Liebe/-r Experte/-in,
bei welchem Studium oder welcher Ausbildug rollt man historische Mordfälle auf? Ich erinniere mich an eine Dokumentation zum Fall „Tannöd“ (5 Erschlagene auf einem bayrischen Bauernhof, 1923), wo eine Ermittlergruppe / Studenten? im Jahr 2005 versucht haben, den Täter zu ermitteln.
Was für Fälle nimmt man da und welcher Zeitrahmen ist sinnvoll? Gibt es in Deutschland bei der Polizei so etwas wie „Cold Case“?
Wo finde ich Infos?
Danke.
Cordula
Hallo Cordula,
„Tannöd“ ist ja nur der Titel des „Romans“ den Andrea Maria Schenkel verfasst hat und der auf realen Tatsachen beruht. Es waren übrigens 6 Tote und es war im Jahr 1923.
Der Mord geschah in einem Einödhof namens „Hinterkaifeck“, was ganz grob bei Schrobenhausen liegt. Eine Menge Infos gibt es u.a. bei Wikipedia oder auf der eigens eingerichteten Webseite.
Hier sind die Links:
http://de.wikipedia.org/wiki/Hinterkaifeck
http://www.hinterkaifeck.net
Bei welchem Studium oder welcher Ausbildug rollt man historische Mordfälle auf?
Nun, ich denke, es kommt darauf an, aus welcher Sichtweise der Fall betrachtet wird. Sicherlich gibt es das im Fach Kriminologie, der Lehre vom Verbrechen (Hier fragt man: Wie entsteht ein Verbrechen? Welche Umstände führen zu Verbrechen?) Das ist zum Beispiel bei der Ausbildung zur Polizei ein Thema.
Vielleicht gibt es so etwas auch in Psychologie oder Soziologie, das weiß ich aber nicht.
Die Studenten, die den Fall nochmals aufrollten waren von der Fachhochschule für Polizeiwesen in Fürstenfeldbruck.
Was für Fälle nimmt man da und welcher Zeitrahmen ist sinnvoll?
Das kann ich dir nicht beantworten. Ich glaube nicht, dass es ein Studium gibt, das sich nur mit solchen Fällen beschäftigt.
Gibt es in Deutschland bei der Polizei so etwas wie „Cold Case“?
Ja sicher. Das ist jedoch keine spezielle Abteilung bei der Kripo. Ungeklärte Fälle werden ja nicht einfach in die Tonne geworfen, sondern es wird ständig weiter ermittelt. Immer wieder kommen neue Spuren oder Hinweise hinzu, denen nachgegangen wird. Oft werden Polizisten auf den Fall angesetzt, die zuvor in der Soko nicht mitgearbeitet haben. Sie sollen den Fall ganz neu aufrollen und stolpern so möglicherweise über Aspekte, die zuvor nicht beachtet worden sind.
Grüße
Gerald
Hallo Cordula,
ich bin Experte für Kriminologie, nicht für Kriminalistik, und kann Deine Frage deswegen nicht beantworten.
Viele Grüße
Jens
Danke. Das war die Fachhochschule, die ich gesucht habe. Das hilft mir weiter.
Gruß
Cordula
Hallo Cordula,
ich kann dir auf deine Fragen leider keine ganz genauen Antworten geben, aber ich kann trotzdem versuchen sie mit meinem Wissen zu beantworten…
Liebe/-r Experte/-in,
bei welchem Studium oder welcher Ausbildug rollt man
historische Mordfälle auf?
–> Mir ist kein Studium bekannt, bei welchem dies Inhalt wäre. Es ist durchaus möglich, dass dies als Projekt während der Polizeiausbildung an den verschiedenen (Fach-)Hochschulen der Länderpolizeien geschieht, aber es wird mutmaßlich nirgendwo zum Grundlehrstoff zählen. Außerhalb der Polizei kämen Studiengänge der Kriminalistik wohl in Frage um derartige Themen zu behandeln, da aber die Ermittlungsakten von ungeklärten Mordfällen selbstverständlich strengster Geheimhaltung unterliegen, kann ich es mir nicht vorstellen, dass diese außerhalb der Polizei veröffentlicht werden dürften. Andererseits wäre eine spätere rechtslräftige Verurteilung des möglicherweise später noch ermittelten Täters gefährdet. Dies bezieht sich soweit auf Fälle, die nicht bereits historisch sind (im Fall Tannöd aus 1923 ist es unwahrscheinlich, dass der Täter heute noch lebt, er müsste mindestens 100 Jahre alt sein, sollte er als 14-jähriger (Strafmündigkeit) die Tat begangen haben).
Ich erinniere mich an eine
Dokumentation zum Fall „Tannöd“ (5 Erschlagene auf einem
bayrischen Bauernhof, 1923), wo eine Ermittlergruppe /
Studenten? im Jahr 2005 versucht haben, den Täter zu
ermitteln.
In diesem Fall durchaus denkbar, dass Kriminalistikstudenten oder angehende Kriminalbeamte den Fall selbst für sich im Rahmen eines Projektes durchermittelt haben. Dies ist einerseits sicherlich spannend, aufgrund der krass veränderten Möglichkeiten im Bereich der Kriminaltechnik allerdings für die heutige Praxis auch nur bedingt lehrreich.
Was für Fälle nimmt man da und welcher Zeitrahmen ist
sinnvoll?
Es kommen aufgrund der Geheimhaltung wie gesagt eher nur historische Fälle in Frage.
Gibt es in Deutschland bei der Polizei so etwas wie
„Cold Case“?
In Hamburg werden alte Mordermittlungsverfahren mit den neuen kriminaltechnischen Möglichkeiten immer dann neu unter die Lupe genommen, wenn die Kriminalbeamten der Mordkommission gerade keine/wenige aktuelle Fälle und somit genügend Freiraum haben. So werden immer wieder mal alte Morde mittels neuer Verfahren (zumeist DNS Untersuchungen) aufgeklärt.
Wo finde ich Infos?
Ich hoffe in meinem Text
Danke.
Cordula
Bitteschön und netten Gruß,
Jörn
Liebe Cordula,
tut mir leid - keine Ahnung. Ich erinnere mich ebenfalls an die Doku und hatte mich auch gefragt, was sie studierten. Kann mir eigentlich nur Polizei vorstellen, weil Aufrollen von Mordfällen ja klassische Kriminalistenarbeit ist - und keinesfalls Kriminologenarbeit. Kriminologie hat andere INhalte bzw. geht darüber hinaus. Fälle aufklären ist klassische Polizeiarbeit.
Viele Grüße
Nyhr
Hallo,
eine solch spezialisierte Ausbildung gibt es nicht. Normalerweise sind solche Teams, die sich solcher Fälle annehmen, recht bunt zusammen gewürfelt. Es sind oft erfahrene Ermittler, Kriminalisten aller Fachrichtungen, Historiker (falls es sich in der Tat im hist. Fälle handelt). Und natürlich auch Studenten im Rahmen ihrer Ausbildung zum Mediziner, Ermittler u. dergleichen. Und zu Guter letzt auch auch Anthropologen.
Einen Zeitrahmen für so etwas gibt es nicht. Und auch ein Cold-Case Einheit im amerikanischen Sinne gibt es ebenfalls nicht. Mordermittler holen sogenannte Altfälle oft in bestimmten Abständen wieder neu hervor in der Hoffnung, dass die verstrichene Zeit einen neuen Blick auf den Fall erlaubt. Selbstverständlich sind neue Hinweise immer ein Grund, einen Altfall aufzurollen. Mit dem Einzug der DNA-Typisierung wurden zudem Altfälle verstärkt aufgerollt.
Gezielte Informationen zu diesem Thema wird es so wohl nicht geben. Aber man kann generell sagen, daß alle Beteiligten bei der Untersuchung eines aktuellen Mordfalls sich auch bei der Untersuchung eines Altfalls oder historischen Falls wiederfinden.
Mir ist in den USA die Vidocq-Society bekannt, in der sich Spezialisten zusammengefunden haben um sich unter einander auszutauschen und mit gebündeltem Fachwissen Cold Cases aufrollen. Für Deutschland ist mir leider dergleichen nicht bekannt. Aber die Seite sollte in guter Hinweise sein, wie sich die Arbeitsweise gestaltet und welche Berufsgruppen vertreten sind.
Viele Grüße,
kat
P.S. Die späte Antwort tut mir wirklich Leid, mein Spam-Filter ist leider manchmal sehr unerbittlich.
Guten Tag, haben Sie meine Antwort erhalten ?
Leider nein.
Guten Tag, haben Sie meine Antwort erhalten ?