jungen kann ich unmöglich operieren, denn er ist mein Sohn!“
Wie ist das möglich, da der Vater bereits im Auto gestorben ist.
Eine Frage, die selten richtig beantwortet wird, weich wir durch das grammatische Geschlecht stark in unserem Denken beeinflusst werden.
-)
Georg (Lösung gibt es gern auf Anfrage
Meines Erachtens ist der Text schlicht grammatisch falsch.
Moin,
Meines Erachtens ist der Text schlicht grammatisch falsch.
Meines Erachtens ist der Text schlicht falsch übersetzt worden. Auf Englisch klappt er, im Deutschen werden wir wohl noch eine Zeitlang brauchen, bis wir neutrale Berufsbezeichnungen verwenden. Vermutlich erst dann, wenn allen Leuten und Leutinnen das und -innen zu blöd wird.
Gruß Ralf
Moin, 671,
ob das grammatische Geschlecht auf die Denkweise der
Deutschen Einfluss hat.
eher nicht.
Z. B, man misst männliche Charakter
den Sachen bei, deren grammatische Geschlecht maskulin sind?
Dingen misst man meist keine menschlichen Merkmale zu.
Mir fällt überhaupt nichts ein, das ich mit menschlichen Eigenschften verbinden würde. Der Hammer ist ein Werkzeug, die Schaufel auch. Am Haus sehe ich vielleicht, ob es von Mann oder Frau bewohnt ist.
Gruß Ralf
Hallo,
ich kann Georg nicht ganz zustimmen. Was er sagt stimmt nämlich nur dort, wo es tatsächlich um Personen geht.
Natürlich hat er Recht mit seinem Beispiel. Man denkt, der Chirurg ist ein Mann. Man würde eben davon ausgehen, dass man bei einer Frau von der „Chirurgin“ sprechen würde.
Ein noch interessanteres Beispiel für das, was Georg anspricht, hab ich grade hier im Forum in einem anderen Brett entdeckt. Da spricht jemand von seiner „besseren Hälfte“. (Manche Männer bezeichnen ihre Partnerin gerne so. Das bedeutet in etwa, dass man als Paar ein Ganzes bildet und jeder davon ein Hälfte ist. Wenn der andere die „bessere Hälfte“ ist, soll das noch einen Zug von Bescheidenheit haben, wird aber m. E. auch sehr häufig ohne diesen Gedanken an Bescheidenheit verwendet.) Ich dachte bei diesem Ausdruck zunächst, dass da eben ein Mann von seiner Frau spricht. Aber nein, es war umgekehrt. Eine Frau nannte ihren Mann „bessere Hälfte“. Ich bin mir jetzt allerdings nicht sicher, ob meine Vermutung, damit sei eine Frau gemeint, mehr daran liegt, dass die „Hälfte“ eben weiblich ist, oder doch eher daran, dass eben meiner Erfahrung nach eher Männer diesen Ausdruck gebrauchen, wenn sie über Frauen sprechen.
Aber ich denke, dass es dir um solch komplizierte Sachen gar nicht unbedingt geht.
Ich bin eine chinesiche Germanistikstudentin und ich bin
neugirig, ob das grammatische Geschlecht auf die Denkweise der
Deutschen Einfluss hat. Z. B, man misst männliche Charakter
den Sachen bei, deren grammatische Geschlecht maskulin sind?
Ich interpretiere deine Frage so, dass du wissen möchtest, ob z. B. „die Gabel“ irgendwie gefühlsmäßig „weiblich“ ist, und „der Löffel“ eher „männlich“. Und in diesem Fall muss ich sagen: Nein! Und es gibt ja auch viele Beispiele für Dinge, denen man vom Gefühl her genau das andere Geschlecht zuordnen würde, dass es grammatikalisch hat. Schönes Beispiel ist immer wieder „der Busen“ als Körperteil der Frau, oder z. B. „die Jagd“ als „Urtätigkeit“ des Mannes.
Fazit: Ausdrücke, mit denen man Menschen benennt, können durch ihr grammatikalisches Geschlecht durchaus in die Irre führen. Irgendwelche Gegenstände werden aber durch den Genus m. E. nicht zu eher „männlichen“ oder eher „weiblichen“ Dingen.
Gruß
M.
Moin,
Servus
Meines Erachtens ist der Text schlicht grammatisch falsch.
Meines Erachtens ist der Text schlicht falsch übersetzt
worden. Auf Englisch klappt er, im Deutschen werden wir wohl
noch eine Zeitlang brauchen, bis wir neutrale
Berufsbezeichnungen verwenden.
Auch im Englischen gibt es weibliche Berufsbezeichnungen wie actress oder waitress.
Außerdem ist es in einer Sprache mit nur einem Artikel natürlich einfacher.
Vermutlich erst dann, wenn
allen Leuten und Leutinnen das und -innen zu blöd wird.
Ein einfaches -in hätte hier auch schon genügt.
Gruß Ralf
Lg,
Penegrin
Guten Morgen,
Auch im Englischen gibt es weibliche Berufsbezeichnungen wie
actress oder waitress.
Aber eben nicht für „doctor“ (und viele andere Berufsbezeichnungen). Der Text stammt tatsächlich aus dem Englischen und wird gern als Beispiel genutzt, dass es eben nicht alles zu übersetzen ist.
MfG
GWS
Guten Morgen,
ich kann Georg nicht ganz zustimmen. Was er sagt stimmt
nämlich nur dort, wo es tatsächlich um Personen geht.
Natürlich hat er Recht mit seinem Beispiel. Man denkt, der
Chirurg ist ein Mann.
Weil das Personalpronomen „er“ benutzt wird und das im Deutschen hier einfach falsch ist. Deshalb funktioniert diese (uralte) Geschichte auf Deutsch eben nicht.
Ein noch interessanteres Beispiel für das, was Georg
anspricht, hab ich grade hier im Forum in einem anderen Brett
entdeckt. Da spricht jemand von seiner „besseren Hälfte“.
(Manche Männer bezeichnen ihre Partnerin gerne so. Das
bedeutet in etwa, dass man als Paar ein Ganzes bildet und
jeder davon ein Hälfte ist. Wenn der andere die „bessere
Hälfte“ ist, soll das noch einen Zug von Bescheidenheit haben,
wird aber m. E. auch sehr häufig ohne diesen Gedanken an
Bescheidenheit verwendet.) Ich dachte bei diesem Ausdruck
zunächst, dass da eben ein Mann von seiner Frau spricht. Aber
nein, es war umgekehrt. Eine Frau nannte ihren Mann „bessere
Hälfte“. Ich bin mir jetzt allerdings nicht sicher, ob meine
Vermutung, damit sei eine Frau gemeint, mehr daran liegt, dass
die „Hälfte“ eben weiblich ist, oder doch eher daran, dass
eben meiner Erfahrung nach eher Männer diesen Ausdruck
gebrauchen, wenn sie über Frauen sprechen.
Das ist aber dein Problem, kein deutsches. Denn ich kenne viele Ehefrauen, die von ihrem Partner als ihrer „besseren Hälfte“ sprechen. Obwohl der eindeutig männlich ist.
MfG
GWS
Guten Morgen,
Servus
Auch im Englischen gibt es weibliche Berufsbezeichnungen wie
actress oder waitress.Aber eben nicht für „doctor“ (und viele andere
Berufsbezeichnungen).
Habe ich auch nie behauptet
Allerdings könnte bei drambeldiers Posting der Eindruck erweckt werden, dass es im Englischen nur neutrale Berufsbezeichnungen gibt.
Der Text stammt tatsächlich aus dem
Englischen und wird gern als Beispiel genutzt, dass es eben
nicht alles zu übersetzen ist.
Ist mir bekannt. Übersetzen kann man ihn schon, nur geht das Rätsel dann verloren
MfG
GWS
Lg,
Penegrin
Ein interessantes Detail bei den Brüdern Grimm ist, dass junge Frauen immer als „das Mädchen“ eingeführt werden, so dass in der Folge des Textes immer „es“ benutzt wird, das im Dativ mit dem männlichen „ihm“ gleichlautend ist.
Das gilt jedoch nur für gute Mädchen, die bösen werden mit Namen oder sonstwie grammatisch weiblich eingeführt, so dass es immer mit „sie“ weitergeht, was auch in der Deklination immer eindeutig weiblich ist.
Dies fiel mir auf bei Frau Holle (Goldmarie & Pechmarie) sowie bei Aschenputtel & ihren bösen Stiefschwestern.
Bei meinen Kindern war mir zu blöd, da habe ich immer - abweichend vom Text „das Mädchen“ mit „sie“ weitergeführt (was beim „Vorlesen“ erhöhte Konzentration erfordert).
MfG
Klaus
Hallo GWS,
Natürlich hat er Recht mit seinem Beispiel. Man denkt, der
Chirurg ist ein Mann.Weil das Personalpronomen „er“ benutzt wird und das im
Deutschen hier einfach falsch ist. Deshalb funktioniert diese
(uralte) Geschichte auf Deutsch eben nicht.
Zugegebenermaßen hab ich die Diskussion weiter unten zu Georgs „Rätsel“ erst später gelesen und mich dran erinnert, dass ich das wohl tatsächlich eher auf Englisch kenne. Klar funktioniert das mit einem geschlechtsneutralen „doctor“ besser. (Das Personalpronomen „he“ wäre aber da genau so falsch, wie das „er“ im Deutschen, oder?)
Aber ganz eindeutig und ausschließlich männlich ist der Arzt im Deutschen ja auch nicht. Der Ratschlag: „Geh doch mal zum Arzt!“ oder die Frage: „Was sagt denn der Arzt?“ oder die Aussage: „Ich war heut beim Arzt.“ muss in keinen Fall heißen, dass es um einen Mann geht. So ein wenig ist „Arzt“ also durchaus geschlechtsneutral. Und trotzdem kann ich mir vorstellen, dass viele Menschen zuerst an einen Mann denken, wenn ihnen jemand erzählt, er wäre heut beim Arzt gewesen. (Oder geht das auch nur mir so?)
Dass das allerdings kein typisch deutsches Problem ist, wird dadurch, dass Georgs Text eigentlich aus dem Englischen kommt, mehr als deutlich.
Ein noch interessanteres Beispiel für das, was Georg
anspricht, hab ich grade hier im Forum in einem anderen Brett
entdeckt. Da spricht jemand von seiner „besseren Hälfte“.
(Manche Männer bezeichnen ihre Partnerin gerne so. Das
bedeutet in etwa, dass man als Paar ein Ganzes bildet und
jeder davon ein Hälfte ist. Wenn der andere die „bessere
Hälfte“ ist, soll das noch einen Zug von Bescheidenheit haben,
wird aber m. E. auch sehr häufig ohne diesen Gedanken an
Bescheidenheit verwendet.) Ich dachte bei diesem Ausdruck
zunächst, dass da eben ein Mann von seiner Frau spricht. Aber
nein, es war umgekehrt. Eine Frau nannte ihren Mann „bessere
Hälfte“. Ich bin mir jetzt allerdings nicht sicher, ob meine
Vermutung, damit sei eine Frau gemeint, mehr daran liegt, dass
die „Hälfte“ eben weiblich ist, oder doch eher daran, dass
eben meiner Erfahrung nach eher Männer diesen Ausdruck
gebrauchen, wenn sie über Frauen sprechen.Das ist aber dein Problem, kein deutsches. Denn ich kenne
viele Ehefrauen, die von ihrem Partner als ihrer „besseren
Hälfte“ sprechen. Obwohl der eindeutig männlich ist.
Ja, kann sein, dass das mein Problem ist. Ich kenne persönlich eigentlich fast gar niemanden, der von Partner/Partnerin als „besserer Hälfte“ spricht… Warum ich damit spontan eher eine Frau assoziiere, weiß ich jetzt auch nicht so genau. Mich würde aber jetzt umso mehr interessieren, ob das jemand ähnlich empfindet?
Gruß
M.
Guten Tag, again ,
(Das Personalpronomen „he“ wäre aber da genau so
falsch, wie das „er“ im Deutschen, oder?)
Ja, aber das wird in der Originalstory im Englischen sehr bewusst vermieden.
Aber ganz eindeutig und ausschließlich männlich ist der Arzt
im Deutschen ja auch nicht. Der Ratschlag: „Geh doch mal zum
Arzt!“ oder die Frage: „Was sagt denn der Arzt?“ oder die
Aussage: „Ich war heut beim Arzt.“ muss in keinen Fall heißen,
dass es um einen Mann geht.
Richtig. Aber wenn man von einem bestimmten Arzt, bzw. einem bestimmten Chirurg redet, ist es eindeutig. Im Englischen eben nicht. Es gibt keine weibliche Form von Doktor oder Chirurg.
MfG
GWS
Hi
Ich bin eine chinesiche Germanistikstudentin und ich bin
neugirig, ob das grammatische Geschlecht auf die Denkweise der
Deutschen Einfluss hat.
Eine sehr spannende Fragestellung! Ich denke, dass der Einfluss eher unbewusst ist als bewusst. Man könnte daher diesen Einfluss wahrscheinlich auch nur indirekt messen; also z.B. mit einer Untersuchung, bei der die Probanden nicht wissen, worum es eigentlich geht.
Ich habe für meine Dissertation damals so eine Untersuchung durchgeführt, es ging um den Einfluss von Sprache, die stark mit Metaphern angereichert ist, aif das Denken der Probanden.
Gruß,
Branden
Moin,
Z. B, man misst männliche Charakter
den Sachen bei, deren grammatische Geschlecht maskulin sind?
eher nicht.
Ich hätte bei einem Tisch (m) genauso wenige maskuline Assoziationen wie bei einer Tür (w) feminine.
Oder Hammer/Zange
Nagel/Schraube
Die Vergabe der Artikel bei Sachen ist weitestgehen unsystematisch.
Gandalf
Und?
Hallo Branden,
Ich habe für meine Dissertation damals so eine Untersuchung
durchgeführt, es ging um den Einfluss von Sprache, die stark
mit Metaphern angereichert ist, aif das Denken der Probanden.
und? Was kam dabei raus? Würde mich sehr interessieren!
Viele Grüße,
Jule
Hi Jule
und? Was kam dabei raus? Würde mich sehr interessieren!
Es kam heraus: Ja, mit Metaphern gespickte Erzählungen bringen auch Metaphern-reiche Antworten (ohne dass es dem Antwortenden bewusst ist), aber auch die Art der Geschichte hat großen Einfluss. Eine aggressive Geschichte bringt mehr Metaphern beim Antwortenden als eine depressiv getönte.
Ich arbeitete mit 240 Versuchspersonen.
Gruß,
Branden
Hallo,
finde ich spannend, danke für die Antwort!
Es grüßt
Jule
Statistisch gesehen ja…
Hallo,
Ich hätte bei einem Tisch (m) genauso wenige maskuline
Assoziationen wie bei einer Tür (w) feminine.
Oder Hammer/Zange
Nagel/Schraube
Doch, die hätte zumindest der Sprecher des Deutschen unterbewusst, wohl auch du.
Es wurde mal ein linguistisches Experiment durchgeführt (ich weiß leider nicht mehr von wem), in dem mehrere Sprachen mit und ohne Genus untesucht wurden. Die Sprecher sollten jeweils zu bestimmten Nomen die ersten paar Adjektive (vielleicht 3) nennen, die ihnen dazu einfielen, wie sie also die Gegenstände charakterisieren würden.
Später hat eine andere Gruppe diese Adjektive bewertet, ob diese eher männlich oder eher prototypisch weiblich seien.
Das Ergebnis war, dass Sprecher tatsächlich dazu tendieren, mit grammatikalisch femininen Gegenständen eher weibliche Adjektive zu assoziieren, mit maskulinen Gegenstände entsprechend männliche Adjektive.
Dieses Experiment hat gezeigt, dass es tatsächlich eine leichte Beeinflussung von Genus auf die Perzeption und Assoziation von unbelebten Gegenständen hat.
Man selbst kann das sehr gut bei Tieren nachvollziehen, weniger bei Türen und Tischen. Man stelle sich mal eine Giraffe vor, einen Elefanten, eine Fliege, eine Schlange, einen Frosch oder eine Kröte… Mag einem marginal vorkommen, aber statistisch gesehen ist es wohl ein signifikanter Unterschied.
Soweit ich weiß, wurde das Experiment mehrmals durchgeführt.
Viele Grüße,
- André