Hallo Erdbeerkomplott,
In den Texten zu einem Seminar (Gedenken in der DDR) tauchen
immer wieder folgende Namen auf: Rudolf Breitscheid, Ernst
Thälmann, Marcel Paul, Katja Niederkirchner, Olga
Benario-Prestes, Paul Schneider, Rosa Luxemburg, Olga Körner
und Max Reimann.
Warum waren die so beliebt in der DDR?
„beliebt“ scheint mir da nicht das richtige Wort. „Beliebt“ bei wem?
kaum Gemeinsamkeiten
gefunden außer: einige Haft in Konzentrationslagern, einige
waren KPD-Mitglied
Das reicht doch schon, Antifaschisten lassen sich doch in der antifaschistischen DDR gut zu Helden und Heldengedenken aufbauen. Außerdem ist die Aufstellung sehr gemischt, bzw. sehr gestaffelt:
Bei Luxemburg (Mitbegründerin der KPD) und Thälmann (Vorsitzender der KPD) erübrigt sich doch wohl die Frage nach der „Heldenrolle“, an denen kam in der DDR niemand vorbei.
Aber schon Marcel Paul und Paul Schneider hatten in der DDR wohl kaum diese Rolle. Von Marcel Paul habe ich selbst als altgelernter DDR-Mensch noch nie was gehört, erst ein Blick in die Wikipedia klärt mich jetzt auf, aha „Internationales Buchenwald-Komitee“ und „Vorsitzender der Parti communiste français“, aber vorbeigegangen ist er an mir völlig.
Paul Schneider, ok, Bekennende Kirche („auch die Kirche hatte progressive Personen“ würde mein Staatsbürgerkundelehrer wohl gesagt haben), aber eine Gedenkveranstaltung nur für Paul Schneider, nicht daß ich wüsste. Sozusagen eine ganz andere Liga als Thälmann und Luxemburg.
Dann Breitscheid, linker Sozialdemokrat, im KZ ermordet. Die SED war schliesslich eine Vereinigung von KPD und SPD, da braucht man auch ein paar „Säulenheilige“ aus der SPD-Ecke.
Bei Olga Körner musste ich erst wieder länger nachdenken (und auch googeln), so nach dem Motto „schon mal gehört, aber wer war das denn gleich?“. Aber wunderts dich, KPD-Mitglied, Widerstandskämpferin, KZ überlebt, warum sollte ihrer nicht gedacht werden, auch wenn es meiner Meinung nach auch eher regional (Sachsen) war? Ich würde sie also auch eher in die zweite Reihe der DDR-Helden einordnen.
Olga Benario, ähnlicher Lebenslauf (KPD, Widerstandskämpferin, KZ, ermordet), ergo ähnliches Heldenmodell…
Bleibt nur noch Max Reimann, KPD -> KZ -> DKP. Also, was lehrt uns dieser heldenhafte Mann: auch in der BRD („bei den bösen Bonner Ultras, diesen Kriegstreibern“, so damaliger Originalton) gab und gibt es standhafte Kommunisten, die unerschrocken für die Sache der Arbeiterklasse kämpfen. Das muss doch wohl gewürdigt werden…
„Unglücklich das Land, das Helden nötig hat.“ Brecht.
Also, ich verstehe dein Erstaunen nicht so ganz. Eher finde ich die Zusammenstellung der Namen sehr unglücklich und zusammengewürfelt, die nun wirklich von „ganz heilig und unantastbar“ bis „auch irgendwie gut und heldenhaft“ reicht.
Viele Grüße
Marvin