Hallo,
ich erlebe es gerade hautnah, wie ein wunderschön über Jahrzehnte bewachsenes Grundstück in einer schon ewig bestehenden Wohnlage ohne jegliches Gespür für Erhaltenswertes und Erhaltensfähiges durch ach so kreativen, modernen Einheitsbrei übergossen wird. Der Molchtümpel für eine irre lange Garagenzufahrt zugekippt, Hecken und Sträucher komplett gerodet, und nur durch Einschaltung der Naturschutzbehörde ließen sich wenigstens die geschützen Orchideen und zwei wunderschöne Eichen retten. Der einzige Grenzbaum ist schon ein Fall für das Gericht, weil man auf über 1000m² seine Garage natürlich nur so bauen kann, dass dieser einzige, zig Jahre alte Baum dabei stört. Dafür steht jetzt der erste Minibaum aus dem Gartencenter mitten zwischen riesigen Aushubhalden als Beweis dafür, wie sehr naturverbunden die künftigen Nachbarn so sind.
Es geht auch anders, und das Ergebnis kann sich sehen lassen, wenn ich mir unsere eigene Gestaltung eines gewaltigen Um- und Anbauprojektes ansehe. Auch hier waren Bagger im Einsatz, gaben sich Handwerker die Klinke in die Hand, und hatten jede Menge Fahrzeuge, Container und Schutt.
Aber die Moche und Frösche ließen sich in den schon mal provisorisch neu angelegten Teich umsiedeln, bevor das gammelige alte Betonbecken dem Anbau weichen musste. Ja, der ein oder andere Baum oder Strauch war mal im Weg, und musste umgesetzt werden. Nicht jeder hat das überlebt, und einige sich auch Baufahrzeugen zum Opfer gefallen. Aber unter dem Strich haben wir sicherlich 70% erhalten können. Darunter insbesondere Hecken in ruhigeren Randbereichen, in die sich Vögel, Igel und Co. auch während der Bauzeit zurückziehen konnten. Natürlich musste Rasen neu eingesäht werden, wurden neue Wege angelegt, wofür Beete weichen und neu angelegt werden mussten. Aber bei aller Begeisterung für die ein oder andere neue Pflanze: Der Großteil ist alter Bestand, und das sind robuste und schon recht groß und schön gewachsene Pflanzen, die zu einer schon seit zig Jahren bebauten dörflichen Straße mit Windmühle, Urwald und Bach gehören.
Natürlich war das alles ein wenig mehr Aufwand, hat vielleicht ein paar Euro mehr gekostet, und war im Einzelfall mal etwas unpraktischer. Aber ich würde ums Verrecken nicht mit einem dieser uniformen Neubaugebietsgärten tauschen wollen, die erst in 20 Jahren wieder wenigstens etwas „organisch“ aussehen. Denk mal drüber nach, ob ihr wirklich alles „abräumen“ müsst, und wo ihr auch während des Baus Rückzugsgebiete erhalten oder neu schaffen könnt.
Gruß vom Wiz, mit diversen Igeln, Fröschen, Molchen, Eichhörnchen und allem was die heimische Vogelwelt so zu bieten hat