Hilfe! Lampenfieber!

Hallo zusammen,

neulich … es war mein allererstes Mal … ich war aufgeregt, ich konnte Nächte lang nicht schlafen, ich hatte Magenkrämpfe, Durchfall … dann war es soweit.

Ich stand das erste Mal vor einer Riesenmenge fremder Menschen und musste eine Rede halten. Die Rede konnte ich auswendig. Das war kein Problem!

Was ich nicht auswendig lernen konnte, waren die Antworten auf gestellte Fragen aus diesem Publikum. Aber das war das kleinere Problem, da ich diese doch relativ gut beantworten konnte. Zumindest bzgl. des Inhalts.

Was aber während der ganzen Rede ein tierisches Problem darstellte, war meine Stimme. Die zitterte die ganze Zeit und ich sprach so hoch, wie selbst Adam Lopez Costa nicht singen kann. Ich bin mir sicher, dass ich mich total schei.e angehört haben muss. Hinzu kam, dass ich noch schneller, als sonst, sprach und ich mich mit meinen Worten selbst überholt habe, mich regelmäßig verhaspelt habe und unter Wortfindungsstörungen litt ich auch noch. Super … ganz toll! Nein, ich habe vorher nichts gesoffen, um mir Mut anzutrinken. Vielleicht hätte ich aber genau das - in Maßen - tun sollen!? :wink:

Dann hatte ich auch noch vor jedem Satz das Gefühl, als wenn ich keine Luft bekommen würde.

Nicht nur meine Stimme zitterte, sondern mein ganzer Körper, aber auch „nur“ innerlich! Dafür waren meine Extremitäten wie gelähmt.

Schock!

Was um alles in der Welt kann ich bloß gegen solche Zustände tun, damit ich zukünftig nicht mehr unter diesen Problemen leiden muss?

Bitte um eure Hilfe.

Vorab vielen Dank.

Gruß

DU

Beim ersten Mal …
… da tut’s noch weh …
… doch mit der Zeit, so peu a peu - gewöhnt man sich daran …

Hi, so heißt es jedenfalls im Lied, von H. Knef meine ich.

Alles, was du erlebt hast, ist völlig normal, geht jedem mehr oder weniger so. Und normalerweise gibt sich das mit der Zeit weitgehend.

Denk lieber an deine erste Fahrstunde oder den ersten Flug …, und wie locker du jetzt ins Auto etc. steigst.

Ein bisschen Aufgeregtheit ist m.E. auch gut und steigert die Aufmerksamkeit. Wenn das nicht mehr ist, wirkt der Redner gelangweilt, was auch nicht gut ankommt.

Hilfreich sind natürlich immer Rückmeldungen, aber vielleicht ein paar Tage nach dem nächsten Vortrag, wenn du wieder runtergekommen bist.

Gruß und gutes Gelingen, Zoelomat

Hallo,

einige Tipps in aller Kürze, die m. E. hilfreich sein können:

  • Sprech- und Atemübungen, singen (kurz vorher)
  • Humor: ein kleines Witzchen am Anfang schafft eine angenehme Atmosphäre
  • nicht krampfhaft versuchen, die Aufgeregtheit zu verbergen, das erhöht nur die Spannung
  • Erfahrungen sammeln, dosiert im kleinen Kreis: man lernt, dass die befürchtete Katastrophe nie wirklich eintritt
  • rationale Überlegung: worin bestünde der Super-GAU? auch der wäre zu verkraften

Hallo,

musst Du das jetzt öfters machen? Wenn ja, kannst Du Dich gleich beruhigen, es wird besser.
Ich spreche regelmäßig vor großen Gruppen, am Anfang war es schlimm und dann kommt der Punkt, wo es zur völligen Routine wird. Alleine deswegen weil Dir irgendwann all die Dinge, vor denen man Angst hat, mal passieren werden: Du wirst irgendwann komplett den Faden verlieren, das Publikum wird Dich mindestens einmal völlig hassen, Du wirst mindestens einmal einen super lustigen Witz machen, den niemand kapieren wird. Und es wird bei all diesen Dingen nichts schlimmeres passieren. Es wird peinlich sein, aber die Erde wird sich nicht auftun und Dich verschlingen.

Viel Erfolg!

Hallo,
üben hilft, am Anfang im kleinen Kreis vor Bekannten, damit Du dich an die Situation gewöhnst.
Ein Rhethorikkurs oder Coaching wäre sicher auch nicht schlecht, dort können konkrete Probleme und Verbesserungsvorschläge individuell besprochen werden.
Und wenn gar nichts hilft, gibt es auch therapeutische Ansätze, die helfen, aber das sollte erst später in Angriff genommen werden, wenn die vorherigen Ideen nicht ausreichend weitergeholfen haben.

Viel Erfolg
wellenreiter

Moin,
Schwierigkeiten vor größeren Gruppen aufzutreten haben viele Leute. Bei manchen legt sich das Lampenfieber - so wie beschrieben - mit der Zeit, bei manchen auch nicht.

Entwicklungsbiologisch kann man sich vorstellen, dass es für den Frühmenschen absolut tödlich war aus seiner Gruppe ausgeschlossen zu werden. Wer sich prominent aufstellt wird von den anderen Gruppenmitgliedern bewertet und diese Bewertung kann schlecht ausfallen, was wiederum einen Gruppenausschluss nach sich ziehen kann. Daher haben wir alle bessere Antennen für negative Bewertungen als für positive.
Mögliche negative Bewertungen bedeuten Stress. Stress wiederum hat immer die gleichen körperlichen Reaktionen. Genau die, die du beschreibst:

… ich war aufgeregt,

hoher Adrenalin- und Cortisollevel und anderer Hormone

ich konnte Nächte lang nicht schlafen, ich hatte Magenkrämpfe,
Durchfall …

Starke Aktivität des Sympatikus- und des Parasymatikussystems

Diese köperlichen Reaktionen bereiten den Körper eigentlich auf Flucht oder Verteidigung vor. Der Neokortex wird ‚ausgeschaltet‘ und wir fahren auf ‚Autopilot‘. Daher auch…

… dass ich noch schneller, als sonst,
sprach und ich mich mit meinen Worten selbst überholt habe,
mich regelmäßig verhaspelt habe und unter
Wortfindungsstörungen litt ich auch noch.

Erstmal kann man sagen: dein Verhalten ist ‚gesund‘ - nur halt leider in der modernen Zeit oft nicht mehr nützlich.

Du hast das Problem erkannt, der erste Schritt zur Verbesserung. Da du solch starke Reaktionen gezeigt hast, wirst du es nur mit Übung wahrscheinlich nicht schaffen. Denn jeder Vortrag ist für dich ein Horrorereignis, das kann (muss nicht) sich mit der Zeit immer weiter verstärken.

Als erstes ist es gut, wenn du dich mit dem Phänomen beschäftigst. Finde soviel wie möglich dazu heraus. Unsere Reaktion auf unterschiedliche Lebenssituationen ist interessant und, dass wir sie haben, hat einen Grund (gehabt).

Dann kannst du dir klar machen, dass du dich in solchen Situationen als totales ‚Objekt‘ empfindest. Völlig dem Publikum ausgeliefert. Ein Objekt erleidet, hat keine Einflussmöglichkeiten. Du fühlst dich letztlich wie das Karnickel und das Publikum ist die Schlange.
Frag dich ob du das Publikum magst? Die sind da um DICH zu hören. Wenn du leidest, merkt das Publikum das. Sie werden versuchen ‚abzutauchen‘, sich ‚unsichtbar‘ zu machen. Denn sie wollen dir ja nichts böses. Merken aber, dass du Angst vor ihnen hast. Es kann sein, dass sie unruhig werden, tuscheln… sie ziehen ihre Aufmerksamkeit von dir ab - denn dass strahlst du aus, das ist es was du willst.

Wenn du deine Einstellung zum Publikum änderst hast du schon viel gewonnen. Fange deinen Vortrag ruhig mit der Bemerkung an, dass du nervös bist. Du kannst sagen, dass Leute jederzeit Fragen stellen können oder, wenn dir das lieber ist, bitte sie bis zum Ende deines Vortrags zu warten.
Wenn eine Koryphäe im Saal ist, von der du weißt, dass der sich in dem Gebiet besser auskennt als du - sag das ruhig: ‚Ich hab heute das große Glück, dass Herr X anwesend ist, der zu dem Thema wahrscheinlich viel mehr zu sagen hätte als ich. Ich hoffe Herr X wir mich sofort unterbrechen, falls ich etwas falsches sage.‘

Mach dir klar, dass man nie alles zu einem Thema wissen kann. Auf Fragen die man nicht beantworten kann ist es besser zu sagen: ‚Das ist eine interessante Frage… und ich habe keine Ahnung wie die Antwort sein könnte, kann mir vielleicht jemand aus dem Saal helfen?‘
Oder du versprichst dich um eine Antwort zu kümmern und sie dem Fragesteller zukommen zu lassen…
als Blödsinn zu stammeln und so zu tun als wüsste man wovon man redet.

Mach dir klar, dass es nicht ‚hier das Publikum und da ich‘ heißt. sondern dass du und das Publikum gemeinsam eine Zeit zusammen habt und das toll ist. DIR hören Leute zu! DU kannst deine Sicht darlegen! Welche Gelegenheit!

Allein die Beschäftigung wird wahrscheinlich nicht genug sein. So wie schon vorgeschlagen, Übung gehört auch dazu.
Einen ganz wichtigen Punkt hast du schon mal sehr gut gemacht: Du hattest dich gut zum Thema vorbereitet. Das ist die halbe Miete.
Dann brauchst du …

… zukünftig nicht mehr unter diesen Problemen [zu]
leiden…?

:wink:

Erfolg…lux

Hallo unbeugsamer,

Ich stand das erste Mal vor einer Riesenmenge fremder Menschen
und musste eine Rede halten. Die Rede konnte ich auswendig.
Das war kein Problem!

Was ich nicht auswendig lernen konnte, waren die Antworten auf
gestellte Fragen aus diesem Publikum. Aber das war das
kleinere Problem, da ich diese doch relativ gut beantworten
konnte. Zumindest bzgl. des Inhalts.

so wie sich deine Schilderung für mich anhört,hast du die Herausforderung sehr gut gemeistert.
Was du beschreibst empfinde ich nicht als Problem, sondern als ganz normale Nervosität in so einer Situation.

Was aber während der ganzen Rede ein tierisches Problem
darstellte, war meine Stimme. Die zitterte die ganze Zeit und
ich sprach so hoch, wie selbst Adam Lopez Costa nicht singen
kann. Ich bin mir sicher, dass ich mich total schei.e angehört
haben muss.

da wäre ich mir gar nicht sicher.Man nimmt die eigene Stimme in der Aufregung ganz anders wahr als das Publikum,welches sich nämlich auf den Inhalt konzentriert.Wenn du einen Zuhörer hättest,mit dem du dich anschließend austauschen könntest(was sehr hilfreich ist),würdest du wahrscheinlich erfahren,dass das gar nicht aufgefallen ist.

und unter
Wortfindungsstörungen litt ich auch noch. Super … ganz toll!
Nein, ich habe vorher nichts gesoffen, um mir Mut anzutrinken.
Vielleicht hätte ich aber genau das - in Maßen - tun sollen!?
:wink:

Bloß nicht!Sowas kann Wortfindungsstörungen noch verschärfen :smile:

Gruß
Heidi