Hospiz
Hallo Tato,
mit großer Bewegtheit habe ich deinen Beitrag gelesen.
Meine Schwiegermutter verstarb am 21.05.06, sie litt an einem Ovarial-Karzinom.
In der letzten Phase ihres Lebens wollten wir sie bei uns zu Hause pflegen.Wir hatten als Kinder den besten Willen, unsere Mutter nicht in fremde Hände zu geben, sprich…, in ein Pflegeheim.
Anfang Mai war sie bereits im Krankenhaus so schwach, dass sie noch nicht einmal mehr eine Unterschrift geben konnte.
Wir beantragten bei der Krankenkasse, mit Unterstützung der Sozialstation des Krankenhauses, die Pflegestufe.
Laut Krankenhaus hätte es die Pflegestufe 3 sein müssen, unsere Mutter konnte wirklich nichts mehr alleine machen.
Ebenso mußte sie fachkundig palliativ betreut werden, sie litt unter starken Schmerzen.
Fazit: Ein Mitarbeiter des MDK kam ins Krankenhaus, und wollte anfangs noch nicht einmal ein Bett für unsere Mutter bewilligen !!
Sie war geistig noch ganz wach, konnte sich , wenn auch leise noch recht gut artikulieren und ausdrücken.
Folgerung des MDK: Sooo krank kann diese Frau ja nicht sein, die kann ja noch gut sprechen !!!
Da sie jedoch in unserem Wohnzimmer hätte liegen müssen… Wie sollte denn das funktionieren ??
Letztendlich wurde ein Bett genehmigt, und lediglich die Pflegestufe 1 befürwortet.Unsere Mutter brauchte aber eine Rundumpflege !!
Wir waren fassungslos !!
Wir erklärten uns bereit, unsere Mutter in Pflege zu nehmen, und lediglich sollte morgens ein Pflegedienst kommen, ihr die Windeln wechseln…, sie waschen…etc.pp.???
Nun fingen wir uns an Sorgen und Gedanken zu machen, ob wir es schaffen würden, den Bedürfnissen einer Schwerstkranken mit starken Schmerzen gerecht werden zu können.
Seinerzeit sprachen wir mit fachkundigem Personal, alle haben sich eindeutig geäußert, dass wir nach Tagen der Pflege „am Stock“ gehen würden.
Wir wußten, dass die letzten Tag unserer Mutter anbrachen, sie brauchte Zuwendung und wir hatten keine Lust uns mit der Krankenkasse über die Pflegestufe zu streiten…, denn…, während des Widerspruches wäre sie uns unter den Händen gestorben.
Eine Bekannte riet uns dann, unsere Mutter in ein Hospiz zu legen.
Dort würde sich alle Zuwendung, Pflege sowie Schmerztherapien bekommen, die ihr gut täten.
Hätten wir Mama zu Hause gepflegt, und die Pflegestufe 3 bewilligt bekommen, hätte die Krankenkasse über 1000,- € zahlen müssen.
Mit dieser Unterstützung hätten wir das locker gepackt ( wobei wir des nachts alleine gewesen wären…aber egal, das hätten wir geschafft).
Schwerstkranke in ein Hospiz einweisen zu lassen ist dagegen absolut kein Problem.
Die Kosten belaufen sich monatlich auf ca. 6000,-€ !!!, die die Krankenkasse zahlen muß, und ich betone das MUß !!!
Wir mußten 10 % der Kosten tragen, abzüglich der Pflegestufe 1 !
Wir ließen uns darauf ein, natürlich in Absprache mit unserer Mutter, sie fühlte sich dann auch besser dort aufgehoben.
Fazit : Unsere Mutter lag in einem Hospiz.
Vorher schauten wir uns das Hospiz an.
Jeder „Bewohner“ dort hat ein Einzelzimmer. Minikühlschrank, wer will, auch Internetanschluß, TV auf dem Zimmer sowieso.
Persönliche Gegenstände können mitgenommen werden…, wir dekorierten ihr das Zimmer sehr schön.
Bilder, Nippes…, eigene Bettwäsche…,Tischdecken, Blumen.
Auf einen Bewohner kommen 2 Pflegekräfte, die sich intentivst kümmern, das Hospiz ähnelt einem Hotel.
Parkettfußboden, Garten…, Gemeinschaftsküche, Wohnzimmer mit TV und auf dem Zimmer ein sehr großes behindertengerechtes Bad, in dem unsere Mama es noch schaffte, mit Hilfe der Schwestern noch 2x zu duschen.
Wir hatten rund um die Uhr Zugang zu unserer Mutter, wäre es uns nachts um 3 Uhr eingefallen dorthin zu gehen, wir hätten es gekonnt.
Wir wurden dort mitverpflegt !!!
Ob Frühstück, Mittagessen oder Abendessen, wir mußten als Angehörige, die an Mutters Bett saßen nicht hungern, bzw. das Hospiz verlassen um unsere eigenen Bedürfnisse zu stillen.
Die Schmerztherapie war sehr beruhigend.
Während der letzten 3 Tage bekam unsere Mutter alles schmerzlindernde, was es nur gab.
Vom Morphium-Pflaster bis zum Schlaf-,bzw. Beruhigungsmittel, unsere Mutter wurde bestens versorgt, damit sie nicht leiden mußte.
Sie war selbst sehr zufrieden dort, nach dem Krankenhausaufenthalt 1000 mal besser aufgehoben.
Wir waren täglich über Stunden bei ihr, konnten ihre Hand halten und uns nur um ihre psychischen Bedürfnisse kümmern.
Den Rest, die Pflege und Versorgung haben die tollen Schwestern des Hospizes erledigt. Und das grandios !!!
Unsere Mutter ist in Würde gestorben…, schmerzfrei und unter ganz liebevoller Betreuung.
Wir haben es nicht bereut, Mutter in ein Hospiz gelegt zu haben.
Irrwitzig ist nur, die Krankenkassen wollen die Pflegestufen „drücken“ und „sparen“, letztendlich hat sie in unserem Fall richtig draufgezahlt.
Nun, wir sind ganz froh, dass es so kam…,zu Hause hätten wir Mama nicht so gut versorgen können.
Überlegt mal, ob das nicht auch was für euch wäre.
Unsere Mutter war 12 Tage im Hospiz…, es gibt aber auch Fälle, die liegen ein ganzes Jahr dort.
Euch alles Liebe
Gruß Katrinchen