Hexenverbrennungen, Verbrennen bei lebendigem Leib

… Zunge herausreissen u.a. gab es in Europa bis vor weniger als 400 Jahren. Nun war man wohl überall auf der Welt ziemlich brutal im Umgang mit anderen Menschen. Aber wo ausserhalb Europas gab es das oben Genannte sonst noch?

Danke
Laika

Moin auch,

meines Wissens war es in Indien lange Usus, das die Ehefrau eines Verstorbenen zusammen mit selbigem verbrannt wurde. Er war tot, sie…

Ralph

Sati (Witwenverbrennung)…
… ist in Indien schon lange verboten und wird nicht mehr praktiziert, Ralph

Grüße
EP

… Zunge herausreissen u.a. gab es in Europa bis vor weniger
als 400 Jahren.

Das ist nicht richtig. Die letzte „Hexe“ wurde in Europa 1792 hingerichtet. Rechne… :wink:

Nun war man wohl überall auf der Welt ziemlich
brutal im Umgang mit anderen Menschen. Aber wo ausserhalb
Europas gab es das oben Genannte sonst noch?

Worum geht es dir genau? Hexen-/Ketzerverbrennungen oder die Hinrichtung durch Verbrennen bei lebendigem Leibe? Es sind zwei paar Stiefelchen mit gänzlich anderen Hintergründen…

Grüße
EP

… ist in Indien schon lange verboten und wird nicht mehr
praktiziert, Ralph

Na ja, so lange noch nicht: 1829. Und es kommt trotzdem noch hin und wieder vor.

Gruß Andreas

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Moin auch,

ich zitiere aus dem UP:
Aber wo ausserhalb Europas gab es das oben Genannte sonst noch?

Indien passt schon.

Ralph

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Hi

Sati war aber dennoch nie so häufig wie von Kolonialisten dargestellt (die armen indischen Frauen! Komm Super-Britain, wir retten sie!).

Sati wird nämlich nur von einer kleinen (aber notorischen) Gruppe durchgeführt.

Dass das heute noch „manchmal“ vorkommt, ist übertrieben und stammt aus Schülbüchern aus den 60er Jahren. Sati ist heute ungefähr so häufig wie jeder andere Mord, also immer noch zu häufig.

Im übrigen wurden Frauen ursprünglich weder zwanghaft noch lebendig verbrannt.

a) es ging urspünglich um besonders tugendhafte Frauen, die den Tod dem grauenvoll ausgestoßenen Leben als Witwe (oder Kriegsgefangene) vorzogen, wenn es keinen Sohn gab der sie aufnehme würde
b) Der Zwang wurde erst später eingeführt, dies gilt sowohl für den sozialen Druck als auch für die Abführung zum Scheiterhaufen viel später. Der soziale Druck war vorher genauso stark wie in der Schlacht fürs Reich zu sterben.

Dass der deutsche Wikiartikel behauptet, es sei im 19. Jh. „besonders weitverbreitet“ gewesen ist lächerlich.
a) dies kommt hauptsächlich von den ersten Verbreitungsgebieten der Kolonialisten
b) Sati war v.a. in Fürstenfamilien verbreitet und mit der „normalen“ Bevölkerung gab man sich erst gar nicht ab. Es fällt unter die übliche „selektive Wahrnehmung“ und entwickelte sich zu einem Perpetuum Mobile unter Westlern die sich natürlich nur die abstoßensten Dinge über diese „vielgötternden Barbaren“ da in Indien erzählten.

lg
Kate

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Hi

In China gab es für gewisse Schandtaten die Strafe der Verbrennung. Diese wurde schon ab dem Mittelalte (Mitte des 3. Jh. - 589 n. Chr.) seltener v.a. im Norden weil einfach zuviel Holz für anderes gebraucht wurde, als dass man es dafür verschwendet hätte.

Es gab auch rituelle Selbstverbrennung in den durch Zentralasien beeinflussten gebieten.

In früheren Zeiten gab es ab und an ein (oft schamanistisch begründetes) Selbstopfer.

Der berühmteste Feuertod geht auf einen Herrscher der Frühgeschichte/Mythologie zurück.
Die Menschen litten unter dem Dürredämon und alles flehen half nicht, es kam kein Regen, die Menschen verhungerten.

Das Orakel sagte dann, ein Menschenopfer müsse erbracht werden. Doch da der König rechtmäßig und gut war, ließ er sich selbst in weißen Gewändern gekleidet fesseln und auf einen Berg bringen. Das Volk flehte er würde es lassen (Volk darf man sich nicht so riesig vorstellen) aber seine Entscheidung stand fest.

In dem Moment wo er Flammen fing verdunkelte sich der Himmel und der Regenbringer (ein Drache) wurde auf die Erde gesandt, der Regen lösche das Feuer und der König wurde wiederhergestellt. Er wurde einer der fünf großen Könige der Antike.

Mythisch wird damit das Tianming, das Himmelsmandat erklärt das, und das ist weltgeschichtlich durchaus wichtig, der König keineswegs mit seinen Untertanen machen kann wie er lustig ist - es gibt also keinen Absolutismus, der Herrscher ist dem Himmel Rechenschaft schuldig. Ein rechtmäßiger Herrscher wendet Katastrophen ab, ein unrechtmäßiger bringt sie.
Ferner wurde damit auch die Rolle als Opfervollführer des Kaisers legitimiert, denn nur der Kaiser darf Staatsopfer am Himmels- und Erdaltar vollführen. Kaiser gab es natürlich erst in späterer Zeit, auch wenn oben genanntes ein recht alter Mythos ist, keiner der Gründermythen ist wirklich so alt wie angegeben, wir haben da keine Quellen.

lg
Kate

Hallo,

wenn du allgemein besonders freundliche Mensch-zu-Mensch-Behandlungen meinst: So ziemlich weltweit!

z.B.:

  • Asien: Der Tod der tausend Schnitte
  • Amerika: Der berühmte „Marterpfahl“
  • Afrika hatte auch ein paar schöne Sachen (ich lese grad „Nada, die Lilie“ :wink: ), z.B. Blenden, Hand abbrennen…
  • Australien: Ich weiß den Namen des Buches nicht mehr, aber darin kam vor, dass einem Übeltäter ein Stein „implantiert“ wurde.

Gruß,
Markus

@alle
… alle Antworten bisher sagen, dass die massenhafte (!), ideologisch/religiös begründete Grausamkeit des Verbrennens bei lebendigem Leib wohl eher eine europäische Spezialität ist. Keiner hat geantwortet, dass es auch in anderen Teilen der Welt in der Neuzeit (!) hunderttausende von Opfern gegeben hat.

Laika

china
leute auf bambusfeld festbinden.
schnellwachsender bambus (1-5 cm/tag), wächst durch die leute hindurch und tötet sie (oder auch nicht).

tilli

Hallo Laika,

das Verbrennen bei lebendigen Leib dürfte bei einem gescheiten Scheiterhaufen (haha) nicht vorkommen, weil der Deliquent schon vorher durch die Rauchgase in Ohnmacht fällt.

Ein weiteres Beispiel wäre der angebliche Südsee-Kannibalismus. Wobei das Verbrennen dort eher dem Grillen entspricht, und nicht die Todesursache darstellt.

Es bleibt leider bei Hobbes’ Ausdruck „homo hominem lupus“ - es ist noch keine Gemeinheit dem menschlichen Gehirn unentdeckt geblieben.

Woher hast Du eigentlich die OPferzahl „hunderttausende“?

Gruß,
Andreas

Hallo Andreas,

Woher hast Du eigentlich die OPferzahl „hunderttausende“?

Die Meinungen scheinen da sehr auseinander zu gehen. Eine weitere Frage von mir hier wäre genau die gewesen, wieviel Opfer es bei Hexen- und wieviel bei Häretikerverbrennungen gegeben hat. Gerade habe ich zwei Bücher gelesen, die da sehr auseinander gehen:

  1. „Gottes Güte und die Übel der Welt“, Gerhard Streminger, er spricht von Millionen!
  2. „Toleranz und Gewalt - Das Christentum zwischen Bibel und Schwert“, Arnold Angenendt, er spricht von völig überzogenen Werten bei den Opferzahlen, bestenfalls einige Tausend.

Wer weiss den was Genaueres, kennt seriöse Quellen?
Streminger ist Atheist, Angenendt katholischer Theologe - das erklärt deren jeweilige Zahlen wohl zur Genüge.

Gruss
Laika

Hallo,

zur Glaubwürdigkeit der genannten Zahlen und Experten: Streminger ist zwar Atheist, aber kein Historiker und laut CV kein ausgewiesener Experte zum Thema Hexenverbrennung. Das von dir gennante Buch hat auch Hexenverbrennungen nicht als Hauptgegenstand. Was nennt er als Quelle für seine Zahl?
Angenendt hat als kathol. Theologe einen Hintergrund, den er nicht mal verheimlichen kann; er ist also vielleicht „voreingenommen“. Allerdings ist er nicht ohne Grund ein extrem renommierter Kirchenhistoriker. Ihm indirekt Unseriosität zu unterstellen wie hier:

Streminger ist Atheist, Angenendt katholischer Theologe - das
erklärt deren jeweilige Zahlen wohl zur Genüge.

ist frech. Das sage ich gerade als Atheistin. Qualifiziert mich das schon als Expertin??
Gruß
mitzisch