Hedonismus- positiv oder negativ?

Wie genau definiert sich denn der Begriff Hedonismus? In Lexikon steht, dass es bedeutet, die Lustbefriedigung sei Maßstab menschl. Handelns. Bedeutet das, dass man ohne Rücksicht auf andere seiner Lustbefriedigung nachgeht? Dann ist es doch ziemlich negativ, oder?
Gibt es auch eine positivere Auslegung dieses Begriffes? Was sagen die Philosophen dazu?
thx, Jules

Hedonismus

Hi Jules

in der Antike in Griechenland gab es zwei folgenreiche Philosophenschulen, bei denen hedonistische Konzepte eine wesentliche Rolle spielten (und von denen sich der Begriff auch seinen Anfang nahm): Aristipp (435-350, lehrte in Kyrene) und Epikur (342-217 in Athen).

Der Hedonismus des Aristipp beinhaltete neben der Leidenschaft und dem Lustgewinn als erstem Leitfaden des Handelns vor allem aber die Vorsicht, damit verbundenen oder dadurch verursachten Konflikten aus dem Weg zu gehen. Die Vermeidung von Schmerz war dagegen, da er zum Leben notwendig dazugehört, nicht unbedingt angestrebtes Ziel.

Bei Epikur geht es dagegen vorzüglich um die „ataraxia“, die absolute Gelassenheit und Seelenruhe, also weniger um das Ausleben von Leidenschaft. Dafür zählt bei ihm aber die Wissenschaft - die Neugier auf das Wissen, wie die Welt strukturiet ist und wie sie funktioniert - zu den Mitteln des Lustgewinns dazu. Die Frage der Kollision mit anderen - und damit Schaden für sich selbst oder für andere - wird hier, wenn ich mich recht erinnere, nicht angesprochen - im Gegensatz zu Aristipp.

Soweit ein paar Bemerkungen wenigstens zu den Anfängen hedonistischer Philosophien.

Gruß

Metapher

Hi Metapher,

zum größten Teil stimme ich Dir bei Deinen Ausführungen über Epikur zu, aber ist bei E. nicht die Abwesenheit von Schmerz (körperlichem und seelischem) als Lust definiert?

Die Ataraxia hat damit doch auch zu tun (Abwesenheit des Schmerzes), oder?

Gandalf

Abstinenz

… aber ist bei E. nicht die Abwesenheit von Schmerz
(körperlichem und seelischem) als Lust definiert?

Das ist richtig, Gandalf. Bei Epikur ja, denn mit Schmerz ist ja Ataraxie kaum möglich. Aber die Kurenaiker gehen anders mit diesem Problem um: Sie wissen, daß sich in der Lebenssumme leid- und schmerzvolle Situationen nie vollständig umgehen lassen. Daher gehört zu ihrem Konfliktmanagement auch dazu, gegebenenfalls auf Lustgewinn zu verzichten, wenn damit verbundenes Leid verhinderbar ist.

Da auch die Epikureer den Verzicht bzw. die Enthaltsamkeit empfehlen, ergibt sich eine interessante Gesamtperspektive: Der optimale Hedonismus ist nur mit einer rational kontrollierten Abstinenz erreichbar.

Damit klärt sich auch die Frage von Jules: Wenn andere zu Schaden kommen, wird das auf die eine oder andere Weise sich auf den Hedonisten unangenehm zurückwirken … folglich ist das zu umgehen, notfalls halt durch Verzicht.

Dasselbe gilt natürlich auch für Scheden, den er allein selbst erleidet: Ein Hedonist hätte also seinen Zigarettenkonsum im Griff, würde sich niemals sinnlos besaufen und würde auch Kondome benutzen …

Allein sinnloser, weil nur metaphysisch begründeter Lustverzicht wäre ihm zuwider … das war daher ja auch der Grund für die christliche Opposition gegen den Epikurismus.

Grüße

Metapher

Daher gehört zu ihrem Konfliktmanagement auch dazu,
gegebenenfalls auf Lustgewinn zu verzichten, wenn damit
verbundenes Leid verhinderbar ist.

Damit klärt sich auch die Frage von Jules: Wenn andere zu
Schaden kommen, wird das auf die eine oder andere Weise sich
auf den Hedonisten unangenehm zurückwirken … folglich ist
das zu umgehen, notfalls halt durch Verzicht.

hi m,

gibt es hier eine schnittmenge zur buddhistischen lehre, oder sind
dies nicht einfach nur selbstverständlichkeiten?

gruß,
frank

Hi F.

gibt es hier eine schnittmenge zur buddhistischen lehre, oder sind
dies nicht einfach nur selbstverständlichkeiten?

nja, das war (und ist es später geblieben) ja gerade die Leistung der griechischen Philosophie, Selbstverständlich Scheinendem gründlich auf den Grund zu gehen.

ich weiß nicht, was du mit buddhistische Lehre hier meinst. Marion hat es kürzlich ja a.a.O. deutlich gemacht, daß man damit höchstens die allen Schulen gemeinsame Grundlage meinen könnte/sollte. Aber die scheint hier doch nicht so nahe zu liegen.

Im Übrigen ist das tatsächlich beobachtbar in vielen Hinsichten: Wo immer Menschen/Kulturen den Dingen des Lebens gründlich nachgegangen sind, dort stießen sie auf Einsichten, die mit denen, auf die andere
Menschen/Kulturen stießen, Ähnlichkeit hatten …

Bin kein Spezialist für diese antiken hedonistischen Philosopheme, aber vielleicht findet sich ein Weg, deine Frage in höherer Auflösung zu stellen?

Gruß

Metapher

Leidensvermeidung im Hedonismus und Buddhismus
Hallo Frank und Metapher
(wann schlaft ihr eigentlich ? *g*)

Daher gehört zu ihrem Konfliktmanagement auch dazu,
gegebenenfalls auf Lustgewinn zu verzichten, wenn damit
verbundenes Leid verhinderbar ist.

Damit klärt sich auch die Frage von Jules: Wenn andere zu
Schaden kommen, wird das auf die eine oder andere Weise sich
auf den Hedonisten unangenehm zurückwirken … folglich ist
das zu umgehen, notfalls halt durch Verzicht.

hi m,

gibt es hier eine schnittmenge zur buddhistischen lehre,

Ich würde sagen nein, auch wenn ich glaube nachvollziehen zu können, wie du auf den Gedanken kommst.

Eine Grundlehre des Buddhismus ist ja die Lehre vom Leiden. Leben bringt immer die Möglichkeit des Leides und dieses Leiden kommt nicht zufällig, sondern hat klar erkennbare Ursachen. Es gibt nun wiederum Möglichkeiten, dieses Leiden zu überwinden. Damit ist im Buddhismus grundsätzlich alles Leiden gemeint, einschließlich Leid verursachender Ereignisse wie der Tod.

Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Hedonisten soweit gehen würden. Hier scheint scheint mir eher an kurzfristige, überschaubare Dinge gedacht zu sein.

Mal ein Beispiel:
Ein Hedonist sieht das Stück Kuchen auf dem Teller des anderen. Er denkt sich, oh, das Stück hättest du auch gerne, verzichtet aber darauf, sich das Stück zu nehmen, weil er die Wahrscheinlichkeit als hoch ansieht, dass er dafür eins auf die Nuss bekäme. Dieser Verzicht erscheint ihm als geringeres Leiden als die Möglichkeit, eins auf die Nuss zu bekommen. Leiden wird er aber so oder so. Ein Problem wie der Tod lässt sich durch dieses Abwägen aber nicht bewältigen, da der Tod etwas ist, was nicht in der Handlungsautonomie des Hedonisten liegt.

Der Buddhismus hingegen lehrt, dass die Gier (Stück Kuchen haben wollen) die Ursache des Leidens ist. Ein Buddhist arbeitet somit an der Auflösung dieser Gier. Wenn er das Stück Kuchen nicht will, empfindet er weder das Leid des Verzichten müssens, noch läuft er in Gefahr, niedergeschlagen zu werden. Das heisst nicht, dass ein Buddhist ein Stück Kuchen nicht genießen könnte, wenn er eins bekäme, aber ich hoffe, ich habe den Unterschied deutlich gemacht. Auch Ereignissen wie dem Tod kann man dadurch seinen Schrecken nehmen, indem man versucht, nicht anzuhaften (auch nicht am Leben).

Ich denke also, die Unterschiede zwischen Buddhismus und Hedonismus bei der Bewertung des Leidens und der jeweiligen Vermeidungsart sind so groß, dass ich da nicht von Schnittmengen sprechen würde.

lieben Gruss
Marion

1 Like

Hallo Marion (und die anderen),

was die Leidensvermeidung angeht scheint mir - wenn überhaupt - eine Parallele zum Buddhismus und seiner Leidensbewältigung weniger in der epikureischen oder der kyrenaismus Lehre zu liegen, sondern höchstens in der Lehre der Stoa. Bei Seneca findet sich der Satz: „Es wird oft gefragt, ob es besser sei, maßvolle Affekte zu haben oder gar keine: Meine Stoiker treiben sie aus, die Peripatetiker (womit hier wohl auch Aristipp gemeint ist) mäßigen sie.“

Nach Stobaeus (auch ein Stoiker) sind die Affekte „übersteigerte Triebe“, wobei die Triebe als solche nicht vermeidbar sind.

Und Cicero schreibt, dass nach den Stoikern die Affekte fehlerhafte „Urteile“ bzw. „Einbildungen“ seien.

Das dürfte doch eher auch im Buddhismus so verstanden werden, oder?

Herzliche Grüße

Thomas Miller

stoiker und affekte
Moin Thomas,

da ich so gut wie nichts über die Stoiker weiss, muss ich erstmal nachfragen.

Bei Seneca

findet sich der Satz: „Es wird oft gefragt, ob es besser sei,
maßvolle Affekte zu haben oder gar keine: Meine Stoiker
treiben sie aus, die Peripatetiker (womit hier wohl auch
Aristipp gemeint ist) mäßigen sie.“

Was ist mit Affekten genau gemeint? a)Eine Eigenschaft des Menschen? b)Oder eine Handlungsweise?

Wie ist das mit dem „austreiben“ gemeint? a)Eine Handlung, die bewirkt, dass der Mensch keine Affekte mehr hat? b) Diesen Affekten nicht mehr nachzugeben und somit zu verhindern, dass sie sich im Handeln auswirken können?

Nach Stobaeus (auch ein Stoiker) sind die Affekte
„übersteigerte Triebe“, wobei die Triebe als solche nicht
vermeidbar sind.

Kannst du dafür ein Beispiel nennen ?

Und Cicero schreibt, dass nach den Stoikern die Affekte
fehlerhafte „Urteile“ bzw. „Einbildungen“ seien.

Inwiefern „fehlerhaft“ ?

Das dürfte doch eher auch im Buddhismus so verstanden werden,
oder?

Um das zu beantworten, müsste ich erstmal wissen, wie die Stoiker zu verstehen sind :smile:

Gruss
Marion

Hallo Marion,

Was ist mit Affekten genau gemeint? a)Eine Eigenschaft des
Menschen? b)Oder eine Handlungsweise?

„Affekt“ würde ich als „Gefühl“ beschreiben, wobei man wohl nach Affekten, die gewollt sein können und solchen die es nicht sein können, unterscheiden muss. Ich denke, dass mit den letzteren die Triebe gemeint sind, weil sie nicht willentlich beeinflussbar sind.

Wie ist das mit dem „austreiben“ gemeint? a)Eine Handlung, die
bewirkt, dass der Mensch keine Affekte mehr hat? b) Diesen
Affekten nicht mehr nachzugeben und somit zu verhindern, dass
sie sich im Handeln auswirken können?

Das ist nicht ganz klar und auch nicht einheitlich bei den frühen Griechen. Während die Kyrenaiker die Affekte für nichtig erklären (also in diesem Punkt wohl mit dem übereinstimmen, was die Buddhisten „Illusion“ nennen), scheinen mir die Stoiker eher Wert darauf zu legen, den Affekten nicht nachzugeben, womit ein Lerneffekt verbunden sein soll, der zeigt, dass die Lust nicht das höchste Gut ist.

Nach Stobaeus (auch ein Stoiker) sind die Affekte
„übersteigerte Triebe“, wobei die Triebe als solche nicht
vermeidbar sind.

Kannst du dafür ein Beispiel nennen ?

Ein gutes Beispiel wäre vielleicht das Essen: Man muss essen, denn das ist ein Trieb (Nahrungstrieb), wenn man aber der Lust, gut zu essen, nachgibt, würde man den Trieb übersteigern und hätte einem Affekt nachgegeben.

Und Cicero schreibt, dass nach den Stoikern die Affekte
fehlerhafte „Urteile“ bzw. „Einbildungen“ seien.

Inwiefern „fehlerhaft“ ?

Richtig ist nach Cicero nur die Vernunft, und die Vernunft zeigt uns (nach Cicero!), was wir wollen sollen. Wenn wir etwas wollen, was wir nicht wollen sollen, dann beruht das auf einem fehlerhaften Urteil, weil wir der Lust (die ja eigentlich eine Einbildung ist) zuviel Wert zumessen.

Ich denke nicht, dass es echte Parallelen im Hellenismus zum Buddhismus gibt, denn im Hellenismus ist die Suche nach Glück die leitende Idee (der Buddhismus würde doch wohl eher auch das Glück als Illusion bezeichnen, oder?). Aber ich denke, dass gewisse Momente in verschiedenen Systemen vorkommen, das Moment der Illusion des Glücks etwa bei den Kyniker (z. B. Diogenes, der in der Tonne).

Herzliche Grüße

Thomas

Hallo Zusammen!

Das dürfte doch eher auch im Buddhismus so verstanden werden,
oder?

Um das zu beantworten, müsste ich erstmal wissen, wie die
Stoiker zu verstehen sind :smile:

Kann man das überhaupt beantworten? Gibt es eine allgemeingültig buddhistische Sichtweise? Zum einen lehren die unterschiedlichen buddhistischen Strömungen auch unterschiedliche Praktiken. Während die einen sexuell abstinent leben, lehren andere Lust als Weg.
(siehe z.B. John Stevens, Lust und Erleuchtung; ISBN 3-502-65580-4 Buch anschauen )
Der Buddhismus ist meines Wissens nicht dogmatisch ausgelegt, Buddha sagte selbst: Ziehe alles in Zweifel, auch was ich sage, glaube nur, was du glauben kannst. Es ist eher eine religiöse Philosophie, die nach der Wahrheit sucht und diese nicht vorgibt.

Zum anderen ist laut meinem Verstehen, nicht die Lehre an sich von Bedeutung, sondern die individuelle Reaktion und Reflexion auf die Praktiken, Übungen und Lehren.

Herzliche Grüße

U.

Moin Uwe,

Kann man das überhaupt beantworten?

Ja.

Gibt es eine

allgemeingültig buddhistische Sichtweise?

Es gibt buddhistische Grundlehren, die von allen Schulen aktzeptiert sind, die sich buddhistisch nennen, sonst wären sie nicht buddhistisch oder würden sich nicht so nennen.

Zum einen lehren die

unterschiedlichen buddhistischen Strömungen auch
unterschiedliche Praktiken. Während die einen sexuell
abstinent leben, lehren andere Lust als Weg.

Das schließt obiges nicht aus. Die Buddhistische Grundlehre macht Aussagen über Anhaftung im Allgemeinen und über einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität. Wie der einzelne (oder die einzene Schule) nun meint, dieses Lehre in die Praxis umsetzen zu müssen, bleibt dieser überlassen. Es sind mehrere Wege möglich, die alle nicht im Widerspruch zur Grundlehre stehen müssen, solange sie im Lichte der Grundlehre bestehen können. (Was meinst du, warum ein zentraler Aspekt der Ausbildung tibetischer Mönche der Disput und die Argumentation ist :smile:)

Der Buddhismus ist meines Wissens nicht dogmatisch ausgelegt,
Buddha sagte selbst: Ziehe alles in Zweifel, auch was ich
sage, glaube nur, was du glauben kannst.

Der Buddhismus ist eine Lehre. Man kann eine Frage im Rahmen dieser Lehre erörtern, völlig unabhängig davon, ob man diese nun auch für sich persönlich annimmt oder nicht. Ich denke, für dererlei Erörterungen ist es von Bedeutung, dass man die Lehre kennt und sie verstanden hat und nicht, ob man diese auch für sich persönlich als wahr erkannt hat. Schließlich sind wir hier im Brett Philosophie :smile:

Zum anderen ist laut meinem Verstehen, nicht die Lehre an sich
von Bedeutung, sondern die individuelle Reaktion und Reflexion
auf die Praktiken, Übungen und Lehren.

Was du aus der Buddhistischen Lehre für dich selbst herausziehst, ist natürlich ganz dir überlassen. Das ändert aber nichts daran, dass es eine buddhistische Lehre gibt, die z.B. in der buddhistischen kanonischen Literatur festgehalten wurde und in vielen Aussagen und vielen Aspekten eindeutig ist. Willst du einen Aspekt vom Standpunkt der buddhistischen Lehre aus beleuchten, ist somit natürlich einzig und allein die Lehre an sich von Bedeutung (sofern sie überhaupt Aussagen zu diesem Aspekt gemacht hat).

Gruss
Marion

Hallo Marion!

Das schließt obiges nicht aus. Die Buddhistische Grundlehre
macht Aussagen über Anhaftung im Allgemeinen und über einen
verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität. Wie der einzelne
(oder die einzene Schule) nun meint, dieses Lehre in die
Praxis umsetzen zu müssen, bleibt dieser überlassen. Es sind
mehrere Wege möglich, die alle nicht im Widerspruch zur
Grundlehre stehen müssen, solange sie im Lichte der Grundlehre
bestehen können. (Was meinst du, warum ein zentraler Aspekt
der Ausbildung tibetischer Mönche der Disput und die
Argumentation ist :smile:)

Dann wäre die buddhistische Grundlehre in der Lage, einen Konsens zwischen Epikur und Epiktet zu formulieren?
Ist die Kunst des Disputes also geistiges Training für den Selbstsicherheitsmuskel? *g*

Der Buddhismus ist meines Wissens nicht dogmatisch ausgelegt,

Buddha sagte selbst: Ziehe alles in Zweifel, auch was ich
sage, glaube nur, was du glauben kannst.

Der Buddhismus ist eine Lehre. Man kann eine Frage im Rahmen
dieser Lehre erörtern, völlig unabhängig davon, ob man diese
nun auch für sich persönlich annimmt oder nicht. Ich denke,
für dererlei Erörterungen ist es von Bedeutung, dass man die
Lehre kennt und sie verstanden hat und nicht, ob man diese
auch für sich persönlich als wahr erkannt hat. Schließlich
sind wir hier im Brett Philosophie :smile:

Es ist die Aufforderung Buddhas, kritisch zu hinterfragen, Zweifel durch Beweise, z.B. empirisch in Sicherheit zu wandeln. Und da ist man im Brett Philosophie doch am richtigen Ort. :smile:

Was du aus der Buddhistischen Lehre für dich selbst
herausziehst, ist natürlich ganz dir überlassen. Das ändert
aber nichts daran, dass es eine buddhistische Lehre gibt, die
z.B. in der buddhistischen kanonischen Literatur festgehalten
wurde und in vielen Aussagen und vielen Aspekten eindeutig
ist. Willst du einen Aspekt vom Standpunkt der buddhistischen
Lehre aus beleuchten, ist somit natürlich einzig und allein
die Lehre an sich von Bedeutung (sofern sie überhaupt Aussagen
zu diesem Aspekt gemacht hat).

War Buddhas Aliegen, um zu den Wurzeln zu gehen, nicht der, die Menschen aus dem Leidenskreislauf von Tod und Wiedergeburt zu befreien? Wissenschaftlich gesehen, bleibt eine Theorie solange gültig, bis sie falsifiziert wird. Oder eben verifiziert. Die Budddhisten geben sich ebenfalls nicht zufrieden, sie sind meines Wissens stets am forschen. Vielleicht verstehst du was ich meine.
Wäre einzig und allein die bestehende Lehre von Bedeutung, hieße das doch dass auch diese Lehre eine Doktrin sei. Und das denke ich eben nicht, weil indoktriniert jede Meditation z.B. zur Farce mutiert. Natürlich kann es sein, dass ich das, was ich zu kennen meine, nicht verstanden habe! *gg*

Gruss

U.

Buddhismus und Autos
Moin Uwe,

Dann wäre die buddhistische Grundlehre in der Lage, einen
Konsens zwischen Epikur und Epiktet zu formulieren?

Keine Ahnung, wer war das ?
Meine Kenntnisse der euroäischen Philosophie gehen gegen Null, sorry.

Ist die Kunst des Disputes also geistiges Training für den
Selbstsicherheitsmuskel? *g*

*lach* in gewisser Weise schon :smile:
Wie du ja selbst angemerkt hast, gibt es im Buddhismus keine Dogmen oder Gebote. Also ist es die Aufgabe eines jeden Buddhisten, sein eigenes Handeln und seine Ansichten selbständig mit der buddhistischen Lehre abzugleichen. Dies ist kein einfaches Unterfangen und von ständigem Hinterfragen gekennzeichnet. Dieses Disputieren, notfalls mit sich selbst und den buddhistischen Schriften, kennzeichnet somit das Leben vieler Buddhisten :smile:

Der Buddhismus ist eine Lehre. Man kann eine Frage im Rahmen
dieser Lehre erörtern, völlig unabhängig davon, ob man diese
nun auch für sich persönlich annimmt oder nicht. Ich denke,
für dererlei Erörterungen ist es von Bedeutung, dass man die
Lehre kennt und sie verstanden hat und nicht, ob man diese
auch für sich persönlich als wahr erkannt hat. Schließlich
sind wir hier im Brett Philosophie :smile:

Es ist die Aufforderung Buddhas, kritisch zu hinterfragen,
Zweifel durch Beweise, z.B. empirisch in Sicherheit zu
wandeln. Und da ist man im Brett Philosophie doch am richtigen
Ort. :smile:

Jein. Der Buddhismus hat eine philosophische und eine psychologische Komponente. Man kann die philosophie Komponente der buddhistische Lehre völlig wertfrei studieren, genau wie die Lehre anderer Philosophen auch. Der Buddha sprach jedoch davon, dass man alles, was man für sich selbst annehmen will quasi einer Tauglichkeitsprüfung unterzieht, die im Grunde einem kritischen Lehrentest im Selbstversuch gleichkommt. Hier wird es dann mystisch/psychologisch und nicht mehr unbedingt Thema dieses Bretts.

War Buddhas Aliegen, um zu den Wurzeln zu gehen, nicht der,
die Menschen aus dem Leidenskreislauf von Tod und Wiedergeburt
zu befreien?

Das ist richtig, und allein durch das Studium der buddhistischen Philosophie wird auch niemand aus diesem Kreislauf befreit. Dennoch kann man aber über die Herangehensweise, wie der Buddha diesen Weg beschreibt und begründet, Aussagen treffen. Sprich: man kann über Buddhismus reden, ohne diesen zu praktizieren.

Wissenschaftlich gesehen, bleibt eine Theorie

solange gültig, bis sie falsifiziert wird. Oder eben
verifiziert. Die Budddhisten geben sich ebenfalls nicht
zufrieden, sie sind meines Wissens stets am forschen.
Vielleicht verstehst du was ich meine.

Schon. Aber jeder Buddhist fängt eben bei sich bei Null an. Nur die Lehre unterliegt einer ständigen Weiterentwicklung, wo einer auf dem Bisherigen aufbauen und dieses weiterentwickeln kann. Oder anders gesagt: Ein Gelehrter des Mahayana-Buddhismus kann sich die Erkenntnisse der Theravadins zunutze machen, um die Lehre weiterzuentwickeln. Aber der Buddhist hat für sich genommen nichts davon, wenn andere schon vor ihm Erleuchtung erlangten. Er muss diesen Weg von Anfang an gehen.

Wäre einzig und allein die bestehende Lehre von Bedeutung,
hieße das doch dass auch diese Lehre eine Doktrin sei.

Nein, das hab ich ja so auch nicht gesagt oder gemeint. Man muss nur sehr genau hinschauen, was gefragt ist. Wenn danach gefragt wird, wie nach buddhistischer Lehre die Sache mit den Affekten gesehen wird, dann kann man die Antwort darauf nur in der Lehre suchen. Wenn aber danach gefragt ist, wie ein Mensch dem Kreislauf des Leidens entfliehen kann, dann kann man darauf antworten: Schnapp dir ein Kissen, fang an deinen Atem zu beobachten und pass auf, was dann passiert.

Die Buddhistische Lehre hat sich immer (nur) als Vehikel verstanden. Somit möchte ich hier gerne den Vergleich mit einem Auto wählen. Man kann ein Auto intensivst studieren, erkennen, wie es funktioniert, aus welchen Teilen es besteht und wie sich unterschiedliche Automarken voneinander unterscheiden. Man kann dieses Wissen wiederum jemandem mitteilen, der einen danach oder nach bestimmten Aspekten fragt. Das allein wird einen aber noch keinen cm vom Fleck bringen. Vom Fleck kommt man erste, wenn man sich reinsetzt, und lernt zu fahren, und dann fährt.

Natürlich kann es sein, dass ich das, was

ich zu kennen meine, nicht verstanden habe! *gg*

Oh, Zweifel ist doch immer ein guter Moment, um seine eigenen Ansichten zu hinterfragen :smile:

Gruss
Marion

Hallo Jules,
Meine Empfehlung: Übe getrost Deinen Hedonismus und lebe danach, aber: schau zu, dass Du Deinen Mitmenschen nicht auf die Füsse stehst !
Mit Gruss: hardy

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Hi Frank,

gibt es hier eine schnittmenge zur buddhistischen lehre, oder
sind
dies nicht einfach nur selbstverständlichkeiten?

zwischen Epikur und Zen hab ich für mich einige gegenseitige Ausschlüsse entdeckt (z.B. Wiedergeburt, aber das war hier nicht das Thema), aber auch Gemeinsamkeiten. Die Ataraxia und Zen kann(!) man in einem ähnlichen Licht sehen, aber Du wirst sicher viele Buddhisten treffen, die eine Gemeinsamkeit völlig ausschließen.

Gandalf