Das ist das Paradoxon schlechthin. Übrig bleibt der Glaube.
Trost für das Nichts
Das Nichts schwebt stumm im weiten Raum
und ist so klein, man sieht es kaum.
Es stieret ausdruckslos ins Leere
und wünscht sich, dass es etwas wäre.
Ach, könnte wenigstens es doch
so wie sein Bruder sein, das Loch,
dann hätte ringsherum es Wände
und wüsste, wo es sich befände.
Das Nichts jedoch gibt gar nichts her.
Es ist nicht leicht, es ist nicht schwer,
es ist nicht Körper, ist nicht Geist,
es ist nicht mager, ist nicht feist,
es ist nicht schwarz und ist nicht rot,
ist nicht lebendig, ist nicht tot,
ist nicht gescheit und ist nicht dumm,
ist nicht gerade, ist nicht krumm,
es ist kein Heide, ist kein Christ,
kein Jude, Moslem und Buddhist,
es kann nicht hören, kann nicht sehen,
es kann nicht sitzen, kann nicht stehen,
es kann nicht lesen, kann nicht schreiben,
kann sich mit nichts die Zeit vertreiben,
es kann nicht weinen, kann nicht lachen,
kann keine kleinen Kinder machen,
es kann nichts fühlen, kann nichts wissen,
es kann nicht lieben, kann nicht küssen,
es kann nicht sprechen, kann nicht denken
geschweige denn ein Auto lenken,
es kann nicht mal die Nase putzen,
kurzum: Das Nichts ist ohne Nutzen!
Ja, es ist wirklich zuzugeben:
Das Nichts, es hat ein schweres Leben.
Sein Schicksal ist bedauerlich
und der Gedanke schauerlich,
dass ewig es ein Nichts muss sein,
verlassen, ungeliebt, allein.
Jedoch der Schöpfer aller Welten
lässt dieses Werturteil nicht gelten,
und väterlich zum Nichts er spricht:
"Komm, sei getrost und gräm dich nicht!
Bedenke, gäbe es dich nicht,
gäb’ es kein Leben und kein Licht,
es gäb’ nicht Wasser und nicht Luft,
es gäb’ auch nicht der Blumen Duft,
es gäbe Nähe nicht und Ferne,
und keine Sonne, keine Sterne,
es gäb kein Tier und keinen Baum,
und keine Liebe, keinen Traum,
und keinen Tag und keine Nacht
und keinen Menschen, der mal lacht,
und keinen Raum und keine Zeit
und nicht einmal die Ewigkeit.
Denn ich hab’ dieser Erde Pracht
aus dir ja, aus dem Nichts, gemacht."
Drum ist, am Ende des Gedichts,
zufrieden und getrost das Nichts.
(aus einem Gedichtband von einem Schweizer Dichter)
Gruss
Mike