Heinrich v. Gagern kleindeutsche Lösung ?

Hallo, wollte mal nachfragen on jemand weiss, ob heinrich von Gagern 1848 für die Kleindeutsche Lösung war, also ein deutschen bund Ohne österreich oder war er für die groß deutsche Lösung , also mit den deutschsprachigen österreichichen gebieten???

Hallo, wollte mal nachfragen on jemand weiss, ob heinrich von
Gagern 1848 für die Kleindeutsche Lösung war, also ein
deutschen bund Ohne österreich oder war er für die groß
deutsche Lösung , also mit den deutschsprachigen
österreichichen gebieten???

Guten Tag Jan,

ich finde es schön, dass Du nachgefragt hast, welche Position Heinrich von gagern in der oberwähnten Frage einnahm. Ich kann Dir versichern, dass es hier bestimmt einen Menschen gibt, der Deine Frage beantworten kann.

Mit Grüßen

EFvM

Mensch Mumpitz,

müssen Sie die jungen Leute immer so fertigmachen? Die suchen sich doch noch! Jaja, ich weiß, Sie bezweifeln, daß sie sich jemals finden werden, aber das ist ein anderes Thema und das lassen wir jetzt mal.

Heinrich von Gagern, um Deine Frage mindestens im Ansatz zu beantworten, Jan, hat der Frankfurter Nationalversammlung im Dezember 1848 ein Programm vorgelegt, das Deutschland zu einem Bundesstaat vereinigen sollte. Österreich sollte nur durch einen Unionsvertrag diesem Deutschland verbunden sein. Man wird diesen Vorschlag also weder groß- noch kleindeutsch nennen können.
Seit 1862 jedoch trat er offen auf die Seite Österreichs, angeblich, weil die preußische Regierung keine seiner Ideen unterstützte, und favorisierte eindeutig die großdeutsche Lösung.

Davon abgesehen: Hast Du mal was von Suchmaschinen gehört, Jan? In die kann man solche Begriffe wie „Heinrich von gagern“ eingeben und bekommt ungefähr 76.900 Treffer.

Gruß - Rolf

Hallo Jan,
zunächst einmal muss man zwischen großdeutscher, kleindeutscher und großösterreichischer Lösung unterscheiden (dies an die Adresse von Gernot). ‚Großdeutsch‘ bedeutete, einen deutschen Nationalstaat aus den überwiegend deutschsprachigen Ländern des Deutschen Bundes zu gründen. Aus historischen Gründen sollten als Ausnahmen Böhmen und Mähren mit einbezogen werden (was die Tschechen und Slowaken nicht sonderlich erfreute), außerdem die österreichischen Küstenländer (Grafschaft Görz und Gradisca, Markgrafschaft Istrien und Triest). Das bedeutete den Ausschluss vor allem Ungarns, aber natürlich auch von Kroatien und Slawonien, Dalmatien, Bosnien und Herzegowina, Galizien und Lodomerien sowie der Bukowina. ‚Kleindeutsch‘ hieß hingegen, einen Nationalstaat unter Verzicht aller habsburgischen Kronländer zu gründen. Bei der ‚großösterreichischen‘ Lösung wäre Österreich (eine ‚Doppelmonarchie‘ bzw. Österreich-Ungarn gab es noch nicht)komplett mit allen Kronländern Bestandteil (der mit Abstand gewichtigste) des neuen Staates geworden - dies wäre dann jedoch kein Nationalstaat mehr gewesen, wie von den Revolutionären gefordert.

Zunächst einmal kann man wohl sagen, dass fast alle 48er Revolutionäre im allgemeinen und die Abgeordneten des Paulskirchenparlaments im speziellen eine großdeutsche Lösung anstrebten (Beschluss vom 27.10.1848). Als die großdeutsche Lösung jedoch an der Weigerung Österreichs gescheitert war, den österreichischen Staatsverbund zu teilen (Erklärung des österreichischen Ministerpräsidenten Felix Fürst zu Schwarzenberg vom 27.11.1848), trat Reichsministerpräsident Anton Ritter von Schmerling am 16.12.1848 zurück. Heinrich von Gagern als sein Nachfolger entwickelte als Kompromißformel sein Konzept des ‚engeren und weiteren Bundes‘ - eine kleindeutsche Lösung, ergänzt durch eine deutsch-österreichische Konföderation.

Schmerling und Gagern gehörten beide der Casino’partei’ an - Schmerling als wichtigster Sprecher der ‚Großdeutschen‘, während Gagern Führer des ‚erbkaiserlichen‘ Flügels war und Heinrich Simon der des demokratischen (Westendhall-Fraktion). Diese Fraktionen waren natürlich nicht scharf untereinander abgegrenzt … Gagern und Simon schlossen den sog. Gagern-Simon-Pakt, aus dem dann die Weidenbusch-‚Partei‘ der ‚Erbkaiserlichen‘ hervorging. Die ‚Erbkaiserlichen‘ strebten eine Erbmonarchie der Hohenzollern an - und das war nur in einem kleindeutschen Nationalstaat möglich. Simons Demokraten erhielten als ‚Gegenleistung‘ für ihre Zustimmung die Aufnahme des allgemeinen Wahlrechts in die Verfassung und die Beschränkung der Kompetenzen des Kaisers auf ein aufschiebendes Vetorecht.

Für Gagerns Konzept (kleindeutsche Lösung, konstitutionelle Erbmonarchie der Hohenzollern) fand sich dann auch am 28.03.1849 eine knappe parlamentarische Mehrheit; insbesondere nachdem Österreich am 09.03.1849 ausdrücklich eine großösterreichische Lösung gefordert hatte (von einer großdeutschen also nach wie vor nichts wissen wollte), was eine Aufgabe der Nationalstaatsidee bedeutet und das Paulskirchenparlament (nach der Anerkennung des Friedens von Malmö) vollends desavouiert hätte. Angesichts der realen Machtverhältnisse (Siege der Reaktion im September in Frankfurt, im Oktober in Wien, November in Berlin) war das jedoch mittlerweile alles völlig belanglos - König Friedrich Wilhelm IV. schickte die Kaiserdeputation, die ihm am 03.04.1849 die Kaiserkrone andienen wollte, wie dumme Schuljungs wieder nach Hause.

Das ist grob vereinfacht und schematisiert der Ablauf der Debatte um die ‚deutsche Frage‘ in der Paulskirche. Es sollte Dir genug Material zur Vertiefung liefern. Ich vermute, Du suchst Informationen für die Schule. Dafür gibt es die Bundeszentrale für politische Bildung und die von ihr herausgegebenen Schriften - hier speziell Heft 265 der ‚Informationen zur politischen Bildung‘ (Revolution von 1848). Kostet nur 4,60 Euro für’s Porto.

Mit freundlichen Grüßen,
Ralf

P.S.: eine freundliche Anrede zu Beginn und ein Gruß am Ende sowie ein Mindestmaß an Bemühung um eine sorgfältig formulierte Frage (auch orthographisch, was Groß- und Kleinschreibung mit einbezieht), erhöhen die Chance auf brauchbare Antworten.

Vielen Dank
hallo ralf , vielen dank für deine infos… hast mir wirklich weitergeholfen… DANKE