Loslassen
Hallo,
es scheint, als wäre für dich jetzt (erst) die Zeit gekommen, dich abzunabeln. Die räumliche Nähe zu deinen Eltern und der vertrauten Umgebung hat dich bislang nicht in die Situation gebracht, „alleine“ zurechtkommen zu müssen.
Nun ist der Moment gekommen, und dass du Heimweh hast, halte ich für völlig normal. Du musst loslassen, und das ist ein Prozess, der durchgestanden werden will. Die Tatsache, dass du schon „groß“ bist, macht es dabei vermutlich ein wenig schwerer als leichter. Die Euphorie, die Jugendliche haben, wenn sie sich vom Elternhaus lösen, ist dir nicht mehr vergönnt
. Möglicherweise haben auch deine Eltern ein Stück dazu beigetragen, indem sie dir suggeriert haben, dass sie dir nicht zutrauen, ohne sie zu leben.
Zum Trost: Ich wollte gerne von zuhause weg - trotzdem habe ich ein Weilchen immer wieder das heulende Elend gekriegt, weil ich mich plötzlich so „verlassen“ fühlte, obwohl ich das gar nicht war. Meine erwachsenen Kinder berichten Ähnliches von ihrer ersten Zeit in einer neuen Umgebung.
Mein Tipp: Nimm es gelassen. Es ist okay, eine gewisse Zeit zu trauern. Du musst nur aufpassen, dass du dich nicht reinsteigerst. Wenn man sich zusehr damit beschäftigt, kann man sich durchaus in die Situation bringen, beinahe zwanghaft in die alte Umgebung zurück zu wollen. Das ist nicht gesund.
Gesteh dir also ruhig das eine oder andere Tränchen hin und wieder zu und versuche parallel dazu, Kontakte aufzubauen. Die Nachbarin zum Kaffeetrinken kann da schon hilfreich sein. Beziehungen wachsen. Auch Beziehungen zu Gegenden gehören dazu.
Schöne Grüße,
Jule