Herkunftsfrage

Liebe Experten, die über ein Herkunftswörterbuch (im Bücherregal oder im Kopf) verfügen!

In einer morgendlichen Sinnierphase fielen mir die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten des Wortes „Partie“ ein:

der/die hat eine gute Partie gemacht
wir machen eine Landpartie
eine Kartenpartie, eine Schachpartie
Großmutter selig: „Alle Kekse aufgegessen. Ich mach noch a Partie.“
ich bin mit von der Partie
Es ist eine Ähnlichkeit festzustellen, vor allem in der Gesichtspartie.
Die Partie der…singt …

Woher kommt „Partie“, was bedeutet es im Ursprung (ich nehme an, es hat etwas mit „Teil“ zu tun)?

Vielen Dank+Grüße
Irene

Du hast Recht, Irene,

die Partie kommt wie die Partei aus dem Französischen bzw. dem Lateinischen.

Dazu:

_ Partie
Substantiv Femininum „Teil, Runde, Spiel, Ausflug“ Standardwortschatz (17. Jh.)Entlehnung.
Entlehnt aus frz. partie; das Wort hat als spätere Entlehnung keinen Diphthong (im Gegensatz zu Partei gleicher Herkunft); in Landpartie, Jagdpartie usw. liegt eine metonymische Übertragung vor von „Abteilung von Personen als Gesellschaft“ hin zu den Aktivitäten, die von solchen Gruppen unternommen werden.
Ebenso nndl. partij, ne. party, nschw. parti, nnorw. parti.
DF 2 (1942), 376-380;
Röhrich 2 (1992), 1142f._

und

_ Partei
Substantiv Femininum Standardwortschatz (13. Jh.)Entlehnung.

Im Mittelhochdeutschen (mhd. partie) entlehnt aus afrz. partie, einem substantivierten Partizip von afrz. partir „teilen“, aus l. partiri, zu l. pars (partis) „Teil“.

Das Wort bezeichnet im frühen Deutschen den (selbständigen) Teil eines größeren Ganzen, z.B. eine Prozeßpartei, eine Seite in einer Auseinandersetzung (während die einfache Bedeutung „Teil“ mehr und mehr von Part und Partie übernommen wird). Bei den politischen Auseinandersetzungen, vor allem um die Einheit Deutschlands im 19. Jh., hat Partei normalerweise einen schlechten Klang. Zwar gibt es bei der politischen Gruppenbildung im 19. Jh. Partei auch als Selbstbezeichnung, doch wird im Parlament Fraktion vorgezogen, außerhalb Verein; eine Partei ist dagegen nur eine Interessengruppe (Lasalle gründet 1863 den Allgemeinen deutschen Arbeiterverein, spricht aber von Arbeiterpartei und Fortschrittspartei). Zwar fordern programmatische Überlegungen schon seit der Mitte des Jahrhunderts für eine Partei auch eine klare Organisation, doch bildet sich der heutige Parteienbegriff erst im Lauf des 20. Jhs. aus (speziell nach dem Ende des 1. Weltkriegs, z.T. wohl unter englischem und französischem Einfluß). Adjektive: parteiisch, parteilich.

Ebenso nndl. partij, ne. party, nfrz. parti, nschw. parti, nnorw. parti. Fortsetzer und Erweiterungen von l. pars „Teil“ sind Part, Partie, Partei, Party und Widerpart; dazu aus einer Phrase apart und Apartheit; ein Adjektiv ist partiell (und partial), ein Kompositum Partizip. Diminutive sind Partikel und Parzelle, eine Art Nomen agentis ist Partisan, ein Abstraktum zu einer Präfigierung ist Appartement (mit Apartment). Zum abgeleiteten Verb l. partIre „teilen“ gehören Partitur und Partner. Entfernter verwandt sind Portion und Proportion.
Rosenquist (1942), 403-427;
DF 2 (1942), 364-374;
Greive, A.: Frz. „part, partie, parti“ (Diss. Bonn 1961);
Grundbegriffe 4 (1978), 677-733;
HWPh 7 (1989), 134-138. [Herangezogen wurde die Magisterarbeit von C. Lorenz]._

Gruß Fritz

Wieder einmal vielen Dank, Fritz, für die Hilfe.
Jetzt wäre es noch interessant, dem auf die Spur zu kommen, wie sich aus „Teil“ und Teilen von Teil die einzelnen Begriffe entwickelt haben. „Apart“, z.B. „Abgeteilt von“, d.h. außerordentlich usw.
Aber mit ein bisschen Phantasie kriegt man das schon hin.

Ein sehr vielseitiges Wort, dieses „Partie“.

Liebe Grüße
Irene

Du hast Recht, Irene,

die Partie kommt wie die Partei aus dem Französischen bzw. dem
Lateinischen.

Gruß Fritz