Zur Geschichte des Worts ‚Bahnhof‘
Hallo,
es sieht ganz so aus, als habe die Eisenbahn das Wort „Bahnhof“ einfach in Analogie zum „Posthof“ aus der Postkutschenzeit gebildet:
Für die Personenbeförderung dient eine Posthalterei mit Stallungen und offenem Wagenschuppen zur Unterfahrt für Auf- und Abladen. Der Posthof mit weiten Einfahrtstoren muß so geräumig sein, daß die bespannten Wagen bequem umgelenkt werden können. Auch ist für die Möglichkeit der Wagenreinigung Vorsorge zu treffen.
http://www.zeno.org/Lueger-1904/A/Postgeb%C3%A4ude?h…
Im Link gibt es auch die Grundrisse der beiden Geschosse.
Für die Passagiere der Kaleschen hatten einige Posthöfe auch Gaststuben zwecks Verpflegung und Kammern zum Übernachten (und Umwidmung von Gebäuden gab es auch früher schon):
Auf die Pferde wartend, ging ich auf der Flur des Posthauses auf und ab, als das eigene Licht des Hofs, wo die Postwagen eingeschoben waren, mich anregte, einige Schritte dorthin zu tun. Was war dieser Posthof? Ein Kirchenschiff; noch sah man die Pfeiler der Kirche, oben den Gang zum Chor; was sonst zu Kapellen führte, das waren jetzt Türen zu Expeditionen und dergleichen. (…)
Ein Kirchenschiff als Gasthof, es wollte mich fast gemahnen, wie etwa ein Liebesbrief als Wechselbrief überschrieben!
http://www.zeno.org/Naturwissenschaften/M/Carus,+Car…
Es ist in den meisten großen Posthöfen ein Winkel, ein heimliches Plätzchen, das der oberflächlichen Beschauung fremd bleibt und das sich nur dem Blicke eines Eingeweihten in seiner ganzen Anmuth und Lieblichkeit offenbart Es ist dies nicht des Passagier-Zimmers trostlose Einsamkeit mit vier grau angestrichenen Wänden, einem fast durchgerutschten ledernen Sopha, einem übermäßig großen Ofen mit übermäßig kleinem Feuer darin, mit einem trübe glimmenden herabgekommenen Talglicht und einem verdrießlich aussehenden, ebenfalls herabgekommenen Kellner. Nein es ist nicht dieser Schreckens-Aufenthalt für alle unglücklichen Reisenden: der Platz den, wir meinen, ist die Postwachtstube (…).
http://books.google.de/books?id=VPUOAAAAIAAJ&pg=PA7&… (S. 7)
Bevor die Eisenbahn die Postkutscherei völlig verdrängte, gab es in großen Städten sowohl Post- als auch Bahnhöfe.
In Baedeker, Deutschland: nebst Theilen der angrenzenden Länder, 1863, Seite XI, kann man zu Österreich lesen:
Ueber den bezahlten Zoll erhält man eine Bescheinigung (Bollette), die man wohl aufheben muss. In einzelnen grösseren Städten findet auf den Bahn- oder Posthöfen eine städtische Mauth-Revision statt; kann man sich hier nicht ausweisen, so muss der Zoll nochmals bezahlt werden.
http://books.google.de/books?pg=PR11&dq=Posth%C3%B6f…
Stöbert mal ein bisschen in der Google-Buchsuche, man findet dort köstliche Dinge!
http://www.google.de/search?hl=de&tbo=p&tbm=bks&q=Po…
Und, nicht zu vergessen: wenn man sich die heutigen Gasthäuser, Hotels, Kulturzentren usw. anschaut, die „Posthof“ in ihrem Namen haben, dann ist die alte Architektur, z.B. Toreinfahrten, sehr oft noch zu erkennen.
http://images.google.de/search?as_st=y&tbm=isch&hl=d…
So, mein Senftopf ist leer – Gute Nacht!
Pit