Adern verlöten statt Adenendhülsen?
Hallo Jo
… hab´die Enden der Adern abgelängt auf 1 cm Länge abisoliert und verlötet, damit die einzelnen Drähte nicht aufspreisseln.
So hat man das vor 60 Jahren mal gemacht. Damals gab es sogar spezielle „Lötspitzen“ für den 100W-Lötkolben, mit denen man ein Tauchbad zum Verzinnen der Adern erzeugen konnte. In Kenia wird das auch heute noch so gemacht.
Es haben sich jedoch mit der Zeit zwei Probleme herausgestellt, welche zu einem Verbot dieses Verfahrens geführt haben.
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wichtig bei einer Klemmstelle ist, dass der Klemmdruck , mit dem die Metallflächen aufeinandergepresst werden, so groß ist, dass die Klemmstelle (zumindest in einem Bereich, der in der Größe dem Adernquerschnitt entspricht), absolut gasdicht ist. Eine Zinnschicht neigt jedoch mit der Zeit zum Fließen, so dass der Klemmdruck nachgibt. Jetzt kann Luftsauerstoff in die Klemmstelle eindringen und dort zu Korrosion führen. Dadurch erhöht sich der Übergangswiderstand der Klemmstelle und nach der sogar manchem Urmacher aus dem Physikunterricht bekannten Formel P=I²*R erhöht sich die an der Klemmstelle abgegebene Wärmeleistung (=P) in aAbhängigkeit vom steigenden Übergangswiderstand. Das führt zu stärkerer Korrosion -> zu höherem Widerstand -> zu wesentlich stärkerer Erwärmung … -> zu Zimmerbrand. Dieser Prozess kann sich über mehrereJahre hinziehen, je nach Belastung der Klemmstelle. Bei einem mir bekannten Elektroherd, der mit verlöteten Adern an einer Herdanschlussdose angeklemmt war, hat dieser Vorgang bis zum Verkokeln und unbrauchbar werden der Herdanschlussdose ca. 1,5 Jahre gedauert.
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Das Lötzinn führt, da es die oberste Kupferschicht der Einzeldrähte einer flexiblen Ader anlegiert, zu einer Versprödung des Materials und damit zu Bruchempfindlichkeit im Bereich zwischen Verlötung und dem Zinnfreien Bereich.
Die Aderhülsen am original Herdanschlusskabel sehen mir dagegen sehr wackelig aus (?), würde mich nicht wundern, wenn so ein Schuh seine Drähtchen wieder ausspucken würde.
Es ist ein weit verbreiteter Aberglaube, dass der durch die Adernhülsenpresszange erzeugte Pressdruck für eine gasdichte Verbindung zwischen Hülse und Ader ausreichen würde. Dafür sind diese Kupferhülsen viel zu weich. Das Aufpressen der Adernendhülsen hat nur den Zweck, diese am Herabfallen von der noch nicht verklemmten Ader zu hindern. Der für eine ordnungsgemäße Verklemmung erforderliche Anpressdruck wird erst durch die Klemme erzeugt. Der Sinn der Adernendhülsen ist es, die Einzeldrähte der flexiblen Ader zusammenzuhalten und den Anpressdruck in der Klemmstelle so zu verteilen, dass nicht einzelne Drähtchen beim Klemmen abgequetscht werden.
Also, mach Adernendhülsen drauf. Und jetzt noch ein Rat von Betriebsschlosser zu Uhrmacher unter Umgehung des Elektroingenieurs:
Selbst wegen Ermangelung einer Adernendhülsenzange mit einer Kombizange aufgequetschte Adernendhülsen sind um ein mehrfaches besser als verlötete Adernenden. Die Werksinstandhaltung bei BMW-Dingolfing möge mir diese Aussage verzeihen.
Gruß merimies
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