hebräisch

Liebe/-r Experte/-in,

ich habe eine vielleicht etwas kompliziertere Frage und ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen: Ich möchte mich tätowieren lassen und da hatte ich als Idee den Satz „Der Herr ist mein Hirte“ (Psalm23) in aramäischer Schrift. (es geht wirklich um die Schrift! Übersetzungsprogramme gibt es im Netz-aber die Schrift…) Nun ist es fast unmöglich im Internet adequate Infos hierüber zu finden. Und da ich rausgefunden habe, dass das hebräische aus dem aramäischen kommt und gar nicht so viele Unterschiede bestehen sollen, habe ich mir gedacht, dass ich Ihnen vielleicht mein Anliegen vortragen könnte.

Können Sie mir hier weiterhelfen?

Vielen Dank im Voraus für Ihre Bemühungen und viele Grüße

Carl-Heinz Fischer

Hallo Herr Fischer,
grundsätzlich ist das kein sehr großes Problem. Es gibt genug hebräische Schriftarten. Wenn Sie mir Ihre Email-Adresse zukommen lassen wollen, könnte ich Ihnen den Satz inkl. Schriftart und wörtlicher Übersetzung zuschicken.

Sehr geehrter Herr Fischer,

man kann diesen Satz auf Aramäisch schreiben, die Schrift ähnelt der Hebräischen.

Gerne können Sie sich mit uns telefonisch unter 02905/541 ab Montag den 05.10.09 ab 10 Uhr in Verbindung setzen.

Mit freundlichem Gruß
M. Argaman

Unter http://kodesh.snunit.k12.il/i/t/t2623.htm oder auch http://www.mechon-mamre.org/i/t/t2623.htm können Sie sehen, wie es aussieht. Hebräisch wird von rechts nach links geschrieben. In der Aleph-Zeile (der Psalm ist mit Buchstaben durchnummeriert, Aleph ist א) nach den ersten zwei Worten und dem Doppelpunkt kommen die Worte, die Sie meinen (auf Hebräisch vier Worte):

יְהוָה רֹעִי לֹא אֶחְסַר

bzw. ohne Vokale:

יהוה רעי לא אחסר

In der Tora-Rolle und allgemein wird es ohne Vokale geschrieben, ausschließlich im Bibelkodex mit Vokalen (zum Auswendiglernen).

Zum Punkt Alphabet: Hebräisch und jüdisches Aramäisch werden in der so genannen _ Quadratschrift _ geschrieben. Die heute gebräuchliche Drucktype ist eine Entwicklung der Neuzeit. Bis ins 1. Jh. wurde daneben auch die ältere _ hebräische Schrift _ verwendet. Eine ihrer Varianten ist bis heute bei den Samaritanern in Israel in Gebrauch.

Ich möchte Sie auf einen Punkt aufmerksam machen, nach dem Sie nicht gefragt haben. Das jüdische Religionsgesetz untersagt es, sich mit hebräischen Buchstaben tätowieren zu lassen. Das gilt für Ihren Text verschärft, weil er den Gottesnamen enthält. (Quelle: 3. Mose 19,28, dazu babylonischer Talmud, Ordnung Neziqin, Traktat Makkot, Folio 21a)

Sie legen ja Wert auf etwas genuin Jüdisches, nämlich die Quadratschrift, und da sollten Sie wissen, was Sie tun.

> Ich möchte mich tätowieren lassen und da hatte ich als Idee den Satz „Der Herr ist mein Hirte“ (Psalm 23) in aramäischer Schrift.
> (es geht wirklich um die Schrift!
> Carl-Heinz Fischer

Leider bin ich mit dem Aramäischen nicht vertraut und bin mir nicht einmal sicher ob Psalm 23 ursprünglich ein Aramäischer Text war. Aber die Frage sollte nicht so schwer zu beantworten sein. Viel Glück!

Shalom,

מִזְמֹור לְדָוִד יְהוָה רֹעִי לֹא אֶחְסָר

G. Alexander

Hallo,

vielen Dank für Ihre Hilfe :smile: Meine Adresse ist: [email protected]

Nochmals vielen Dank und viele Grüße

Carl-Heinz Fischer

Hallo Herr Fischer,
grundsätzlich ist das kein sehr großes Problem. Es gibt genug
hebräische Schriftarten. Wenn Sie mir Ihre Email-Adresse
zukommen lassen wollen, könnte ich Ihnen den Satz inkl.
Schriftart und wörtlicher Übersetzung zuschicken.

hallo herr fischer,

wie sie schon sehr richtig herausgefunden haben, sind hebräisch und aramäisch zwar verwandt, aber dennoch zwei völlig verschiedene sprachen; wer das eine kann, versteht nicht notwendigerweise das andere (ich spreche modernes hebräisch, habe schon bei texten in althebräisch probleme, denn nicht nur die buchstaben, sondern auch die sprachstruktur sind völlig verschieden).
maximal könnte ein alttestamentler weiterhelfen.

unabhängig davon habe ich ein großes und grundsätzliches problem mit tätowierungen, erst recht in hebräischen buchstaben (selbst wenn das aramäische alphabet anders ist, dürfte den meisten der unterschied nicht auffallen und als hebräisch wahrgenommen werden - ich wage zu bezweifeln, ob sie sich damit einen guten dienst erweisen. und wer es lesen kann, wird es aus denselben gründen wie ich ablehnen).

freundliche grüße
efrat bartolmai

Hallo,

erst einmal vielen Dank für Ihre Antwort. Nun muß ich aber doch nachfragen: Warum ist es nicht gut sich in hebräischer Schrift tätowieren zu lassen? Verbietet das der jüdische Glaube? Und was kann passieren, wenn dei Tätowierung ein streng jüdisch gläubiger Mensch sieht? Also ich möchte weder Ärger bekommen, noch möchte ich dann damit irgendjemanden zu Nahe treten. Religion kann ein scharfes Schwert sein…

Ich freue mich auf Ihre Antwort und wünsche einen schönen Abend :smile:

Carl-Heinz Fischer

Hallo zurück,

tja, tätowierungen sind in der tat etwas sehr „unjüdisches“ - ein rabbiner würde dazu sagen: wenn der liebe gott gewollt hätte, dass du tätowiert bist, dann hätte er dich tätowiert erschaffen!

nach jüdischem glauben ist der mensch im ebenbild gottes erschaffen und hat nicht das recht, an diesem ebenbild ohne not und grund herumzubasteln - was andererseits auch probleme schafft z.b. bei organspenden…

das ist aber nicht unbedingt mein punkt, von mir aus kann jeder mit sich und seinem körper tun und lassen, was er will.

jedoch nicht nur ich empfinde seit auschwitz tätowierungen als absolut demütigend und nicht nachvollziehbar, wie sich jemand freiwillig einer solchen tortur unterwerfen kann (selbst in „guter absicht“ - aber man weiss ja auch, wie das so mit guten absichten ist…)

und in dieses kollektive trauma geht nicht nur eingangs erwähntes verbot ein, sondern auch noch die tatsache, dass die psalmen zwar gewiss universales menschheitsgut sind, deren sich jeder erfreuen und bedienen kann, nicht jedoch der „heiligen sprache“ - die zu profanieren hat niemand das recht. bis heute gibt es kreise, die im alltag nicht hebräisch sprechen aus genau diesem grund - soweit gehe ich gewiss nicht, aber auch für mich gibt es grenzen, und die sind halt bei den tätowierungen erreicht.

sicher wird nichts passieren, wenn das jemand liest und versteht - maximal wird er keinen kontakt mit ihnen wünschen oder sie anmaulen - die andere frage ist, wie bestimmte andere kreise das sehen und darauf reagieren, die in deutschland nicht mal eine israelische flagge ertragen können? ich glaube nicht, dass die da erst lange intellektuelle debatten führen, bevor sie zuschlagen?

tut mir leid, wenn ich jetzt einen wunsch niedergemacht habe, aber sie hatten mich ja nach meiner meinung gefragt.
im übrigen scheint das wohl jetzt eine mode in deutschland zu sein, sich hebräische sprüche tätowieren lassen zu wollen? ich bekomme öfter mal solche anfragen - die ich alle mehr oder weniger so beantworte wie jetzt, also keine bange, ich bin da nicht nur heute so kritisch:wink:

schönen abend zurück
eb