Hilfeersuchen aus Seniorenheim

Zunächst einmal danke an alle, die mir geantwortet haben.
Ich habe mich mittlerweile per Internet mit der Polizei und mit der Pflegeaufsicht in Verbindung gesetzt und beide um Ratschläge gebeten.
Die Antwort der Polizei zusammengefasst:
Ich müsse mich bei der Bewertung der Glaubwürdigkeit auf meine eigene Lebenserfahrung verlassen.

Die Antwort der Pflegeaufsicht steht noch aus (hab ihr heute erst geschrieben).
Einige direkte Antworten auf die Euren:

@ Amokoma

Was hätte ich beim Hineingehen mehr zu erwarten als ein Dementi?
Die Polizei soll keine „Defizite bei der Kontaktaufnahme mit Anderen ausgleichen“ (übrigens eine rotzfreche Bezichtigung), sondern ggfs. bewerten, ob ein Straftatbestand vorhanden ist.
Das kann sie vermutlich besser als ich.
Dennoch danke für Deinen Vorschlag.

@ astreiner

In diesem Heim wohnen m. W. durchaus auch Leute, die nicht mehr vollkommen entscheidungsfähig sind.
Das sie verwirrt ist, ist eine Vermutung. Dass sie es nicht ist, wäre auch eine.
Was an der Möglichkeit, dass sie senil ist, frech sein soll, entzieht sich meiner Kenntnis.
Habe ich damit ein moralisches Urteil gefällt?
Und ist das eine Option, die man bei der Einwohnerin eines Seniorenheims einfach ausschließen sollte?

@ Steve:

Danke für den Vorschlag. Aber ich halte bei einer so unsicheren Situation ein (auch in meinem Sinne) vorsichtiges, bedächtiges Vorgehen für ratsamer.
Ich will helfen aber nicht womöglich unbegründet Alarm schlagen.

@ Carsten
Danke auch Dir.

@ synapse
Danke für das Lob. Aber den Hilferuf einer hilflosen, alten Frau zu ignorieren… Wie hoffentlich die meisten Menschen kann ich das nicht. (Bin übrigens ein Mann.)

@ FBH

Vermutlich war meine Mail an die Polizei auch nicht viel schlechter als ein Anruf.
Den Anschein, dass sie verwirt ist, hatte ich übrigens nicht - das Gespräch war schlicht zu kurz für die umfassende Bewertung durch einen Laien.
Vermutlich hätte mir die Heimleitung auch nicht ohne Weiteres erlaubt, einfach mal so mit ihr ein längeres Vier-Augen-Gespräch im (sehr kleinen) Gebäude zu führen.
Und offengestanden kam mir der Gedanke an ein längeres Interview auch gar nicht.

@ hawetie:

Danke, doch den Namen der Dame kenne ich natürlich nicht (nebenbei bemerkt fände ich es generell gut, würden Heiminsassen Namensschildchen tragen).
Deinen Rat mit der Heimaufsicht habe ich - wie gesagt - befolgt.

@ Czauderna

Danke für den vernünftigen Vorschlag.
Was mir bez-. der Heimleitung durch den Kopf geht:
Nehmen wir an, die Dame wird tatsächlich gegen ihren Willen festgehalten - könnte ihr ein solches Nachfragen dann nicht womöglich indirekt Schaden durch Repressalien zufügen ohne außer einem Dementi etwas zu bringen („Na warte, der alten Petze zahlen wir’s heim…!“)?

@ astreiner
Danke, doch es ist ein sehr kleines und übersichtliches Haus (das früher mal eine Gemeinschaftspraxis war).
Ohne guten Grund darf man da vermutlich nicht einfach so rein.

@ Wiz

Danke. Und ich wünschte, ich könnte so etwas einfach so ignorieren und zur Tagesordnung übergehen.
Kann ich nur nicht.

Ein großes Sorry an alle, die ich hier aufgrund der unübersichtlichen Struktur überlesen habe und vielen Dank.

Hallo,
Ich halte die zusammengefasste Aussage der Polizei für genau passend.
Es macht die Lebenserfahrung aus.
Ich habe nicht umsonst geschrieben, dass ich aus eigener Erfahrung schreibe und auch beruflich hatte ich seit Einführung der Pflegversicherung
direkten Kontakt mit Angehoerigen von Pflegebedürftigen.
Man beurteilt dann Situationen wie die geschilderte doch differenzierter, d.h. Man sieht nicht sofort, dass Persoenlichkeitsrechte verletzt werden und ungesetzliche Handlungen verübt wurden, sondern man geht als Realist davon aus, dass es sich um eine kranke und pflegebedürftige Person handelt, die Aufmerksamkeit und Reaktion verdient, aber nicht den Einsatz der Polizei. Wohlgemerkt, das bezieht sich jetzt nur auf den geschilderten Fall. Wegschauen geht garnicht aber man muss es auch nicht dramatisieren.
Gruß
Czauderna

Den Begriff „Heimaufsicht“ schon mal gehört?

Das ist die Behörde, die das macht, was du forderst - aber: wo kein Kläger…

In NRW findet man die auch unter dem Namen „WTG-Behörde“

Du verlangst aber viel…

warum immer gleich die Polizei? es gibt andere Behörden, die primär zuständig sind. Und die Polizei würde, wenn nicht eine Straftat vorliegt, im Zweifel diese Behörde benachrichtigen. das bedeutet natürlich einen Zeitverlust.

nanana - das sind keine Insassen irgendeiner Anstalt - es handelt sich um Bewohner einer Einrichtung…

du hättest doch einen Grund gehabt.

ist das wirklich ein „Heim“ oder eher eine Wohngemeinschaft (von einem Pflegedienst verantwortet)?

Danke dafür, dass Du Dich mit allen Antworten so intensiv beschäftigt hast.
Meine Erwartungen an „Normalverhalten“ sind natürlich auch von meinen unterschiedlichen Berufserfahrungen, einem gewissen Temperament und wenig Angst vor unbekannten Situationen geprägt.
Das vergesse ich oft und übertrage dann meine Erwartungen an mich selber auch auf Andere. Tut mir leid, wenn Du Dich von mir angepasst gefühlt hast.
LG
Amokoma1

Ja - auch bei solchen, die perfekt dissimulieren, ist dann an den Antworten zu erkennen, in welchem Zustand sie sich befinden. Ganz unabhängig davon, worin genau ihre Einschränkung besteht (im gegebenen Fall gibt es verschiedene Möglichkeiten, Demenz ist nur eine davon).

Schöne Grüße

MM

Danke und macht nichts.

Zugegebenermaßen liegt mir dieses Direkt-auf-Leute-zugehen tatsächlich nicht.
Aber ich bezweifle auch, dass ein längeres Gespräch mit der Dame oder dem Personal mir wirklich zu einer ausreichend abgesichterten Entscheidung verholfen hätte.
Um zu entscheiden, ob ein Mensch in Not ist oder nicht, will ich soviel Gewissheit wie möglich.

Hier nun der Stand der Dinge:

Die Mail an die Pflegeaufsicht wurde mit einer Bitte um Rückruf beantwortet, der ich nachkam.
Die sehr freundliche Dame am Telefon konnte mir meine Sorgen insoweit nehmen, dass sie sich nun darum kümmern und sich irgendetwas ausdenken wolle (vermutlich einen Vorwand für einen Kontrollbesuch).
Laut ihrer Aussage bräuchte ich da nun nichts weiter zu tun.
Ich habe nicht darum gebeten, auf dem Laufenden gehalten zu werden.
Vielleicht habe ich es ganz instinktiv bleiben gelassen, um diese Last von den Schultern zu haben, ich weiß es nicht.
Es handelt sich übrigens tatsächlich um eine betreute Wohngemeinschaft.

So, das war’s wohl von mir.
Nochmal herzlichen Dank an Dich und alle Anderen und kommt gut in den Herbst.