Moin Rolf,
Den historischen Jesus finden wir nur durch langes und
mühsames Graben durch die verschiedenen Schichten der
Überlieferung hindurch.
machmal frage ich mich, warum die Theologen immer alles so verkomplizieren müssen.
Dieser johanneische Jesus steht also am Ende
einer Entwicklung, nicht an ihrem Anfang.
Dieser „johanneische Jesus“ ist das Ergebnis der retrospektiven Erkenntnis der Dinge, die Jesus gelehrt und getan hat. Er steht auch gar nicht im Widerspruch, zu den Darstellungen der anderen Evangelisten. Es ist nur einfach leichter verständlich, das Johannes-Evangelium zu lesen.
Ich finde immer wieder bestätigt, daß, wenn man diesen
Unterschied zwischen dem historischen Jesus und dem
gepredigten und geglaubten Christus nicht ernstnimmt, es
unweigerlich zu Mißvertständnissen kommt.
Ich finde es immer wieder befremdend, dass man versucht, einen „historischen Jesus“ zu finden.
Historisch gesehen gibt es gar keinen sicheren Beweis, dass Jesus überhaupt gelebt hat. Wir müssen uns schon an das halten, was seine Jünger der Nachwelt hinterlassen haben. Und das finden wir in den Evangelien.
Damit ich aber den Vorwurf, mit dem Johannes-Zitat etwas beweisen zu wollen, das so nicht stattgefunden hat, entkräften kann, zitiere ich hier mal aus anderen Evangelien.
"Da kam Jesus in die Gegend von Cäsarea Philippi und fragte seine Jünger und sprach: Wer sagen die Leute, daß der Menschensohn sei?
Sie sprachen: Einige sagen, du seist Johannes der Täufer, andere, du seist Elia, wieder andere, du seist Jeremia oder einer der Propheten.
Er fragte sie: Wer sagt denn ihr, daß ich sei?
Da antwortete Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn!
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel. " (Matth.16,13-17)
„Und er fing an, zu ihnen in Gleichnissen zu reden: Ein Mensch pflanzte einen Weinberg und zog einen Zaun darum und grub eine Kelter und baute einen Turm und verpachtete ihn an Weingärtner und ging außer Landes. Und er sandte, als die Zeit kam, einen Knecht zu den Weingärtnern, damit er von den Weingärtnern seinen Anteil an den Früchten des Weinbergs hole. Sie nahmen ihn aber, schlugen ihn und schickten ihn mit leeren Händen fort. Abermals sandte er zu ihnen einen andern Knecht; dem schlugen sie auf den Kopf und schmähten ihn. Und er sandte noch einen andern, den töteten sie; und viele andere: die einen schlugen sie, die andern töteten sie. Da hatte er noch einen, seinen geliebten Sohn; den sandte er als letzten auch zu ihnen und sagte sich: Sie werden sich vor meinem Sohn scheuen. Sie aber, die Weingärtner, sprachen untereinander: Dies ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten, so wird das Erbe unser sein! Und sie nahmen ihn und töteten ihn und warfen ihn hinaus vor den Weinberg.“ (Mark.12,1-8)
"Und siehe, ein Mann war in Jerusalem, mit Namen Simeon;…
Und er kam auf Anregen des Geistes in den Tempel. Und als die Eltern das Kind Jesus in den Tempel brachten, um mit ihm zu tun, wie es Brauch ist nach dem Gesetz, da nahm er ihn auf seine Arme und lobte Gott und sprach: Herr, nun läßt du deinen Diener in Frieden fahren, wie du gesagt hast; denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen, den du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht, zu erleuchten die Heiden und zum Preis deines Volkes Israel. " (Lk.2,25-27)
„Und sie fuhren weiter in die Gegend der Gerasener, die Galiläa gegenüberliegt. Und als er ans Land trat, begegnete ihm ein Mann aus der Stadt, der hatte böse Geister; er trug seit langer Zeit keine Kleider mehr und blieb in keinem Hause, sondern in den Grabhöhlen. Als er aber Jesus sah, schrie er auf und fiel vor ihm nieder und rief laut: Was willst du von mir, Jesus, du Sohn Gottes des Allerhöchsten? Ich bitte dich: Quäle mich nicht!“ (Lk.8,26-28)
Gruss Harald