Hatte man sich in den 80ern bereits mit der deutschen Teilung abgefunden?

Ich weiß nur, dass meistens viele CDUler und Politiker, die noch die Vorkriegszeit bewusst miterlebt hatten und im Krieg eingesetzt wurden, noch in den 80ern von einem vereinten Deutschland träumten. Jüngere waren da eher ausgenommen, oder nicht? Ich bin Anfang der 80er in Potsdam geboren worden. Was die DDR war und ist, wurde mir erst viel später so richtig bewusst, als sie schon am Ende war. Meine Eltern und ich reisten 1983 in den Westen aus und ließen uns in Baden-Württemberg nieder. Hier hatte ich immer eher den Eindruck, dass den Leuten hier unten (lebe im Schwäbischen) das Thema Teilung, DDR usw. so ziemlich am Allerwertesten vorbei ging. Noch heute erlebe ich hier Leute, wie die Mutter eines Kumpels von mir, dass sie nach wie vor über „die von drüben“ herziehen und alle als faul und arbeitsscheu bezeichnen. War und ist Baden-Württemberg zu weit ab vom Schuss gewesen, um emotional für dieses Thema aufgeladen zu werden? Wie war es allgemein im Rest von Deutschland? Ich hatte und habe immer eher den Eindruck, dass eine Mehrheit im Land eher wieder getrennte Staaten haben wollte, besonders noch in den 90er und Anfang der 2000er Jahre.

Dass die Leute in der ehemaligen DDR faul seien, ist ein altes Vorurteil. Zur Zeit des Mauerbaus war mein Bruder bei Verwandten unserer Stiefmutter zu Besuch und konnte dann nicht mehr nach Hause. Erst Jahre später haben wir uns (mit Genehmigung) damals wiedersehen können.
Er hat in einem Steinbruch gearbeitet, was sicher eine schwere Arbeit war. Allerdings wurden hier im Westen wie blöde Überstunden gemacht, um Geld zu verdienen, im osten ging man wohl eher nach Hause, wenn die Zeit rum war.
Das Problem war wohl, dass "Mehr"arbeit im Osten nichts gebracht hat. Durch vorgeschriebene Sollzahlen hat man einfach aufgehört zu arbeiten. Wenn man mehr schaffte als vorgeschrieben, wurde das Soll einfach hochgesetzt und man musste mehr arbeiten/produzieren. Eine Kusine hatte eine Wirtschaft und machte Riesenumsatz. Allerdings blieb ihr nicht mehr zum Leben übrig, weil ihr einfach das Umsatzsoll erhöht wurde. Sie hat dann aufgehört und sich wieder einen Job gesucht. Faul war sie nicht, aber die Motivation kann einem da schon flöten gehen.

Hallo,

ob „man“ sich mit der Teilung abgefunden hatte, das weiß ich nicht. Aber ich kann Dir versichern, dass sie sehr vielen Menschen meiner Generation (ich bin Jahrgang 48) ziemlich gleichgültig war. Viele waren auch der Meinung, dass es besser wäre, nie mehr ein großes Deutschland zu haben, damit nie mehr ein deutscher Größenwahn aufkäme.

Ich muss hinzufügen, dass ich im Saarland aufgewachsen bin, also weit weg vom anderen Deutschland und ohne engere Beziehungen zu den Menschen „von drüben“.
Ich habe Luxemburg, Lothringen und das Elsass recht früh kennengelernt - emotional fühle ich mich heute noch dieser Region und ihren Menschen stärker verbunden als den neuen Bundesländern.

Als die Wiedervereinigung kam, war ich nicht dagegen, aber Freude habe ich auch nicht empfinden können. Ich war froh darüber, dass aus einer Diktatur eine Demokratie wurde und die Menschen wieder in Freiheit leben konnten, aber das politische Faktum der Wiedervereinigung berührte mich nicht.
Ich habe auch nie verstanden, dass die Bürger der DDR engere Brüder und Schwestern von mir sein sollten als andere Menschen auf der Welt. Ich erinnere mich noch daran, dass die Aufhebung der Grenze BRD/DDR und die ersten freien Wahlen in Namibia (mit bevorstehender Unabhängigkeit) zeitlich eng zusammenlagen, und dass ich die entsprechenden Freudenkundgebungen (der Menschen, nicht das Politiker-Gesülze) in den Medien verfolgt habe. Mein Mitgefühl mit den Menschen in Namibia hat sich nicht unterschieden von dem mit den Menschen in der DDR.

Grüße
Pit

Hallo!

Jüngere waren da eher ausgenommen, oder nicht?

Natürlich. Wer bewußt die Teilung seines Landes erlebt hat, ist weit involvierter als diejenigen, die diese Teilung nur aus den Geschichtsbüchern kennen.

Es war zwar in den Köpfen verankert, dass es zwei deutsche Staaten gab, aber schon die Nichtanerkennung der DDR durch die BRD wurde als weitgehend unsinnig empfunden. Ich selbst habe im Rahmen des Schulunterrichts Anfang der 80er die These vertreten, dass die DDR ein anzuerkennender Staat sei. Dass es keine Möglichkeit gäbe, die Wiedervereinigung ohne die vorherige Befreiung der Bürger der DDR zu erlangen. Erst wenn diese die Zwangsherrschaft abgeschüttelt hätten, könnten sie sich auch entscheiden, ob sie ihren eigenen Staat fortführen wollen oder eine Wiedervereinigung wünschen. Ebenso, dass sich die UdSSR vorab selbst von der Vorstellung des Schutzgürtels gegen den Kapitalismus befreien müsse.

(…)nach wie vor über „die von drüben“ herziehen und alle als faul und arbeitsscheu
bezeichnen.

Manche lernen es eben nie. Die Frage ist jedoch, in welchen Situationen dieses Vorurteil aus der Mottenkisste geholt wird. Zudem: Die Schwaben können schon manchmal etwas seltsam sein :wink:.

Ich hatte und habe immer eher den Eindruck, dass eine Mehrheit im
Land eher wieder getrennte Staaten haben wollte, besonders
noch in den 90er und Anfang der 2000er Jahre.

Ich denke mal, dass Deine subjektive Sicht hier die Wahrnehmung etwas beeinflusst hat. Die Wessis haben sich über die Wiedervereinigung sehr gefreut. Und allen Umfragen nach, hat sich daran essentiell nichts geändert. Die vom Westen erbrachten finanziellen Mittel waren gigantisch. Auch der Arbeitsmarkt hat den Zustrom von DDR-Bürgern verkraftet. Die Wirtschaft insgesamt boomte wieder.

Mittlerweile hat sich aber die Meinung in Bezug auf den Soli gewandelt. Dieser sollte in der Tat abgeschafft werden. Oder in einen Soli für notleidende Kommunen im östlichen und westlichen Teil des Landes abgeändert werden. Es schmeckt eben den westlichen Bürgern nicht mehr mehrheitlich, wenn der Soli nur den Ostkommunen zugute kommt. Vor allem nicht, dass er auch den Kommunen zur Verfügung steht, die jetzt bereits aus eigener Kraft schwarze Zahlen schreiben. Die mehrheitlichen Politiker der „Ossi“-Bundesländer wollen aber nichts daran ändern. Dies stinkt auch mir gewaltig.

Gruß
vdmaster

Faul waren die Arbeiten nicht. Nur gab es einige Probleme mit der Materiallieferung und dann waren viele unproduktive (Parteileute) in den Firmen.

Hallo,

mir ging die Teilung am Allerwertesten vorbei.
Bin jetzt in den 40ern und war dementsprechend jung in den 80ern.

Hatten keine Verwandschaft in der DDR und z. B. auch keine Vertriebenen in der Verwand- und Bekanntschaft.

War für mich und meine Familie so uninteressant wie die südlichen Hebriden.

Grüße
miamei

Man muss aber auch sagen, bezüglich des Soli, dass es mittlerweile auch im Westen (vor allem im Ruhrgebiet und im ehemaligen Zonenrandgebiet Niedersachsens) viele heruntergekommene Gegenden gibt, die so aussehen, als befänden sie sich irgendwo in Magdeburg am Ende der 80er-Jahre.

Die Nichtanerkennung der DDR von Seiten der BRD finde ich im Nachhinein auch schwachsinnig. Was sprach den dagegen bzw, was erwartete sich die BRD von dieser Nichtanerkennung? Eine deutsche Teilung für alle Ewigkeit? Und auch den damaligen alleinigen Vertretungsanspruch für alle Deutschen der BRD finde ich sehr seltsam. Wenn es danach ginge, hätten sie auch noch einen für Österreich erheben müssen, die sind im Prinzip auch Deutsche und historisch und kulturell Deutschland zuzuorden.

Das kann ich absolut verstehen und nachvollziehen, aber erzähle das mal unseren Politikern. Die werden einem dann gleich wieder irgendwas von Gemeinschaft und „wir-haben-uns-doch-alle-lieb“ erzählen. Diktierter Zusammenhalt von oben.

tach auch,

Ich weiß nur, dass meistens viele CDUler und Politiker, die
noch die Vorkriegszeit bewusst miterlebt hatten und im Krieg
eingesetzt wurden, noch in den 80ern von einem vereinten
Deutschland träumten.

Warum „CDUler und Politiker“ ? Warum nicht „SPDler und Politiker“ oder „Müslifresser und Politiker“?

Jüngere waren da eher ausgenommen, oder
nicht?

zwangsläufig…die Jüngeren kannten es ja nicht anders.

Es kommt natürlich darauf wo man gelebt hat…In Westberlin und an den Orten direkt an der „Grenze“ war die Teilung schon sehr spürbar…alleine schon wenn man Verwandte im anderen Teil hatte.

Ich bin Anfang der 80er in Potsdam geboren worden. Was
die DDR war und ist, wurde mir erst viel später so richtig
bewusst, als sie schon am Ende war.

also ein doch ein Zoni…war Spass

Meine Eltern und ich
reisten 1983 in den Westen aus und ließen uns in
Baden-Württemberg nieder.

du Glücklicher

Hier hatte ich immer eher den
Eindruck, dass den Leuten hier unten (lebe im Schwäbischen)
das Thema Teilung, DDR usw. so ziemlich am Allerwertesten
vorbei ging.

denen geht auchdas Leben im Badischen am Dings vorbei

Noch heute erlebe ich hier Leute, wie die Mutter
eines Kumpels von mir, dass sie nach wie vor über „die von
drüben“ herziehen und alle als faul und arbeitsscheu
bezeichnen.

geht mir auch so…dieses arbeitsscheue Gesindel…und erst die Ostmütter…haben ihre Kinder vernachlässigt…die sind lieber 43,75 Wochenstunden in die Fabrik zur Akkordarbeit gegangen um sich vor der Hausarbeit zu drücken(!)

War und ist Baden-Württemberg zu weit ab vom
Schuss gewesen, um emotional für dieses Thema aufgeladen zu
werden?

ich denke…JA

Wie war es allgemein im Rest von Deutschland?

Kommt darauf wie man mit der Teilung konfrontiert wurde…und von ihr tangiert wurde.

Als 18jähriger sagte ein guter Freund…etwas älter als ich… zu mir:
„…du wirst sehen…noch vor der Jahrtausendwende haben wir ein geeintes Deutschland!“
Das war 1985/86…#Ave Andreas F.#

ich hatte und habe immer eher den Eindruck, dass eine Mehrheit im
Land eher wieder getrennte Staaten haben wollte, besonders
noch in den 90er und Anfang der 2000er Jahre.

Wenn ein Staat einen anderen Staat quasi ökonomisch übernimmt, gibt es immer Probleme…und für die persönliche Situation eines Einzelnen wird dann auch mal die grosse Politik verantwortlich gemacht…es gibt Verlierer und Gewinner.

Als irgendwann in den 90gern das Land Berlin sich mit dem LAnd Brandenburg vereinen wollte…wurde dies zu meiner Überraschung von den Brandenburger Zonis abgelehnt…nicht vom freiheitlichen Berlin…ja ok blödes Beispiel.

Es gibt in jeder Gesellschaft Schmarotzer die sich auf der faulen Haut ausruhen…Hüben wie Drüben.

Ich hab als „Werktätiger“ in beiden Gesellschaftssystemen gearbeitet…und ich bin immer noch enttäuscht wie ähnlich die „Westbetriebe“ doch den „Volkseigenen“ sind…

Gruß Angus

Hallo!

Man muss aber auch sagen, bezüglich des Soli, dass es
mittlerweile auch im Westen (vor allem im Ruhrgebiet und im
ehemaligen Zonenrandgebiet Niedersachsens) viele
heruntergekommene Gegenden gibt, die so aussehen, als befänden
sie sich irgendwo in Magdeburg am Ende der 80er-Jahre.

Deswegen ja die immer drängender vorgebrachte Forderung aus dem „Aufbau Ost“ einen „kommunalen Aufbau Deutschland“ zu machen. Wär aber jetzt eine Diskussion für das Brett Innenpolitik. Kannst ja einen Artikel dazu schreiben.

Die Nichtanerkennung der DDR von Seiten der BRD finde ich im
Nachhinein auch schwachsinnig. Was sprach den dagegen bzw, was
erwartete sich die BRD von dieser Nichtanerkennung?

Dies ist eine Frage, die nur aus dem historischen Kontext heraus beantwortbar ist. Die UdSSR war eine Diktatur und keine Demokratie. Alle von ihr „befreiten“ Staaten wurden ebenfalls als Diktaturen (unterschiedlicher Härtegrad) eingerichtet.

In den drei Westzonen wurden aber freiheitlich-demokratische Verhältnisse eingeführt. Demzufolge sah man sich als einzige tatsächlich vom Volk legitimierte Vertretung aller Deutschen. Dies sollte bis zu dem Zeitpunkt gelten, an dem das gesamte deutsche Volk (incl. DDR) die Gelegenheit hätte frei zu wählen.

Hier weiteres http://de.wikipedia.org/wiki/Alleinvertretungsanspruch

Eine deutsche Teilung für alle Ewigkeit? Und auch den damaligen
alleinigen Vertretungsanspruch für alle Deutschen der BRD
finde ich sehr seltsam.

Naja, nachvollziehen konnte ich diese de jure Begründung schon. Aber sie widersprach natürlich den je facto Zuständen.

Wenn es danach ginge, hätten sie auch
noch einen für Österreich erheben müssen, die sind im Prinzip
auch Deutsche und historisch und kulturell Deutschland
zuzuorden.

Die Össis würden sehr bestreiten, dass sie Deutsche sind. Österreich gibt es ja nun schon einige Jahrhundert. Deutschland als Nation auch erst seit 1871. Aber die Össis und Deutschen sind sozusagen „eng verwandt“. Jedoch hätten die Österreicher sich nach dem 2. WK niemals als Teil Deutschlands betrachtet. Sonst hätten sie ja auch Schuld am WK gehabt. So konnten sie behaupten, dass Millionen ja nur unter dem Zwang des 3. Reichs „mitmachten“.

Gruß
vdmaster

Hi,

über die Einstellungen von Politikern kann ich nichts sagen.

Meine Großeltern kannten noch das Kaiserreich, hatten z.T. 2. Weltkriege erlebt und das geteilte Deutschland war eben das geteilte Deutschland. Ende Gelände. War so, kann man nix dran ändern. Alles andere ist Träumerei. Ebenso wie man den „ehemaligen deutschen Gebieten“ nicht hinterher jammerte. Das kann natürlich daran liegen dass wir weder Verwandte hatten in Neumark o. Schlesien, noch dass die Trennung DDR/BRD unsere Familie dramatisch beeinflusste. Meine Eltern haben als Kinder den 2. Weltkrieg erlebt. Für die war die Trennung ebenfalls so wie sie eben war. Ne Trennung, Schluß, aus.
Vielleicht lags daran dass die familiäre Trennung bereits vorher passierte (Trennung durch den Krieg, im zerbombten Berlin verlor man sich aus den Augen und fand erst viel später zueinander) und wir hatten eben keine extrem engen familiären Beziehungen in die DDR. Wir hatten Verwandtschaft in Cottbus und Berlin, aber auch hier nahmen wir das so wie es eben war. Das ist die DDR, die haben ihre Leute und die Äcker eingemauert. Wenns ihnen gefällt, sollnse mal machen. Trotzdem schrieben wir uns Briefe, telefonierten (sehr selten) und schickten Bruttoregisteronnenweise Pakte „in den Osten“.

Und für mich war die Realität dass es zwei Deutschland gibt. So wie es das deutschsprachige Ausland gibt. Das ist ein anderer Staat, wie Österreich nur das sie sich eben auch als Deutschland bezeichnen. Ist halt so. Wenn du willst hatten wir uns alle damit abgefunden.

Die alten Staaten zurückgewünscht oder die Vereinigung herbei gewünscht hat sich das von uns keiner (wir wohnten in Hessen, falls das wichtig ist). Im Gegenteil. Als die Vereinigung unter Kohl in dieser überstürzten Eile durchgeschossen wurde, hatte ich große Bedenken „ob das man so gut geht“.

Gruß
Helena

Hi,

kann ich aber auch nachvollziehen, die waren damals so um die 60 Jahre und hatten damals die Teilung miterlebt, waren ja z. T. auch Flüchtlinge wie z. B. Genscher.
Stell dir mal vor, du dürftest nie mehr in deine Heimatstadt reisen, wo vielleicht noch Verwandschaft, Brüder, Eltern ect. wohnen

Grüße
miamei

Mir war es im Prinzip auch immer egal, dass es jetzt zwei deutsche Staaten gibt/gab. Ich war noch jung und verstand noch nicht alle politischen Zusammenhänge und dachte halt, es gäbe schon immer West- und Ostdeutschland. Die Wiedervereinigung war total überstürzt und kostete Unmengen an Geld, da bin ich absolut deiner Meinung. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte ich es beim Status quo belassen und die DDR ohne Grenze weiterexistieren lassen, aber halt ganz ohne Stasi, SED und dem ganzen anderen Zirkus. Leider war das im Anbetracht immer noch trauernder und ewig revanchistisch denkender Senioren-Politiker nicht möglich.

Hi,

ich wusste schon dass Deutschlands Grenzen sich immer mal veränderten. Ich wuchs nicht auf in der Vorstellung dass diese Grenze schon immer da war. Die Geschichte war mir duchaus bewusst. Ich kannte bis '89 nur diese Einteilung und die war eben Realität. Ich hatte immerhin schon 2 x meine Verwandten in Cottbus besucht und dieses Grenzdrama miterlebt. Darum war diese schwer bewachte Grenze für mich ein Ding, das so schnell sicher nicht verschwinden würde.

Die Forderungen nach einem vereinten Deutschland verstand ich nie und habe das auch nicht nachvollziehen können wieso Politiker das immer wieder herunter beteten. Denn einer muss ja immer „sein System“ aufgeben wenn man sich vereint. Von einer fairen gemeinsamen Einigung habe ich bisher in der Geschichte noch nie etwas gelesen. Diese Wiedervereinigungsforderung war für mich sowas wie „den Himmel anjaulen auf dass es lecker Barthähnchen regnet“. Die DDR erschien für mich so unnachgibig, dass die Öffnung der Grenze mir damals wirklich vorkam als hätte der Himmel Brathähnchen regnen lassen.

Von wegen dem netten Vorurteil „die Ossis sind alle faul und dreist“ und „die Wessis sind alles so brav, strebsam und fleissig“. Das kenne ich in meiner Familie überhaupt nicht…

Gruß
Helena

Hallo Xperience,

ich komme aus der Pfalz und bin Jahrgang 64. Für mich war die Existenz zweier deutscher Staaten normal, emotional hing da nichts für mich dran.

Ein Beispiel, wie weit das von uns weg war: Irgendwann habe ich im Gespräch mit meiner Mutter mitgekriegt, dass sie dachte, Berlin liege auf der Grenze zwischen der BRD und der DDR (also etwa zwischen Helmstedt und Marienborn), weil Deutschland ja geteilt war und Berlin eben auch, also musste es auf der Grenze liegen. Und das Thema hat sie zu wenig interessiert, um mal auf die Karte zu schauen…

Ich selbst begann mich erst 1085 für die DDR zu interessieren und war in den letzten vier Jahren noch mehrfach drüben. Ich möchte diese Erfahrung nicht missen, das war sehr bildend: gleicher Planet - unterschiedliche Welten.

Disclaimer: Nein, ich will nicht die DDR und alles, was damit zusammenhängt, dadurch ins Lächerliche ziehen, dass ich sie als Selbsterfahrungsspielplatz für gelangweilte Wessis betrachte oder betrachtet habe.

Grüße, Thomas