Liebe Mitwissende ,
Ich habe folgenden Satz öfter gehört: „Eine Whrheit beginnt als Paradoxon und endet als Vorurteil“, auch in der Version „Eine Wahrheit beginnt als Ketzerei und endet als Vorurteil“. Ersteres wird Hegel zugeschrieben. Hat jemand dafür eine Quelle? hrzl. Grüße Tina Q
Zitate aus Hegels Gesamtwerk
Hallo, Tina
Spruchsammlung
Zitate aus Hegels Gesamtwerk
(ausgewählt von M. Grimsmann und L. Hansen)
http://www.hegel-system.de/de/zitate.htm
„Paradox und Wahrheit unterscheiden sich darin,
dass das Erste den Gegenstand mit starkem Licht
von einer Seite beleuchtet, die Zweite -
mit schwachem Licht von vielen.“
(Aleksander Swietochowski)
Gruss
Adam
Hi Tina,
„Eine Wahrheit beginnt als Paradoxon und endet als Vorurteil“
„Eine Wahrheit beginnt als Ketzerei und endet als Vorurteil“.
Ersteres wird Hegel zugeschrieben.
das ist ganz und gar nicht hegelisch. Zudem kann ich mich nicht erinnern, daß mir der Begriff „Paradoxon“ bei Hegel je vorgekommen ist. Und in solchem Zusammenhang schon gar nicht.
Gruß
Metapher
Liebe Metapher,
schade, aber spannend.
das ist ganz und gar nicht hegelisch. Zudem kann ich mich
nicht erinnern, daß mir der Begriff „Paradoxon“ bei Hegel je
vorgekommen ist. Und in solchem Zusammenhang schon gar nicht.
wenn Du das noch in einem kurzen Satz für Halbgebildete erklären magst, freu ich mich.
Danke erstmal!
Tina Q.
Hallo Adam,
vielen Dank für den schönen Gedanken.
In der Sammlung hatte ich schon gesucht, aber - offenbar aus gutem Grund - nichts gefunden.
Ich find den mir bekannten Satz dennoch nicht so verkehrt und würde ihn auch ohne Hegel ertragen, der Meister möge verzeihen…
liebe Grüße
Tina Q.
Wahrheit und Vorurteil
Hi Tina,
das ist ganz und gar nicht hegelisch. Zudem kann ich mich
nicht erinnern, daß mir der Begriff „Paradoxon“ bei Hegel je
vorgekommen ist. Und in solchem Zusammenhang schon gar nicht.wenn Du das noch in einem kurzen Satz für Halbgebildete
erklären magst, freu ich mich.
du meinst, waum das nicht hegelisch sei?
Zuerst der Ausruck: „eine Wahrheit“:
Der Begriff „Wahrheit“ spielt eine bedeutende Rolle in seinen Abhandlungenüber den Unterschied zwischen formellem (Mathematik, Logik) und absolutem Wissen (welches Inhalt und Ziel der dialektischen Phyilosophie ist). Weiter auch in der Differenz zwischen subjeklivem und objektivem Denken (zu Letzerem führen die dialektischen Methoden).
In diesen Zusammenhängen geht es aber und „die“ Wahrheit = um den Begriff „Wahrheit“. Da ist der Ausdruck „eine Wahrheit“ ganz und gar nicht zu finden.
„Eine Wahrheit“ kann sich ja nur auf ein Exemplar aus einer Mannigfaltigkeit von Wahrheits-Behauptungen beziehen: „Frauen können nicht einparken“, „Männer können besser sehen als denken“, „Es gibt Gott“, „Lustgewinn ist der Sinn des Lebens“, „Das Universum ist unendlich“ usw.
Also solche Behauptungen, deren Beweisbarkeit oder Widerlegbarkeit zur Diskussion aussteht, oder die provokativen Charakter haben (sollen). Oder halt einfach aussagenlogische Beispiele, denen einer der beiden Werte der Wahrheitstafel „falsch“/„richtig“ zuzuordnen ist. Oder die Paradebeispiele in der Diskussion um den aussagenlogischen Wahrheitsbegriff: Die Aussage „es regnet“ ist genau dann „wahr“ (= ihr kommt der Wert „wahr“ zu), wenn es regnet … usw.
Mit diesen Fragen befaßt sich Hegel aber gar nicht, denn die gehören (bei ihm) zu dem Bereich des „formellen“ Denkens.
Weiter: Der Begriff „Paradoxon“ ist mit tatsächlich bei H. noch nicht vorgekommen. Nichtmal bei der Vorlesungüber Zenon und seine „Paradoxien“.
Und schließlich ist die gesamte Aussage ein ironischer sozialkritischer Aphorismus. Solche finden sich bei Hegel natürlich auch zahlreich, auch Bemerkungen darüber, wie Denken zustande kommt, das sich gegen die kritische Überprüfung der Gewißheit sträubt, also dagegen wehrt, Wissen zu werden, das also im Vorurteil stecken bleibt. Aber daß er es so formulieren würde, Paradoxon als Ausgangspunkt, ist einfach nicht sein Stil - wenn du erlaubst, das der Kürze halber mal so nebulös auszudrücken
Ich hoffe, das genügt dir vorerst?
Gruß
Metapher (btw. männlich
Dieser Satz stammt meines Wissens von Oscar Wilde.
Der Weg des Paradoxes ist der Weg zur Wahrheit. Um die Wirklichkeit zu prüfen, muss man sie auf dem Seil tanzen lassen. Wenn Wahrheiten zu Akrobaten werden, kann man sie beurteilen.
[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]
Lieber Metapher ( - da muss das Germanist in mir mitgemacht haben)
du meinst, waum das nicht hegelisch sei?
ja, meinte ich: danke! *freu*
Es gibt Gelegenheiten, da fällt einem auf, wie selten man die einstmals verehrten Nischen des eigenen Gehirns benutzt. Ich nehm mir jetzt Deinen Text und mache mich ans Erinnern -
wenngleich meine vergleichsweise flüchtige Bekanntschaft mit dem Meister eher auf den Seiten der Ästhetik stattfand und in den übrigen Bereichen wohl mehr aphoristisch blieb.
herzl. Grüße
Tina Q
Oh vielen Dank,
das wird ja immer spannender!
herzl. Gruß - Tina Q
Dieser Satz stammt meines Wissens von Oscar Wilde.
Der Weg des Paradoxes ist der Weg zur Wahrheit. Um die
Wirklichkeit zu prüfen, muss man sie auf dem Seil tanzen
lassen. Wenn Wahrheiten zu Akrobaten werden, kann man sie
beurteilen.