Heimweh/Trennungsangst

Hallo Experten,

im - zugegeben nicht repräsentativen - Fernsehen, sieht man es bei diversen Billigsendungen wie „Frauentausch“, „Supernanny“, „Die strengsten Eltern der Welt“, etc. immer wieder (ja, ich gebe zu meiner Schande zu, dass auch ich manchmal an solchen Sendungen hängen bleibe), dass gerade Personen aus sozial schwachen Familien große Probleme mit der Trennung von eben dieser Familie haben.

Da wird schon nach zwei Tagen über starkes Heimweh geklagt und unter Tränen starke Trennungs/Verlustängste bekundet.

Mir kommt das ziemlich befremdlich vor, zumal - wie gesagt - die geschilderten Lebensbedingungen nicht gerade ideal/harmonisch zu sein scheinen.

Ist jetzt meine Beobachtung lediglich auf die Vorauswahl der Sender zurückzuführen oder ist wirklich etwas daran, dass gerade Mitglieder aus sozial schwächeren Familien unter Trennungen stärker leiden, als der Otto-Normalbürger?

Und wenn ja, woran liegt das?

Fehlende Selbstständigkeit, fehlende Erfahrungen mit Trennungen aufgrund von fehlenden finanziellen Möglichkeiten, Angst vor Veränderungen aufgrund mangelhafter Bildung?

Ich würde es einfach gerne einzuordnen wissen…

Gruß,
Sax

Hallo,

du hast ja alle Gründe selber schon genannt:

Fehlende Selbstständigkeit, fehlende Erfahrungen mit Trennungen aufgrund von fehlenden finanziellen Möglichkeiten, Angst vor Veränderungen aufgrund mangelhafter Bildung

Jeder der die Bedarfsgemeinschaft verlässt ist ja bei Transferempfängern keine Bereicherung (ein Fresser fällt weg) sondern ein Verlust (weniger Fresser, weniger Geld, weniger Wohnung).

Das hat man in 4. oder 5. Generation Sozialhilfeempfänger so verinnerlicht, daß man da auch kaum rauskommt.

Grüße
miamei

Moin,

Und wenn ja, woran liegt das?

Fehlende Selbstständigkeit, fehlende Erfahrungen mit
Trennungen aufgrund von fehlenden finanziellen Möglichkeiten,
Angst vor Veränderungen aufgrund mangelhafter Bildung?

Du hast das recht gut beschrieben.

Im Schnitt kommt die größte Fremdenfeindlichkeit ja auch in Gegenden mit der niedrigsten Quote an Ausländern vor.
Klingt zwar erst mal komisch, aber wenn viele Ausländer im Umfeld sind, kriegt man ja irgendwann mit, daß es Menschne wie Du und ich sind und die Furcht schwindet.

Gandalf

Hi,

der Mensch ist grundsätzlich ein Gewohnheitstier und viele Menschen neigen dazu die bekannte Scheiße zu wiederholen als sich auf was Neues und Unbekanntes einzulassen.

Je weniger Wahlmöglichkeiten jemand hat oder für sich wahrnimmt umso größer mag die Angst vor Veränderungen sein und umso schneller mag sich auch jemand überfordert fühlen können. Die Gründe mögen vielfältig sein, z.B. einfach weil ungewohnt und weil noch kaum Erfahrungen gemacht werden durften, was der einzelne Mensch alles frei selbst in seinem Leben gestalten kann. Das will auch erstmal gelernt sein und geht nicht in einer Hauruck-Auktion sondern da gilt es auch reinzuwachsen.

Doch gleich welche viele weiteren Gründe noch hier gegeben sein mögen, bei solchen Sendungen handelt es sich oft auch um Pseudo-Dokumentationen bzw. erfundene Geschichten. Das reale Leben ist teils nicht „Thrill“ genug oder in die falsche Richtung, weshalb Scripted Reality TV für Einschaltquoten sorgen soll: http://de.wikipedia.org/wiki/Scripted_Reality

Ciao,
Romana

Hi,

interessant in dem Zusammenhang finde ich noch, dass - wie vieles das vertuscht werden soll - nicht deutlich genug solche Sendungen als fiktiv bzw. frei erfunden gekennzeichnet sind.

Schon erschreckend, dass nicht mal ein Fünftel der Befragten die Sendung als „frei erfunden“ erkennt.

So werden „Wahrheiten“ geschaffen, und gewisse Sterotypen gepräft bzw. verstärkt. It’s (a) drama, baby!

Es wird zunehmend schwerer zwischen seriöser Berichterstattung und wahrheitsgemäßer Informationen und erfundenen, manipulativen Geschichten zu unterscheiden.

Klar, (noch) lässt sich die Seriösität am Sender bzw. Medium ausmachen. Doch Manipulationen und Betrügereien dürften hier fließend sein und langsam aber sicher wird mehr und mehr Wahrheit „inszeniert“. Die Frage ist, was soll der geneigte Fernsehzuseher bzw. die geneigte Fernsehzuseherin oder Zeitungsleser/-in… am Ende noch glauben, glauben können?

http://www.youtube.com/watch?v=M2ZcbMTM6kI, http://www.youtube.com/watch?v=hdwAxT9CbiE

Ciao,
Romana

Hey,

da kann ich dir nur zustimmen, selbst in seriösen Zeitungen
ist mir, vor allem bei deren Internetauftritt, schon des öfteren
wirklicher Unsinn untergekommen, bei dem man sich fragt ob man nicht
aus Versehen auf der falschen Seite gelandet ist.
Ich finde vor allem die fast schon pseudo Nachrichtensender
(N24)interessant, deren Programm auffallend in Richtung bestimmter anderer Sender geht, was natürlich nicht weiter überraschend ist, gehören sie doch alle der gleichen Mediengruppe an. Da ist es mit der freien Berichterstattung schon weit her.
Inzwischen bin ich schon so weit, dass ich eher Abstand von jeglichen
Fernsehprogrammen genommen habe.

halo,
diese Doko Soaps, wie, die du da oben genannt hast, sind doch der
reinste Schwachsinn,die Moderatoren verdienen satt Schotter, wenn die Menschen diese Shows’ nicht mehr einschalten würden, werden sie automatisch nicht mehr gesendet.
…daheim im Glück, oder von wem sind meine Zwillinge? ----ich habe doch nur mit ‚einem geschlafen‘.

Ich nutzte meine Zeit sinnvoller.

l.G.

sorry, hallo

Hi,

Da wird schon nach zwei Tagen über starkes Heimweh geklagt und
unter Tränen starke Trennungs/Verlustängste bekundet.

Ist das wirklich so? Ich gehe davon aus, daß solche Inhalte von vorn bis hinten erfunden bzw. künstlich dramatisiert worden sind, daher sollte man darüber auch nicht zu lange nachdenken.

Gruß S

Hallo.

Vielleicht liegt es daran, dass in einer „gesunden“ Familienstruktur sehr viel Wert auf Bildung, Selbständigkeit und eigenverantwortliches Handeln gelegt wird. Die Eltern bemühen sich also darum, dem Kind Sicherheit und Nestwärme zu geben, können es aber gleichzeitig auch loslassen. In einer „ungesunden“ Struktur wird oft sowohl geklammert als auch vernachlässigt. Das Kind tut sich schwer damit, ein eigenes Ich zu entwickeln und ein eigenes Leben aufzubauen.

Je pathologischer eine Beziehung ist, umso schwieriger ist es für den Betreffenden, die Beziehung zu beenden. In einer gesunden Beziehung kann jeder den anderen ziehen lassen.

Hallo,

Sendungen hängen bleibe), dass gerade Personen aus sozial
schwachen Familien große Probleme mit der Trennung von eben
dieser Familie haben.

schau dir auch noch: „Verbotene Liebe“ mit einer sozial starken Familie an und du wirst das von dir beobachtete: „Heimweh/Trennungsangst“-Thema auch in den dortigen Drehbüchern entdecken.

Gruß

watergolf

Servus,

na ja, ein wenig sollte man schon zwischen „Doku-Soaps“, „Pseudo-Dokus“ und „Daily Soaps“ unterscheiden können…

Gruß,
Sax

Hallo,

damit das Ganze nicht weiter in eine Unterhaltung über Fernsehformate und -sendungen abdriftet, schließe ich diesbezügliche Beiträge ab.

Bei Bedarf bitte im Brett Kino & Fernsehen weiterdiskutieren.

Gruß
Kreszenz [MOD]

Hallo,

wenn schon Psychologie zu dieser Frage, dann finde ich anderes viel spannender. Ich vermute, dass ein Teil derjenigen, die sich bisher hier geäußert haben, sich selbst selbstverständlich nicht zu dieser Unterschicht zählen, über die in diesen Sendungen berichtet wird. Die gleichen Leute würden solche Sendungen auch natürlich nie sehen, genauso wie sie nicht zu Mc Donalds gehen, scheinen sich aber trotzdem so gut auszukennen, dass sie sich ein Urteil erlauben. Außerdem weiß ja jeder Mensch, dass solche Sendungen reine Fantasie sind, würden die gleichen Leute an anderer Stelle behaupten.

Ich finde wirklich viel interessanter, dass jemand Vernunft begabtes sich dann plötzlich hier zum Hobbypsychologen aufspielt, und ausgerechnet den Teil für bare Münze nimmt. Weil es so wunderbar ins Bild des asozialen HartzIV-Empfängers passt? Das einzig psychologische an dem Ganzen ist, dass RTL und Co es geschafft haben, eine ganze Bevölkerungsgruppe in die Gosse zu setzen und der „Bildungsbürger“ es schick findet, auf diese Bevölkerungsgruppe verachtend runterzugucken. Ohne es unanständig oder wunderlich zu finden, wird dieser Bevölkerungsgruppe, die ja eigentlich erst einmal nur über kein hohes Auskommen verfügt, gleich alles positive abgesprochen: soziale Kompetenz, Erziehungsfähigkeit, echte Gefühle für den Nächsten, nur Bindung, weil es ums Geld geht. Das ist schon ziemlich verachtend, löst aber bei immer weniger Menschen Entrüstung aus.

Vor 20 Jahren ist über Sozialhilfeempfänger nicht so gesprochen worden. Die standen zwar auch am Rand der Gesellschaft, wurden aber nicht so verachtet. Das hätte im Bildungsbürgertum auch nicht zum guten Ton gehört.

Grüße

Marina