Hdf in E-Dur - harmonische Analys

Guten Tag,
wir sollen den modulatorischen Ablauf des 2. Themas der Sinfonie Nr 7-1.Satz von Anton Bruckner begreifen. Das Stück steht in E-Dur. Dabei kommen bereits im zweiten Takt die Töne h, d und f (im ersten ists h, dis, fis und cis - also die Dominante mit gr. None) vor, kann mir jemand Helfen, was das sein soll?, eine Molldominante kanns ja nicht sein, weil die Dominante immer in Dur steht.
Danke schonmal

Hallo Neinjanein,
ich habe die Partitur zwar im Moment nicht zur Hand, kann sie aber einsehen unter:

http://imslp.info/files/imglnks/usimg

Wenn man dort den 1. Akkord des 2. Themas (bei Buchstabe B) richtig liest (Hörner und Trompeten in F !!!) ergibt sich ein H-Dur-Dreiklang. Das Thema beginnt also sehr wohl (und sehr traditionell) in der Dominante der Haupttonart. Im nächsten Takt geht´s dann weiter mit den von dir genannten Tönen. Diese Harmonie kann auch erklärt werden als verkürzter halbvermindeter Septakkord (auf dem fehlenden Ton gis), der in Richtung A-Dur weist. Siehe hierzu:

http://matheraum.de/forum/Funktion_de

Ich persönlich bevorzuge folgende Erklärung. Der Gegensatz zwischen 1. und 2. Thema wird u.a. dadurch verstärkt, dass Bruckner das 1. Thema in glasklarem E-Dur als Tonika beginnt, während sich das 2. Thema geradezu durch eine hoch chromatische Modulation auszeichnet (es tauchen Bereiche auf von G-Dur, B-Dur, F-dur usw.), die schließlich in deutlichem Cis-Dur münden (Einsatz der Streicher).
Fazit: Für mich steht das 2. Theme nicht „in h-moll“.
Gruß,
lynndinn

Guten Tag,
Das Stück steht in E-Dur…
Dabei kommen bereits im zweiten Takt die Töne
h, d und f … vor…
eine Molldominante kanns ja nicht sein, …

Ich habe von dem Stück selbst keine Ahnung. Aber die Töne h+d+f ergeben gemeinsam einen verminderten Akkord. (Hdim7)

Er könnte als verkürzter Dominantsept-Akkord interpretiert werden, dem der Grundton fehlt. Also ein G7 (g+h+d+f). Du müsstest untersuchen, ob es vielleicht eine Weiterleitung nach C-Dur (oder die Parallele A-Moll) sein soll, um diese Interpretation zu rechtfertigen.

Hdim ist die zweite Akkord-Stufe der A-Moll-Tonleiter. Er kommt im Jazz oder im verjazzten Blues häufig in folgender 2-5-1-Verbindung vor: Hdim(II) E7(V) Am(I)
II-V-Verbindungen kommen recht häufig vor.
Wird dieser Akkord evtl. als eine Art Modulation verwendet?
Ob dieser Ansatz weiter zur Lösung deines Problems beiträgt, kann ich natürlich nicht beantworten, da ich wie gesagt das Stück nicht kenne.

Wenn beide Möglichkeiten nicht plausibel sind, dann hilft es glaube ich nur zu schauen, ob die einzelnen Töne (d + f) chromatische Durchgangstöne sind.

Es gäbe noch den Versuch, diese Töne als einen modalen Interchange zu interpretieren. Der Akkordmodus ist bei einem Hdim locrisch. Vokabeln zur Interpretation der Stelle könnten „spannungsgeladen, instabil, dissonant“.

Vielleicht hilft dir ja die eine oder andere Aussage. Sollte es nicht klappen, vielleicht gibt es ja ein paar Punkte, wenn du sagen kannst, dass die oben genannten Vorschläge eben NICHT zutreffen, und du noch zu keiner brauchbaren Lösung gekommen bist. (Ein interessanter Versuch ist mitunter auch schon etwas wert.)

Gruß Mjchael

Hallo Michael,
das Problem bei Janeinja ist, dass er offenbar die Partitur nicht gelesen hat, sondern lediglich von der Melodieführung ausgeht. Deine Interpretation geht von Akkorden aus (und wäre dann auch völlig korrekt). Schau doch mal in meine Antwort an Michael. Dort habe ich einen link zur Partitur angegeben.
Vielleicht siehst du dann ja eine andere Möglichkeit als das, was ich Janein vorschlug.
Gruß,
lynndinn