Gott zum Gruße Quassler2702,
Seit einiger Zeit habe ich das MA für mich entdeckt. Es macht
mir Spaß, in Gewandung jemand anderen zu verkörpern. Nach
einiger Ziellosigkeit würde ich gerne einen Jäger(/Waldläufer)
des Hochmittelalters darstellen.
das wird nicht möglich sein, da es den Beruf des Jägers als solchen im Hochmittelalter insofern nicht gab, als Jagd dem Adel vorbehalten war - der übrigens seine Alltagskleidung dazu anzog. Nicht-Adelige waren höchstens als Treiber bei der Jagd beschäftigt, sie trugen ebenfalls Alltagskleidung.
Kleidung wurde bis weit in die Neuzeit hinein angezogen und getragen, bis sie auseinanderfiel.
Dabei möchte ich mich jedoch von der „Robin Hood“ Darstellung
distanzieren. So rennen mir eindeutig zu viele Leute mit nem
Bogen rum.
??? Vor Erfindung der Feuerwaffen hatte ein jagender Mann nur die Wahl zwischen Pfeil und Bogen, Messer und Jagdspieß.
Also keine Strumpfhosen, kein günes Wams und keine alberne
Kopfbedeckung… 
dann eben den Standard: Bruche, Beinlinge, Wams oder Kittel und Gugel, Stiefel.
btw lief der gewöhnliche Landsasse barfuß, maximal mit Holzschuh im Winter; STrümpfe gab es nicht; also Fußlappen.
Jedoch bin ich damit in einer Zwickmühle… Ich DENKE, das
grün ja schon die Farbe der Jagd/Jäger ist. Oder kam diese
farbliche Zuordnung erst sehr viel später? Ich würe ansonsten
wegen des Krauchens im Unterholz eher sagen dass im
Mittelalter die Farbe der Wahl Braun war.
Grün war vor allem bis zur Erfindung der Chemiefarben die absolut schwierigste Farbe für Färber und darum: teuer. Kein Jäger konnte sich grün als Jagdkleidung leisten. Das hob man bis ins 19. Jahrhundert für Festkleidung und abends auf. Schau Dir Bilder von LudwigXII bis XVIII an. Zahlreiche Jagddarstellungen, kein König in grün. Und das war zeitlich lange nach dem Mittelalter!
Was benötigt man sonst noch an Authentischem? Bruche?
Leder-
oder Holzköcher?
wieviele Taschen sind sinnvoll (hier möchte
ich einen Weg zwischen viel Stauraum für weltliche Dinge
(Sehhilfe magischer Sprechknochen moderne Medikamente) und
Zweckdienlichkeit (man muss nicht unbedingt überbreite haben)
schaffen)?
beruhige Dich! Wenn Du nicht auf Mittelalter-Freaks triffst, die Ihre Gewandung aus handgewebter Wolle mit der Knochennadel nähen, sind die Leute in Feldlagern in der Regel tolerant für alle mögliches Assecoires.
Wenn Du unbedingt meinst, authentisch sein zu wollen, guck Dir die Bilder der Brüder Limburg an, in Tres Riches Heues des Herzogs von Berry. Gibt es im Netz, in den Monatsbildern schleichen auch ein paar Herren/Knechte mit Jagdausrüstung durchs Bild.
Als Zweit"waffe" stelle ich mir einen Langdolch
vor, um das erlegte Wild aufzubrechen. Sollte der nun ein
„Lederheft“ oder ein „Hornheft“ haben?
wie immer (auch im realen Leben) hängt das vom Geldbeutel ab. Willst Du eher als Jagdknecht unterwegs sein, nimm das billigere. Bist Du ein Herr, darf es etwas besser ausfallen.
Was wäre noch sinnvoll? Ich besitze beispielsweise auch noch
ein Trinkhorn, welches ich höchstwahrscheinlich ablegen
müsste.
Seit wann machen Trinkhörner soviel Lärm, das sie das Wild verscheuchen?
Aber gibt es „Trinkgefässalternativen“ oder ist der
Jäger von damals ganz pragmatisch an das nächstgelegene
Bächlein gegangen und nutzte seine Hände?
der pragmatische Mann trank im Mittelalter nach Möglichkeit Dünnbier. Wasser war oft genug verseucht.
Der pragmatische Jäger ging überigens nie allein: Wildschweine, vor allem verletzte, sind bekannt dafür, unvorsichtige Jäger auch schon mal umzubringen. Der Jägersmann sollte übrigens auch gerne eine lange Stange mitschleppen. Daran kann man zu zweit ein schweres Wildschwein tragen, oder einen kapitalen Hirschen.
Kleinvieh (Hasen,Vögel, das einzige, was er durfte) jagte der Bauer mit der Schleuder. Oder der Schlinge.
Du kannst Dich ganz schön mit Utensilien behängen, wenn Dir das Spass macht.
Und für die ganz ernsthaften Insider-Infos, was der Mann auf der Jagd in der Mittelalterszene treibt, empfehle ich zum Schluss http://www.tempus-vivit.net/
viel Sapß
Geli