Servus,
also man muss sich den Prozess ein wenig anders vorstellen.
Anfangs gibt es Embryonale Stammzellen, also Zellen, welche sich zu jedem erdenklichen Zelltyp weiterentwickeln können.
Dies wird in der Embryonalentwicklung hauptsächlich mit Hilfe von Signalstoffen erreicht, die die Zellen selbst produzieren. Durch Produktion und Halbwertszeit dieser Stoffe entstehen so genannte „Gradienten“, anhand denen sich dann die Zellen unterschiedlich weiterentwickeln.
Wenn z.B. ein Signalstoff in einem Gebiet sehr hoch ist, dann entwickelt sich die Zelle z.B. zu einer Hautzelle. An einer anderen Stelle ist dieser Signalstoff niedriger und die Zelle entwickelt sich z.B. zu einer Nervenzelle.
Natürlich gibt es nicht nur einen Signalstoff, sondern hunderte, die ein immer komplexer werdendes „Gradientenmuster“ im Embryo schaffen und somit für die Anlage von Gewebeschichten und später einzelnen Organen verantwortlich sind.
So entstehen also die ersten Nervenzellen und z.B. die ersten Muskeln.
Nervenzellen fangen dann irgendwann unkoordiniert zu feuern an, und zwar sobald ihre ATPasen und Transmembranproteine ein Ionen-Konzentrationsgefälle zwischen Zellinnerem und Zelläußerem hergestellt haben. Dieses Konzentrationsgefälle ist für das so genannte Aktionspotential, also elektisches „Feuern“, notwendig. Zu diesem Zeitpunkt sind die Neuronen jedoch nicht bzw. nur unzureichend miteinander verschaltet.
Je nachdem, ob schon eine solche Nervenzelle mit einem Muskel verbunden ist kann es lokal schon relativ früh zu Zuckungen kommen, gesteuerte, koordinierte Bewegung oder sensorische Reizweiterleitung tritt jedoch erst viel später ein.
Diese frühen elektrischen Entladungen sind jedoch für die weitere Entwicklung und Verknüpfung der Nervenzellen notwendig und sorgt wiederum für eine Weiterentwicklung der Nervenzellen selbst.
Daher sollte man auch beachten, dass die Entwicklung der Nervenzellen ein dynamischer Rückkopplungsprozess ist, der sich selbst nach der Geburt bis zur Pubertät hinzieht.
Der Prozess ist daher nicht mit einem Motor vergleichbar, der erst zusammengebaut und dann angeworfen wird, sondern ansatzweise mit der Beziehung zwischen Einzelcomputern, die schon arbeiten, dabei jedoch weiterhin ständig umgebaut werden und dann später zu einem Netzwerk zusammengeschlossen werden, wobei sie auch danach immer noch weiter umgebaut werden.
Man könnte auch das Bild eines Menschen bemühen, der in einen Sumpf geraten ist und nun versuchen muss, sich selbst ohne Hilfe von außen Schritt für Schritt daraus zu befreien.
Im Detail ist die Sache allerding noch ein wenig komplizierter. Hier ist ein guter Einstiegsartikel zu dem Thema:
http://www.braincampaign.org/Common/Docs/Files/4500/…
http://www.uni-duesseldorf.de/MedFak/mai/teaching/co…
Zu den Zeiten zu denen PID durchgeführt wird sind noch keine Nervenzellen ausdifferenziert. Also keinerlei neuronale Reizweiterleitung findet statt. Höhere Hirnfunktionen gibt es hier schon gar nicht.
In dem Stadium in dem PID gemacht wird, ist der „Embryo“ lediglich ein Häufchen Zellen, welches weder Schmerz empfinden noch in irgendeiner anderen Form Reize wahrnehmen kann.
Daher wurde dieses Argument auch nur am Rande bei der PID-Diskussion erwähnt, da die eigentliche Frage die ethische Frage der Zulässigkeit der Vernichtung von potentiellem Leben ist.
Gruß,
Sax