Hermann Kant: Die Aula

Hallo!

Vor einiger Zeit bat ich um Ansätze für eine Interpretation von „Die Aula“ von Hermann Kant. Damals gab man mir den freundlichen Rat: „Lese und interpretiere!“. Ich hab das Buch jetzt gelesen. So viel Humor, Ironie und Sarkasmus hab ich noch in keinem Werk entdeckt. Das Buch ist einfach einmalig. Nur bin ich Jahrgang ’87 und hab daher von der DDR nicht viel mitbekommen. So hapert es wie gesagt an der Interpretation. Ich möchte auf keinen Fall einen fertigen Interpretationsaufsatz. Nur sind bei mir beim Auseinandernehmen des Romans einige Fragen aufgetaucht, erstmal in Verbindung mit dem Inhalt:

Robert Iswall soll eine Rede zur Schließung der ABF halten. Welchen Stellenwert bzw. Bedeutung hat diese Fakultät für die damalige DDR gehabt? Gerd Trullesand geht mit seiner Frau Rose nach China um Sinologie 7 Jahre zu studieren, weil Robert die zwei aufgrund eines Streites um seine spätere Frau Vera dafür vorschlug. Wie interpretiere ich das? Bedeutete China damals das Ende der Welt? Welchen Stellenwert nimmt der Direktor Meibaum ein? Was bedeuteten die Abiturienten für die DDR?

Außerdem weiß ich nicht, inwiefern Kant sich mit seinem Roman identifiziert.
Welche Haltung Kants lässt sich aus dem Roman schließen hinsichtlich solcher Schulen, dem DDR-Regime im Allgemeinen und der Beziehungen zwischen den Hauptfiguren? Sind in dem Buch auch autobiografische Züge Kants enthalten? Inwiefern kann man eine Verbindung zwischen Hermann Kant und der Romanfigur Robert Iswall sehen? Was ist seine Intention an die Leser bzw. die Gesellschaft?

Im Buch beschreibt Kant des Öfteren politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Zustände und verbindet dies immer mit dem Bezug auf die Geschichte, wie beispielsweise dem Zweiten Weltkrieg. Sind nun diese Zustände (Abneigung gegenüber Religion, Westdeutschland, dem Kapitalismus, Amerikanismus sowie Befürwortung von Fortschritt, Aufstieg der Arbeiterklasse, Genossentum) im Nachhinein eher positiv oder negativ für das Volk einzuschätzen; sprich: was brachte diese Ideologie des Sozialismus eigentlich? (Wirkung auf die Romanfiguren)

Eine inhaltliche Frage hab ich auch: Ist nun Robert Iswall auf der letzten Seite an dem Unfall gestorben oder nicht? War für mich etwas undurchsichtig. Ach ja, da stellt sich noch eine Frage: Welche Bedeutung hat der Schluss?

Ich muss zugeben, dass mir dieses Werk erstmalig einen ersten und dafür gleich komplexen Einblick in das Leben (und vielleicht auch Leiden) in der DDR gegeben und gleichzeitig mein Interesse für diese Zeit geweckt hat. Deswegen wäre ich nicht nur schulisch sondern auch persönlich an der Beantwortung meiner Fragen interessiert.

Danke!
Mfg mifune

Hallo Christoph, ich habe damals sowohl Deine Fragen und die Antworten dazu gelesen, habe mich aber nicht selbst geäußert weil die Antworten damals so richtig waren.

Ich freue mich wirklich richtig, dass Du Dich jetzt nochmal meldest, gelesen hast, das Buch magst und echte Fragen hast. Gerne würde ich versuche einige zu beantworten und bei einigen auch noch mal (vielleicht dann gemeinsam) das Forum bemühen - (einiges ist mir auch nicht klar) – ich bin kein Germanist, mag aber aber (teilweise) H. Kant und vor allem „Die Aula“ —
aber, du hast sehr viele Fragen gestellt. Vielleicht sprengt das den Rahmen des Forums, auf ein zwei Dinge gehen ich mit meinem nächten Beitrag ein, aber wenn Du willst können wir auch direkt mailen.

Gruß Uwe

Hei Christoph, wenn Dir die „Aula“ gefallen hat, sollte Dir auch „Das Impressum“ von H. Kant gefallen, ich selbst bin zwar Wessi aber dort wird gut erzählt, was die „Arbeiter und Bauer Fakultät“ für eine Bedeutung für die DDR hatte usw. – und es ist in Teilen auch eine Art Fortsetzung von der „aula“ – was das Autobiographische betrifft: vieles ist so, wird auch im „Der Aufenthalt“ noch mal sehr deutlich --andere Bücher von H.Kant thematisieren das dann nicht mehr so … und Deine Fragen? ach, fürs Forum wirds zuviel … ich schicke Dir am Wochenende (vorher keine Zeit) nee Mail. — Gruß Uwe