Heisst diliges proximum liebe den Nächsten?

„diliges proximum tuum“ ist übersetzt „liebe/achte deinen Nächsten“. Leider ist das für meinen Verwendungszweck gerade etwas zu lang. Wäre „diliges proximum“ „liebe den Nächsten“, dann würde es hinkommen. Meine Frage: Ist „diliges proximum“ richtig?

„diliges proximum tuum“ ist übersetzt „liebe/achte deinen
Nächsten“. Leider ist das für meinen Verwendungszweck gerade
etwas zu lang. Wäre „diliges proximum“ „liebe den Nächsten“,
dann würde es hinkommen. Meine Frage: Ist „diliges proximum“
richtig?

Nanu, Achte deinen Nächsten?
Das ist aber sehr frei. Wörtlich heisst es: Du wirst deinen Nächsten lieben.
Matth. 5.43? Aber ist ja auch nicht so wichtig.

Also, wenn es „Liebe deinen Nächsten“ heissen soll,
bleibt die Frage, wie
„scharf“ es formuliert werden soll:

a) Ein echter Befehl, eine klare Anweisung oder ein Gebot:
Imperativ: Dilige (Sg.) oder Diligite (Pl.) proximum.
b) Eher eine Aufforderung oder Empfehlung:
Konjunktiv (adhortativ): Diligas (Sg. oder Diligatis (Pl.) proximum.

Das ‚tuum‘ ist entbehrlich :smile:.

Ich hoffe, das hilft soweit schon mal.
Wenn es weitere Fragen gibt, immer raus damit. ([email protected])
Darf ich fragen, um welchen Kontext es geht?

-ky

Hallo Kaleb,

vielen Dank für deine Antwort. Erst einmal ist „achten“ nicht „sehr“ frei übersetzt für „diligere“ (http://www.lateinwiki.org/diligere). In der Vulgata wurde bewusst das Wort diligere benutzt, weil „amare“ (das eigentliche Verb lieben) eine zu sexuelle Konnotation hatte. Daraufhin fand diligere dann später auch als „lieben“ seinen Einzug in (modernen) Übersetzungen.

Achte als Kurzform der Empfehlung für „Du sollst… achten“ ist im Deutschen eine übliche Vorgehensweise.
Ist aber auch egal.

Der zweite Teil deiner Antwort ist mir leider nicht so klar. „Diliges proximum tuum, sicut te ipsum“ wird generell als „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“ übersetzt. Diese Empfehlung soll eingraviert werden, ist aber zu lang. Diliges proximum würde passen, unter der Bedingung, dass das dann heißt „Du sollst (den) Nächsten lieben“. Du schreibst dass das tuum nicht erforderlich ist, und das wäre ja dann gut. Aber andererseits schreibst du, dass „diliges proximum“ eben nicht „Du sollst…“ bedeutet, es müsste also in meinem Fall „Diligas proximum“ heißen. Verstehe ich das richtig?
Warum wird „Diliges“ dann aber in allen Bibelübersetzungen als „Du sollst…“ übersetzt, anstatt „Du wirst…lieben“. Wenn „Du sollst…“ dann doch nicht so „sehr“ frei ist, wie du schreibst, dann würde ich doch „diliges“ benutzen, da es ja auch so von der Bibel her bekannt ist.

Meine Reaktion war jetzt etwas lang, aber damit kennst du jetzt auch den Kontext.

Freundliche Grüße,

LF

Hallo Kaleb,

vielen Dank für deine Antwort. Erst einmal ist „achten“ nicht
„sehr“ frei übersetzt für „diligere“
(http://www.lateinwiki.org/diligere). In der Vulgata wurde
bewusst das Wort diligere benutzt, weil „amare“ (das
eigentliche Verb lieben) eine zu sexuelle Konnotation hatte.
Daraufhin fand diligere dann später auch als „lieben“ seinen
Einzug in (modernen) Übersetzungen.

Es ging mir nicht um die Wahl des Wortes ‚achten‘, dieses ist vollkommen angemessen. Es ging um das ‚acht*e*‘, also den Imperativ.

Ich habe ein wenig nachgeschlagen, die Erklärung ist relativ einfach.
Ja, es ist Futur, und das Futur kann „Befehle, Ermunterungen,Ermahnungen, Bitten“ ausdrücken, „indem die Erfüllung des ausgesagten nicht … geradezu gefordert, sondern nur in der Form sicherer Erwartung ausgesprochen wird.“
(Kühner Stegmann, die wohl wichtigste lateinische Grammatik)

Allerdings sind die mir bekannten Beispiele ausnahmslos zumindest als Futur lesbar.
Beispiel: si quid acciderit novi, facies ut sciam
‚Wenn sich da was Neues tut, wirst du schon dafür sorgen, dass ich es erfahre.‘ Kann man aber eben auch als eine Ermunterung verstehen.
Da ich bei der Anfrage primär Deutsch -> Latein gedacht habe, waren meine Alternativen die eindeutigeren Varianten.

Ganz besonders häufig scheint der Gebrauch in der Bibel (und als Folge in Texten der Kirche allgemein zu sein), da der Gebrauch des Futurs im Hebräischen anscheinend üblich ist.
Ein alter Kommentar bezeichnet den Futur in diesem Zusammenhang als „hebraism“, also als einen vom hebräischen beeinflusste bzw. übernommene Form.

Lange Rede … Kurz:

Das Futur geht, das tuum ist nicht zwingend nötig und kann ggf. weggelassen werden.

Hoffe, das hilft.

-ky

„diliges proximum tuum“ ist übersetzt „liebe/achte deinen
Nächsten“. Leider ist das für meinen Verwendungszweck gerade
etwas zu lang. Wäre „diliges proximum“ „liebe den Nächsten“,
dann würde es hinkommen. Meine Frage: Ist „diliges proximum“
richtig?

Diliges proximum heißt liebe den Nächsten.Also,wenn du mit liebe den Nächsten zufrieden bist,ist der Satz richtig.

Hallo Kaleb,

das hilft und jetzt ist alles klar. Vielen Dank für das Nachschlagen. Haben wir beide was gelernt.

Hiermit danke ich auch Rass, der/die etwas mehr zusammengefasst geantwortet hat.

LF

„diliges proximum tuum“ ist übersetzt „liebe/achte deinen
Nächsten“. Leider ist das für meinen Verwendungszweck gerade
etwas zu lang. Wäre „diliges proximum“ „liebe den Nächsten“,
dann würde es hinkommen. Meine Frage: Ist „diliges proximum“
richtig?

ja kann man so übersetzen…

Ja.

„diliges proximum tuum“ ist übersetzt „liebe/achte deinen
Nächsten“. Leider ist das für meinen Verwendungszweck gerade
etwas zu lang. Wäre „diliges proximum“ „liebe den Nächsten“,
dann würde es hinkommen. Meine Frage: Ist „diliges proximum“
richtig?

guseman