Hallo Allerseits.
In meiner Straße gibt es seit Jahren ein kleines Seniorenheim.
Als ich heute dort vorbeikam, stand hinter dem Eingangstor eine betagte Dame, die mich um Hilfe anrief.
Ich ging zu ihr hin und sie erklärte mir mit ernstem Gesicht, dass sie und praktisch alle anderen Insassen gegen ihren Willen dort festgehalten würden, sie gern nachhause wollte und dass ich bitte die Polizei rufen möchte.
Nun ist mir natürlich klar, dass diese Dame wohl schon senil ist und vermutlich auch verwirrt war/ist. Doch mehr um sie abzuwimmeln sagte ich ihr zu, dass ich sehen würde, was ich machen könne.
Und seitdem denke ich darüber nach, was nun das Richtige wäre.
Natürlich mag ich der Heimleitung nicht wegen eines solchen (wahrscheinlich unzutreffenden) Vorwurfs die Polizei auf den Hals hetzen.
Aber andererseits: Hilferuf ist Hilferuf.
Und immerhin habe ich ihr ja zugesagt, mich darum zu kümmern.
Leider kenne ich niemanden von dort.
Hat irgendwer einen Ratschlag, was ich nun (nicht) tun sollte oder an wen ich mich diesbezüglich wenden könnte?
Grüße.
Hallo,
sie hat dich doch deutlich gebeten, die Polizei zu rufen. Genau das würde ich tun.
Ich hörte vor ein paar Monaten auch Hilfeschreie in der Nachbarschaft aber der Mann am Fenster sagte „nee, alles ok, nur ein Krampf“. Habe natürlich trotzdem die Polizei gerufen.
Im besten Fall passiert nichts und die Heimleitung wird den Gesundheitszustand der Frau der Polizei schildern. Das ist ja auch Aufgabe der Polizei.
Gruß,
Steve
Ganz praktisch könnte man auch als Erstes der Dame sagen, sie möchte einen Moment warten, man würde sich kümmern. Dann geht man in die Einrichtung rein und sucht sich jemanden, der nach „Personal“ aussieht und schildert ihm, was aktuelle Sache ist. Vermutlich passiert dann auch ohne Polizei eine klärende Aktion. Ich finde es unglaublich, was Alles Die Polizei erledigen soll! Jetzt auch Defizite bei notwendiger Kontaktaufnahme zu Anderen in einfachen Fällen ausgleichen?
LG
Amokoma1
Auf den ersten Blick wirkt Deine Idee, Anokoma1, vernünftig.
Aber nehmen wir mal an, einige Leute in der Klinik oder wenigstens die eine Dame, die sich da beklagt hat, würde ungerechtigterweise festgehalten. Solch efälle sind zwar unwahrscheinlich, kommen aber aber durchaus vor. Was glaubst Du, was die Personalperson dir dann sagen würde?
Die Polizei könnte dann auch die Dame befragen und ggf. weitere Untersuchungen anstellen.
hi,
es ist nicht Aufgabe der Polizei, sich um anscheinend verwirrte, nicht hilflose Personen zu kümmern, wenn es auch eine Stufe niedriger geht, nämlich das Heimpersonal zu benachrichtigen.
Deshalb ist Anokoma vorbehaltlos zuzustimmen.
Tremor gehört Hochachtung, dass er/sie sich Gedanken macht um das Wohlergehen einer älteren, ihm/ihr unbekannten Person,
weiter so!
Gruß synapse
Anscheinend ist das Stichwort. Natürlich ist es Aufgabe der Polizei sochen Dingen nachzugehen.
Da bin ich vermutlich qua eigenem Naturell wach genug, um irgendwelche komischen Zustände mitzukriegen. Man hört ja nicht nur, man sieht, riecht ja nicht nur. Ich kriege ja auch Unwillen, Ignoranz, Missachtung oder die Gegenteile davon mit.
Genau das ist doch der Punkt.
Die Polizei ist doch nicht dafür da, „anscheinende“ Eindrücke zu verifizieren.
Ein bisschen eigene Beurteilungskraft ist bei wahlberechtigten Bürgerinnen und Bürgern vermutlich vorauszusetzen.
Natürlich nicht. Das obliegt dann qualifizierten Personen, wenn nötig.
Bedenke bitte, das der wahlberechtigte Bürger nicht gleich auch ein Fachmann auf jedem Gebiet sein kann.
Irgendwie ist die Phantasie bei einigen Antwortenden hier überbordend …
Es spricht doch rein gar nichts dagegen, auf der Dienstelle (nicht den Notruf) anzurufen und den Fall kurz genau so zu schildern, wie er sich zugetragen hat: Alte Dame sagte er mir … bat mich, die Polizei zu verständigen … meinem Anschein nach war sie verwirrt". Punkt.
Was die Polizei dann unternimmt, liegt in deren Bereich. Hat mit „der Heimleitung auf den Hals hetzen“ und mit Überbeanspruchung der Polizei null zu tun.
Nicht zu unrecht brauchts im Demenzbereich für viele völlig banale und selbstverständlich erforderliche Pflegehandlungen einen richterlichen Beschluss (z.B. um die Bettgitter hochzuziehen oder um bestimmte Rollstühle zu verwenden, die verhindern, dass der Mensch nach vorne rausfliegt, das Anziehen eines Pflegebodys, damit dieser Mensch nicht die eigene Scheiße frisst usw.), damit die Rechte auch kranker Menschen bestmöglich geschützt sind und bleiben, auch wenn der Staat dafür einigen Aufwand betreiben muss. Da ist ein Anruf bei der Polizei ein Klacks dagegen.
Gruß
F.
P.S.: Gut möglich übrigens, dass die Dame tatsächlich gegen ihr Willen im Heim festgehalten wird und viel lieber nach Hause möchte. Sie checkt halt sehr wahrscheinlich nicht, dass ihr die Polizei da nicht helfen kann …
Ganz einfach:
Ruf bei der Polizei an oder geh vorbei und sprich mit denen.
Die „armen“ Polizisten - so wie ich hier die Antworten lese- werden durchaus in der Lage sein, eine Antwort zu geben.
Womöglich können sie eh nichts machen, dann werden sie dir das auch sagen können.
Frag nach- dann wirst du schon Antwort bekommen- von der Polizei.
Hi,
was ist denn eine Personalperson?
Gruß
Schrella
ob das bei dementiell veränderten Personen was bringt???
Mit Verlaub: die Polizei ist und hat schon viel - aber dass sie Pflegefachkräfte mit Kenntnissen bei gerontopsychiatrischen Veränderungen und/oder Menschen mit Demenz hat - das wäre selbst mir neu.
Hallo,
wenn du jemanden informieren oder um Hilfe bitten möchtest, muss es nicht unbedingt die Polizei sein.
In manchen Fällen hilft auch die zuständige (Ordnungs-)Behörde (z.B. Heimaufsicht) weiter.
Schön wäre es in allen Fällen, wenn du den Namen der Frau mitteilen könntest, damit die Behörde nicht im Nebel stochert.
Gruß
HaWeThie
Komisch, dass in dem Ausgangsbeitrag eigentlich nichts steht, was konkret darauf schließen lässt, warum die Dame nicht zurechnungsfähig sein soll. Die Bezeichnung senil ist eher frech. Dass sie verwirrt war, ist eine Vermutung, die anscheinend nur aufgrund der Aussage getroffen wird, dass sie da festgehalten wird.
Tatsächlich gibt es aber eine ganze Reihe Anhaltspunkte, die dafür sprechen, das nicht so einfach zu ignorieren.
Zunächst ist verwirrt nicht gleich verwirrt. Es gibt sehr viele Grade und die hier schwelende Unterstellung fehlender Zurechnungsfähigkeit stimmt in vielen Graden nicht. Außerdem gibt es sehr unterschiedliche Ursachen. Das kann in diesem Fall zum Beispiel auch schlicht Dehydrierung sein.
Hierzu ein aktuelles Beispiel aus dem Freundeskreis: Eine 90-jährige, leicht demenzielle Frau, die schon nicht mehr das Empfinden hat, wann sie trinken muss, dehydriert über mehrere Tage. Das Personal unterbesetzt und fast ausschließlich Leasingkräfte, die zudem kaum deutsch sprechen.
Angehörige melden das Problem immer wieder an und versuchen täglich vorbeizukommen, um Schlimmeres zu verhindern. Als wegen eigener Sommergrippe das mal 2 Tage nicht möglich ist, kommt es zum schweren Sturz im dehydrierten Zustand. Oberschenkelhalsbruch. Die Folgen in dem Alter dramatisch.
Hier wäre eine offizielle Stelle, die Druck macht, sehr wohl ratsam. Zumal Bewohner und Angehörige sehr oft aus Angst nichts sagen!
Was man in so einem Fall machen kann?
Ich hätte mir die Dame geschnappt und mich mit ihr ein wenig unterhalten. So kann man schon einmal dafür ein Gefühl bekommen, in welchem Zustand sie ist.
Dann kann man sie reinbringen und sich bei der Gelegenheit selbst einen ersten Eindruck machen. Sieht man tagsüber Menschen außerhalb ihrer Zimmer und in welchem Zustand sind die? Ein ganz wichtiger Punkt: Wie riecht es? Ebenfalls aktuell in dieser Zeit ein Indiz: Haben die Menschen, die man sieht, etwas zu trinken. Genauer Hinsehen ist da ratsam. Eine verschlossene, volle Flasche Wasser vor einem leeren Glas zeugt nicht von gutem Umgang, weil alte Menschen im Zweifel nicht in der Lage sind, die Flasche zu öffnen und sich etwas einzugießen.
Einschalten des gesunden Menschenverstandes mit dem Hintergedanken, dass das die eigene Mutter oder der eigene Vater sein könnte oder man selbst.
Man kann natürlich auch die Dame beim Pflegepersonal abliefern, wobei ich gar nicht sagen würde, was diese gesagt hat. Einfach mal sehen, wie das Personal reagiert. Genervt? Bedankt man sich? Wie wird mit der Frau umgegangen?
Das ist natürlich alles ein wenig aufwendiger, als einfach weiterzugehen. Nur gehört Hingucken auch zur gesellschaftlichen Verantwortung, die jeder hat.
Wenn man dann den Eindruck hat, dass es den Menschen dort nicht gut, dann kann man sehr wohl die Polizei rufen.
Übrigens kann unter Umständen das Personal über so etwas sogar dankbar sein. In aller Regel wollen Pflegekräfte nämlich vernünftig arbeiten. Für die Bedingungen können sie nichts.
Hallo,
ich halte in diesem Fall den Rat bzw. die Antwort, sich an die Polizei zu wenden für etwas zu viel des Guten.
Ich habe leider im persönlichen Umfeld entsprechende Erfahrungen gemacht. Ich hätte in diesem Fall tatsächlich nur die Heimleitung informiert. Zu einer anderer Auffassung zukommen, dem widerspricht ja nun eindeutig die Tatsache, dass die alte Dame alleine an der Eingangstür stand und sie nicht nur von sich sprach. Ich hätte mich auch mit ihr unterhalten und wäre auch mit ihr in das Pflegeheim rein gegangen - aber die Polizei geholt, das hätte ich ganz sicher in diesem falle nicht getan.
Gruss
Czauderna
Das kann selbstverständlich eine in der Wahrnehmung der Betroffenen zutreffende Schilderung des Sachverhaltes sein. Die ganz, ganz große Wahrscheinlichkeit besteht aber, dass an der Sache nur ein kleines Fünkchen Wahrheit dran ist, nämlich dass die Bewohner tatsächlich lieber zuhause wohnen würden, und gegen ihren Willen im Heim leben müssen.
Dies dürfte allerdings regelmäßig darin begründet sein, dass die Einsicht in die Notwendigkeit einer Aufgabe der eigenen Wohnung aus Alters- und Krankheitsgründen fehlt. Das ist ein in großer Zahl zu beobachtendes Phänomen, und insoweit spricht in meinen Augen tatsächlich zunächst mal alles dagegen, dass hier tatsächlich ein Fall für die Polizei gegeben ist. Und auch die Hoffnung über die Polizei aus so einer Situation raus zu kommen, ist nicht ungewöhnlich. Die kommt in solchen Fällen aber eher dann, wenn entsprechende Bewohner sich aus eigenem Antrieb in Richtung der schon lange nicht mehr vorhandenen früheren Wohnung machen, was recht regelmäßig passiert.
Insoweit würde ich - ohne hinzukommen weiterer Auffälligkeiten - die Sache auf sich beruhen lassen.