Heizung vs. Kamin / Kachelofen

Hallo zusammen,

ich habe mal eine Frage bezüglich der Kosten die man aufwenden muss um sein Haus vernünftig warm zu bekommen.
Es geht dabei um eine Debatte mit zwischen mir und meinem Onkel, der fest davon überzeugt ist, dass es Energieverschwendung ist mit einem Holzofen zu heizen. Ebenfalls meint er, es wäre deutlich günstiger mit einer normalen Heizung - sprich mit Öl zu heizen.
Seine Argumente sind eigentlich im Kern folgende:

  1. Die Anschaffung eines vernünftigen Ofens ist viel zu teuer (angenommen man hat bereits eine Heizung im Haus)
  2. Die Kosten für Holz sind zu teuer und nicht wirklich viel günstiger als Öl.
  3. Das Beschaffen von Holz an sich - wenn man z.B. von einem Bekannten Holz bekommen kann und es sich selber aus dem Wald holen muss oder eben Holz vom Förster kauft (natürlich auch selber aus dem Wald holen - also Baum fällen, klein schneiden, hacken und einlagern).
    Hier ebenfalls - viel zu teuer, da man ja in der Zeit, in der man im Wald ist auch für Geld arbeiten könnte.
  4. Mit Holz heizen ist Energieverschwendung, weil man das Holz auch anderweitig benutzen kann.
  5. Es muss wohl in nicht allzu ferner Zukunft ein neues Filtersystem in die Schornsteine eingebaut werden, wenn man mit einem Ofen heizt.
  6. Mit Holz zu heizen ist schlecht für die Umwelt.

Ich persönlich vertrete die Meinung, dass es schon sinnvoll ist mit Holz zu heizen. Meine Eltern heizen seit fast 20 Jahren mit Holz und mein Vater geht jeden Winter „ins Holz“ (wie er es nennt) wenn er Urlaub oder Wochenende hat.

Vielleicht gibt es ja hier den ein oder anderen, der sich wirklich damit auskennt - denn mein Onkel heizt schon immer mit einer Heizung und ich kenne mich damit auch nicht besonders aus. Meine Eltern kann ich momentan nicht fragen, da ich erst in ein paar Tagen wieder nach Hause komme. Ich habe deshalb auch nie wirklich Fakten oder direkte Zahlen (z.B. genaue Kosten für Holz), die ich in diesen Diskussionen verwenden könnte.
Also ich kann ihm zwar zu allen Argumenten was sagen wie z.B. dass die Beschaffung von Holz auch am Wochenende stattfinden kann, wo man eh nicht arbeitet - bei meinem Vater ist das sowieso wie ein Hobby anzusehen. Energieverschwendung - naja, Holz ist doch ein nachwachsender Rohstoff, oder?
Was so ein Ofen kostet weiss ich nicht, aber meine Eltern sind auch nicht dumm und können auch mit einem Taschenrechner umgehen. Die haben sich da schliesslich schon was bei gedacht. Reich sind sie auch nicht und aus reinem Spaß haben sie sich den Ofen nicht angeschafft.
Das es schlecht für die Umwelt ist, mit Holz zu heizen kann ich nicht beurteilen, aber es ist ja schliesslich kein Geheimnis, dass der Mensch schon immer mit Holz geheizt hat (bevor es die Ölheizung gab wurde ja eigentlich nur mit Holz geheizt, oder) also wieso soll das jetzt auf einmal so wahnsinnig umweltschädlich sein.
Er kommt dann immer mit irgend welchen Statistiken, die er im Fernsehen gesehen hat, gegen die ich nichts sagen kann.

Kann mir da mal jemand, der sich wirklich auskennt (was Laien so sagen weiss ich ja durch meinen Onkel mittlerweile, der sich scheinbar selbst zum Experten erklärt hat :wink:) sagen, ob es jetzt tatsächlich von Vorteil sein kann, wenn man sich einen Ofen oder Kamin zulegt?

Viele Grüsse,
Nibbler

Mit Holz zu heizen ist in meinen Augen eher Idealismus.
Ich würde es bei mir nicht machen, aber bei meinen Eltern habe ich einen Feststoffheizkessel für Stückholz in die Heizung integriert.(Neubau)

Die Anschaffungskosten sind nicht ohne.
Das fängt schon an bei einem 2ten Schornsteinzug.
Der Ofen oder Kessel muss gekauft werden.
Das Holz muss geschlagen, getrocknet und gelagert werden können.
Die Werkzeuge müssen da sein. ( Motorsäge, Traktor, Spalter usw.)
Verschleißteile wie Sägeketten fallen an.
Benzin und Diesel für Säge, Traktor und Auto mit Anhänger werden benötigt.
Durch die höhere Oberflächentemperatur des Ofens entsteht sehr viel mehr verschwelender Staub der sich an Wand und Decke niederschlägt.
Dadurch muss dann öfters mal neu gestrichen und Tapeziert werden.
Der Schornsteinfeger kommt auch alle Naselang vorbei und fegt bis zu 4 mal im Jahr.
Auch das macht der nicht umsonst.

Positiv wäre:
So ein Holzfeuer ist einfach nur schön und gemütlich.
Der Spieltrieb von uns Männern wird befriedigt, weil wir mit Säge und Axt arbeiten dürfen und uns keiner scheel anguckt dabei.
Als Rentner hat man Beschäftigung.
Man spart Heizenergie ( nicht unbedingt Geld) dabei.

Ob es nun günstiger ist mit Holz zu Heizen oder doch lieber die normale Heizung zu betreiben kann deshalb gar nicht so pauschal beantwortet werden.

Bei mir würde ich es nicht erleben das Holzverbrennung irgendwann günstiger wäre als meine normale Heizung.
Mir wäre auch meine Freizeit zu schade dafür und vom benötigtem Platz in meinem Garten möchte ich gar nicht erst reden.

Bei meinen Eltern sieht das ähnlich aus.
An Anschaffungskosten waren das nur der Schornstein und der Kachelofen.( Gut 10.000Euro)
Wir haben einen eigenen Wald, Traktor und sämtliches Werkzeug und Material was man dazu braucht.
Meine Eltern sind Rentner und Gott sei dank noch sehr rüstig so das sie es wirklich schaffen die Heizsaison durchgängig mit Holz zu bestreiten.
Wir haben die Möglichkeit das Holz in gestapelten Gitterboxen zu lagern und bei bedarf mit dem Hubwagen bis vor den Ofen zu ziehen der von der Deele aus befeuert wird.
Der Kachelofen hat ein integriertes Heizregister und beheizt den kompletten Neubau von gut 400m² über die normale Fußbodenheizung.
Durch den Einbau des Ofens wird eine Ersparnis von 1000-1500L Öl pro Jahr erreicht( gut 750Euro)
Das Geld für die Anschaffung lag natürlich nicht einfach so herum.
Es brachte entweder Zinsen oder es verursacht Darlehenszinsen.
Bei nur (angenommen)3% sind das schon 300Euro im Jahr.
Das muss natürlich von der Ersparnis an Heizkosten abgezogen werden.
Somit bleiben 450 Euro Ersparnis im Jahr ohne Rückzahlung eines Eventuellen Kredites.
Davon will der Schornsteinfeger auch noch 100Euro haben.
Für diese restlichen 350Euro müssen aber gut 20 m³ Brennholz ofenfertig gemacht werden.
Damit haben 3 Personen vom Fällen des Baumes bis zum Stapeln in den Gitterboxen gut 2 Wochen lang zu tun.
Benzin, Diesel, Kettenöl,Sägeketten, Sägeblätter, Schärfarbeiten kommen natürlich auch noch dazu.
( Die Beträge und Zahlen stimmen nicht ganz genau sondern sind nur angenähert zur Verdeutlichung)
Sollten die Heizöl und Treibstoffpreise auch in Zukunft so bleiben so ist dann in ca. 30 Jahren mit den ersten schwarzen Zahlen zu rechnen.
Da in der Zeit wo das Brennholz verarbeitet wird natürlich aber auch genausogut Geld verdient werden könnte ist damit wohl eher nicht zu rechnen.
Gruß
Jürgen

Hallo,

ich bekomme Holz für 70 Euro/Ster brennfertig angeliefert (bereits 2 Jahre abgelagert). Muss es nur noch in einer halbstündigen Aktion aufstapeln.
1 Ster = 2000 kWh also 3,5 Cent/kWh. Gas kostet mich knapp 6 Cent/kWh.
Selbst wenn ich von einem Wirkungsgrad von 75% beim Holzofen und 90%bei der Heizung ausgehe, ist das Holz immer noch deutlich billiger.

Aber der betrieb des Ofens macht natürlich Arbeit: Anfeuern, Nachlegen, Asche entsorgen. Ausserdem hat man immer relativ viel Holzstaub und etwas Asche in der Wohnung.
Die Verbrennung ist sicher nicht so sauber wie eine Gasheizung.

Das mit dem Filter stimmt nur teilweise. Aktuelle Öfen erfüllen die Grenzwerte und brauchen dementsprechend keinen Filter. Die Regelung reicht relativ weit in die Zukunft. Unserer (Bj. 2007) muss AFAIK erst 2024 geprüft werden.

Einen Holzofen hat man aber auch v.a. wegen der anderen Art der Wärmeverteilung (viel IR-Strahlung) und bei Öfen mit Scheibe wegen des sichtbaren Feuers.

Gruß, Niels

Vielen Dank für eure Antworten. Klingt alles einleuchtend.
Ich bin halt im Moment am überlegen, ob ich mir selber einen Ofen zulegen sollte. Kettensäge etc hab’ ich ja und Möglichkeiten Holz zu beschaffen gibt es auch genügend - und das auch zu einem recht guten Preis.
Mal schauen, ob es 2011 ne alternative Heizquelle im Haus gibt :wink:
Gruss, Nibbler