Hi,
habe in einem Namensbuch unserer Gemeinde viele Vor- oder Zweitnamen von Männern gesehen die Nepomuk hießen. Das war um 1900 rum.
Woher kommt der Name und was bedeutet er?
Vielen Dank
Hallo Felix-der-Koch,
habe in einem Namensbuch unserer Gemeinde viele Vor- oder
Zweitnamen von Männern gesehen die Nepomuk hießen. Das war um
1900 rum.
Woher kommt der Name und was bedeutet er?
Darf ich eine kleine Korrektur Deiner Frage durchführen: Du meinst, dass in Eurer Gemeinde viele männliche Personen den RUFnamen (bitte nicht "VOR"namen; das ist genealogisch gesehen falsch, auch wenn das heute Gott und die Welt so sagt) entweder als ersten Rufnamen oder als zweiten Rufnamen tragen.
Das kommt in der Mehrzahl der Fälle aus zwei Ursachen. Welche davon für die Personen in Deiner Gemeinde zutrifft, muss eine Ortsforschung ergeben.
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Der Taufname (= Rufname) wurde nach dem Geburts- bzw. Tauftermin gewählt, das heißt dem Namenspatron dieses Tages. Wenn das die Ursache ist, müssten alle Namensträger innerhalb von wenigen Tagen Geburtstag haben.
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(das halte ich für wahrscheinlicher): die Pfarrkirche ist dem Hlg. Nepomuk geweiht und die Priester haben daher den unschlüssigen Eltern den Taufnamen „Nepomuk“ vorgeschlagen.
Weitere Erklärungsmöglichkeiten für diese Rufnamenshäufung:
In noch früherer Zeit (so 1600 bis 1700) sind Fälle bekannt, dass ausschließlich der Pfarrer den Taufnamen festgelegt hatte und die Eltern überhaupt kein Mitspracherecht hatten. In diesen Fällen kommt es dann zu den kuriosen Situationen, dass im Taufeintrag ein anderer Name steht als im Heiratseintrag, obwohl es nachgewiesenermaßen die selbe Person ist: Die Eltern haben das Kind zwar auf den Namen taufen lassen, den der Pfarrer bestimmt hatte, haben es aber unter anderem Namen gerufen und groß gezogen. Und oft wusste das Kind gar nicht, dass der Täufer ihm eigentlich einen anderen Namen verpasst hatte. Bei der Hochzeit war dann in aller Regel ein anderer Priester „am Werk“, der vom schriftlichen Taufnamen nichts wusste und sich auch nicht die Mühe machte, in den alten Büchern den Namen zu überprüfen (Frei nach dem Motto: Der wird ja wohl wissen, wie er heißt…).
Schließlich und endlich könnte auch der Beruf und die Herkunft der Eltern mit hineinspielen: Hin und wieder haben die Eltern den Schutzpatron des Berufes des Vaters gerne als Kinder-Taufnamen verwendet. Da der Hlg. Nepomuk nicht nur der Schutzpatron des Beichtgeheimnisses ist, sondern auch der Schutzpatron der Brücken und von Böhmen, wäre auch denkbar, dass bevorzugt Brückenzöllner und Brückenbauer/-architekten ihre Kinder so getauft haben. Oder aber Leute, die aus Böhmen in die Fremde gezogen sind.
Du siehst, um die richtige Ursache herauszubekommen, muss man für alle Nepomuks Deiner Umgebung eine Familienforschung (Vorfahrensforschung) durchführen mit dem Augenmerk auf: Kirchenpatron, Tages-Namenspatron der Taufe / Geburt, Beruf der Eltern und pfarrlichen Auffälligkeiten in Bezug auf die Rufnamenvergabe allgemeiner Art.
Im Internet findest Du übrigens einiges über den Hlg. Nepomuk, z.B. hier:
http://www.jonelo.de/private/nepomuk.html
http://de.wikipedia.org/wiki/Nepomuk_(Vorname)
http://de.wikipedia.org/wiki/Nepomuk
Dabei ist „Nepomuk“ offenbar nur die Verkürzung aus „Johann Nepomuk“, wobei Johann bekanntlich ein hebräischer Rufname ist und der Zusatz „Nepomuk“ ein Ortsname (Nepomuk bei Pilsen/CZ) ist. Damit ist er genau so aufgebaut wie der „Franz von Assisi“, es fehlt hier lediglich das „von“: Johann (von) Nepomuk.
Nun fürchte ich fast, dass Du zurückfragst: Ja, wenn das „Nepomuk“ aus einem Ortsnamen resultiert, was bedeutet denn dann dieser Ortsname? Da möchte ich gleich vorbeugen und sagen: Das ist dann die Toponomastik (Deutung von Ortsnamen) und dies ist ein sehr spekulatives Gebiet, in dem alle geäußérten Meinungen richtig aber auch falsch sein können. Aber DIE richtige Lösung (denn natürlich kann letztlich nur eine Erklärung richtig sein!) zu ermitteln ist nahezu unmöglich. Darüber hinaus fehlt mir derzeit eindeutig die Zeit, mich in diese Fragestellung tief einzuarbeiten, so wie es notwendig wäre um zumindest Wahrscheinlichkeiten ermitteln zu können.
Ich hoffe, ich konnte Deine Frage beantworten und wünsche Dir bei der Ortsgeschichtsforschung viel Erfolg.
viele Grüße
Alexander
Vielen Dank.
Hätte nicht gedacht dass sie so lange texte über diese kleine Frage schreiben
Ich denke es wird wohl am Namenstag von Nepomuk liegen.
Die Pfarrgemeinde heisst St. Barbara
und Brückenzöllner waren die Eltern auch nicht.
Aber vielen Dank für die Mühe
Hi!
Ich denke es wird wohl am Namenstag von Nepomuk liegen.
Sorry, es gibt keinen heiligen Nepomuk. Der Gute heißt Johannes mit dem Zusatz „von Nepomuk“*. Das ist ein Dorf im südwestlichen Tschechien.
Zusatz zum vorigen Posting: Dass der Pfarrer den Taufnamen des Kindes bestimmt hat, ist mir nur bekannt bei unehelichen Kindern. Dann waren es aber oft exotische Namen, wie Hyazinth oder Silvester.
* um ihn zu unterscheiden von Johannes Evangelist und Johannes Baptist (Täufer). Aber die heißen auch alle Johannes und nicht einfach Evangelist oder Baptist.
Gruß!
H.
Hallo Hannes,
Ich denke es wird wohl am Namenstag von Nepomuk liegen.
Sorry, es gibt keinen heiligen Nepomuk. Der Gute heißt
Johannes mit dem Zusatz „von Nepomuk“*.
Zum Titel „Heilig“ streite ich mich nicht, wir können uns sicher darauf einigen, dass es sich um eine Gestalt handelt, die in der katholischen Kirche sehr verehrt wird.
Wiki verwendet zwar den „Titel“ „Heiliger“
http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Nepomuk
aber auch in Wiki sind bekanntlich hin und wieder Fehler. Ist in meinen Augen ein absoluter Nebenaspekt.
Das ist ein Dorf im
südwestlichen Tschechien.
Das habe ich auch geschrieben.
Zusatz zum vorigen Posting: Dass der Pfarrer den Taufnamen des
Kindes bestimmt hat, ist mir nur bekannt bei unehelichen
Kindern. Dann waren es aber oft exotische Namen, wie Hyazinth
oder Silvester.
Die Taufnamensvergabe war nicht nur regional sehr unterschiedlich, sondern auch in unterschiedlichen Zeiten starken Schwankungen unterworfen. Es lassen sich kaum allgemeingültige Regeln aufstellen, die für alle Regionen und alle Zeiten gelten, geschweige denn für alle Religionen…
Silvester beispielsweise ist hier in Bayern in alter Zeit ein durchaus gängiger Rufname und bietet hier überhaupt keinerlei Anhaltspunkte auf eine uneheliche Geburt.
* um ihn zu unterscheiden von Johannes Evangelist und Johannes
Baptist (Täufer). Aber die heißen auch alle Johannes und nicht
einfach Evangelist oder Baptist.
Diesen Satz habe ich mehrfach lesen müssen, bevor ich glaubte, verstanden zu haben, was Du damit meinst:
Ich verstehe es so, dass Du gänzlich in Abrede stellst, dass der Rufname „Nepomuk“ die Verkürzung aus „Johann Nepomuk“ ist.
Ich verstehe zwar nicht, woher Du diese Überzeugung nimmst, aber das kannst Du sicher näher ausführen. Warum aus „Evangelist“ oder „Baptist“ keine eigenständigen Rufnamen geworden sind, weiß ich nicht, vielleicht hängt es damit zusammen, dass es sich dabei um Tätigkeitsbezeichnungen handelt (den Berufen ähnlich). Aber das ist von meiner Seite nur eine Spekulation.
Ich jedenfalls kenne aus Kirchenbüchern und Briefprotokollen zu Hauf Fälle, in denen von einem Doppel-Rufnamen mal der erste und bei der gleichen Person in einem anderen Dokument der zweite Rufname niedergeschrieben wurde. Da ist ein Johann Georg mal ein Johann, mal ein Georg, eine Anna Maria mal eine Anna dann eine Maria. Ich denke, wenn man ein wenig suchen würde, würde man sogar heutige Prominente finden, die in der Öffentlichkeit nur mit ihrem zweiten Rufnamen bekannt sind und in Wirklichkeit einen anderen Rufnamen „vorne dran“ haben. Ich komme momentan auf kein Beispiel, aber ich habe vor einigen Jahren von mindestens einem solchen Fall gehört.
viele Grüße und einen schönen Abend wünscht
Alexander