Herstellung von Kunststoffen

Hallo

Woraus werden eigentlich diese Unmengen von Plastikmaterial hergestellt, die man täglich umsonst/fast umsonst kriegt und die sofort wieder im Mülleimer landen? (ich meine natürlich Tüten und Verpackungsmaterial)

Früher hieß es, das wird aus Erdöl gemacht, das kann ich mir mittlerweile aber nicht mehr so ganz vorstellen (wegen der Erdölknappheit).

Wer weiß es und hat Lust, hier sein Wissen mitzuteilen?

Viele Grüße
Simsy Mone

Hallo,

Woraus werden eigentlich diese Unmengen von Plastikmaterial
hergestellt, die man täglich umsonst/fast umsonst kriegt und
die sofort wieder im Mülleimer landen? (ich meine natürlich
Tüten und Verpackungsmaterial)

Aus Öl natürlich. Das sind meist PP oder PE. Billigste Massenpolymere, meist untere Qualitäten. Dafür werden auch gerne Rezyklate oder Produktionsreste verwendet um den Anteil an virgin polymer klein zu halten. Und weil außer ein paar billigen Füllstoffen nix drin ist und die Folien hauchdünn sind (10 - 30 µm) sind sie auch so billig.

Gruß
AKQJ10s

Hallo RoyalFlush

vielen Dank für deine schnelle Antwort.

Woraus werden eigentlich diese Unmengen von Plastikmaterial hergestellt,…

Aus Öl natürlich.

Also doch.
Also, aus Erdöl, oder auch aus anderen Ölen? Rapsöl? Palmöl? Oder aus den Ölabfällen von Motoren?

Und weil außer ein paar billigen Füllstoffen nix drin ist und die Folien hauchdünn sind (10 - 30 µm) sind sie auch so billig.

So hauchdünn ist die Plastikverpackung aber oft gar nicht. Obst und Gemüse ist oft in stabilen Plastik-behältern verpackt (jedenfalls bei Lidl und Aldi), dann kommen ja die ganzen Plastik-Pfandflaschen hinzu, und eigentlich alle Produkte fürs Bad sind in Plastikflaschen, ebenso Putzmittel aller Art, sehr viele Kleingeräte aus der Elektrobranche und ähnlichem kauft man in sehr stabilen Plastikverpackungen, die oft sehr viel größer sind als der Artikel selbst.

Das wird alles aus Öl hergestellt?

Mich interessiert übrigens hier weniger, warum oder ob sie billig sind. Die Kosten dafür werden ja irgendwo einkalkuliert sein, und wäre ja eher eine wirtschaftliche Frage.

Viele Grüße

Moin auch,

Also, aus Erdöl, oder auch aus anderen Ölen? Rapsöl? Palmöl?
Oder aus den Ölabfällen von Motoren?

Aus Erdöl. Mir ist nicht bekannt, dass man dafür inzwischen nachwachsende Rohstoffe benutzen kann. Abgesehen davon sind Raps- und andere natürliche Öle chemisch gesehen etwas ganz anderes als Erdöl.

So hauchdünn ist die Plastikverpackung aber oft gar nicht.

Iss egal. Billich iss.

Obst und Gemüse ist oft in stabilen Plastik-behältern verpackt
(jedenfalls bei Lidl und Aldi), dann kommen ja die ganzen
Plastik-Pfandflaschen hinzu, und eigentlich alle Produkte fürs
Bad sind in Plastikflaschen, ebenso Putzmittel aller Art, sehr
viele Kleingeräte aus der Elektrobranche und ähnlichem kauft
man in sehr stabilen Plastikverpackungen, die oft sehr viel
größer sind als der Artikel selbst.

jepp. Das sind alles unterschiedliche Polymere. Pfandflaschen sind normalerweise aus PET, Folien aus PP oder PE, Autoscheinwerferabdeckungen aus Polyacrylat undundund

Das wird alles aus Öl hergestellt?

jepp

Mich interessiert übrigens hier weniger, warum oder ob sie
billig sind. Die Kosten dafür werden ja irgendwo einkalkuliert
sein, und wäre ja eher eine wirtschaftliche Frage.

Stimmt, und die ist gelöst. Es ist billig!

Ralph

Hallo Simsy

Kunststoffmaterial aus nachwachsenden Rohstoffen hat man versucht und festgestellt, das macht der Endverbraucher vom Preis her nicht mit.

Die Einweg-Getränkeflaschen, CDs u.v.a. werden inzwischen wieder aufgearbeitet. Das sind hochwertige Poycarbonate, die man bei der Annahme (Pfandflaschenautomaten) trennt, oder die auch später noch ziemlich sortenrein separiert werden können. Fleece Pullis können dasraus gemacht werden. (Lands End mit Klamotten aus China)
„Deine Sprudelflasche trägst Du nun als Thermounterwäsche oder benutzt sie als superkuscheliges Badetuch“
Polyethylen sowohl als LD wie als HD sind billig und können auch wieder aufbereitet werden. Nicht ganz in der Qualität wie der Ausgangsstoff aber „Downcykling“
Polypropylen kann man auch ganz gut in den Kreislauf als „Downcyklingprodukt“ rückführen.
Aus den beiden Letztgenannten macht man u. a. die gelben Säcke, riech’ mal dran, meine Stulle würde ich da nicht reinpacken, ist halt ein Endprodukt vor der thermischen Nutzung.

PVC ist heute kein Massenverbrauchsmaterial (zu teuer) mehr, sondern wird in der Konstruktion eingesetzt. Die Rücklaufmengen sind recht gut separierbar und kommen als Zuschläge zurück in den Kreislauf.
Für Acrylatglas („Plexi“) gilt das Gleiche.
Bei Gummi arbeitet man an guten Konzepten, die Verbrennung in Zementöfen zu vermeiden und hochwertige Produkte zu erzeugen.
Bei anderen Exoten wie „Teflon“ geht garnix!, ist in der Entsorgung größerer Mengen auch noch richtig teuer.
„Polyurethan“ etc ist reiner Konstruktionswerkstoff, der bei der Wiederaufarbeitung noch nicht lohnend in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden kann. thermische Nutzung z. Zt. in der Ökonomie noch sinnvoll.)

Da das Ausgangsmaterial aller hier aufgezählten Werkstoffe meist Erdöl ist, wandern sie letztendlich doch in die themische Endverwertung.

Aber über die Mehrfachnutzung als CD von AC-DC, Wasserflasche, Fleecepulli und letztendlich Abfallheizkraftwerk, hat das doch wohl mehr gebracht als die direkte Verbrennung eines früher nicht nutzbaren und somit direkt verfeuerten Rohstoffes. Heute heisst das wohl „Wertschöpfung“.

Ich bin kein Angestellter des „GELBEN Sackes oder GRÜNEN Punktes“, darauf will ich in diesem Zusammenhang ausdrücklich hinweisen, und ich habe auch keinen Spicker vor mir liegen.

Gruß Olschi

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Hallo

Was mit Motoröl gemacht wird, weiß ich nicht genau, man kann es irgendwie wieder aufbereiten.
Aber in der Erdölraffination findet man Bestandteile, die man verwenden kann, oder die sich günstig umwandeln lassen, zum Beispiel cracken und dann polymerisieren lassen. Davon gibt es deshalb genug Fraktion, weil viel Erdöl für Heiz- und motorische Zwecke verwendet wird.
Im Prinzip kann man z.B. aber auch aus Naturstoffen Mineralstoffe machen, dann cracken und soweiter.
Da ist es eben eine Kostenfrage.
Im Übrigen bin ich auch der Meinung, das manche Verpackungskunststoffe sehr hochwertig sind. Das PET z.B. ist sehr stabil und UV-beständig.

MfG
Matthias

Moin,

Also, aus Erdöl, oder auch aus anderen Ölen? Rapsöl? Palmöl?
Oder aus den Ölabfällen von Motoren?

ich arbeite momentan (u.a.) an einem Projekt, in dem versucht wird, ‚klassische‘ Kunststoffe gegen ‚grüne‘ Varianten zu ersetzen.
Meist geht es nicht, weil die Ersatzstofe zu teuer sind und/oder den chemischphysikalischen Anforderungen nicht entsprechen.
Grüne Kunstsoffe sind immer noch ein Nischenprodukt für bestimmte Zielgruppen oder Zwecken.
Der Massenmarkt ist noch fern.

So hauchdünn ist die Plastikverpackung aber oft gar nicht.
Obst und Gemüse ist oft in stabilen Plastik-behältern verpackt
(jedenfalls bei Lidl und Aldi),

Das ist meist Polystyrol, auch aus Erdöl.

dann kommen ja die ganzen
Plastik-Pfandflaschen hinzu,

Das ist Polyethylenterephthalat, auch aus Erdöl.

und eigentlich alle Produkte fürs
Bad sind in Plastikflaschen,

Polypropylen oder Polystyrol.

Das wird alles aus Öl hergestellt?

Bisher überwiegend.

und wäre ja eher eine wirtschaftliche Frage.

Eben. Aus diesem Grund ist die Rohstoffbasis bisher überwiegend Erdöl oder Papier (das so gesehen ein grünes Produkt ist).

Gandalf

Moin,

Früher hieß es, das wird aus Erdöl gemacht, das kann ich mir
mittlerweile aber nicht mehr so ganz vorstellen (wegen der
Erdölknappheit).

Das mit der Erdölknappheit ist auch so eine Sache. Unser Chemie-Lehrer hat uns letztens darüber aufgeklärt, dass die letzten 50 Jahre ständig behauptet wurde, dass es in 20 Jahren kein Erdöl mehr gibt. Dass es trotzdem noch Erdöl gibt, liegt schlicht und ergreifend daran, dass wir selbst heute mit den modernsten Verfahren nur dazu in der Lage sind, 50% des Erdöls aus der Erde zu holen! Erdöl steigt nämlich durch seinen hohen Eigendruck aus der Schicht, in der es entstanden ist (Erdöl besteht aus toten Organismen, die nicht zersetzt werden konnten), durch poröse Sandsteinschichten nach oben, bis es auf eine undurchlässige Gesteinsschicht, z.B. Ton, trifft. Der Sandstein „saugt“ sich wie ein Schwamm mit dem Erdöl voll, und wie Du sicher weisst, kann man einen Schwamm niemals bis zum letzten Tropfen auswringen. Allerdings findet man trotzdem immer wieder neue Methoden, Erdöl zu fördern. Also keine Sorge, Erdöl werden wir noch lange haben!

Gruß, Floh

Hallo,

das uns das Öl nicht ausgegangen ist liegt weniger an neuen Fördermethoden, als mehr daran, dass lange Zeit „kontinuierlich“ neue Lagerstellen gefunden und erschlossen wurden. Dadurch glichen sich für eine nicht unerhebliche Zeit der Abbau bekannter Lagerstellen mit der Entdeckung neuer aus. Dieser Zug fährt jedoch langsam ab, darum ist eine allzu optimistische Sicht etwas naiv.

Jedoch muss man auch keinen auf „überpessimistisch“ machen.

Zur Unsicherheit trägt bei, dass z.B. die Saudis ihre Lagerstellen bzw. deren Quantität unter Verschluss halten um die monopolistische Stellung zu sichern.

Grüße

Wie schon vielfach gesagt, aus Erdöl. Dafür gibt es seit Jahrzehnten Verfahren, die aus Erdöl Grundstoffe für die Kunststoffherstellung machen. Das geht alles im zigtausend Tonnen Bereich. Zum Preis musst Du Dir die hier bei uns übliche Verbrauchssteuer wegdenken (mehr als 2 Drittel). Der Kunststoff hat dann immer noch einen viel höheren Preis als das Rohöl.
Über 90 Prozent des Erdöls wird gleich verbrannt in Kraftwerken, Öfen und Motoren. Insofern ist die Verwendung zu wichtigen und hilfreichen und auch Ressourcen schonenden Kunststoffen (z.B. Textilfasern) eine viel sinnvollere Verwendung des knapper werdenden Erdöls.
Wenn Du ein verpacktes Produkt kaufst, täusche Dich nicht über die Kosten der Verpackung. Der Anteil kann erheblich sein, was die Herstellkosten betrifft. Der Inhalt kostet oft weniger als die Verpackung.
Udo Becker

Servus,

dass derzeit mit einigem Aufwand Pipelines und Injektionssysteme gebaut werden, um mit Hilfe von fossilem Wasser aus der Sahara, das in die ölführenden Bodenschichten ein paar hundert Kilometer nördlich gedrückt wird, Öl zu fördern, hat er aber hoffentlich auch gesagt, hoffe ich.

Das gleiche Wasser wäre mit Verstand verwendet wohl auch dafür nutzbar gewesen, den nördlichen Rand der Sahara dauerhaft ein wenig nach Süden zu verschieben.

Aber das bringt halt nicht so viel.

Bloß: Wenn es weg ist, ist es definitiv weg.

Schöne Grüße

MM

Hallo

Das gleiche Wasser wäre mit Verstand verwendet wohl auch dafür
nutzbar gewesen, den nördlichen Rand der Sahara dauerhaft ein
wenig nach Süden zu verschieben.

Wenn das Wasser weg ist, wars das auch mit dauerhaft.
Bei dieser Bewässerungsidee gibt es auch kritische Stimmen, das Thema ist nicht so einfach - geschweige denn, dass es eben jemand finanzieren muss - es sei denn wir trinken fleißig V***** um die Tiefbrunnen zu finanzieren …

Das soll nicht heißen, dass die Ölförderung die bessere Verwendung ist.

Grüße

Servus,

es gibt (freilich begrenzte) Möglichkeiten, in den nördlichen und südlichen Sahel-Rändern Bewässerung nur vorübergehend zum Anschub zu nutzen und damit eine Vegetation aufzubauen, die wenn einmal vorhanden und stabilisiert sich selbst ein Mikroklima schafft, das auf die lange Sicht externe Bewässerung überflüssig macht. Freilich nur unter Bedingungen, die vor Ort kaum zu schaffen sind.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

also ich bin kein Meterologe oder unter welche genaue Richtung das fällt, aber ich kann mir nur schwer vorstellen, dass das funktionieren kann, da egal wie die Vegetation in den einzelnen Gebieten aussieht, die Passatwinde als doch recht mächtiger Gegner dem entgegenstehen und für ordentlich Trockenheit sorgen.

Wäre aber interessant, das mal genauer zu beleuchten.

Grüße

Servus,

irgendwie kurz oder lange Dürre, und seis bloß die zehn Stunden tagsüber, überstehen viele entsprechend spezialisierten Pflanzen; Passatwinde haben im südlichen Sahel eine Bedeutung, im nördlichen nicht.

Wieauchimmer: Jede noch so spärliche Vegetation erhöht lokal die Luftfeuchtigkeit, bremst die Winderosion und zieht selbst ein wenig Wasser aus ziemlicher Tiefe, und bietet fein strukturierte Flächen für die Kondensation von Tau - alles in mehr oder weniger kleiner Dosierung. Wenn ich mich richtig erinnere, war es erst in den 1980er Jahren, dass der letzte Baum der Sahara, ein Baobab, der an der algerischen Transsahara-Piste N1 wuchs, von einem Lkw-Fahrer übern Haufen gefahren wurde.

Das Pflanzen von Neem und Baobab ist im südlichen Sahel ein Mittel, die Sahara aufzuhalten und zurückzudrängen; interessanterweise weitgehend unabhängig von entsprechenden internationalen Hilfsprogrammen, einfach so.

Schöne Grüße

MM

Hallo,

ich habe mir gerade noch einmal eine Klimakarte zu Gemüte geführt - liegt der Sahel nicht komplett unter Passat-Einfluss?

Das mit dem Zurückdrängen der Wüste ist klar, bzw. die Dessertifikation aufzuhalten, durch die gezielte Bepflanzung geeigneter Arten. Jedoch sorgt dies ja auch nicht dafür, dass das Land dadurch besser zu bestellen ist. Die Wüstenbildung ist doch ein Erosionsprozess, der nur indirekt mit dem Klima zu tun hat. Daran kann man arbeiten, mir ging es aber mehr darum, ob es wirklich möglich ist, ein Mikroklima zu schaffen, welches sich selbst ohne großartiges weiteres zutun gegen das Makroklima behaupten kann - an Oasen mit genügend Wasser ist das ja „keine Kunst“ :wink:

Grüße

[MOD] Off topic
Moin,

bitte führt diese Unterhaltung im Geo-Brett weiter, denn in Chemie seit ihr inzwischen off topic.

Danke

Kubi