Herkunft 'Ich bin und weiß nicht wer...'

Hallo, ich bin auf der Suche nach der genauen Herkunft des folgenden
Gedichts:

Ich bin und weiß nicht wer.
Ich komm’ und weiß nicht woher.
Ich geh’, ich weiß nicht wohin.
Mich wundert, dass ich so fröhlich bin!

Wenn ich wüsste, wer ich bin.
Wenn ich ging und wüsste wohin.
Wenn ich käm und wüsste woher.
Ob ich dann wohl traurig wär?

Herausgefunden habe ich, dass es vermutlich nicht von Angelus
Silesius stammt, sondern eher von Martinus von Biberach oder dem
Maler Hans Thoma. Teile des Gedichts sind auf einem historischen
Fachwerkhaus in Markt von Mölln (Schleswig-Holstein)zu finden.

Vielleicht weiß jemand von euch noch mehr.

Hallo,

genauere Infos zur Herkunft und zur Verwendung des Spruchs findest Du in einem Aufsatz von Gerd Dicke, „Mich wundert, das ich so frölich pin. Ein Spruch im Gebrauch.“ von 1994, veröffentlicht im Band 14 („Kleinstformen der Literatur“) der von Walter Haug und Burghart Wachinger herausgegebenen Reihe Fortuna vitrea. Arbeiten zur literarischen Tradition zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert.

Zu finden in verschiedenen Bibliotheken, siehe hier: http://www.ubka.uni-karlsruhe.de/kvk.html

Viele Grüße
Diana

Ein Spruch in Gebrauch

Guten Tag

Deine Version wird sehr verschieden zitiert und Martinus von Biberach
(+ 1498) zugeschrieben:

Ich leb und waiss nit, wie lang,
Ich stirb und waiss nit, wann,
Ich far und waiss nit, wohin,
Mich wundert, dass ich froelich bin.

Gerd Dicke: Mich wundert, das ich so fröhlich bin. Ein Spruch in
Gebrauch, In: Kleinstformen der Literatur, hg. v. Walter Haug u.
Burghart Wachinger, Tübingen 1994 (Fortuna vitrea 14), S._56-90. ISBN
3-484-15514-0 Buch anschauen ISSN 0938-9660

Ein ähnliches Epigramm (weniger abgeändert) stammt meines Wissens aus
den ‚Geistreichen Sinn- und Schlussreimen‘ (1657) von Angelus
Silesius (Johannes Scheffler) und wurde so in den ‚Cherubinischen
Wandersmann‘ (1675) übernommen:

Ich weiß nicht, was ich bin:
Ich bin nicht, was ich weiß,
ein Ding und nit ein Ding,
ein Stüpfchen und ein Kreis.

Freundlich grüsst

Rolfus