Heim oder Pflege zu Haus

Hallo,

welche Betreuung würdet bei einem 84-jährigen bevorzugen?
Er hat vor ein paar Tagen die Diagnose Gehirntumor (höchst wahrscheinlich bösartig) bekommen. Das Gedächtnis hat in letzer Zeit stark abgenommen. Er vergisst Tabletten, kann kein Essen mehr zubereiten, kann nicht richtig einkaufen, weiß nicht welches Jahr wir haben, weiß nicht wie alt er ist und „übersieht“ seit drei Tagen den Fernseher im Krankenhauszimmer (wird dort wegen dem Tumor untersucht).
Bisher hat er alleine in seiner eigenen Wohnung gelebt.

Da die Neurologin geraten hat, ihn nicht alleine zu lassen, muss bald eine Betreuung gesucht werden. Hilfe bei der Körperpflege oder beim Essen braucht er nicht. Körperlich ist soweit alles fit.

  • Würdet ihr diesen Menschen nach 30 Jahren in einer vetrauten Umgebung in ein Heim umsiedeln?

  • Ist eine fast 24-Stunden-Betreuung zu Hause überhaupt realistisch? Es gibt zwar Angehörige, die können aber keine 24-Stunden-Betreuung übernehmen.

  • Wie lange dauert die Beantragung einer Pflegestufe (ohne dieser bekommt man keinen Heimplatz - oder?)?

  • Wie groß ist der finanzielle Unterschied zwischen Heim und Pflege zu Haus?

  • Welche Möglichkeiten gibt es noch?

Gruß
Tato (auf der Suche nach Erfahrungen und Informationen)

Hallo Tato,

Deine Frage wurde hier im Brett schon öfter gestellt und immer haben sich viele User mit guten Tipps gemeldet.
Das Problem ist außerordentlich schwierig zu lösen.
Was möchte der Betroffene selbst?
Wieviel Zeit können die Angehörigen aufbringen?
Kann er nachts allein bleiben?
Reicht die Rente o.ä. für einen Heimaufenthalt?
Tipps: sofort(!) bei der Pflegekasse eine Einstufung beantragen (geht auch ohne Wissen des Kranken)
Sofort(!) in einem Heim anmelden (geht ebenfalls ohne Wissen des Kranken), einen Heimplatz kan man immer wieder kostenlos absagen, aber wenns schnell gehen muss, wird es schwierig.
Sozialstationen sind hilfsbereit, aber können keine Pflege rund um die Uhr bieten.
Evtl. kann der Patient einen Zivi bekommen, zumindest für tagsüber.
Es gibt gelernte Pflegerinnen aus den Ostblockländern, die rund um die Uhr pflegen, ganz legal und angemeldet. Die Adresse der Agenturen findest Du im Internet.
Vielleicht schaust Du mal im Archiv dieses Brettes nach, dort findest Du einige Hinweise udn Anregungen.
Viel Erfolg wünscht synapse

Hallo Synapse,

Danke für deine Antwort.

Was möchte der Betroffene selbst?

Das weiß ich nicht. Man ist sich noch nicht einmal sicher, ob er die Diagnose verstanden hat. Ich vermute nicht. Ins Heim möchte er nicht. Aus seiner Sicht geht es ihm gut.

Wieviel Zeit können die Angehörigen aufbringen?

Die Angehörigen „klagen“. Einer ist berufstätig und kann alle paar Tage für einen kurzen Besuch kommen. Einer ist Rentner, kam in den letzten Wochen fast täglich für etwa 2-3 Stunden.

Kann er nachts allein bleiben?

Wenn man das wüsste… Beim Tumor kann sich das ja auch schlagartig ändern.

Reicht die Rente o.ä. für einen Heimaufenthalt?

Ich habe keine Ahnung, wieviel er bekommt und was das kostet.

Die Tipps werde ich weitergeben. Ich persönlich kann leider kaum etwas tun. Nicht nur, weil ich zu weit weg bin, sondern auch, weil andere in diesen Entscheidungen den „vorrang“ haben. Bisher versucht man es mit der „ich lasse es auf mich zu kommen, dann kann man sich immer noch den Kopf zerbrechen“-Taktik. Ich finde aber, dass es jetzt Zeit ist.

Die Betreuung muss noch nicht mal in der Pflege tätig sein. Im Moment kann er alles alleine - er muss nur überwacht (nimm jetzt Medikament xy, du machst dem Fremden nicht die Tür auf…) und angeleitet (lass uns mal einkaufen gehen…) werden. Ein Zivi wäre dafür optimal.

Wie gesagt, ich sammle nur Ideen…

Gruß
Tato

Hallo, synapse

Es gibt gelernte Pflegerinnen aus den Ostblockländern, die
rund um die Uhr pflegen, ganz legal und angemeldet.

Falsch!

http://www.zdf.de/ZDFde/inhalt/14/0,1872,2303566,00…
http://www.br-online.de/daserste/report/archiv/2004/…
http://www.swr.de/infomarkt/archiv/2005/03/01/beitra…

Gruß
karin

Hallo Tato,

Die Betreuung muss noch nicht mal in der Pflege tätig sein. Im
Moment kann er alles alleine - er muss nur überwacht (nimm
jetzt Medikament xy, du machst dem Fremden nicht die Tür
auf…) und angeleitet (lass uns mal einkaufen gehen…)
werden. Ein Zivi wäre dafür optimal.

Wenn es bei diesem relativ geringen Betreuungsbedarf bleibt und ein Zivi nicht zur Verfügung steht, käme auch die soziale Einrichtung, die sich bei uns in der Gegend „Nachbarschaftshilfe“ nennt, in Betracht.

Hier werden entsprechend dem Bedarf und den finanziellen Möglichkeiten Hilfspersonen vermittelt, die so ziemlich alles machen, was notwendig oder erwünscht ist: Z. B. Zubereiten der Mahlzeiten, bügeln, einkaufen, Hilfe bei der Körperpflege, vorlesen, Begleitung bei Spaziergängen usw. Allerdings leisten sie keine Krankenpflege, da sie hierfür nicht ausgebildet sind.
Die Hilfe wird stundenweise berechnet (10 € pro Stunde für den Kunden). Sie ist ideal als Übergangs- oder Zwischenlösung.

Ob es diese Möglichkeit dort, wo der Betroffene wohnt, in ähnlicher Weise gibt, kann bei der Gemeindeverwaltung erfragt werden.

Viele Grüße
Mara

welche Betreuung würdet bei einem 84-jährigen bevorzugen?

ich würde auf jeden Fall die Pflege daheim bevorzugen.
Das hängt natürlich von den Möglichkeiten ab die man hat.

Kassen zahlen z.B. einen Pflegedienst (zusätzlich zur Pflegestufe) der nur zur Medikamentengabe kommt.

Sollte man Urlaub haben oder mal nicht da sein können, gibt es Pflegedienste die einspringen.

Pflegedienste sind recht teuer und auch nicht permanent vor Ort
aber immer noch besser als Heimunterbringung.

Ein Heimplatz kostet je nach Pflegestufe/bedarf zwischen 2300 und 3500 Euro je Monat und die Kasse zahlt (hab die Tabelle nicht hier) ca. 800 Euro. Der Rest ist von der Rente, von den Ersparnissen (evtl. muss das Haus usw. verkauft werden) und von den Angehörigen aufzubringen.

Er hat vor ein paar Tagen die Diagnose Gehirntumor (höchst
wahrscheinlich bösartig) bekommen.

so hart sich das jetzt anhört, die Pflege ist dann vermutlich nicht lange zu übernehmen und ich würde versuchen die Zeit irgendwie daheim oder bei Verwandten zu „überbrücken“ und einen würdevollen Tod gewährleisten.

Das Gedächtnis hat in
letzer Zeit stark abgenommen. Er vergisst Tabletten, kann kein
Essen mehr zubereiten, kann nicht richtig einkaufen, weiß
nicht welches Jahr wir haben, weiß nicht wie alt er ist und
„übersieht“ seit drei Tagen den Fernseher im Krankenhauszimmer
(wird dort wegen dem Tumor untersucht).

wie gesagt, daheim hilft die Kasse bez. Medikamentengabe. Einkaufen könnte man selbst und Essen gibts Essendienste denen man den Schlüssel geben kann und die das Essen auf den Tisch stellen. Trinken sollte man selbst überwachen.

Bisher hat er alleine in seiner eigenen Wohnung gelebt.

Da die Neurologin geraten hat, ihn nicht alleine zu lassen,
muss bald eine Betreuung gesucht werden. Hilfe bei der
Körperpflege oder beim Essen braucht er nicht. Körperlich ist
soweit alles fit.

  • Würdet ihr diesen Menschen nach 30 Jahren in einer vetrauten
    Umgebung in ein Heim umsiedeln?

nein aber wie gesagt, es muß möglich sein. Man kann ja auch eine zeitweise Hilfe der Dienste in Anspruch nehmen. z.B. fürs Waschen und Speisen. Auch könnte man ein Zugehfrau sicher in der Zeitungen finden; hier in NRW wird sowas öfters inseriert. Meine Mutter hat den grossen Vorteil, dass Nachbarn selbstlos helfen und fürs Trinken sorgen und auch so immer einen Blick auf meine Mutter haben.

  • Ist eine fast 24-Stunden-Betreuung zu Hause überhaupt
    realistisch? Es gibt zwar Angehörige, die können aber keine
    24-Stunden-Betreuung übernehmen.

ich denke sowas ist selbst im Heim nicht realistisch.

  • Wie lange dauert die Beantragung einer Pflegestufe (ohne
    dieser bekommt man keinen Heimplatz - oder?)?

Pflegestufe sofort beantragen, dann dauert sowas sicherlich 2-3 Monate, Gelder fliessen aber ab Antragsdatum.

Auf jeden Fall erstmal eine Pflegschaft/Vormundschaft beantragen (volle Pflegschaft incl. Bankvollmachten usw.) solang hin und wieder mal lichte Momente da sind, kann er ja vielleicht noch selbst mit unterschreiben.

Dann schnellstens eine Patientenverfügung verfassen und unterschreiben lassen.

  • Wie groß ist der finanzielle Unterschied zwischen Heim und
    Pflege zu Haus?

Heim kommt sicherlich auf 3000 - 3500 Euro. Die Pflege daheim vom
Pflegedienst hängt davon ab, was der tun soll und wird bei einer umfassenden Pflege sicherlich teurer als das Heim.

  • Welche Möglichkeiten gibt es noch?

Wie von anderen schon erwähnt gibt es Frauen aus dem Ostblock die dort wohnen könnten; da müsste man aber Glück haben, dass man was „vernünftiges“ findet. Bei Verwandten in der Pfalz klappt das ganz gut … oder hat geklaptt :frowning:.

Die Daheimpflege hat mir auch mal eine Bekannte, die Heimleiterin ist empfohlen weil der Mensch immer zu kurz kommt und mit der Unterbringung einiges an organisatiorischem Aufwand, Ämtergängen und Finanzierungen verbunden ist.

Leider fragen alle immer zuerst nach dem Geld und erst wenn die Kohle gesichert ist denken sie an den Menschen. Und auch dann wird jede Handreichung am Geld festgemacht (von Ausnahmen mal abgesehen).

Gruss

Hallo Roger,

Danke auch für deine Antwort.

Ich würde einen Umzug in ein Heim auch nicht bevorzugen.
Er selbst will keine Hilfe. Auch einen Essensdienst hat er vor 14 Tagen noch abgelehnt, da das Essen dort nicht schmeckt. Ein Probeessen hat er abgelehnt.

Das Krankenhaus kümmert sich setzt um die Formalitäten, dann soll das schneller gehen. Nach Möglichkeit soll recht schnell jemand wegen den Medikamenten kommen.

Er hat vor ein paar Tagen die Diagnose Gehirntumor (höchst
wahrscheinlich bösartig) bekommen.

so hart sich das jetzt anhört, die Pflege ist dann vermutlich
nicht lange zu übernehmen und ich würde versuchen die Zeit
irgendwie daheim oder bei Verwandten zu „überbrücken“ und
einen würdevollen Tod gewährleisten.

Genau der Meinung bin ich auch. Die anderen aber anscheinend nicht. Hätte ich die Möglichkeit, würde ich ihn zu mir nach Hause holen. Pflegerisch ist ja im Moment rein gar nichts zu tun. Essen kochen, Wäsche und Saubermachen - sonst eigentlich nichts. Das könnte man auch noch intern klären, allerdings sollte er beaufsichtigt werden.

Jemand hatte die Nachbarschaftshilfe vorgeschlagen. Soetwas wäre m.E. noch vollkommend ausreichend.

Wie von anderen schon erwähnt gibt es Frauen aus dem Ostblock
die dort wohnen könnten

Das habe ich eben vorgeschlagen. Diese Idee wurde kopfschütteld abgelehnt. Man will ihm keinen russischen pseudo-Pfleger zumuten.
Ohne weiteren Kommentar…

Gruß
Tato

Hallo Tato,

ergänzend zu dem bereits Gesagten und angesichts der Tatsache, daß die Pflege durch Angehörige, Nachbarn oder einen Pflegedienst zumindest teilweise gewährleistet und der ältere Herr körperlich noch gut beisammen ist, möchte ich noch das Stichwort ‚Gerontopsychiatrische Tages- und/oder Nachtpflege‘ in die Diskussion werfen.

Eine solche hat nicht nur den ungeheueren Vorteil, daß eine vollstationäre Heimunterbringung entfällt, es ist auch in finanzieller Hinsicht wesentlich günstiger. Hier zwei Links zum Thema:

http://www.mags.nrw.de/pdf/soziales/wegweiser-tagesp… (ist zwar ein Beispiel aus NRW, aber mir geht es erst einmal um um Grundsätzliches)
http://www.ms.niedersachsen.de/master/C798175_N65124… -> Tagespflege

Grüße
Renee

hi Karin,
so ganz falsch kann meine Meinung nicht sein:
http://www.europapersonal.de
http://www.pdv24.de
dort wird etwas anderes behauptet…
gruß synapse

[Bei dieser Antwort wurde das Vollzitat nachträglich automatisiert entfernt]

Hallo Renee,

Danke für die Idee.
Das habe ich gleich weitergegeben und auch schon Adressen in Hamburg rausgesucht. Hört sich wirklich gut an.

Gruß
Tato

Hallo,

da diese Fragen hier schon öfter vorgekommen sind, haben wir FAQ s eingerichtet:

Was tun im Pflegefall? Ein Anleitung.? FAQ:1550

Rechtzeitig planen Betreuungsrecht § 1901 BGB? FAQ:1440

Vollmachten und Anordnungen für den Notfall? FAQ:1387

Patientenverfügung / Willenserklärung? FAQ:1584

Beitrag Patientenverfügung? FAQ:1586

Mfg. BelRia

Hallo, synapse

so ganz falsch kann meine Meinung nicht sein:
http://www.europapersonal.de
http://www.pdv24.de
dort wird etwas anderes behauptet…

hier wiederum:
http://www.sozialnetz.de/ca/vv/bbxa/
http://www.seniocare24.de/seiten/dienstleistungsfrei…
wird es richtig dargestellt.

Die Arbeitsagentur (früher Arbeitsamt) dazu:
"Informationen zur Beschäftigung ausländischer Haushaltshilfen in Haushalten mit pflegebedürftigen Personen.

Ausländische Haushaltshilfen können auf der Grundlage von Verfahrensabsprachen mit den Arbeitsverwaltungen in Polen, der Tschechischen Republik, der Slowakischen Republik, in Ungarn, Slowenien und Bulgarien nach Deutschland vermittelt werden.

Durch die Unterstützung bei hauswirtschaftlichen Arbeiten, pflegerische Tätigkeiten sind nicht zulässig , sollen die Pflegebedürftigen die Möglichkeit erhalten, weiter in ihrer gewohnten Umgebung zu leben.

Die gleiche Person kann bis zu drei Jahre beschäftigt werden. Es können nur sozialversicherungspflichtige Vollzeittätigkeiten zugelassen werden. Die Entlohnung muss den tariflichen Bedingungen entsprechen und der Arbeitgeber hat für eine angemessene Unterbringung Sorge zu tragen."

Quelle:
http://www.arbeitsagentur.de
Sie sind hier:
* Startseite >
* Service von A bis Z >
* Vermittlung >
* Ausländerbeschäftigung >
* Haushaltshilfen
(Direktlink nicht möglich!)

Detaillierte Informationen der Arbeitsagentur (PDF):

Hinweise für die Beschäftigung von ausländischen Haushaltshilfen in Haushalten mit Pflegebedürftigen (45.5kB )
http://www.arbeitsagentur.de/content/de_DE/hauptstel…

Merkblatt zur Vermittlung in Haushalte mit Pflegebedürftigen nach Deutschland .pdf (274.6kB )
http://www.arbeitsagentur.de/content/de_DE/hauptstel…

Gruß
karin

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Hallo,

Ein Heimplatz kostet je nach Pflegestufe/bedarf zwischen 2300
und 3500 Euro je Monat und die Kasse zahlt (hab die Tabelle
nicht hier) ca. 800 Euro. Der Rest ist von der Rente, von den
Ersparnissen (evtl. muss das Haus usw. verkauft werden) und
von den Angehörigen aufzubringen.

Das stimmt so nicht. Diese 800 Euro beziehen sich auf Pflege zu Hause. Für die Pflege im Heim gelten andere Sätze

In der 1 gibt es 1.023 Euro
In der 2 gibt es 1.279 Euro
In der 3 gibt es 1.432 Euro

von den Pflegekassen dazu. Aber Achtung, eine höhere Pflegestufe macht das ganze nicht billiger, da der Pflegesatz generell ansteigt und i.d.R. ein höhere Eigenanteil übrig bleibt. Es ist also sinnvoll nicht auf eine höhere Pflegestufe zu pochen.

Wenn nichts da ist, springt das Sozialamt ein. Für Angehörige gelten große Freibeträge. Am besten beim Sozialamt erfragen.
Aber auch hier Achtung… geschenktes (innerhalb der letzten 10 Jahre) muss zurück gegeben werden. Hat der alte Herr also Geld verschenkt (oder Vermögen überschrieben) in dieser Zeit, muss ALLES wieder zurück.

Sicherlich ist es eine große Abmessensfrage. Viele Senioren möchten nicht in ein Heim. Aber manchmal lässt das Krankheitsbild nichts anderes zu.

Nachdem der alte Herr noch im Krankenhaus ist, würde ich mich an den Sozialen Dienst dort wenden. Die kennen sich recht gut in dem Gebiet aus und können sicherlich weiterhelfen also solche Fernratschläge, die den Einzelfall nicht erfassen können. Der Soziale Dienst (gibt es eigentlich in jedem Krankenhaus) hilft auch bei der Suche nach Betreuung. Durch deren guten Verbindungen ist das oftmals hilfreicher, als persönlich als Privatmensch zu suchen.

LG

Sarah

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Hospiz
Hallo Tato,

mit großer Bewegtheit habe ich deinen Beitrag gelesen.

Meine Schwiegermutter verstarb am 21.05.06, sie litt an einem Ovarial-Karzinom.

In der letzten Phase ihres Lebens wollten wir sie bei uns zu Hause pflegen.Wir hatten als Kinder den besten Willen, unsere Mutter nicht in fremde Hände zu geben, sprich…, in ein Pflegeheim.
Anfang Mai war sie bereits im Krankenhaus so schwach, dass sie noch nicht einmal mehr eine Unterschrift geben konnte.

Wir beantragten bei der Krankenkasse, mit Unterstützung der Sozialstation des Krankenhauses, die Pflegestufe.
Laut Krankenhaus hätte es die Pflegestufe 3 sein müssen, unsere Mutter konnte wirklich nichts mehr alleine machen.
Ebenso mußte sie fachkundig palliativ betreut werden, sie litt unter starken Schmerzen.

Fazit: Ein Mitarbeiter des MDK kam ins Krankenhaus, und wollte anfangs noch nicht einmal ein Bett für unsere Mutter bewilligen !!
Sie war geistig noch ganz wach, konnte sich , wenn auch leise noch recht gut artikulieren und ausdrücken.
Folgerung des MDK: Sooo krank kann diese Frau ja nicht sein, die kann ja noch gut sprechen !!!
Da sie jedoch in unserem Wohnzimmer hätte liegen müssen… Wie sollte denn das funktionieren ??
Letztendlich wurde ein Bett genehmigt, und lediglich die Pflegestufe 1 befürwortet.Unsere Mutter brauchte aber eine Rundumpflege !!

Wir waren fassungslos !!

Wir erklärten uns bereit, unsere Mutter in Pflege zu nehmen, und lediglich sollte morgens ein Pflegedienst kommen, ihr die Windeln wechseln…, sie waschen…etc.pp.???
Nun fingen wir uns an Sorgen und Gedanken zu machen, ob wir es schaffen würden, den Bedürfnissen einer Schwerstkranken mit starken Schmerzen gerecht werden zu können.

Seinerzeit sprachen wir mit fachkundigem Personal, alle haben sich eindeutig geäußert, dass wir nach Tagen der Pflege „am Stock“ gehen würden.

Wir wußten, dass die letzten Tag unserer Mutter anbrachen, sie brauchte Zuwendung und wir hatten keine Lust uns mit der Krankenkasse über die Pflegestufe zu streiten…, denn…, während des Widerspruches wäre sie uns unter den Händen gestorben.

Eine Bekannte riet uns dann, unsere Mutter in ein Hospiz zu legen.
Dort würde sich alle Zuwendung, Pflege sowie Schmerztherapien bekommen, die ihr gut täten.

Hätten wir Mama zu Hause gepflegt, und die Pflegestufe 3 bewilligt bekommen, hätte die Krankenkasse über 1000,- € zahlen müssen.

Mit dieser Unterstützung hätten wir das locker gepackt ( wobei wir des nachts alleine gewesen wären…aber egal, das hätten wir geschafft).

Schwerstkranke in ein Hospiz einweisen zu lassen ist dagegen absolut kein Problem.
Die Kosten belaufen sich monatlich auf ca. 6000,-€ !!!, die die Krankenkasse zahlen muß, und ich betone das MUß !!!

Wir mußten 10 % der Kosten tragen, abzüglich der Pflegestufe 1 !

Wir ließen uns darauf ein, natürlich in Absprache mit unserer Mutter, sie fühlte sich dann auch besser dort aufgehoben.

Fazit : Unsere Mutter lag in einem Hospiz.

Vorher schauten wir uns das Hospiz an.

Jeder „Bewohner“ dort hat ein Einzelzimmer. Minikühlschrank, wer will, auch Internetanschluß, TV auf dem Zimmer sowieso.
Persönliche Gegenstände können mitgenommen werden…, wir dekorierten ihr das Zimmer sehr schön.
Bilder, Nippes…, eigene Bettwäsche…,Tischdecken, Blumen.

Auf einen Bewohner kommen 2 Pflegekräfte, die sich intentivst kümmern, das Hospiz ähnelt einem Hotel.
Parkettfußboden, Garten…, Gemeinschaftsküche, Wohnzimmer mit TV und auf dem Zimmer ein sehr großes behindertengerechtes Bad, in dem unsere Mama es noch schaffte, mit Hilfe der Schwestern noch 2x zu duschen.

Wir hatten rund um die Uhr Zugang zu unserer Mutter, wäre es uns nachts um 3 Uhr eingefallen dorthin zu gehen, wir hätten es gekonnt.

Wir wurden dort mitverpflegt !!!

Ob Frühstück, Mittagessen oder Abendessen, wir mußten als Angehörige, die an Mutters Bett saßen nicht hungern, bzw. das Hospiz verlassen um unsere eigenen Bedürfnisse zu stillen.

Die Schmerztherapie war sehr beruhigend.

Während der letzten 3 Tage bekam unsere Mutter alles schmerzlindernde, was es nur gab.
Vom Morphium-Pflaster bis zum Schlaf-,bzw. Beruhigungsmittel, unsere Mutter wurde bestens versorgt, damit sie nicht leiden mußte.

Sie war selbst sehr zufrieden dort, nach dem Krankenhausaufenthalt 1000 mal besser aufgehoben.

Wir waren täglich über Stunden bei ihr, konnten ihre Hand halten und uns nur um ihre psychischen Bedürfnisse kümmern.

Den Rest, die Pflege und Versorgung haben die tollen Schwestern des Hospizes erledigt. Und das grandios !!!

Unsere Mutter ist in Würde gestorben…, schmerzfrei und unter ganz liebevoller Betreuung.

Wir haben es nicht bereut, Mutter in ein Hospiz gelegt zu haben.

Irrwitzig ist nur, die Krankenkassen wollen die Pflegestufen „drücken“ und „sparen“, letztendlich hat sie in unserem Fall richtig draufgezahlt.

Nun, wir sind ganz froh, dass es so kam…,zu Hause hätten wir Mama nicht so gut versorgen können.

Überlegt mal, ob das nicht auch was für euch wäre.

Unsere Mutter war 12 Tage im Hospiz…, es gibt aber auch Fälle, die liegen ein ganzes Jahr dort.

Euch alles Liebe

Gruß Katrinchen