Hallo Rebecca,
chronische Rückenschmerzen sind im Algemeinen eine der am schlechtesten zu behandelnden Schmerzen, die man so haben kann.
Im großen und ganzen scheint dein Vater die meißten Möglichkeiten leider bereits ausgeschöpft zu haben. Aber ihr seid definitiv auf dem richtigen Weg.
Falls die Ursachen der Schmerzen tatsächlich eine Entzündung der Nerven des Rückenmarks ist, kann man auf diesem Gebiet leider nur langfristig an der Ursache arbeiten. Chirurgische Lösungsansätze gibt es hier normalerweise nicht.
Dementsprechend bleibt nur die Entzündung zu bekämpfen (wozu das Cortison beiträgt). Ich gehe davon aus, dass die Spritzen von der Hausärztin ebenfalls dieses Ziel haben. Mehr als die Entzündungsbekämpfung und Schmerzlinderung ist also kaum drin. Unter Umständen kann es lange dauern, bis eine solche Entzündung abgeklungen ist. Vor allem, wenn der entzündete Bereich ständig durch Beanspruchung weiter gereizt wird.
Sicherlich waren unter den Ärzten, die dein Vater bisher aufgesucht hat ein Orthopäde und ein Neurolchirurg. Wie in allen Berufsständen gibt es auch hier bessere und weniger gute. Falls noch nicht geschehen wäre also eine Möglichkeit hier alternative Meinungen (und damit vor allem auch alternative Behandlungsansätze) einzuholen.
Das selbe gilt auch für die Hausärztin.
Der Aufenthalt in einer Schmerzambulanz war hier definitiv sinnvoll. Schade, dass das nicht zu dem erwünschten Erfolg geführt hat.
Durch Krankengymnastik kann es ebenfalls zu Linederung solcher Beschwerden kommen.
Falls man die Ursache der Schmerzen nicht bekämpfen kann, bleibt einem schließlich nichts anderes als zu versuchen die Symptome einigermaßen in den Griff zu bekommen. Wenn dies mit schulmedizinischen Mitteln nur unzureichend funktioniert, könntet ihr in Betracht ziehen den alternativmedizinischen Ansatz, den die Hausärztin mit der Akupunktur ja bereits einfließen lässt, auszuweiten. In diesem Bereich kenne ich mich leider kaum aus, aber ich habe mal gehört, dass durch psychosomatische Ansätze wie autogenes Training und durch Hypnose schon des öfteren gute Ergebnisse bei chronischen Schmerzen erzielt wurden.
Wenn man an einem Punkt ist, in dem man nicht mehr weiter weiß, sollte man solche Möglichkeiten als ergänzende (!) Behandlung sicherlich einmal erwägen.
Es tut mir leid, dass ich dir hier keine konkretere Hilfe anbieten kann. Auf dem rein medizinischen Sektor kenne ich mich in der präklinischen Medizin besser aus. Über diesen Bereich ist dein Vater allerdings schon lange hinweg.
Was die seelische Belastung angeht kann ich dir noch raten, dass dein Vater (falls nicht bereits in Arbeit) dringend professionelle Unterstützung braucht. Ich habe schon viele Menschen gesehen, die die psychische Belastung von chronischen Schmerzen zu lange unterschätzt haben. So etwas wünscht man keinem.
Ich weiß, dass es -je nachdem was für ein Typ dein Vater ist- schwierig sein kann ihn dazu zu bringen Hilfe aus diesem Bereich (z.B. einen Psychologen) anzunehmen. Da kann man unter Umständen nicht mit dem Brecheisen rangehen, sondern muss ihn langsam darauf hinführen.
Hier bist du mit deiner gesamten Familie gefragt.
Aus persönlicher Erfahrung kann ich dir raten, dich einmal mit deiner Familie und vielleicht auch engen Freunden deine sVaters zusammenzusetzen - ohne deinen Vater- und gemeinsam zu besprechen, wie ihr deinen vater dahingehend unterstützen könnt. Bei so etwas müssen alle an einem Strang ziehen.
Das kostet euch alle Unmengen von Kraft und Nerven.
Aber es wird sich lohnen!
Zum Schluus noch zu der experimentellen Dosierung der Medikamente:
Je nachdem, was für Schmerzmedikamente dein Vater bekommt, kann es tatsächlich gefählich sein, diese überzudosieren. Es kann zu Leberschädigungen, Reaktionsverzögerungen (nicht zu unterschätzen im Straßenverkehr! Das ist als würde man betrunken fahren: genauso gefährlich und vor allem genauso verantwortungslos!) und im Zweifelsfall sogar zu akut lebensgefährlichen Situationen führen.
Hier wäre interessant zu wissen, welche Medikamente das genau sind und in welcher Dosierung (und Überdosierung). Dann kann ich dir auch genauer sagen, wie gefährlich das ist.
Wenn die Dosierung nicht ausreicht, muss dein Vater das mit der Hausärztin absprechen. Diese hat dann mehrere Möglichkeiten:
-Entweder erhöht sie ganz offiziell die Dosierung,
-sie ergänzt die Schmerzmedikamente um ein Bedafsmedikament, dass zusätzlich genommen werden kann, falls es ganz schlimm wird,
-oder sie stellt deinen Vater komplett auf ein anderes, stärkeres Medikament um.
Bei solchen Sachen muss man ganz offen und ehrlich mit der Hausärztin sprechen. Falsche Scham ist hier absolut fehl am Platz.
Keine Angst. Aus der eigenmächtigen Dosierungsänderung wird euch von der Ärztin auf keinen Fall ein Strick gedreht.
Falls die Ärztin auf dieses Anliegen nicht angemessen reagiert, solltet ihr evtl. tatsächlich über einen Hausarztewechsel nachdenken.
Ich wünsche deinem Vater, Dir und deiner ganzen Familie ganz viel Stärke und Durchhaltevermögen!
Diese Sache stellt euch auf die Probe und ihr müsst euch gegenseitig von ganzer Kraft unterstützen um das durchzustehen. Aber trotzdem müsst ihr zulassen, euch so viel wie Möglich von Profis aus allen Bereichen helfen zu lassen.
lG
Sebastian