Herkules-Tempel

Hallo,
ich hab gerade einen sehr interessanten Roman über den versunkenen Herkules-Tempel in der Meerenge von Gibraltar gelesen. Nun würde ich gerne mehr über die geschichtlichen Hintergründe erfahren. Hat vielleicht jemand einen Buchtipp oder sonstige Informationen zum Thema?
Vielen Dank,
Cosima

Hallo,

meinst Du die Säulen des Herkules?
Meines Wissens gibt es keinen versunkenen Herkules-Tempel bei Gibraltar.
Nach der Sage hat Herkules zur Erinnerung an seiner Überfahrt zu beiden Seiten der Meeresenge die Säulen des Herakles errichtete.

Das war’s dann aber schon - soweit ich weiss.

Grüße, Larissa

Hallo Cosima
So wie Larissa es gesagt hat, ist es. Es gab dort keinen Tempel nur die Sage von den Säulen des Herkules. Dort waren nicht mal Griechen. Bis Gades/Cadiz war phönizisch/karthagisches Einfluss- und Siedelgebiet.
Gruss Carsten

Hallo Carsten und Larissa,
danke für Eure Antwort. Nach meinen Informationen soll der Tempel von den Phöniziern gebaut worden sein, vor etwa 3.000 Jahren. Ich weiß nicht, wie fundiert das ist, aber immerhin soll jetzt danach getaucht werden.
Gruß,
Cosima

Hallo Cosima
Hmm, tja…ich weiss nicht so recht. Mit den Phönikern kenne ich mich nicht gut aus, aber mir wollen da ein paar Punkte nicht so ganz einleuchten.

  1. etwa 1000 v.C. Möglich. Karthago wurde vermutlich im 9.Jh. v.C. gegründet. Gades/Cadiz datieren antike Autoren ins 11.Jh. v.C., Grabungsbefunde deuten alerdings auf eine Zeit um 850 v.C… (Obwohl mir so dumpf ein Artikel aus dem AiD im Hinterkopf geistert von älteren Befunden bei Nachgrabungen.) Egal. Das könnte hinhauen mit der Zeit.Aber 2. Herkules? Die west-semitischen Völker verehrten Baal in verschiedenen lokalen Ausprägungen, als Baal von Sidon, Baal von Tyros etc. Dazu kamen noch einige andere Götter wie Astarte etc. mit meist orgiastischen Kulten. Warum sollten die Ph. einem nicht besonders spannendem Halbgott hunderte Kilometer von ihren befestigten Siedlungen entfernt einen Tempel errichten? Zumal einem, der gar nicht in ihren Pantheon gehört? Und 3. will mir das mit dem versunken nicht so recht einleuchten. Wenn irgendein antikes Volk sich mit dem Meer auskannte, dann die Phönizier. Und bauen konnten sie auch. Möglicherweise hat es einen lokalen Schrein in einer günstig gelegenen Bucht gegeben in dem die Seeleute ein kleines Opfer für geglückte Überfahrt brachten, und der mag auch irgendwann umgekippt und ins Meer gefallen sein… Wenn der Meeresspiegel in historischer Zeit im Mittelmeer so angestiegen wäre, dass ein Tempel versinken kann, hätten wir Belege von anderen Orten die am Meer liegen. Der einzige versunkene Ort der mir so spontan einfällt, ist die Stadt die Ramses II im Nildelta gebaut hat, und die ist nicht überflutet sondern im Sumpf versackt. Hast du nicht noch ein paar Hinweise mehr? Namen? Ortsbezeichnungen?
    Gruss Carsten

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Hi Carsten,

der genaue Ort ist Sancti-Petri bei Chiclana, etwa 17 km vor Cádiz und es ist eine kleine vorgelagerte Insel direkt vor der Küste. Der Tempel soll da irgendwann (ich weiß jetzt leider die Zeit nicht, da ich das Buch verliehen habe) bei einem Meerbeben versunken sein. Da das eine sehr sandige Gegend ist, ist auch dieser Tempel, sollte er existieren, in nicht allzu großer Meerestiefe im Schlamm versunken. Der Tempel heißt eigentlich „templo de Melkart“, was mit Herkules-Tempel übersetzt wird. Die Strömungen in der Gegend sind sehr gefährlich; vielleicht ist die Sache deshalb so wenig erforscht?
Schöne Grüße,
Cosima

Hallo Cosima
Hmm, tja…ich weiss nicht so recht. Mit den Phönikern kenne
ich mich nicht gut aus, aber mir wollen da ein paar Punkte
nicht so ganz einleuchten.

  1. etwa 1000 v.C. Möglich. Karthago wurde vermutlich im 9.Jh.
    v.C. gegründet. Gades/Cadiz datieren antike Autoren ins 11.Jh.
    v.C., Grabungsbefunde deuten alerdings auf eine Zeit um 850
    v.C… (Obwohl mir so dumpf ein Artikel aus dem AiD im
    Hinterkopf geistert von älteren Befunden bei Nachgrabungen.)
    Egal. Das könnte hinhauen mit der Zeit.Aber 2. Herkules? Die
    west-semitischen Völker verehrten Baal in verschiedenen
    lokalen Ausprägungen, als Baal von Sidon, Baal von Tyros etc.
    Dazu kamen noch einige andere Götter wie Astarte etc. mit
    meist orgiastischen Kulten. Warum sollten die Ph. einem nicht
    besonders spannendem Halbgott hunderte Kilometer von ihren
    befestigten Siedlungen entfernt einen Tempel errichten? Zumal
    einem, der gar nicht in ihren Pantheon gehört? Und 3. will mir
    das mit dem versunken nicht so recht einleuchten. Wenn
    irgendein antikes Volk sich mit dem Meer auskannte, dann die
    Phönizier. Und bauen konnten sie auch. Möglicherweise hat es
    einen lokalen Schrein in einer günstig gelegenen Bucht gegeben
    in dem die Seeleute ein kleines Opfer für geglückte Überfahrt
    brachten, und der mag auch irgendwann umgekippt und ins Meer
    gefallen sein… Wenn der Meeresspiegel in historischer Zeit
    im Mittelmeer so angestiegen wäre, dass ein Tempel versinken
    kann, hätten wir Belege von anderen Orten die am Meer liegen.
    Der einzige versunkene Ort der mir so spontan einfällt, ist
    die Stadt die Ramses II im Nildelta gebaut hat, und die ist
    nicht überflutet sondern im Sumpf versackt. Hast du nicht noch
    ein paar Hinweise mehr? Namen? Ortsbezeichnungen?
    Gruss Carsten

Hallo Cosima,

ich habe mich auch nochmal auf die Suche gemacht, bin aber nicht wirklich fündig geworden. Zwar findet sich der von Dir beschriebene Tempel in allen möglichen touristischen Beschreibungen der Gegend, allerdings wird er zwar hauptsächlich Herakles zu geordnet, aber auch immer wieder anderen Göttern.

Im Moment würde ich davon ausgehen, dass es sich um eine Sage oder Legende handelt. Jedenfalls habe ich nirgends (im Netz) einen Hinweis auf irgendwelche konkrete archäologische oder historische Belege gefunden. Was aber nichts heissen muss.

Im Zusammenhang mit diesem Thema tauchen auch immer wieder die Städte Gadir und Tartessos auf. Leider in regelmäßigen Abständen auch Atlantis…

Vielleicht weiss aber auch Carsten noch mehr. Im Zweifelfall solltest Du mal in den klassischen Lexikas nach schauen (Pauly, Lexikon der Antiken Welt) - vielleicht findet sich da was. Ausserdem gibt es die sehr guten Seiten von http://www.archaeologie-online.de wo man Dir vielleicht weiter helfen kann.

Grüße, Larissa

P.S.: So weit mein Spanisch reicht, sagen die Spanischen Touri-Seiten aber nichts darüber, dass der Tempel versunken ist, sonder viel mehr dass darüber eine Burg errichtet wurde, bzw. er vorher zerstört wurde. Ich habe aber noch etwas über einen versunken Herkules Tempel gefunden, leider wieder einmal im Zusammenhang über Atlantis: http://www.atlantisresearch.com/research.html

Falls Du was neues rausfindest, halt mich auf dem laufenden, jetzt hat es mich dann doch auch gepackt…

Hallo Cosima, hallo Larissa
So langsam interessiert mich die Geschichte, unter anderem weil auf diesen touristischen Seiten soviel Unsinn steht. Habe wahrscheinlich ähnliches Zeug wie Larissa gesehen, teilweise mit haarsträubenden Übertreibungen, aber im Kern lief es immer darauf raus, was Larissa schon geschrieben hat: die haben den Tempel im Mittelalter überbaut. So richtig was raus bekommen habe ich noch nicht. Der Kleine Pauly ist keine Hilfe, und an den Großen Pauly komme ich nicht dran. Die Verknüpfung Melkart/Herkules hat ja möglicherweise schon in der Antike stattgefunden, wobei man da vieleicht ein bisschen vorsichtig sein sollte. Melkart (phönizisch: König der Stadt), Hauptgott von Tyros und Karthago, als Seefahrer-Gott von den Phöniziern weit verbreitet und oft an Vorgebirgen verehrt. Ein richtiger Gott mit Kultus, Priesterschaft, Tempeln und so weiter. Herkules gehört in den Heroen-Kult und die Verbindung mit diesem Tempel wird, das vermute ich aber nur, wegen dem Ort sein. Er soll auf einer am Westrand der Erde, auf einer im Okeanos gelegenen Insel, die Rinder des dreileibigen Riesen Geryoneus erbeutet haben. Und weil er gerade einmal da war setzte er an der Meerenge die Säulen als Zeugen seiner weitesten Fahrt. Die Geschichte war sicher so sehr geistiges Allgemeingut der Mittelmeervölker in der späteren Zeit, dass irgendwann Melkart mit seinem Tempel und Herkules mit seinen Säulen verschmolzen sind. Insofern: Asche auf mein Haupt. Den Tempel hat es gegeben und möglicherweise ist auch noch irgendwas davon übrig. Das, was wir bisher gefunden haben, deutet zwar nicht auf ein Versinken im Meer hin, aber immerhin haben wir jetzt geklärt das es ihn gab, wo er vermutlich stand, wer ihn gegründet hat und wessen Kult dort begangen wurde. Jetzt muss ich mich doch nochmal ernsthaft auf die Suche nach dem alten Grabungsbericht von Gades machen. http://www.theiss.de/AiD/98-3/europa1.htm Hier ist schon mal was über Phönizier bei Alicante, der Ausgräber Prats hat möglicherweise noch ein paar Sachen mehr zu Phöniziern in Spanien gemacht. Versuche mal was zu finden, aber ich kann leider kein Spanisch.
Gruss Carsten, jetzt auch neugierig

Hallo Larissa und Carsten,
interessant, was Ihr gefunden habt. Ich hatte ja auch im Internet rumgesucht, wußte aber nicht so recht, wie ich die Suche angehen sollte und habe deswegen auch nichts gefunden. Solltet Ihr einen spanischen Link finden, könnte ich ihn auch übersetzen, wenn Ihr weiterhin am Thema interessiert seid.
Schöne Grüße,
Cosima

Hallo, Cosima,

wie Carsten weiter unten schon andeutete, war der „Herkules-Tempel“ bdei Cadiz, früher Gades, ein von den Phöniziern gegründerter Tempel des Baal Melkart, der später von den Griechen mit Herakles/ Herkules gleichgesetzt wurde.
Die Phönizier, sprich Kathager, waren die ersten, die das Mittelmeer verließen und sogar Afrika umrundet haben und bis Ceylon kamen.
Wenn du historische Romene dazu magst: Gisbert Haefs, Hannibal; oder als Krimi: derselbe, Hamilkars Garten.

Etwas verspätet
Fritz

Hi Fritz,
auch reichlich verspätet danke für den Tipp. Ich werde mir demnächst mal eines der Bücher zu Gemüte führen.
Schöne Grüße,
Cosima

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