Grundsatz 1: Spargel ist sich selbst genug. Lieber 600 g pro Person rechnen als junge Kartoffeln dazu, die sparen’s nun wirklich kaum ein.
Grundsatz 2: Spargel ist sich selbst genug. Egal, welches Fleisch oder welcher Schinken dazu empfohlen wird: Es lenkt alles nur vom Spargel ab und reduziert die Freude am Spargel. Schade d’rum.
Grundsatz 3: Spargel ist sich selbst genug. Zur Unterstützung des Eigengeschmacks ist laut Goethe - „Das Sößlein machts!“ - eine Sauce nützlich, natürlich eine Hollandaise oder Mousseline.
Grundsatz 4: Was sich in Restaurants und im Handel (auch im sog. Feinkost-Handel) üblicherweise als Sauce Hollandaise bezeichnet, ist AUSNAHMSLOS eine Verunglimpfung des edlen Namens und gehört in den Abguss, aber nicht auf den Spargel (Ausnahmen ab 1 Michelin-Stern aufwärts).
Grundsatz 5: Eine Hollandaise oder Mousseline gehört selbst frisch montiert, wenn sie dem Anspruch ihres Namens gerecht werden will. Und so geht’s:
Zahlenwerte für 2 Portionen.
Den Saft von einer Viertel Zitrone (den Rest für’s nächst Mal als Eiswürfel einfrieren) zusammen mit einem Esslöffel Wasser, frisch geriebener Muskatnuss, frisch geriebenem Pfeffer, zwei Messerspitzen Salz und 3 Eigelb mäßig erhitzen (nicht über 50°) und dabei mit dem Elektroquirl (niedrige Stufe) schaumig rühren. Nach Erreichen der Schaumigkeit flockenweise kalte Butter unterquirlen, bis eine feste Sämigkeit der Sauce erreicht wird. Damit ist die Hollandaise fertig. Um daraus eine Mousseline zu komponieren, wird noch zuvor geschlagene Schlagsahne untergerührt. Fertig.
Zeitplanung:
Wenn man den Spargel ins kalte Wasser gibt und mit Vollgas zum Kochen bringt, dann die Hitzezufuhr drosselt und mit dem Zeitpunkt des Kochens die Montierung der Sauce beginnt (die benötigt ca. 10 Minuten - 10 Minuten konzentrierte Arbeit, die das Gourmet-Paradies vom pappigen Brei trennen!), dann werden Sauce und Spargel gleichzeitig fertig.
Spargel entnehmen, auf einem Tuch abtropfen lassen, auf vorgeheizte Teller legen und die Sauce darüber verteilen.
Am besten schmeckt dazu ein Meursault.
Gruß, Helmut
PS: Beim Spargelkochen gibt es nur eine Fehlermöglichkeit: Nicht großzügig genug schälen. Eine perfekt montierte Mosseline nutzt gar nichts, wenn einem plötzlich die zähen, bitteren Fäden einer nicht restlos geschälten Spargelstange zwischen den Zähnen sitzen und den Appetit gründlichst verderben…