:Hallo
Die ganze Fragwürdigkeit Jüdischer Gesetze tritt bei dem
Argument hervor, mit dem man Jesus zu beschuldigen versuchte.
Hier ein Auszug aus dem Nikodemus-Evangelium:
Dann sprach Pilatus zu ihnen: „Aus welchen Grund wollen sie
ihn töten?“
Sie antworteten Pilatus: „Weil er am Sabbath heilt.“
Tach Thorshammer,
Du hast nun viele Antworten bekommen, viele, die sich mit dem Nikodemus-Evangelium auseiandersetzen, viele auch, die dir deutlich machen, daß Heilung am Sabbat durchaus erlaubt war. Auf das Entscheidende ist, soweit ich sehe, noch niemand eingegangen:
Die ganze Fragwürdigkeit Jüdischer Gesetze…
Hier tritt wieder zutage, was ich schon bei der letzten Auseinandersetzung mit Dir zu monieren hatte: Noch vor aller Argumentation stellst Du eine Behauptung auf, die durch die folgende Tatsache (oder auch, wie sich erwiesen hat, Nicht-Tatsache) beweisen werden soll. Das geht in Ordnung in einer Arbeit, in der diese Behauptung anschließend stringent bewiesen wird.
Nur enthält Deine einleitende Behauptung nicht etwa eine Tatsache, sondern eine Bewertung. Jede Bewertung ist aber zu allererst mal eine Deutung; wenn diese Bewertung dann noch, wie in Deinem Falle, eine moralische ist (ich verzichte jetzt mal auf den ausführlichen Nachweis der Konnotationen von „Fragwürdigkeit“ mit Hilfe des Wahrig oder der Gebrüder Grimm), dann entzieht sie sich der Beweisbarkeit überhaupt. Dann kann es nur noch Menschen geben, die diese Bewertung oder Einschätzung teilen oder nicht teilen. Ein Beweis freilich ist das nicht.
Weiter: Du beachtest die Qualität und den Stellenwert des jüdischen Gestze nicht. Sie sind ja nicht Gesetze in unserem Sinn wie das StGB oder das BGB, sondern ausdrücklich Setzungen Gottes, die Israel, wenn es sie hält, als SEIN Bundesvolk erweisen. Hinzu kommt verschärfend, daß dem Sabbat innerhalb dieser Gesetze noch eine ganz besondere Stellung eingeräumt wird (Wenn jeder Jude, sagte man, einmal den Sabbat vollkommen einhielte, käme der Messias).
Gut, das alles mußt Du nicht wissen; deshalb gibt es Menschen hier, die Dir das sagen können. Daß allerdings die jüdischen Gesetze - oder besser: das Gesetz - der entscheidende Teil der jüdischen Religion ist, das hättest Du wissen müssen.
Diese einzigartige Stellung des Gesetzes aber hast Du außer acht gelassen und mithin - ich unterstelle mal: „unterbewußt“ - das jüdische Gesetz, die „Thora“, auf eine Stufe mit unseren bürgerlichen Gesetzen hestellt.
Das bewirkt, daß sie leichter kritisierbar sind und setzt sie dem moralisierenden Zugriff aus, der bei Dir deutlich wird.
Alles dieses zusammen erweist die Absicht Deines ursprünglichen Postings: einen Beweis für ein Vorurteil zu suchen.
Aber es ist immerhin gut, daß Du Deine Ansichten hier zur Debatte stellst; so können wir sie widerlegen. Obs was nützt, weiß ich nicht.
Gruß - Rolf