hallo alleswisser,
wann, wo und durch wen wurde eigentlich festgelgt, welche schriften in die bibel gehören und welche nicht (apokryphen)?
war wohl ein bestimmtes konzil, oder?
vielen dank für die antwort!
mfg - george
Hallo George,
Die Urchristenheit benutzte die griechische Übersetzung des Alten Testamentes (Septuaginta), in der die Apokryphen wie selbstverständlich enthalten waren. Sie gehörten im 1. Jh. n. Chr. für die Christen also zum Kanon der heiligen Schriften.
Zwischen 90 und 100 n. Chr. traf sich ein Rat von 72 jüdischen Gelehrten in Jamnia, um für das Judentum endgültig festzulegen, welche Schriften zum Kanon gehören sollten. Sie schieden die Apokryphen aus ihrem Kanon aus, weil diese Bücher allesamt nur in griechischer Übersetzung, aber nicht mehr im hebräischen Original vorlagen (daneben gab es noch theologische und stilistische Kriterien). Diese Entscheidung hat in der christlichen Kirche eine neue Kontroverse ausgelöst.
Auf den Synoden von Rom (382), Hippo (393), und Karthago (397/419) wurde dann allerdings beschlossen, dass die Apokryphen für die christliche Bibel zum Kanon gehören.
Der Reformator Martin Luther war dann der nächste, der in seiner Bibelübersetzung die Apokryphen herausgelöst und als besonderen Teil zwischen AT un NT gestellt hat. Sein Kommentar: „Das sind Bücher, so der heiligen Schrift nicht gleichzuhalten, und doch gut und nützlich zu lesen sind.“ Die Katholische Kirche hat im Gegenzug dazu auf dem Konzil von Trient 1546 bestätigt, dass die Apokryphen zum AT gehören und zwar in ihrer bisherigen Anordnung über das AT verteilt.
Viele Grüße,
Alex
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lieber alexander,
vielen dank für deine profunde, ausführliche antwort. das ist die erste antwort, die ich mir auch gleich ausgedruckt habe!
mfg - george
Hallo alle,
Hallo George,
Die Urchristenheit benutzte die
griechische Übersetzung des Alten
Testamentes (Septuaginta), in der die
Apokryphen wie selbstverständlich
enthalten waren. Sie gehörten im 1. Jh.
n. Chr. für die Christen also zum Kanon
der heiligen Schriften.Zwischen 90 und 100 n. Chr. traf sich ein
Rat von 72 jüdischen Gelehrten in Jamnia,
um für das Judentum endgültig
festzulegen, welche Schriften zum Kanon
gehören sollten. Sie schieden die
Apokryphen aus ihrem Kanon aus, weil
diese Bücher allesamt nur in griechischer
Übersetzung, aber nicht mehr im
hebräischen Original vorlagen (daneben
gab es noch theologische und stilistische
Kriterien). Diese Entscheidung hat in der
christlichen Kirche eine neue Kontroverse
ausgelöst.
Das entspricht nicht mehr dem Stand der historisch-kritischen Forschung. Die sog. „Synode von Jamnia“ ist aller Wahrscheinlichkeit nach ein bloßes Konstrukt und hat als solche nie wirklich stattgefunden. Die Frage, welche Bücher Teil der Schrift sind, hat sich wohl im Judentum auf die gleiche Weise wie im Christentum gelöst: durch die Praxis der Gemeinden, die einige Bücher in ihre Liturgie aufnahmen und sich dafür entschieden, sie als normativ anzusehen, andere aber eben nicht. Ein „urdemokratischer“ Vorgang also sowohl im Judentum wie in der frühen Christenheit. Um diese historisch gewachsene Entscheidung zu legitimieren, hat man sie nachträglich und viel später einer unbestrittenen rabbinischen Autorität zugeschrieben - eben jener „Synode von Jamnia“. Natürlich brauchte das alles seine Zeit, der Prozeß war bis ins 4. Jhdt. n. Chr. nicht abgeschlossen.
Auf den Synoden von Rom (382), Hippo
(393), und Karthago (397/419) wurde dann
allerdings beschlossen, dass die
Apokryphen für die christliche Bibel zum
Kanon gehören.
Der Reformator Martin Luther war dann der
nächste, der in seiner Bibelübersetzung
die Apokryphen herausgelöst und als
besonderen Teil zwischen AT un NT
gestellt hat. Sein Kommentar: „Das sind
Bücher, so der heiligen Schrift nicht
gleichzuhalten, und doch gut und nützlich
zu lesen sind.“ Die Katholische Kirche
hat im Gegenzug dazu auf dem Konzil von
Trient 1546 bestätigt, dass die
Apokryphen zum AT gehören und zwar in
ihrer bisherigen Anordnung über das AT
verteilt.
Dazu muß man noch beachten, daß „Apokryphen“ für die Evangelischen genau diese Bedetung hat, für andere Kirchen, die einen anderen Kanon haben, aber Schriften meinen, die zwar aus jener Zeit stammen, aber eben aus dem Kanon ausgschieden wurden - das Thomas- und das Petrusevangelium zB und eine Menge Briefe.
Liebe Grüße
Benjamin
Hello George,
wir, die LDS, sehen das so:
( es gibt darueber sehr genaue Abhandlungen , die hier zuweit fuehren wuerden ), daher dies:
Wer aus dem Studium der Apokryphen wirklich Nutzen ziehen will, muss erst einmal fundierte Evangeliumskenntnisse besitzen. Alle heilgen Schriften der Kirche verstehen und sich vom Geist fuehren lassen.
Tschau
Tom
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