HILFE! Ambulante Pflege, Haushaltshilfe, medizinische Hilfe VOR und nach OP bei extrem eingeschränkter Bewegungsfähigkeit

Hallo, ich hoffe sehr, daß mir jemand helfen kann. Mein Vater (76, alleinstehend, ohne Hilfsmöglichkeiten in seinem Umfeld) ist durch diverse Erkrankungen sehr stark eingeschränkt (Hüfte, Knie, Muskelerkrankung ohne Diagnose, Polyneuropathie etc.). Ich habe ihm jetzt für die Hüfte einen Operationstermin organisiert, der ist allerdings erst in 6 Wochen.

Er lebt alleine, weit weg von uns, kommt selbst aber nicht mehr klar. Die alltäglichen Verrichtungen wie Waschen, Anziehen, Kochen sind selbst nur unter extrem starken Schmerzen und eingeschränkt möglich. Nicht möglich ist ihm das Anziehen der Kompressionsstrümpfe alleine und nur extrem schwer bis gar nicht das Aufsuchen der Lymphdrainage. Außerdem besteht eine starke Unfallgefahr. Er kann mit Pausen nur ca. 200m weit gehen und das auch nur unter Schmerzen und mit danach bestehender völliger Erschöpfung und starker Beschwerden.

Er leidet zusätzlich an einer Depression mit Antriebsschwäche u.Ä., weswegen u.A. dieser extreme Zustand überhaupt erst zustande kam.

Ich habe ihn jetzt zu uns geholt, aber da wir eine DG-Maisonettewohnung haben, ist der Zustand bei uns alles Andere als ideal, zumal ich es nicht schaffe, ihm in dem Maße zu helfen, wie er Hilfe benötigen würde, da ich noch 3 kleine Kinder zu versorgen habe.

Wo kann ich welche Hilfen in Anspruch nehmen?

Wichtig wäre in jedem Fall jetzt eine Betreuung / Hilfe in den Wochen vor der OP. Wegen der Treppen und der Vorbereitung auf die OP und seiner ganzen Ärzte und Arzttermine sollte / möchte er gerne zu Hause sein.

Ferner bräuchte es Hilfen nach der OP. Er kommt danach in eine AHB, die ggf. verlängert werden kann, sicher ist das aber nicht. Es ist lt Klinik nicht gesichert, dass er in dem Zustand entlassen wird, dass er sich selbst wieder versorgen kann, wegen der vielen zusätzlichen Erkrankungen ist überhaupt nicht sicher, ob er diesen Zustand wieder erreichen kann bzw. wie die Prognose ist.

Ich habe versucht, mich einzulesen, bin aber etwas überfordert.

Gibt es soetwas wie medizinisch-pflegerische Unterstützung, die der Hausarzt für die Zeit vor der Operation verordnen kann? Wäre für diesen Zeitraum auch Haushaltshilfe verordnungsfähig? (Ich weiß aus meinen Erfahrungen in den Schwangerschaften, dass die Krankenkasse damals keine Hilfe war, sondern das Ganze eher noch verkompliziert hatte).

Wenn ich es richtig verstanden habe, wäre es für die Zeit danach am sinnvollsten, zusammen mit dem Sozialdienst des KH bzw der Reha einen Antrag auf Eileinstufung in einen Pflegegrad zu stellen. Dann würde er Hilfe bekommen und dann nach ein paar Wochen würde der MDK prüfen, ob richtig eingestiuft wurde und evtl. korrigieren, richtig?

Was zusätzlich alles erschwert ist, dass er, weil keine weiteren Angehörigen in seiner Nähe sind und keine Freunde / Bekannte und weil in meinem Umkreis eine sehr gute Klinik für Hüftoperationen ist, wir die Operation hier anberaumt haben und er deswegen ggf. im Zeitraum davor / danach auch noch hier wäre, ich aber alleine die Betreuung / Versorgung nicht leisten kann. Kann man so eine Unterstützung auch für die Zeit davor / danach auf 2 Orte aufteilen? Hier bräcuhte er ja zb keine Hilfe beim Einkaufen und Essen zubereiten, wohl aber noch bei der Körperpflege und beim Anziehen Ausziehen etc.

Wir sind leider aus gesundheitlichen Gründen bei uns und den Kindern nicht im Stande, das komplett zu erbringen. Weiß jmd Rat?

Vielen Dank!

Hallo,
so, wie geschildert, erfüllt dein Vater die Voraussetzungen um in eine Pflegestufe eingestuft zu werden bzw. einem Pflegegrad zugeordnet. Das bedeutet für Euch, sofort einen Antrag bei der Pflegekasse zu stellen auf Anerkennung al Pflegefall - die Frage dabei ist, was sollte beantragt werden - wenn es keine Pflegeperson(en) gibt - kann er in seiner bisherigen Umgebung alleine verbleiben oder müsste er in ein Pflegeheim ?. So, wie geschildert scheint leider letzteres der Fall zu sein - daher muesste dann auch der Antrag auf die entsprechende Leistung (vollstationäre Pflege) abgefasst werden - mein dringender Rat, sofort Verbindung mit der Pflegekasse aufnehmen oder, wenn vorhanden mit einem Pflegestützpunkt (meist beim Landkreis oder der Stadt angesiedelt). es ist richtig, dass ein MDK-Gutachten erstellt wird, welches die entsprechende Pflegestufe/Pflegegrad beinhaltet - der MDK kommt aber grundsätzlich nicht, solange jemand stationär behandelt wird. Es ist daher in diesem Fall ein mehr oder weniger glücklicher Umstand dass der Vater eben in eine solche stationäre Behandlung muss - das könnte die Sache u.U. erheblich beschleunigen. Wenn das Krankenhaus bei der Entlassung feststellt, dass die Pflege des Vaters in seiner bisherigen Umgebung nicht mehr gesichert ist, dann wird die entsprechend schriftlich gegenüber der Pflegekasse bestätigt und daraufhin wird eine vorläufige Einstufung vorgenommen, auch wenn es noch kein MDK-Gutachten gibt. Das hat den Vorteil, dass der Vater dann direkt nach der Krankenhausentlassung oder der Reha. entweder direkt in ein Pflegeheim oder in die Kurzzeitpflege verlegt werden kann. Das MDK-Gutachten wird dann nachgeholt.
wenn der Vater aber in seiner Wohnung verbleiben soll, dann muss die Pflege ambulant sichergestellt werden - auch hier gibt es diverse Möglichkeiten - er beantragt nur Pflegegeld und verwendet dieses Geld dafür seine Pflege sicherzustellen, z.B. dass er eine Pflegerin oder einen Pfleger engagiert, der oder die auch ggf. bei ihm wohnt. er kann auch die Pflege kombinieren, in dem er einen Teil der Pflege selbst organisiert und über den Rest einen Pflegevertrag mit einem Pflegehilfsdienst abschließt oder er beantragt die komplette Pflege über einen Pflegehilfsdienst - das alles nennt sich Geldleistungen (Pflegegeld) - Kombinationspflege (Geld und Sachleistung) und Sachleistung (ohne Pflegegeld). Es gäbe dazu noch viel mehr zu schreiben, z.B. Versorgung mit Pflegehilfsmittel, Verhinderungspflege usw., usw.), würde ab an dieser Stelle den Rahmen doch sprengen - deshalb nochmal mein dringender Rat - entweder zur Pflegekasse (würde ich bevorzugen wegen der Antragstellung) oder zum Pflegestützpunkt (unabhängige Beratung).
Ach ja - das An- und Ausziehen der Kompressionsstrümpfe ist eine Leistung der Krankenkasse und kann vom Arzt verordnet werden - macht dann der Pflegedienst.
Gruss
Czauderna

Komme gerade noch nicht zum ausführlichen Antworten, wollte aber schon mal von Herzen ein Danke für die sehr ausführliche Antwort dalassen

Hallo czauderna,

vielen Dank für Deine ausführliche Antwort.

Ich versuche es mal Punkt für Punkt durchzugehen.

Es gibt in seinem Umfeld niemanden, nur mich, 400 km weit weg und verhindert. Es bliebe also nur ein mobiler Pflegedienst.

Wenn ich es richtig verstanden habe, wäre es sinnvoll, jetzt den Antrag auf Pflegegrad bei der Pflegekasse zu stellen, damit das dann schon eingegangen ist und dann im KH diesen Eilantrag, damit man nicht erst die Einstufung des MDK abwarten muß? Und für die ZWischenzeit (jetzt vor der OP) bitte ich den Arzt um Verschreibung von medizinischen Leistungen im Rahmen der häsulichen Krankenpflege (zB Strümpfe anziehen usw).
Hilfe bei Körperpflege, Einkaufen, Nahrungszubereitung usw. kann der Arzt aber nicht aufschreiben, oder? Lt. Kasse gehen da nur medizinische Leistungen.

Ich kann gar nicht einschätzen, wie die Situation wird, wenn die Hüfte ausgeheilt ist, ob es dann doch so gut ist, dass er keine Pflegestufe mehr bekäme oder zwar besser, aber weiterhin schwierig. Nach meiner Einschätzung wird er auch moit komplett verheilter Hüfte zu einigen Dingen (Kompressionsstrümpfe anziehen, ggf. Körperpflege etc) nicht in der Lage sein. Zu einigen anderen Dingen aufgrund der psychischen Verfassung, aber das ist wahrscheinlich nicht relevant, solange es keine diagnostizierte psychische Erkrankung ist, oder?

Nach dem, was ich gelesen habe wäre es jetzt m.E. Pflegegrad 2, bei diesen „Pflegegrad berechnen“ Seiten kam sogar 3 heraus.

Was mir jetzt erst bewußt wurde ist, dass er sich gar nicht waschen kann bei sich NACH der OP. Er hat eine Badewanne, in die kommt er jetzt schon quasi nicht ein und nur mit hohem Unfallrisiko, aber wenn er nach der OP die Hüfte nicht mehr über 90 Grad biegen darf gar nicht mehr.
Ich habe zwar gelesen, dass man von der Pflegekasse und ggf. anderen Stellen einen Zuschuß zum Umbau des Badezimmers bekommen kann, aber das geht 1. erst, wenn man einen Pflegegrad hat und das schaffen wir 2. zeitlich ohnehin vorher nicht.

So, wie die Situation ist, kann man die OP aber keinesfalls verschieben.

Dafür habe ich auch noch keine Lösung. Ich werde mal den Sozialdienst des Krankenhauses fragen, ob der etwas weiß, bin aber für alle Tipps dankbar.

Hallo,

vielleicht ist hier etwas dabei:

Am besten ab Krankenhausaufnahme engen Kontakt mit dem Sozialdienst des Krankenhauses halten. Bis dahin ggf. die Pflegeberatungsstelle, die es in vielen Städten gibt, kontaktieren.

Gruß
RHW